Название: Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор: Friedrich de La Motte Fouque
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027207022
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Alwin, sich der tollen Laune fügend, brachte die Cither. Ach, wenn dort meine Braut wohnte! seufzte Anselmo, blickte nach einem hellen Fenster gegenüber, und sang:
Schon im Bettchen,
Blühende Schönheit?
Brennst Dein Nachtlicht,
Daß es beleuchte,
Daß es bestrahle
Leuchtende Glieder,
Strahlende Farben,
All' ein wogend Blumenbeet,
All' ein liebehauchend Meer
In Blitzen, in Wellen,
Wie Du schlafend liegst und unbewußt.
Oder stehst Du noch sinnend vor dem Spiegel,
Flichst zusammen die reichen Locken,
Ein wundersam Netz?
Weh, mich hat der Blitz getroffen,
Mich die Wellen eingeschlungen,
Mich das reiche Netz umrungen,
Weh', ich muß vergehn!
Morgen thu' die Aeuglein offen,
Frag', wo ist der treue Knabe?
Wirst ihn schon vielleicht im Grabe
Todt vor Liebe sehn.
Gute Nacht! Gute Nacht! sang er noch halb, und sprach er halb, warf die nachtönende Cither ihrem Herrn in den Arm und eilte fort.
Siebentes Kapitel
Am nächsten Tage bereits hatte Alwin im Fenster, welches Anselmo besang, das liebliche Gesichtchen Alinens erblickt, und überhaupt konnte ihm das Verhältniß Beider fast nicht einen Augenblick verborgen bleiben. Die ganze Welt sprach davon. Balderich, der tapfre Kriegsoberste, war Alinens Vater, und hatte sich bestimmt gegen eine Verbindung mit dem jungen Italiäner erklärt, so wohl er auch mit dessen kühnem Verhalten auf mehrern kleinen Zügen zufrieden gewesen war. Seine Abwesenheit schaffte beiden Liebenden einige Freiheit, welches man mit allgemeiner Theilnahme bemerkte, gleich als freue es auch die dumpfesten Creaturen, zwei liebliche Gestalten vereinigt zu sehn, und in ihrem Sonnenschein zu spielen. Auf eine ähnliche Weise erkannte man nach einigen Wochen Alwins Verhältniß mit Beatrix an. Es war keine eigentliche Erklärung vorgefallen, zu Alwin's Mißvergnügen, der gern einen so feierlichen Moment erlebt hätte, von dem seine alten Romanzen öfters sangen, seine liebe Mährchen plauderten, aber man wußte, daß man sich liebte, nannte sich, wo man unbemerkt war, fast immer mit dem vertrauten Du, ja man entwarf manch ein lustiges Plänchen für die Zukunft. So ähnliche Lagen knüpften die Freundschaft der beiden jungen Männer immer fester, und auch die Mädchen, sonst wenig mit einander bekannt, schlossen einen traulichen Bund, welcher bald, ein vierblättriges Kleeblatt, Glück und Eintracht bedeutend, aufzusprossen begann.
In dieser Zeit geschah es, daß Mathilde an einem heitern Abend von einem nahen Maskenballe sprach. Nur, sagte sie, möchte ich nicht gern, daß sich Alles anfinge, wie ein andrer gewöhnlicher Tanz, wo erst dieser, dann der Andre in den Saal tritt, die Geigen gestimmt werden, und endlich die Füße nach und nach in Bewegung gerathen. Wie mit einem Zauberschlage müßte Alles in die phantastische Maskenwelt hinüber geblitzt seyn, weit hinter uns zurück bleiben, was an Gestern und Morgen erinnern darf, und ich weiß dazu keinen bessern Rath, als einen hübschen poetischen Eingang, den uns Alwin dichten soll. Leiht uns Eure Schwingen, lieber Paradiesvogel, sagte sie, sich an ihn wendend, wir leihen Euch dafür ein Andermal unsre Füße.
Alles ward im lustigen Kreise bald verabredet und festgesetzt, auch Jeglichem eine Rolle verheißen, nur daß die Gräfin wider Anselmo eine Ausnahme machte. Ihr werdet ein Juweel unsres Festes sein, Euch Eurer eignen Tollheit überlassend, aber Alles mit Euerm Lachen verderbend, wenn Ihr anderthalb Verse im Sinn behalten sollt.
Alwin dichtete, man lernte auswendig, probirte, und der fröhliche Tag kam heran.
Mathildens hoher, gewölbter Saal war in einen künstlichen Garten umgewandelt. Pomeranzenbäume aus den Treibhäusern, boten ihre goldne Früchte über das Fichtengebüsch hervor, womit man ihre Kasten unsichtbar gemacht hatte, noch wunderbarer lachten purpurne und azurne Aepfel im hellen Lichte der Illumination durch schwärzliche Tannenzweige; Lampen, goldne Ketten, Blumen bildeten Kränze und Guirlanden mannichfacher Art.
In solcher Umgebung erschien Mathilde; schön in ihrer eigenthümlichen Herrlichkeit, reich geschmückt, als eine Fürstin des Geisterreiches. Golden, von Edelsteinen blitzend das Diadem auf der weißen Stirn, der Locken phantastisch Geflecht wie zum Kranze zusammenhaltend, ein Purpurmantel, mit Hermelin aufgeschlagen, in reichen Falten ihren Gang umfließend, und ein wundervoller Gürtel, aus grünen Steinen zusammengesetzt, verschloß das jungfräulich weiße Unterkleid. Sie sagte folgende Verse:
Des Purpurs Kind, geboren auf dem Thron,
War schon die Wiege mir ein Königshaus.
Vortretend in die Welt, hat jeder Schritt
Erweitert mir das angeerbte Reich,
Von da, wo nur allein der Name gilt,
Bis wo der Schönheit siegende Gewalt
Zu ihren Füßen Schwerdt und Scepter sieht.
Und nun, – o weh, so grundlos tiefem Fall! –
Nun weil' ich, Königstochter, tief im Berg,
Verstrickt von argen Zaubers Gierigkeit,
Wohn' unten in dem Pallast wilder Macht.
Lud darum mich des Bades Plätschern ein?
Bot darum sich der Grund als heller Kies
Dem Auge dar, als Silberspiel der Bach?
Kaum daß ich, solcher Gastlichkeit vertrau'nd,
Den Fuß genetzt, so zog es mich hinab,
Hinab, hinab, bis wo mein Klagelaut
Nicht mehr des Vaters hohe Burg erreicht.
Weh' kronentragend, götterähnlich Haupt!
Weh' dir in deiner grausen Einsamkeit!
Cithern und Flöten klangen hierauf aus den Gebüschen, von folgenden Worten begleitet:
Einsam, Prinzessin?
Einsam, unter den murmelnden
Spielen des Quells?