Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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СКАЧАТЬ für die Zustände in ihrem Kinderhort oder für Lotties Tod verantwortlich machten, aber da das ja streng genommen nicht gestimmt hätte, schwieg sie lieber. Sie hätte gern gefragt, warum Eva-Maria und Lottie den Kontakt zueinander abgebrochen oder verloren hatten, aber es schien dafür einfach nicht der richtige Moment zu sein.

      Sie begnügte sich mit der Mitteilung: »Eine Untersuchung eines ungeklärten Todesfalls ist immer eine große Belastung für die Angehörigen, für alle Beteiligten. Sie hätten natürlich schon früher unterrichtet werden müssen, aber wir hatten Ihre Telefonnummer nicht. Ich kann verstehen, wie sehr Ihnen das zu schaffen macht. Wir können später wiederkommen, wenn Sie möchten.«

      »Nein, das ist nicht nötig. Aber ich habe nichts zu sagen. Ich weiß sicher weniger über Lotties Leben als die meisten anderen. Ich lese keine Illustrierten. Wie gesagt, wir hatten keinen Kontakt. Sie hat sich nicht einmal für meinen Sohn interessiert, obwohl er ihr einziges Enkelkind ist. Er hat nie etwas zu Weihnachten von ihr bekommen, nie ein Geburtstagsgeschenk.«

      »Das muss für Sie und für ihn sehr hart gewesen sein.«

      »Er kann ja nichts vermissen, was er nie gehabt hat. Für mich war es schlimmer. Sie war in vieler Hinsicht ein böser Mensch, aber ich habe sie nicht umgebracht.«

      »Wie stand Ihr Mann zu all dem?«

      »Was glauben Sie wohl? Er hält sie für eine unnatürliche Mutter. Seine Eltern sind arm und können kaum lesen und schreiben, aber sie kümmern sich mehr um meinen Sohn als sie, und dabei haben sie an die dreißig Enkelkinder.«

      Inzwischen war sie etwas weniger apathisch.

      »Er hatte keine Möglichkeit sie umzubringen. Sie sind sich nur einmal begegnet, er ist zu ihr gegangen, weil sie wissen sollte, mit wem ihre Tochter verheiratet ist.«

      »Und was ist passiert?«

      »Sie konnte Araber nicht leiden, sie konnte Menschen, die nicht schön sind, überhaupt nicht leiden, und außerdem legte sie großen Wert auf Geld. Sie hat ihm deutlich gemacht, was mit ihm alles nicht stimmte. Aber das ist lange her.«

      »Wann ist er am Sonntag nach Hause gekommen?«

      »Er ist U-Bahnführer, sonntags kommt er um Punkt 10. Er kommt immer sofort nach Hause, damit wir uns keine Sorgen machen. Er steigt an der Station Stadshagen aus und geht dann zu Fuß durch die Igeldammsgata.«

      »Wir werden vielleicht auch noch mit ihm sprechen müssen, würden Sie ihn bitte darauf vorbereiten?«

      »Das wird ihm gar nicht gefallen. Als ich ihn kennen gelernt habe, war er illegal hier im Land, und damals hat er keinen guten Eindruck von der Polizei bekommen, und seither hat sich seine Ansicht kaum verbessert.«

      Die Wohnungstür wurde geöffnet, und Eva-Maria rief mit einer plötzlichen Wärme in der Stimme:

      »Hallo, Liebling, wir haben Besuch!«

      Ein Junge von etwa zehn Jahren kam hereingerannt. Er war schlank und hatte dunkle Locken, und er musterte Monika und Idriss aus großen neugierigen Augen, die so dunkel waren, dass die Pupille kaum zu erkennen war.

      »Hallo. Ich bin Murad.«

      Er betonte seinen Namen auf der ersten Silbe, nicht wie den des napoleonischen Marschalls.

      Seine kleine Hand lag eiskalt in Monikas.

      Sein Kommen bildete einen natürlichen Abschluss für das Gespräch. Sie verabschiedeten sich von Eva-Maria und ihrem Sohn und versprachen, sich am nächsten Tag zu melden.

      Dann versanken Monika und Idriss wieder in Schweigen. Sie hätte gern gewusst, was er dachte. Eva-Maria hatte sicher nicht Unrecht ‒ wenn Kassem Engländer oder Belgier gewesen wäre, hätte Lottie ihn vielleicht eher akzeptieren können. Monika hatte keine Ahnung, wie sie mit Idriss darüber reden sollte. Sie wusste ja nicht einmal, ob Iraker sich selber als Araber betrachten. Aber sie musste mit ihm reden, wo sie doch zusammenarbeiten sollten.

      Doch sie sollte nie erfahren, was Idriss gedacht hatte.

      »Ich frage mich, woher sie so genau weiß, dass ihr Sohn Lotties einziges Enkelkind war, wenn sie zu ihrer Familie keinen Kontakt hatte«, sagte er nur.

      Dazu fiel Monika nichts ein.

      Sie glaubte plötzlich nicht mehr, dass sie diesen Fall klären würde.

      6

      Der Spiralblock hatte A5-Format, auf der Vorderseite war eine beruhigende japanische Illustration, eine Chrysantheme in allerlei diskreten Rosatönen, aber im Augenblick schien der gefährliche Inhalt des Blocks diesen regelrecht zum Glühen zu bringen.

      Gerd wusste, dass sie sich des Blocks entledigen musste und stellte sich allerlei Möglichkeiten vor: ihn verbrennen. Unmöglich, sie hatte keinen offenen Kamin und verspürte keinerlei Lust, die engbeschriebenen Seiten nacheinander über dem Spülbecken abzufackeln. Wegwerfen? Ihn zusammenknüllen und in den Müll werfen, die Tüte verknoten und weg damit. Sie war davon überzeugt, dass die Tüte platzen und der Block gefunden würde, er schien ja auf dem kleinen Dielentisch, wo er nun schon die ganze Zeit gelegen hatte, fast schon zu leuchten.

      Ihn zur Polizei zu bringen wäre natürlich auch eine Möglichkeit, aber eine so unangenehme, dass sie sie einfach nicht in Betracht ziehen wollte.

      Sie könnte den Block nicht ins Wasser werfen, da alles gefroren war, und ihn vergraben ging auch nicht, da sie die gefrorene Erde nicht würde lockern können.

      »Das geht sehr gut«, hatte sie zu Lottie gesagt. »Ich höre, wenn sie kommt, und ich höre, wenn sie geht. Der Block liegt gleich neben der Tür, und ich schreibe sofort alles auf. Sie merkt nicht, dass ich sie beobachte, von draußen ist das nicht zu sehen.«

      Lottie hatte sie mit einem Lächeln belohnt, das sich über ihr ganzes Gesicht gezogen hatte. Ein Lächeln, für das ich sterben könnte, hatte sie gedacht, und diese Erinnerung machte ihr jetzt eine Gänsehaut.

      Sie wollte nicht sterben. Nicht für Lottie, nicht für deren Lächeln, nein, überhaupt nicht.

      Und deshalb musste sie sich von diesem Block befreien.

      Sie war davon überzeugt, dass Lotties Tod kein Zufall sein konnte. Und sie war davon überzeugt, dass sie in derselben Gefahr schwebte wie Lottie. Der Unterschied war nur, dass sie den Mund halten konnte. Sie war diskret und anonym. Wenn der Block erst verschwunden wäre, dann wäre nichts geschehen und sie hätte nichts gesehen.

      Ohne den Block konnte sie behaupten, dass sie nichts gesehen hätte, dass sie die Falsche fragten.

      Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, und ihre Angst war so groß, dass sie einen Moment lang glaubte, gleich sterben zu müssen. Sie glaubte, ihr Herz würde aufhören zu schlagen. Dass sie glaubte, ihr Herz werde anhalten. Doch der Fahrstuhl fuhr nur in den zweiten Stock, und als sie Erik Janssons abgehackten Husten hörte, konnte sie wieder atmen.

      So konnte das nicht weitergehen. Sie brauchte Schutz. Besser, alles auf sich zu nehmen, die eigene Schuld einzugestehen, als zu sterben. Sie musste zur Polizei gehen. So gefährlich konnte es doch nicht sein, die Katholiken machten das jede Woche, und ein Geistlicher und ein Polizist waren ja ungefähr dasselbe. Beide waren an solche Geständnisse gewöhnt. Sie nahm ein Taxi. Die Zeit drängte.

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