Rivalinnen - Schweden-Krimi. Åsa Nilsonne
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Название: Rivalinnen - Schweden-Krimi

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall für Monika Pedersen

isbn: 9788726445114

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СКАЧАТЬ beenden müssen, aber sie konnte sich eine Frage nicht verkneifen. »Haben Sie eine Ahnung, wer diese Briefe geschrieben haben kann?«

      Pernilla schluchzte noch einmal auf, dann sagte sie: »Das ist das Seltsamste daran ‒ das war sie selbst.«

      »Sie selbst? Sind Sie sich da sicher?«

      »Ja. Sie hat, hatte, eine ganz besondere Schrift. Ich kenne sonst niemanden, der so schreibt. Was kann das bedeuten?«

      »Das müssen wir erst noch herausfinden. Wie geht es Ihnen sonst?«

      »Wir haben wohl noch immer nicht richtig verstanden, dass sie nie wieder nach Hause kommen wird. Jetzt sind gerade Bekannte hier, wir reden über alles, es ist fast unwirklich.«

      Sie verabschiedeten sich, und Monika stützte den Kopf in die Hände.

      »Zuerst lebensgefährliche geheime Liebhaber und jetzt Drohbriefe. Das war Pernilla, sie hatte sie auf Lotties Schreibtisch gefunden. Sie glaubt, dass Lottie sie selbst geschrieben hat.«

      »Fahren wir heute Abend hin?«

      Er schien es kaum erwarten zu können, und Monika fand es immerhin positiv, dass er sich für die Arbeit interessierte, statt einfach nur nach Hause zu wollen.

      »Ich muss leider zu einem Familienessen. Wir müssen das auf morgen verschieben, nach der Obduktion. Lotties Zimmer ist jetzt abgeschlossen, deshalb ist es nicht ganz so eilig.«

      Sie wusste nicht, warum sie Idriss belogen hatte, und vielleicht hätte sie auch nicht vorgeben sollen, dass sie alles unter Kontrolle hatten, aber er nickte nur und erklärte, er werde auch bald nach Hause gehen. Aus der Türöffnung winkte er ihr freundlich zu.

      »Wir sehen uns morgen.«

      Die Worte klangen in Monikas Ohren fast wie eine Drohung.

      8

      Der Karlaväg. Eine Prachtstraße, einst als Boulevard geplant, und eine Adresse für Menschen, die sich ihren Wohnort aussuchen können. Als sie in der U-Bahnhaltestelle auf der Rolltreppe stand, fluchte Monika stumm und wenig kreativ. Sie hätte jetzt in der Storgata die Drohbriefe durchsehen müssen, die Pernilla gefunden hatte, und wenn das nicht möglich gewesen wäre, weiterhin auf der Wache sitzen und die Ereignisse des Tages durchgehen, Notizen lesen, aus Gedanken und Tatsachen ein Fundament bauen sollen, auf dem die Arbeit des kommenden Tages aufbauen könnte. Stattdessen war sie unterwegs zu einem völlig nebulösen Termin, der zwei Stunden von ihrer ohnehin schon knappen Zeit verschlingen würde. Es machte ihr Angst, dass sie bereit war ihre Arbeit zu opfern, um das Gefühl zu haben, noch immer ein wenig an Mikaels Alltag teilnehmen zu dürfen.

      Oben auf dem Karlaplan war es so kalt und dunkel wie in Kungsholmen, und Monika dachte mit ungewohnter Schadenfreude, dass manche sich zwar von Urin und Graffiti in der U-Bahn freikaufen konnten, nicht aber vom Klima. Sie bog nach rechts in den Karlaväg ab ‒ Karl wie Karl XII, der Kriegerkönig, unter dessen Herrschaft sich die Anzahl der jungen schwedischen Männer um ein Drittel verringert hatte. Monika hatte nichts übrig für Karl XII, ebenso wenig wie für die schweren Steinhäuser, an denen sie jetzt vorbeikam. Sie sollten beeindruckend aussehen und Bewohnern und Bauherren Status verleihen, statt so vielen Menschen wie möglich ein möglichst billiges Dach über dem Kopf zu bieten, und an diesem Abend ärgerte sie sich ganz besonders darüber. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch Gegenwind.

      Der Karte zufolge müsste Nummer 85 das letzte Haus in der Straße sein. Ein scharfer Wind wehte, ihre Wangen brannten, und ihre Augen tränten. Sie hatte sich den Schal um das Gesicht gewickelt und hielt den Kopf gesenkt. Vor dem ersten Haus sah sie zur Hausnummer hinauf, wo sie stattdessen ein ovales Glasfenster in Brusthöhe sah, falls man eine Brust hatte, die ungefähr 165 cm über den Fußsohlen saß. Sie glaubte fast, ebenfalls die perfekten Brüste sehen zu können ‒ die werden später wieder abgenommen, hatte der Mann mit gleichgültigem Schulterzucken gesagt, wenn das große Geld nicht mehr hereinkommt. Dabei bleiben nur zwei winzige Narben zurück.

      Monika musste ihre Aufmerksamkeit ins Jetzt zurückzwingen ‒ dieses Fenster hier war leer, Erik Olsson hatte nicht vor dieser Tür gestanden, und die Frage war jetzt nur noch, ob die Hausnummer sich als Nummer 87 erweisen würde. Auch Nummer 85 hatte ein Fenster in der Tür, das jedoch viereckig war und durch das ein großer und spärlich geschmückter Weihnachtsbaum zu sehen war. Die Christbaumkerzen erfüllten die Eingangshalle mit einem sanften Licht, das über einen langen roten Perserteppich fiel. Dieser Teppich begann an der Haustür und erweckte den Eindruck, das Haus werde nur von VIPs betreten, die gebührend empfangen werden mussten. Monika war nicht in der passenden Stimmung, um prachtvolle Eingangshallen genießen zu können, sondern gab rasch den Code ein, wobei sie beinahe damit rechnete, dass sie den falschen hatte.

      Zu ihrer Überraschung und Erleichterung hörte sie sofort ein leises Klicken im Schloss, schob die schwere Eichentür auf und blieb stehen. Die Halle war nicht nur gastlich und warm, sie duftete außerdem nach Apfelsinen und Nelken.

      Monika wollte schon kehrtmachen und wieder hinausgehen, folgte dann aber dem dicken Teppich zum Weihnachtsbaum, der mit duftenden Apfelsinen und geschnitzten Weihnachtsmännchen, Engeln und Schlitten fahrenden Kindern geschmückt war. Der Schmuck sah alt und teuer aus, und sie fragte sich, wie es möglich war, dass die Hausbewohner sich nicht im Vorübergehen das eine oder andere Stück in die Tasche steckten. Ihr war klar, dass dieser Baum in ihrem eigenen Treppenhaus innerhalb von wenigen Stunden kahl gewesen wäre.

      Derselbe Gedanke kam ihr im Fahrstuhl, einer gepflegten Antiquität, die bestimmt annähernd hundert Jahre alt war. Irgendein wildes Kind hätte ihn innerhalb von wenigen Minuten zerstören können ‒ die Spiegel einschlagen, den roten Samtsitz von der kleinen Bank reißen, Leisten und Täfelung verbiegen. Offenbar war während des vergangenen Jahrhunderts hier kein wildes Kind vorübergekommen. Monikas verbrechenssoziologische Überlegungen wurden davon unterbrochen, dass der Fahrstuhl im vierten Stock anhielt und ein älterer Mann in einem dunklen Anzug die Tür öffnete. Er wollte weder nach oben noch nach unten, wie sich herausstellte, sondern schien einzig und allein aufgetaucht zu sein, um sie einige Meter über den Marmorboden und durch eine offene Tür zu geleiten.

      Sie betrat eine Wohnung, die mehr Quadrat- und Kubikmeter zu umfassen schien als ein geräumiges Wohnhaus. Der Mann im Anzug führte sie in ein kleineres Zimmer, das offenbar als Garderobe diente. Vielleicht war diese Wohnung ursprünglich für Menschen gebaut worden, die häufiger dreißig oder vierzig Gäste zum Essen erwarteten.

      In der Garderobe war nur eine breitschultrige Frau, die sich aus einem langhaarigen Pelz schälte. Schließlich drehte sie sich um und sagte unerwartet überschwänglich:

      »Hallo! Ich bin Cilla!«

      Ihr kleines, rundes Gesicht war mit roten Flecken übersät und ihre Haare waren hellbraun. Cilla kam ihr bekannt vor, und Monika versuchte sich zu erinnern, wo sie sich begegnet sein könnten. Dann ging ihr auf, dass Cilla sie an eine alte Klassenkameradin erinnerte ‒ eine große Person ohne jeden Charme, die die tonangebende Clique in der Klasse immer begeistert begrüßt hatte, obwohl sie nur selten Antwort bekommen hatte, und die noch immer zu den Pfadfindern gegangen war, als die anderen schon längst damit aufgehört hatten. Monika hatte damals ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie dieses Mädchen nicht leiden konnte, und deshalb lächelte sie jetzt freundlicher, als sie es sonst getan hätte.

      »Monika.«

      Sie wurde ein wenig nervös, während sie sich weiterhin über diesen verlorenen Abend ärgerte. Wo war sie hier nur gelandet? Oder wobei? Sie konnte Cilla oder den Mann, der die Tür geöffnet hatte, ja wohl kaum fragen ‒ und würde der Mann СКАЧАТЬ