Название: Chronik eines Weltläufers
Автор: Hans Imgram
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karl May Sonderband
isbn: 9783780216243
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Montag, 13. November 1865:
Mitternacht war wohl schon vorüber, als wir die beleuchteten Boote bemerkten; im ersten saßen drei Personen: Matemba, Anoui und Pareyma. Wir erreichten es rasch und Potomba rief Pareyma, zu uns zu kommen. Die Gerufene erhob sich und schnellte über den Ausleger zu uns ins Boot. Der Ehri empfing sie mit dem linken Arm und ließ sie niedergleiten, dann bog er sich über Bord und zerschnitt mit zwei raschen Zügen die Baststricke, die den Ausleger des Hochzeitsbootes mit den Querstangen verbanden. Das Boot kenterte, Matemba und der Priester stürzten ins Wasser und wurden augenblicklich von den Haien verschlungen. Die wütenden Insassen der Prauen versuchten uns einzuholen. Es gelang ihnen nicht. In fünf Minuten hatten wir den ‚Wind‘ erreicht, der sein Fallreep niederließ. Am Morgen stachen wir in See.
Samstag, 18. November 1865:
Fünf Tage später befand sich Kapitän Roberts mit seinen Marsgasten und allem geretteten Gut bei uns an Bord, dann segelte der ‚Wind‘ nach Nord bei West, um die Samoa-Inseln zu erreichen.
Freitag, 5. Januar 1866:
Nachdem wir Potomba, den Ehri von Tahiti, seine liebliche Pareyma, seinen Bruder Potai und den Diener Ombi auf der Samoa-Insel Upolu abgesetzt und den Kapitän Roberts vom ‚Poseidon‘ mit seinen Marsgasten da gelandet hatten, waren wir einige Tage vor Anker geblieben und dann nach den Marianen gegangen, von wo aus wir nach den Bonin-Inseln segelten. Wir hatten sie aber noch nicht erreicht, als der Kapitän plötzlich einige Striche mehr nach Südwest abfallen ließ. Ein Taifun war im Anzug und da ich einen solchen einmal ‚hautnah‘ erleben wollte, ließ ich mich am Mast festbinden. Ich hatte noch niemals einen solchen Aufruhr der Naturkräfte erlebt und erwartete alle Sekunden, von meinem Haltpunkt losgerissen und in die kochende See geschleudert zu werden. Jetzt legte der Taifun mit doppelter Kraft los. Ein blendender Blitzschlag zuckte nieder, es erfolgte ein Donnerschlag, unter dem die See erkrachte und die Erde zu bersten schien und dann wühlte sich der Taifun ins Wasser. Wir wurden vom Wogenstrudel gepackt und um unsere eigene Achse gedreht. Ein entsetzliches Krachen und Prasseln und Schmettern, dann schwiegen die Lüfte so urplötzlich, und nur das Branden der Wogen gegen unsere Planken ließ sich vernehmen. Der Fockmast war gebrochen, das Schiff lag nach Starbord hinüber, weshalb die Taue sofort gekappt werden mussten. Auf dem Deck sah es fürchterlich aus. Und es war Wasser im Raum. Bereits nach zwei Minuten waren die Pumpen im Einsatz, während der Schiffzimmermann das Leck aufzufinden und zu verstopfen suchte. Wir mussten den nächsten Hafen anlaufen, um die Taifun-Schäden zu beheben. Das würde bestimmt einige Tage in Anspruch nehmen. Gegen Abend sahen wir die Peel-Insel, die südlichste der drei großen Bonin-Inseln, auf der auch der Haupthafen liegt, vor uns auftauchen, und eine halbe Stunde später gingen wir in Port Lloyd vor Anker.
Samstag, 6. Januar 1866:
Am andern Morgen gab es sehr viel auf unserem braven ‚The Wind‘ zu schaffen. Das Leck konnte nur von außen vollständig beseitigt werden, und da auf Peel-Island von einem Dock keine Rede war, so waren Taucherarbeiten erforderlich. Am Nachmittag ging ich mit Turnerstick auf Ziegenjagd in die Berge. Dabei konnten wir einen Chinesen retten, dessen Dschunke vom Taifun zerstört worden war. Die ganze Besatzung war umgekommen, nur ihn allein hatten die hohen Wellen über eine Felsklippe an einen Binnensee unter einer steilen Felswand gespült. Ohne uns wäre er nie gefunden worden. Er hieß Kong-ni und stammte aus Kanton.
Samstag, 20. Januar 1866:
Der Taifun hatte das ganze Gebäude des Schiffes arg zusammengerüttelt. Um nur die Hauptschäden wiederherzustellen, bedurften wir eines Aufenthaltes in Port Lloyd von zwei Wochen. Dann endlich gingen wir in See nach Kanton, wo die Hauptausbesserungen bewerkstelligt werden sollten.
Dienstag, 30. Januar 1866:
Die Granitfelsen der Insel, auf denen Hongkong erbaut ist, stiegen vor uns empor. Die uns begegnenden Fahrzeuge waren längst immer zahlreicher geworden, und als wir die Landspitze erreichten, hinter der Viktoria liegt, sahen wir im wahrsten Sinn des Wortes Tausende von Dschunken um uns her, teils mit Fischerei und teils mit Küstenhandel beschäftigt. Wir gingen in voller Takelung vor Anker. Kong-ni entpuppte sich als Mandarin und er wollte mir den Weg ebnen, dass ich als ‚angenommener Chinese‘ jederzeit durch das Land reisen konnte, ohne in Lebensgefahr zu geraten. Als er uns für sechs Tage verließ, hängte er mir eine Kette um, die mich vor den Flusspiraten schützen sollte.
Mittwoch, 31. Januar 1866:
Am frühen Morgen holte mich Turnerstick aus der Koje. Er hatte ein Lohnboot gemietet, das uns zuerst nach Hongkong bringen sollte, der Niederlassung der Engländer. Wir spazierten miteinander durch die Straßen der chinesischen Stadt. Nachdem wir etwas Geld gewechselt hatten, wollte Turnerstick weiter, und zwar mit dem gemieteten Boot bis hinauf nach Kanton. Eine Viertelstunde später trieben wir in unserem Bambuskahn mit der Flut stromauf. Unterwegs wollten wir eine von vier Pagoden besuchen. Der Pagodenwärter zeigte uns das Heiligtum, dann spielte ich auf zwei chinesischen Instrumenten unsere westliche Musik, die die Zuhörer zu begeistern schien. Als wir weiterwollten, warnte uns der Pagodenwärter vor den ‚Drachen‘, den Flusspiraten. Wir wurden tatsächlich überfallen und zu einem Gebäude geschleppt, konnten aber nicht nur uns selbst, sondern auch eine holländische Köchin befreien, die mit ihrer portugiesischen Herrin verwechselt worden war. Bei unserem Fluchtversuch verfolgte man uns. Es kam am Ufer zu einem mächtigen Handgemenge und wir konnten uns nur erwehren, indem wir zu den Revolvern griffen und schossen. Die Drachenmänner waren verschwunden und mit ihnen auch unser Boot.
Donnerstag, 1. Februar 1866:
Am Morgen kam eine holländische Pinasse heran, die stromabwärts segelte. Das traf sich glücklich. Ihr gaben wir unsere ‚Meisje‘ mit, während wir beide ja weiter stromaufwärts wollten. Und wirklich kam bereits nach kurzer Zeit eine kleine englische Privatjacht den Fluss heraufgedampft. Der Kapitän versprach, mit uns die Drachenmänner hochzunehmen, und wir durchsuchten die ganze Tempelanlage, fanden aber keinen einzigen mehr; sie waren alle ausgeflogen. Wir bestiegen die Jacht und dampften stromaufwärts. Sie legte in der Nähe der englischen Faktorei an. Wir ließen uns ans Land rudern. In der Menschenmenge, die uns umgab, geriet meine Kleidung in Unordnung, und das Lung-yin-Zeichen kam zwischen zwei Knopflöchern zum Vorschein. Ein Mann sah es. Er gehörte zu den Flussdrachen und sollte alle Genossen, die er traf, um Mitternacht in die ‚Herberge zu den zehntausend Herrschern‘ bestellen. Turnerstick, der trotz meiner СКАЧАТЬ