Chronik eines Weltläufers. Hans Imgram
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Название: Chronik eines Weltläufers

Автор: Hans Imgram

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Karl May Sonderband

isbn: 9783780216243

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СКАЧАТЬ Polizei kam und uns mit in den Gemeindepalast nahm. Ich musste dem Richter von unserem gestrigen Abenteuer mit den Flussdrachen erzählen, und als er unsere Namen hörte, sagte er, dass ihm sein Neffe Kong-ni von uns erzählt habe. Er versprach mir, heute Nacht die ‚Herberge zu den zehntausend Herrschern‘ aufzusuchen und die Drachenmänner zu verhaften. Wir beide aber sollten morgen früh zu Kong-ni nach Li-ting gehen, wo sich meiner Kenntnis nach auch das Oberhaupt der Flussdrachen aufhielt.

      Freitag, 2. Februar 1866:

      Wir frühstückten mit dem Richter. Er überreichte mir ein Empfehlungsschreiben, das ich seinem Bruder Phy-ming-tsu übergeben sollte. Bis nach Li-ting war es im Palankin (Tragsessel) eine Tagesreise. Das Gefolge bestand aus mehr als dreißig Menschen. Eben als die Sonne unterging, sahen wir Li-ting vor uns liegen. Es war eine kleine Stadt, deren Häuser aber sehr weit auseinanderlagen. Vor dem Ort sah ich ein stattliches Bauwerk, dem man es anmerkte, dass es der Sommersitz eines chinesischen Großen war. Unser Zug trabte weiter, einem burgähnlichen Gebäude zu, vor dessen Tor er anhielt. Wir wurden von Kongni und seinem Vater empfangen. Ich zog das Schreiben seines Bruders hervor und übergab es ihm. Dann wurden uns unsere Räumlichkeiten angewiesen. Anschließend sollten wir mit dem Hausherrn zu Abend essen. Später konnte ich im Garten ein Gespräch zwischen Kong-nis Vater und einem anderen Chinesen belauschen. Im Laufe des Gespräches stellte ich fest, dass der andere der ‚Kiang-lu‘ war, der Anführer der Flussdrachen.

      Samstag, 3. Februar 1866:

      Am Morgen sagte man uns, dass wir heute zu einem einflussreichen Freund kommen sollten. Ich konnte mich noch ein wenig umsehen und wollte erkunden, wovon ich gestern Abend gehört hatte, denn an der Drachenschlucht, die erwähnt worden war, hing vielleicht mein Schicksal; ich musste sie finden. Als ich sie ausfindig gemacht hatte, stellte ich fest, dass dort eine Frau in einer Senke gefangen gehalten wurde, der ich mein Taschenmesser hinunterwarf. Als ich zum Haus zurückkehrte, wartete man bereits auf mich. Wir bestiegen die Tragsessel und gelangten durch die Stadt nach dem Landhaus, das wir bei unserer Ankunft bemerkt hatten. Man zeigte uns den Garten und Pferde, von denen ich ein wildes, kaschgaraner2 Rassepferd zuritt. Ein Gespräch mit der Tochter des Hauses führte zu einem Eklat. Man nahm mich und Turnerstick gefangen und brachte uns in die Drachenschlucht, wo wir von einem Erker aus in das Loch hinabgelassen wurden. Dort sollten wir elendig verschmachten. Ein Glück, dass ich am Morgen der Gefangenen – es war die Frau des Kianglu, der sie loswerden wollte, weil sie Christin geworden war – mein Messer zugeworfen hatte. Dadurch konnten wir uns schnell von unseren Fesseln befreien und sahen unsere Rettung darin, dass wir versuchten, die Kaminwand hochzuklettern. Geräuschlos erreichten wir den Rand des Kamins. Der Kiang-lu stand mit dem Rücken gegen uns, ganz allein oben auf der Plattform; er fuhr herum und erblickte uns. Er stand am Rand der Plattform. Dorthin durfte er den Kampf nicht tragen lassen, deshalb sprang er mir mit einem Satz entgegen. Er rannte mit der Brust gegen meine vorgestreckten Fäuste und taumelte zurück. In diesem Augenblick holte Turnerstick aus und versetzte ihm mit seiner eisernen Faust einen Schlag vor den Kopf und der Kiang-lu stürzte rückwärts über die Felskante hinunter in den Abgrund. Ein dumpfer Ton drang herauf: der Körper des gefürchteten Strompiraten war unten aufgeschlagen und zerschellt. Wir holten die Frau herauf und brachten sie zu dem Landhaus. Dort hatte sich ihre Tochter Kuing mit dem Sohn des Bürgermeisters heimlich getroffen. Ihm sagten wir, dass Kuing und ihrer Mutter vielleicht Gefahr drohe, aber er meinte, sein Vater sei mächtig genug, sie zu beschützen. In den Räumen des Kiang-lu fanden wir unsere Waffen und alles, was man uns abgenommen hatte. Dann mussten wir fliehen. Wir eilten nach der Hofseite des Gebäudes und sprangen hinunter. Ich öffnete den Stall und zog zwei Pferde heraus und wir entkamen in die Nacht.

      Montag, 5. Februar 1866:

      Bereits am Nachmittag ritten wir in Kanton ein und am anderen Abend, also heute, befanden wir uns mit unseren zwei Pferden an Bord des ‚The Wind‘.

      Donnerstag, 15. Februar 1866:

      Wir besuchten nach unserer Rückkehr aus Kanton darauf in Makao das ‚tapfere Meisje‘, deren Herrschaft uns davon überzeugte, von einer Anzeige gegen die chinesischen Flusspiraten abzusehen. Der Konsul, an den wir uns dann wendeten, war derselben Ansicht. Wir verzichteten also darauf, über Kong-ni etwas Näheres zu erfahren, und lichteten die Anker, sobald ‚The Wind‘ ausgebessert worden war und neue Ladung genommen hatte.

      Mittwoch, 21. Februar 1866:

      Turnerstick segelte als sein eigener Reeder nordwärts in die den Ausländern offenen Hafenplätze an, bis wir in der Bai von I-mo-tung Anker warfen. Von hier aus wollte Turnerstick hinüber nach den Riu-kiu-Inseln und Japan, wozu ich keine Lust hatte, denn ich gedachte ein wenig landeinwärts zu gehen. Bis über den Chingan hinauf nach der Gobi war es nicht sehr weit, und da ich im Besitz von Papieren war, mit deren Hilfe ich für einen Chinesen gelten konnte, so entschied ich mich am Ende doch, mich von dem alten, wackeren Freund zu trennen, um wenigstens für einige Tage Wüstenluft zu atmen. Ich brachte also meine wenigen Habseligkeiten in Tien-tsin unter. Dann begab ich mich nach einer Herberge, wo ich zwei Männer traf. Einer von ihnen, er hieß Schangü, erbot sich, mein Führer ins Landesinnere zu sein. Ich versorgte mich noch mit Verschiedenem, was mir fehlte, suchte mir dann eins der Pferde aus und war nun zum Aufbruch bereit.

      Sonntag, 25. Februar 1866:

      Ich hatte bereits in meinen Knabenjahren von dem ‚Wunderwerk‘ der chinesischen Mauer Schilderungen gelesen. Leider aber sah ich mich enttäuscht, als wir sie nach einigen Tagen erreichten, denn was ich von ihr erblickte, war nur ein wüster Schutthaufen, von dem aus einzelne Seitenstreifen noch hier und dort in der Ferne verliefen. Ich lernte sie gerade an einer Stelle kennen, wo sie aufgehört hat, als Mauer zu dienen. Gegen Abend machten wir bei einer Herde Halt, die aus Pferden, Ochsen, Eseln und Schafen bestand und von Hirten getrieben wurde, die unter dem Befehl eines Lamas standen. Wir erzählten, dass wir nach Bogdy-ola wollten, wo ein ‚Heiliger‘ in einer Höhle wohnte. Der Lama, der ein Schabi, also Schüler eines buddhistischen Klosters war, wollte dem ‚Heiligen‘ den Erlös aus dem Verkauf der Herde bringen, damit dieser dort ein Kloster bauen konnte.

      Montag, 26. Februar 1866:

      Wir kamen dadurch ins Erzählen über unsere Religionen und die Sterne stiegen höher und höher; das Feuer verlöschte, es wurde kalt, endlich graute der Morgen und wir verabschiedeten uns von dem Schabi. Je mehr wir uns dem Wohnort des großen Heiligen näherten, desto reger wurde der Verkehr. Reiter auf Pferden, zuweilen auch bereits auf baktrischen3 Kamelen, begegneten uns oder eilten von rechts und links derselben Richtung entgegen. Der Schabi hatte uns erzählt, dass acht Russen bereits seit langer Zeit Schüler des großen Heiligen seien, und ich muss sagen, dass ich begierig auf die Bekanntschaft dieser Russen war. Es war mir nicht möglich, zu glauben, dass acht Christen eines solchen geistigen Rückschritts fähig sein könnten. Endlich erreichten wir Bogdy-ola. Es war nichts als ein großes und sehr weitläufiges Zeltlager. Schon von Weitem konnte ich die ‚Padma‘ des Heiligen erkennen. Der Berg stieg nach der Ebene zu fast senkrecht empor und trug hoch oben in der Nähe des Gipfels eine Höhle. Von der Höhle hingen zwei Seile herab, die den einzigen Weg bildeten, zum Heiligen zu gelangen. Übrigens war das Leben und Treiben des Ortes kein rein religiöses. Es hatten sich chinesische Krämer und Geldwechsler eingefunden.

      Nachdem wir uns von dem Ritt ein wenig ausgeruht hatten, traten wir in ein Teezelt, das so überfüllt von Menschen war, wie man es auf deutschen Jahrmärkten zu sehen bekommt. Hinter uns saßen zwei Russen, die Polnisch sprachen. Wie ich hörte, mussten sie entsprungene Häftlinge sein, die sich als angebliche Schüler des Heiligen ausgaben, ihn jedoch berauben wollten. Da fiel auch der Name Mieloslaw, der mir so bekannt vorkam. Als wir außerhalb des Zeltes waren, sah ich ihn, es war der Schriftsetzer und Assessor Max Lannerfeld, der Falschspieler aus dem Ruhrgebiet, der Passfälscher aus Dresden und Juwelenräuber aus Moskau, der nach Sibirien verbannt worden war.4 Auch er erkannte mich und tauchte in der Menge der umherstehenden Menschen unter. Wir konnten ihn nicht mehr finden.

      Es СКАЧАТЬ