Free Zone. Charles Platt
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Название: Free Zone

Автор: Charles Platt

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Memoranda

isbn: 9783948616472

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СКАЧАТЬ reichte ihr ein Mikrofon hoch. Sie lächelten einander versteckt an, und dann wandte sie sich der Menge zu.

      »Wer braucht schon Helden?«, rief sie. Sie machte eine Pause, um der Menge Zeit zu geben, die Aufmerksamkeit auf sie zu richten. »Gibt’s hier jemanden?« Den Block rauf und runter das Echo ihrer verstärkten Stimme. »Will jemand von euch der Meinung andrer Leute mehr trauen als der eigenen?«

      Wie aus einer Kehle brüllten alle: »Nein!«

      »Keine Gurus, kein Gott, keine Regierung«, fuhr sie fort, jetzt in ruhigerem Ton. »Nichts von solchem Scheiß. Nicht hier in der Free Zone.« Sie machte eine Pause und lächelte. »Und wir glauben verdammt noch mal nicht an den Weihnachtsmann.«

      Großer Jubel im Publikum.

      »Also lasst uns feiern.«

      Ein halbes Dutzend Musiker in Guerillamontur kamen zu ihr auf die Plattform, und sie zog sich zurück. Leaping Larry hinter seinem Mischpult auf Rädern gab das Zeichen, und die Band legte los. Dusty nutzte die Gelegenheit, unauffällig hinter die Bühne zu verschwinden. Obwohl sie groß und gut trainiert war, machten Menschenmengen sie nervös – egal, wie sehr sie von denen geliebt wurde.

      Thomas wartete. »Lass uns nach Haus fahren«, sagte sie ihm unter dem Stampfen der Musik ins Ohr. Sie fing an, ihre Kostümierung auszuziehen. Sie trug Sportkleidung darunter und Turnschuhe. Die Nachtluft fühlte sich gut an auf ihren nackten Armen. Dusty spannte die Muskeln und ließ sie wieder locker. »Meine Norton steht auf dem Parkplatz, hinter der Kirche.«

      »Werden sie dich nicht vermissen?« Thomas ruckte den Kopf in Richtung der auf der Straße Tanzenden.

      »Hab hart genug für sie gearbeitet in den letzten fünf Jahren, und das wissen sie. Komm mit, wir schwänzen einfach.« Sie nahm ihn mit beiden Händen beim Kopf und küsste ihm kalkuliert auf den Mund, sodass Widerrede für ihn unmöglich war.

      Schon bald fuhren sie in die Hügel am Rand des Griffith-Parks hoch. Thomas saß eng hinter ihr, die Arme um ihren Körper geschlungen. Der 850-Kubikzentimeter-Motor des Motorrads dröhnte herausfordernd durch das verfallende Wohngebiet unter dem purpurnen Mond.

      2. In der Hölle sollen sie schmoren, die sündigen Promis

      Zur gleichen Zeit bewegte sich etwas weiter südwestlich eine lange weiße Limousine schwerfällig die schräge Ausfahrt vom Hollywood Freeway hinunter in Richtung Beverly Hills, eskortiert von zwei gepanzerten M113-Halbketten-Truppentransportern mit Nationalgardisten. Ihre Nachtsichtgeräte, Maschinengewehre und Flammenwerfer nervös schwenkend ins Ödland gerichtet.

      Clarence Whitfield lag mehr als dass er saß auf der Seehundslederpolsterung des Rücksitzes der Limo und bewunderte sich in der verspiegelten Dachunterseite. In seiner rechten Hand, auf seinem stattlichen Bauch ruhend, hielt er ein Glas Bourbon mit erlesenem Mineralwasser, wie geistesabwesend hatte er die Linke auf den Oberschenkel seiner gerade 18-jährigen Sekretärin gelegt, Roxanne.

      Er war ein großer schwer gebauter Schwarzer von Mitte 50, nicht viel unter 150 Kilo, rundes Gesicht mit Hängebacken, der Schädel rasiert. Wenn er grinste, wirkte er wie ein hungriger Restaurantgast, bereit, alles wegzuputzen, was ihm vorgesetzt wurde. In der Tat war es so, dass ganz Los Angeles sein Restaurant war, und er grinste oft.

      Musik erfüllte den Wagen, Barry Manilow, laut aufgedreht. Whitfield summte mit, ziemlich schief, und warf einen Blick durchs Fenster auf die Reihe der ausgebrannten Einzelhäuser am Beverly Boulevard, kaum zu erkennen im flackernden Glimmen der mutwillig beschädigten Straßenlampen. Flüchtlinge kauerten in all der Verwüstung und starrten ausdruckslos auf den Wagen und die vorbeirumpelnden Truppentransporter.

      »Armseliger White Trash«, sagte er zu sich selbst. Er lachte ausgelassen, sodass sein Bauch wabbelte und etwas vom Drink auf seinen blauen Nadelstreifenanzug schwappte. »Wisch es weg, Honey«, fügte er hinzu, ohne sich die Mühe zu machen, die Frau neben ihm anzusehen.

      Roxanne griff nach einem Papiertaschentuch. Sie war wie eine Nutte angezogen, trug sehr hochhackige Pumps, schwarze Netzstrümpfe, einen schwarzen Minirock aus Leder und einen engen roten Pullover, der die Brustwarzen sehr detailliert hervorhob. Ihren Afro trug sie kurz wie das Fell eines frisch geschorenen schwarzen Schafs. Sie war erschreckend mager und knochig. Ihre Knie und Ellbogen wirkten spitz genug, jemanden damit umzubringen, sofern sie denn jemals die Technik lernen sollte, sie entsprechend einzusetzen.

      Sie tupfte am verschütteten Bourbon rum. »Irgendwie frag’ ich mich manchmal«, sagte sie, »Sie wissen schon, woher bloß so ’ne armen Menschen kommen.«

      »Solche armen Menschen«, korrigierte Whitfield. »Als meine persönliche Sekretärin musst du an deiner Ausdrucksweise arbeiten.«

      Sie nickte ernst. »Okay.«

      »Die Misere der verarmten Stadtbevölkerung«, erzählte er ihr, »hat einen kritischen Punkt erreicht. Das ist die große Tragödie der heutigen Zeit. Verstehst du, was ich sage?«

      »Mhm.«

      Er ließ die Augen halb zufallen. »Was auch immer ich sonst gesagt oder getan habe, ich habe es stets für meine Pflicht gehalten – meinen moralischen Imperativ –, solchen Menschen zu helfen. Und ich werde nicht ruhen, bis ich dieser schweren Verantwortung gerecht geworden bin.«

      Roxanne sah ihn voller Respekt an. »Genau.«

      Er wandte sich zu ihr, musterte ihr Gesicht und ihre Figur und gönnte ihr sein breites Grinsen. »Du glaubst doch an mich? Oder, Honey?«

      Sie hob die knochigen Schultern und lächelte. »Aber sicher.«

      Whitfield lachte in sich hinein. Er drückte ihren Oberschenkel, immer stärker, bis sie zusammenzuckte. »Braves Mädchen!«

      Das große Auto glitt weiter durch die Nacht. Auf anderen Strecken, die der Bürgermeister hätte nehmen können, wäre es schneller gegangen, aber er bekam nie genug vom Anblick dieser Habenichtse. Das Elend anderer war Stimulans für seine Seele.

      Die Limousine überquerte schließlich den La Cienega Boulevard und näherte sich Beverly Hills.

      Vor ihnen waren hohe stählerne Flutlichtmasten hinter einer Mauer aus Betonelementen zu erkennen, NATO-Draht auf der Mauerkrone. Als Whitfields Konvoi näher kam, hallte eine Lautsprecherstimme über den Highway. »Stopp. Kommen Sie nicht näher. Identifizieren Sie sich beim Wachposten.«

      »Als ob sie uns nicht erwartet hätten«, grummelte Whitfield. Er hievte sich in Sitzposition und drückte den Knopf der Sprechanlage. »Vernon? Sag Sergeant Sanchez von der Eskorte, er soll den Beverly-Hills-Leuten erzählen, dass wir im Beverly Hilton Amtsgeschäfte haben.«

      »Ja, Sir, Mr. Whitfield.«

      Roxanne sah verwirrt aus. »Wieso kommen die uns auf diese Art? Verstehen die denn nicht, wer du bist?«

      Er zog eine Grimasse. »Hat nicht viel zu sagen. Das ändert sich, bald genug.«

      Nach kurzem Warten glitten schwere Stahltore auseinander, ließen der Limousine kaum genug Raum zum Durchfahren. Die Militäreskorte blieb derweil draußen.

      Kurz darauf ging es für den Bürgermeister auf dem Canon Drive mit seinen hohen, in schimmernden Plastiksonnenschutz gehüllten Palmen nach Norden. Hier war der Betonbelag glatt und sauber. Geräumige, elegante Einzelhäuser standen halb versteckt inmitten СКАЧАТЬ