Free Zone. Charles Platt
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Название: Free Zone

Автор: Charles Platt

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Memoranda

isbn: 9783948616472

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СКАЧАТЬ und einen Karton Orangensaft herausholte.

      Der Fernsehsender der Free Zone brachte nostalgische Weihnachtsmusik – »Santa Claus Is Coming to Town«, im Stil der Punkbands von Mitte der Siebziger. Sie ging hin und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden vor dem Fernseher. Auf dem Bildschirm in handgeschriebenen Lettern DEMNÄCHST DIE 9-UHR-NACHRICHTEN HIER AUF KFZ, SOBALD WIR UNSERN SCHEISS ZUSAMMENHABEN!!! Dazu ein grob gezeichneter Weihnachtsmann, ans Kreuz genagelt und mit hervorquellenden Augen. Dusty biss in einen der Sojariegel, nahm eine 20-Kilo-Hantel mit der linken Hand auf und machte, während sie wartete, ein paar Curls. Hinter ihr, am Computerterminal, war Thomas in periodischem Stakkato am Tippen. »Was hab’ ich heute zu tun?«, fragte sie über die Schulter hin.

      »Zehn Uhr Schiedsgericht, wie üblich. Dann – um elf rum darfst du einen Überraschungsbesuch erwarten. Anscheinend hat ein Dr. Percival Abo heute Morgen angerufen. Mein Expertensystem hat mit ihm geredet. Er ist aus Hongkong, sucht Lagerraum. Muss Ladung löschen.«

      »Ein Doktor? Was für ein Doktor?«

      »Hat er nicht gesagt. Ich guck’ nach … nein, weder hier noch in Hongkong noch in Festlandchina als Doktor für Medizin registriert.« Mehr Tastengeklapper, dann wieder Pause. »Hier hab’ ich ihn. Hawaii, 1975. PhD der Biochemie. Aber keine Publikationen aufgeführt. Sieht komisch aus; als wär’ die Datei frisiert. Willst du, dass ich tiefer nachgrabe?«

      »Warte, bis ich ihn getroffen hab. Bringt er Illegales ins Land?«

      »Ganz bestimmt.«

      Dusty nickte. »Wir können ihn für einen Tag als Besucher zulassen.«

      »Hab ich grade gemacht.«

      »Und wir können ihm eine Nachmittagshostess in LoveLand zuweisen.«

      »Hab ich auch grade gemacht.«

      Sie zerknüllte die Sojariegelverpackung und warf sie beiseite. Sie ging forsch zu Thomas, stellte sich hinter ihn und zupfte spielerisch an seinen Haaren. »Hey, wer hat in der Free Zone das Sagen, du oder ich?«

      Der Fernseher kam seiner Antwort zuvor. Die weihnachtliche Punkmusik endete, und auf dem Bildschirm erschienen zwei Gesichter: eine kleine grauhaarige alte Dame mit rosigen runzligen Wangen und ein junger Bursche in abgerissener Lederjacke, das Haar zur Hälfte abrasiert, die andere Hälfte festlich grün und rot gefärbt und mit Silberkonfetti überstreut. Im Gesicht eine rote Gumminase und auf dem Kopf ein Geweih aus Plastik. »Hey, Freeps, wie läuft’s?«

      »Guten Morgen allerseits«, sagte die kleine alte Dame. »Und willkommen zu den Morgennachrichten mit Ursula Venus Milton und dem unverfrorenen Sammy Savage.«

      »Willst du mitgucken?« Dusty legte Thomas den Arm um den Hals. »Nur um der alten Zeiten willen?«

      Er grummelte irgendetwas über ineffiziente Nutzung verfügbarer Zeit, folgte ihr aber rüber zur abschilfernden Vinylcouch und fläzte sich neben ihr hin.

      »Überall im Land«, sagte Nachrichtensprecherin Ursula, »feiern Millionen Amerikaner diesen letzten Weihnachtstag des 20. Jahrhunderts. Hier in der Free Zone sind wir zu vernünftig, einem abergläubischen Ritus zu folgen, den multinationale Konzerne der Kirche gestohlen haben, um einen Markt für schäbige Konsumgüter zu schaffen.« Die ganze Zeit über geriet ihr strahlendes Lächeln nie ins Wanken.

      »Scheiß drauf, da hast du recht.« Sammy riss Nase und Geweih ab und warf sie ins Off. »Dieser Scheißkram.«

      »Gut, Sammy. Sehr ideologisch korrekt.«

      »Kommen da wirklich mal irgendwelche Nachrichten?«, beschwerte sich Thomas.

      »Gib ihnen eine Chance«, wies ihn Dusty zurecht. »Sie müssen doch erst durch ihre Routine durch. Das wird von ihnen erwartet.«

      Der unverfrorene Sammy setzte eine riesige Hornbrille auf. Er griff sich ein fleckiges Blatt Typoskript. »Okay, kommen wir also zum ernsthaften Scheiß. Im Rahmen eines Benefizdinners gestern Abend, an dem Hunderte Prominente aus dem Showbiz teilnahmen, gab Clarence Whitfield, der Bürgermeister von Los Angeles, den Abschluss eines neuen Vertrags und eines Handelsabkommens bekannt, die, wie er versprach, den Guerillakrieg zwischen L. A. und der Republik Beverly Hills beenden würden.«

      »Dem Zeitplan voraus«, bemerkte Thomas. »Der gerissene Schweinehund.«

      »Gleichzeitig hatten wir hier in Freep Town die Weihnachtsparade«, fuhr Sammy fort, »von der ich Bilder hätte machen sollen, ich hatte aber zu viel intus, und da hab ich die Kamera kaputt gemacht.«

      »Jetzt eine Meldung zur Aufheiterung«, schaltete sich Ursula ein. »Gestern Abend durchbrachen die Videostars Rickie Revell und Lizzie Beaumont in einem roten Ferrari die Grenze der Free Zone, und zwar an der Absperrung Alvarado Street. Bei ihrem Versuch, der Verfolgung durch die Hell’s-Angels-Grenzwächter zu entkommen, verursachten sie einen Streifschaden an Billy’s Bettengeschäft, das gegenwärtig als Sexclub für ungehobelte Schwarze betrieben wird – wie, äh, einige von euch wissen könnten, glaube ich.« Sie brachte es zustande, peinlich berührt auszusehen.

      »Von den Nutten und ihren Freiern wurde glücklicherweise niemand verletzt«, übernahm Sammy. »Ricky und Lizzy, diese verdammten Idioten, behaupteten, es sei alles nur unglücklich zusammengekommen, weil sie stockbesoffen waren. Unsere Leute hatten aber keinen Bock auf Entschuldigungen, da haben sie ihnen alles ausgezogen, ihnen die Köpfe kahl rasiert, sie rot angemalt und auf dem Harbor Freeway freigelassen.«

      »Ihr Wagen«, brachte Ursula es zu Ende, »wird versteigert, der Erlös kommt den Eremiten im Griffith-Park zugute. Und nun zu einer Empfehlung aus Tante Annies homöopathischer Apotheke, Erfinder und alleiniger Hersteller von Saf-T-Ray, dem UV-Blocker mit extra Vitaminen.«

      Thomas sah Dusty an. »Das wird Ärger geben mit denen von Beverly Hills.«

      »Fürs Fertigmachen von zwei zweitklassigen Fernseh-Promis? Auf keinen Fall. Was meinst du, was passieren würde, wenn ein paar Free Zoners deren Barrikade durchbrechen?« Sie zog einen Finger über die Kehle.

      »Natürlich«, gab Thomas zu. »Aber jetzt, da Whitfield mit Beverly Hills Frieden geschlossen hat, brauchen sie einen gemeinsamen Feind, um ihre Leute zu vereinen. Jemanden, den sie alle hassen können. So wie uns.«

      Der Werbespot war zu Ende. »Nachrichten aus der Wirtschaft, für die von euch da draußen, die das überhaupt noch kümmert«, sagte Sammy. »Beim gestrigen Börsenschluss ging der Dow Jones mit 132 aus dem Handel, ein historisches Hoch seit dem letzten Crash, steht hier. Gewinne verzeichneten National Biotech, Solar Systems und die gute alte bundeseigene U. S. Oil.« Er blinzelte und rieb sich die Augen. »Verdammt, hab ich einen Kater.«

      »Nachrichten aus aller Welt«, übernahm Ursula. »Nach drei Jahren ist die Evakuierung Hollands endgültig und plangemäß abgeschlossen. Laut einer aktuellen Vorhersage von Klimatologen wird sich dank der Wirtschaftskrise und des Rückgangs industrieller Aktivitäten der Treibhauseffekt im Lauf der nächsten zwanzig bis dreißig Jahre abschwächen, wodurch die Meerwasserspiegel um nicht mehr als drei bis viereinhalb zusätzliche Meter ansteigen werden. Es gibt also neue Hoffnung für die sturköpfigen Deichbauer in Santa Monica. Richtig, Sammy?«

      »Du hast es erfasst, Süße. Und um euch allen mal so richtig das Herz zu wärmen, sendeten die Astronauten der chinesischen Raumstation heute Morgen der Welt eine Grußbotschaft und riefen zum Frieden im kommenden Jahrtausend auf.« Er schnaubte verächtlich und ging aus dem Bild.

      »Das СКАЧАТЬ