Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel Box

isbn: 9783740977429

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СКАЧАТЬ Musikant, sondern stammt aus hochherrschaftlichem englischen Hause, darüber lohnt es sich, schon mal zu schreiben. Er stand vor meiner Tür, aber ich habe nicht geöffnet.«

      »Und warum nicht, Nicki? Auch wenn es nur für kurze Zeit war, standet ihr euch doch sehr nahe. Und dass er direkt bei dir anklingelt, ist doch ein gutes Zeichen.«

      Das sah Nicki ganz anders, und das drückte sie auch mit ihren nächsten Worten aus.

      »Roberta, verbräme es nicht mit einem romantischen Schleier. Pete und ich hatten eine unverbindliche Affäre, und dass ich von ihm schwanger geworden bin, war ein Zufall, man kann auch sagen, meine Dummheit, Nachlässigkeit. Wie auch immer. Das mit ihm und mir war nett, unverbindlich, und selbst wenn ich das Kind bekommen hätte, hätte er niemals etwas davon erfahren. Es ist anders gekommen. Ich habe kein Kind, und ich will ihn nicht treffen, weil ich durch seine Gegenwart an das Geschehen aus der Vergangenheit erinnert werde, was wirklich sehr schmerzlich für mich war, weil ich das Kind wollte. Ich will ihn nicht sehen, weil es vorbei ist, weil man Affären nicht aufwärmt. Würde man es tun, wäre es keine Affäre mehr. Alles hat, wie du weißt, seine Zeit, es war nett, doch es lohnt sich nicht, es aufzuwärmen. Ehrlich mal habe ich auch überhaupt keine Lust, das jetzt aufzuwärmen, es ist vorbei. Und das Schicksal hat es so gewollt, dass ich das Kind nicht bekommen soll. Es tut immer noch ein bisschen weh, aber damit muss ich leben, und mittlerweile sage ich mir sogar, wer weiß, wofür es gut war.« Sie blickte Roberta an. »Es tut mir leid, dass ich Pete jetzt als Vorwand brauche, um ein paar Tage in deinem Sonnenwinkel sein zu können. Sei bitte nicht böse, dass ich es sonst kaum schaffe. Aber dein Sonnenwinkel und ich, wir werden wohl niemals Freunde werden. So, und jetzt erzähl mal, was hier so alles passiert ist. Claire hat sich wirklich diesen reichen Piet van Beveren geschnappt und hat die Praxis verlassen. Kannst du damit umgehen?«

      »Ich hätte sie gern hier behalten, denn wir waren ein so gutes Team, doch ich muss etwas richtigstellen, Nicki. Sie hat sich ihn nicht geschnappt, weil er reich ist. Piet und Claire verbindet eine große, eine aufrichtige Liebe. Anfangs wusste sie nicht einmal, wer er ist, was er besitzt. Sie hielt ihn für einen Handelsvertreter, der mühsam sein Geld verdient, und dennoch hatte sie sich in ihn verliebt. Es gibt sie wirklich noch, die wahren Liebesgeschichten, die man staunend betrachtet, an denen man sich erfreuen kann. Das auf jeden Fall ist so eine, und auch wenn ich Claire deswegen verloren habe, freue ich mich für sie. Es geht immer weiter, wir sind dabei, in der Praxis alles umzustellen, und es klappt schon ganz gut.«

      »Und jemanden einzustellen, daran denkst du nicht, Roberta?«, wollte Nicki wissen. »In der derzeitigen Konstellation kann man alles überhaupt nicht schaffen, da bleibst du irgendwann auf der Strecke. Warum nimmst du denn nicht diesen Kollegen, den du ins Auge gefasst hattest, ehe du Claire begegnet bist?«

      Roberta winkte ab.

      »Ich hatte ihn wegen Claire nicht ausgebootet, sondern er konnte sich nicht entscheiden. Jetzt weiß ich, dass es mein Glück war, denn er und ich, das hätte nicht gepasst. Dr. Anders ist ein wirklich guter Arzt, den ich sehr schätze, aber er und ich, wir funktionieren einfach zu verschieden, und Claire hat große Fußspuren hinterlassen, in die passt so schnell niemand. Mach dir mal keine Sorgen, Nicki, es ist gut wie es ist. Ich arbeite gern, und weil das, was ich mache, meine Berufung ist, arbeite ich auch viel.«

      Nicki hatte noch etwas auf dem Herzen.

      »Oder schüttest du dich mit Arbeit zu, um nicht an Lars denken zu müssen, Roberta?«

      Nicki konnte solche Fragen stellen, weil Roberta wusste, dass sie es nicht aus Neugier tat, sondern aus Besorgnis.

      »Nicki, ich denke immer an Lars, und so viel Arbeit kann es überhaupt nicht geben, um diese Gedanken zu verhindern. Er war meine große Liebe, und so, wie wir getrennt wurden, das wünscht man nicht einmal seinem ärgsten Feind. Es hat sich aber etwas verändert. Es zerreißt mich nicht mehr vor lauter Schmerz, sondern in mir ist unendlich viel Dankbarkeit, dass ich die Zeit mit Lars erleben durfte. Ihm zu begegnen, das war Schicksal, kein Zufall, eine Fügung, Vorbestimmung. Solche Worte sind dir nicht fremd, Nicki, mir schon. Ich würde sie nicht immer anwenden, aber was mich und Lars betrifft, schon. Und es war sein Schicksal, eigentlich ohne Grund noch einmal ins ewige Eis zu gehen und dort dann spurlos zu verschwinden. Vielleicht hat er es ja auch geahnt, denn warum hätte er zuvor so vieles hinterlassen, was mich erst nach seinem Verschwinden erreichte? Den gemeinsamen Stern, den Brief, seinen Heiratsantrag, das poesievolle Buch ›Sternenstaub‹, mit dem er mich in seine Seele blicken ließ.«

      »Und das mir den Auftrag in Japan verschaffte«, wandte Nicki ein. »Lars Magnusson war wirklich ein ganz besonderer Mann, warum verdammte Hacke musste das passieren? Warum habt ihr nicht noch mal eine Chance bekommen, um jetzt eure Träume zu leben, gemeinsam zu leben? All die Träume, die du zuerst allein hattest. Das ist gemein, so was von gemein.« Nicki ereiferte sich richtig, doch das tat sie immer, wenn sie emotional bewegt war.

      »Ach, Nicki, du glaubst nicht, wie oft ich mir deswegen den Kopf zerbrochen habe, mit dem Schicksal haderte. Auch dass es dieses jähe, tragische Ende fand, war kein Zufall, es war Schicksal, deswegen kann ich auch nicht jammern, weil es mit Lars und mir keine zweite Chance gab, die niemals geben wird. Das mit ihm und mir ist wie ein Buch, das zugenäht ist, das kann man nicht mehr öffnen. Doch bitte, lass uns davon aufhören und nicht in eine Traurigkeit versinken. Ich bin so froh, das du hier bist, egal, aus welchem Grund auch immer. Und weißt du, worauf ich mich am meisten freue? Auf einen Mädchenabend wie in alten Zeiten mit einem zu Herzen gehenden Film, einer großen Tüte Chips, leckerem Wein und in Reichweite eine riesige Packung von Taschentüchern.«

      »Ich bin nicht ganz einverstanden«, widersprach Nicki, und nun war Roberta ganz erstaunt. »Aber das haben wir doch immer so gemacht, und wir hatten viel Spaß dabei.«

      »Ist schon gut, Roberta, es gibt da nur noch eine Kleinigkeit, die ich hinzufügen möchte.«

      »Da bin ich jetzt aber gespannt.«

      »Zwei Tüten Chips«, sagte Nicki, »du weißt doch, dass uns eine niemals reicht und dass wir immer Probleme damit haben, wer aufsteht, um die zweite Packung zu holen.«

      Als sie über Lars gesprochen hatte, war es wieder da gewesen, dieses schmerzhafte Ziehen in ihrem Herzen, doch jetzt musste sie lachen, und sie merkte, wie sich ihre innere Anspannung zu lösen begann, und das war gut so, nichts ließ sich ­zurückholen, nichts ließ sich herbeiwünschen. Wider Willen musste Roberta lachen.

      »Wenn das deine einzige Sorge ist, liebste Freundin, die musst du dir nicht machen, natürlich bekommst du deine zwei Tüten Chips.«

      Alma kam zurück, weil sie etwas vergessen hatte, sie bedauerte, am Abend nicht da zu sein, weil sie Chorprobe mit ihrem Gospelchor hatte, doch sie versprach, für das leibliche Wohl der beiden Damen zu sorgen, sie erkundigte sich bei Nicki nach deren Wünschen, und insgeheim musste Roberta schmunzeln, denn das tat Alma bei ihr so gut wie nie. Doch damit hatte sie überhaupt kein Problem.

      *

      Inge und Rosmarie trafen sich oft, sie mussten keine Treffen ausmachen, man kam einfach vorbei. Bei den Auerbachs war es immer so gewesen, mittlerweile funktionierte es auch bei den Rückerts.

      Beide Damen freuten sich, als sie unverhofft auf dem Bauernmarkt zusammentrafen, der manchmal nur einmal, manchmal zweimal im Sonnenwinkel stattfand.

      Den Bauernmarkt liebten alle Bewohner des Sonnenwinkels, nicht nur, um erstklassige Waren einzukaufen, sondern auch, um hier und da ein Schwätzchen zu halten. Mit den Schwätzchen hatte sich allerdings etwas verändert. Man war nicht mehr so unbefangen wie vor diesem schrecklichen Brand, der noch immer die Bewohner lähmte, weil leider noch immer nicht bekannt war, wer diese Freveltat zu verantworten hatte. СКАЧАТЬ