Название: George Best
Автор: Dietrich Schulze-Marmeling
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783730701904
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Heimweh
George und Eric trainieren mit den Nachwuchsspielern, die alle älter, größer und muskulöser sind und bereits wie junge Profis wirken. Best fühlt sich unterlegen und unwohl. Nach dem Training chauffiert man ihn und Eric zu ihrer Unterkunft im Vorort Chorlton-cum-Hardy, wo in der Aycliffe Avenue Nr. 9 eine Mrs. Mary Fullaway auf sie wartet.
Unter Manager Matt Busby hatte United seine Nachwuchsarbeit intensiviert und war zu einer heiß begehrten Adresse junger Talente geworden. United galt bald als großer Klub, der junge Spieler besser macht, bei dem der Weg in die 1. Mannschaft kürzer ist als bei vielen anderen Vereinen und in dem eine familiäre Atmosphäre herrscht. Zunächst wurden die Nachwuchsspieler in zwei größeren Wohnhäusern in der nahe dem Cricket Ground gelegenen Birch Avenue untergebracht. Joe Armstrong rekrutierte dann eine Armee von Gastmüttern, „Landladies“, die sich um die Jungs kümmerten. Eine von ihnen war Mary Fullaway.
Beim Anblick von Best ist die Witwe etwas irritiert: „Er sah mehr aus wie ein Jockey als ein Fußballer. Er war kümmerlich und ängstlich.“ Mrs. Fullaway kann sich nicht vorstellen, dass es dieser Junge bei United schaffen kann.
Nachdem die Landlady die Neuankömmlinge gefüttert hat, schließen die beiden sich in ihr Zimmer ein. Best und McMordie haben nicht den Eindruck, dass United sie wirklich willkommen heißt. Vor allem können sie sich nicht vorstellen, in Manchester zu bleiben. Die Größe der Stadt und des Fußballklubs erschlägt sie. Best: „Ich bin mit dem Traum aufgewachsen, eines Tages nach England zu gehen und für einen großen Klub zu spielen. Solange ich in Belfast war, war dies nur ein Traum, den viele von uns teilten. Nun war ich in der Realität angekommen. Und wie so häufig war sie ganz anders als der Traum.“
Die beiden Belfast Boys bestätigen sich gegenseitig in der Überzeugung, dass es das Beste sei, die Zelte wieder abzubrechen und nach Belfast zurückzukehren. Keiner der beiden startet einen Versuch, den anderen zum Bleiben zu überreden. Am nächsten Morgen nehmen sie den Bus zum Old Trafford. Unterwegs müssen sie einmal umsteigen, und die Fahrt gerät ziemlich nervig: „Wir mussten dem Schaffner ein Dutzend Mal sagen, welche Tickets wir haben wollten. Er konnte unseren Akzent nicht verstehen.“
Es wird ein kurzer Abschied. Best ist zu schüchtern, um Joe Armstrong die Entscheidung mitzuteilen. So ergreift der vier Monate ältere McMordie das Wort: „Wir möchten die nächste Fähre nach Hause nehmen.“ Nach nur 36 Stunden in Manchester sind Best und McMordie wieder auf dem Weg nach Hause. In Belfast ist niemand über die vorzeitige Rückreise informiert. George und Eric haben Angst, dass die Eltern sie dazu überreden könnten, in Manchester zu bleiben. Im Belfaster Hafen angekommen, haben beide gerade noch ausreichend Geld, um den Bus in den Osten zu nehmen.
Zweiter Anlauf
Dickie Best macht seinem Sohn keine Vorwürfe. Eher schon ärgert er sich darüber, wie wenig sich United um die Anreise der beiden Jungs gekümmert hat. „George und Eric waren erst 15, aber es wurde von ihnen erwartet, dass sie alleine den Weg zum Old Trafford finden würden. Kein Wunder, dass sie von allem etwas eingeschüchtert waren. George wahrscheinlich mehr als Eric, ein netter Junge, der aber für sein Alter schon ziemlich erfahren war.“
Wenig später erhält Dickie Best eine Nachricht, dass er sich bei Joe Armstrong melden möge. Im Hause Best gibt es noch kein Telefon, sodass Dickie mit einem Haufen Münzen zur nächsten Telefonzelle marschiert. Armstrong ist enttäuscht, dass die Jungs dem Klub keine Chance gegeben hätten. Aber er zeigt auch Verständnis: Sie seien nicht die Ersten, die vorzeitig abgereist seien. Es sei ganz normal für Jungs in ihrem Alter, dass sie Heimweh bekommen, wenn sie das erste Mal von zu Hause fort seien. Aber normalerweise würden sie nicht bereits nach 24 Stunden abhauen. „Ihr Sohn ist hier jederzeit wieder willkommen, Mr. Best. Informieren Sie mich, wenn er dazu bereit ist.“ Dickie erklärt, dass dies nur George entscheiden könnte. Er würde keinerlei Druck ausüben. Zurück im Haus, erzählt er George zunächst nichts von der erneuerten Einladung. Aber als er seinen Sohn fragt, ob er sich vorstellen könnte, es noch einmal zu versuchen, antwortet George mit „Ja“.
Zwei Wochen später ist George Best erneut auf dem Weg nach Manchester. Diesmal alleine. McMordie spielt bald für den East Belfaster Amateurklub Dundela. 1964 geht er nach England zum Middlesborough FC und wird Profi.
In Belfast hat Best eine Lehrstelle als Setzer beim „Belfast Telegraph“ bekommen, der größten (protestantischen) Tageszeitung Nordirlands. Er wird diese Lehre nie beginnen. Die Zeitung hält die Stelle ein halbes Jahr für ihn frei, für den Fall, dass er es bei United nicht schafft. Aber diesmal bleibt Best in Manchester. Der Cregagh Boys Club kassiert eine Entschädigung von 150 Pfund.
Best zieht also wieder bei Mrs. Fullaway ein. Sie wird dank ihres Klienten als berühmteste Landlady in die Geschichte des britischen Profifußballs eingehen. Die Witwe kümmert sich rührend um George. Die Jungs müssen spätestens um 22 Uhr nach Hause kommen, doch Mrs. Fullaway drückt manches Mal ein Auge zu. Später lässt Best das Fenster seines Zimmers geöffnet. Der Nachbar ist Fensterputzer und deponiert seine Leiter in der Einfahrt seines Hauses. Best schnappt sie sich, und ihr Besitzer wundert sich am nächsten Morgen darüber, dass sie an der Wand des Nachbarhauses lehnt. Schließlich erhält Best einen Haustürschlüssel. Nur eine Angewohnheit der Dame mag er partout nicht: Morgens kommt sie in sein Zimmer, und wenn George dann noch schläft, weckt sie ihn, indem sie ihn in die Nase kneift. „Es war eine furchtbare Art, geweckt zu werden.“
Unter Katholiken
Der Belfaster Protestant George Best ist bei einem Fußballklub gelandet, dem ein „katholisches Image“ anhängt. Matt Busby ist nicht nur ein überzeugter Sozialist, Anhänger der Labour Party und Bewunderer von Großbritanniens erstem Nachkriegspremier Clemence Attlee, dessen Regierung die Bank von England und die Schlüsselindustrien verstaatlicht und den Wohlfahrtsstaat eingeführt hat. Der mit einer Protestantin verheiratete Busby ist auch ein tiefgläubiger Katholik. Der irische Journalist und ehemalige United-Spieler Eamon Dunphy: „Für Matt Busby war Charakter gleichbedeutend mit Katholizismus. Er glaubte, dass Charakter der Schlüssel zum sportlichen Erfolg sei.“
Der schottische Katholik Busby lebt freilich nicht das Leben eines Heiligen. Der Trainer besucht gerne Manchesters Klubszene, trinkt mit dem Kollegen von der gegnerischen Mannschaft schon mal einen Whisky vor dem Spiel und beglückt die lokalen Buchmacher mit größeren Geldsummen.
Während Katholiken in der englischen Gesellschaft nur eine Minderheit bilden, besetzen sie in der Ära Busby bei United verschiedene Schlüsselpositionen. Auch Busbys langjähriger Assistent Jimmy Murphy, ein Waliser irischer Abstammung, ist Katholik und bleibt sein Leben lang ein treuer Kirchgänger. Ebenso Chefscout Joe Armstrong, der den Eltern katholischer Talente verspricht, dass ihre Jungs nach einem Wechsel zu United weiterhin die Messe besuchen würden. Busbys erster Kapitän, der Ire John Carey, war ebenfalls katholisch. In den 1960ern bekam mit Noel Cantwell ein weiterer katholischer Ire die Kapitänsbinde ausgehändigt.
Als der nordirische Protestant Harry Gregg 1957 zu United stieß, spürte er sofort den Einfluss einer katholischen Kultur: „Es herrschten dort nicht die geringsten Zweifel, dass der Boss (Busby, Anm. d. Verf.), Jimmy Murphy und ihre Familien von ihrer Religion durchdrungen waren. Und ihre Religion war der Katholizismus. Damit hatte ich nichts zu tun.“ Vor dem ersten Spiel nach der München-Katastrophe sei ein Priester in der United-Kabine erschienen. Gregg: „Ich hatte niemals zuvor einen Priester gesehen.“
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