George Best. Dietrich Schulze-Marmeling
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Название: George Best

Автор: Dietrich Schulze-Marmeling

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783730701904

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СКАЧАТЬ begleitet. Ebenso gab es Auseinandersetzungen, wenn Celtic gegen Glentoran spielte. Wie Linfield war auch Glentoran FC, der Lieblingsverein des jungen George Best, in einem protestantischen Arbeiterbezirk beheimatet. Das Stadion „Oval“ lag im Werftarbeiterbezirk Ballymacarret und in Nachbarschaft zu Harland & Wolff. Ballymacarret war das Herzstück des protestantisch-proletarischen East Belfast. Viele der Anhänger der „Glens“ arbeiteten auf den Werften und in deren Zulieferbetrieben im Belfaster Osten.

      Belfast Boy

      East Belfast ist auch die Heimat von George Best. Sein Vater Richard, genannt Dickie, arbeitet als Dreher bei Harland & Wolff, und auch dessen Vater war bereits dort beschäftigt. Dickie Best ist als Gewerkschafter aktiv, aber wie alle Arbeiter auf der Werft versteht er sich auch als überzeugter protestantischer Unionist. Harland & Wolff ist der größte industrielle Arbeitgeber Nordirlands, und seine zu fast hundert Prozent protestantische Arbeiterschaft bildet traditionell das proletarische Rückgrat der Bewegungen gegen irische Einheit und Unabhängigkeit.

      George Bests Mutter Anne, eine geborene Withers, arbeitet in der Zigarettenfabrik Gallaher’s in der York Street. Eine Zeit lang ist Gallaher’s sogar der weltweit größte unabhängige Produzent von Tabakwaren. In Belfast verdingen sich viele Frauen in der Industrie, vor allem auf katholischer Seite, wo die Männer ohne Arbeit sind oder nur magere Löhne einstreichen. In der Leinenindustrie sind zeitweise 70 Prozent der Beschäftigten Frauen, während auf den Werften ausschließlich Männer arbeiten. Im Belfast der 1940er und 1950er Jahre sind Arbeiterinnen katholisch und Arbeiter protestantisch.

      Aber Anne Best ist ein Beispiel dafür, dass auch in den protestantischen Arbeiterfamilien häufig die Frauen zum Familieneinkommen beitragen. Die Zeiten, in denen die Löhne der Belfaster Facharbeiter die höchsten in Irland waren und teilweise sogar über dem Niveau in England und Schottland lagen, sind vorbei. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren Belfasts Schlüsselindustrien in eine schwere Krise geraten. Belfasts zweite große Werft Workman & Clark, die zu den „ersten Sechs“ im Vereinigten Königreich gehörte, musste 1937 schließen. Und im Nordirland der Nachkriegsjahre liegt das durchschnittliche Einkommen um ein Drittel unter dem im restlichen Vereinigten Königreich. 1951 sind 36 Prozent aller Beschäftigten in Belfast Frauen, darunter auch viele verheiratete. Eine hohe Quote für diese Zeit und ein so religiöses Land wie Nordirland.

      Dickie Best lernt seine künftige Frau Anne Withers bei einer Tanzveranstaltung in der Willowfield Unionist Hall in der Woodstock Road in East Belfast kennen. Am 30. Juni 1945 heiraten die beiden und beziehen ein kleines Reihenhaus in der Jocelyn Street in East Belfast, einer Nebenstraße der Woodstock Road. Die Miete erweist sich aber als zu teuer für das junge Paar, weshalb es nach knapp einem Jahr Unterschlupf bei Annes Eltern in der Donard Street sucht, nur einen Steinwurf entfernt von der bisherigen Wohnung.

      Sowohl Dickie wie Anne sind sportlich aktiv. Er ist ein respektabler Fußballer, der bis zu seinem 37. Lebensjahr für diverse Amateurklubs kickt. Meistens als Linksverteidiger, also auf der Position der späteren Gegenspieler seines Sohnes. Dickie ist von gedrungener Gestalt, agil, bissig, schnell und mit beiden Füßen stark am Ball. Anne Best ist eine exzellente Hockeyspielerin, die mehrfach zu Sichtungslehrgängen der nordirischen Auswahl eingeladen wurde. Aber während des Krieges fanden keine Länderspiele statt.

      Am 22. Mai 1946, elf Monate nach der Heirat, kommt das erste Kind zur Welt. Es ist ein Junge, der nach seinem Großvater mütterlicherseits auf den Namen George getauft wird. Weitere fünf Kinder folgen: Carol (1947), Barbara (1952), die Zwillinge Julie und Grace (1963) und schließlich Ian (1967).

      Cregagh

      Im Januar 1949 ziehen Dickie und Anne Best mit dem zweieinhalbjährigen George und seiner Schwester Carol ins Cregagh Housing Estate, ein öffentliches Wohnungsbauprojekt. Die moderne Nachkriegssiedlung besteht aus zweigeschossigen Reihenhäusern mit Flachdächern, was für Belfast neu ist. Aus heutiger Sicht wirken die Häuser sehr bescheiden, aber das Bad ist nicht mehr draußen im Hinterhof, was damals fast schon als luxuriös gilt. Anfangs beträgt die Miete 14 Shilling (= 70 Pence) pro Woche. Später wird den Mietern die Möglichkeit geboten, die Häuser zu erwerben. Die Bests residieren im Burren Way Nr. 16.

      Cregagh ist eine überwiegend protestantische Siedlung. Allerdings lebt hier zunächst noch eine zahlenmäßig bedeutendere katholische Minderheit, was der Randlange geschuldet ist. George Bests jüngere Schwester Barbara: „Burren Way war eine freundliche Straße. Wir hatten gute Nachbarn, Katholiken und Protestanten. Wir spielten miteinander und waren miteinander befreundet.“ Religiöses Sektierertum sei in ihrer Familie nicht vorgekommen. George berichtet, im Haus nebenan hätten Katholiken gewohnt. „Die Frau, Melda hieß sie, war die beste Freundin meiner Mutter.“ Auf der Straße hätten sich die Kinder ab und an Schimpfwörter zugerufen. „Du warst entweder ein ‚Fenier‘ oder ‚Proddy Dog‘. Halt so Dinge, die Kinder sich gegenseitig zurufen.“1 Mehr wäre aber nicht gewesen.

      Aufgrund der segregierten Wohnkultur wirkt Belfast wie ein Konglomerat aus Kleinstädten. Das Leben der Familie Best spielt sich fast ausschließlich im Osten ab und hier auch nur in dem Dreieck Cregagh Housing Estate, Donard Street und „Oval“.

      Presbyterians

      Best beschreibt seine Familie als „religiös“. Seine Eltern seien Free Presbyterians gewesen. Nordirlands protestantische Community teilt sich in Anglikaner (Church of Ireland), Presbyterianer (Presbyterian Church of Ireland), Methodisten (Methodist Church of Ireland) und Freie Presbyterianer (Free Presbyterian Church). Die Free Presbyterian Church ist eine reformierte Freikirche mit weltweit über 100 Gemeinden, die Mehrheit davon in Nordirland. Sie spaltete sich in den 1950ern von der Presbyterian Church ab, sieht sich in der Tradition von Johannes Calvin, John Knox und den amerikanischen Puritanern, lehnt rigoros Vergnügen wie Alkohol, Glücksspiel oder Tanz ab, geißelt Homosexualität als Sünde, ist militant antikatholisch und gegen die Ökumene und macht aus dem Sonntag den trostlosesten Tag der Woche. Kurzum: Die Free Presbyterians sind die härteste und bigotteste Fraktion im religiösen Spektrum Nordirlands. Ihr Anführer war ein halbes Jahrhundert lang der Prediger Ian Paisley, der während der „Troubles“ zu einer der bedeutendsten politischen Persönlichkeiten Nordirlands aufsteigt. Denn Paisley war auch noch Boss der Democratic Unionist Party (DUP), die sich 1971 rechts von der Ulster Unionist Party etablierte, die dadurch ihren Charakter als Einheitspartei der nordirischen Protestanten/Unionisten verlor. Zu den Hochburgen der DUP gehören die Arbeiterbezirke East Belfasts. Aber nur eine Minderheit der hier lebenden DUP-Wähler und Anhänger sind Free Presbyterians.

      Für das Religiöse in der Familie ist der Großvater mütterlicherseits zuständig, George Withers, bei dem die junge Familie Best die Sonntage verbringt. George Best und seine Geschwister müssen an diesem Tag in die Kirche und anschließend in die Sonntagsschule. Das Fußballspielen ist untersagt, ebenso der Besuch eines Fußballspiels. Letzteres fällt nicht schwer, denn der protestantisch dominierte Fußballverband lässt am Sonntag den Spielbetrieb ruhen. In Belfast wird am Tag des Herrn nur im katholischen Westen gegen den Ball getreten – allerdings ist es hier Gaelic Football. Soccer gibt es nur „unten“ in der „katholischen“ Republik. So bleibt als einzige Frischluftaktivität ein gesitteter Gang durchs Viertel. Georges Schwester Barbara Best erinnert sich: „Spielen war am Sonntag untersagt. Aber wir durften am Nachmittag einen Spaziergang unternehmen.“ In Großvater Withers vier Wänden geht es auch nicht lustiger zu. Der Fernseher bleibt ausgeschaltet, was George und seine Geschwister aber unterlaufen, indem sie die Glotze heimlich einschalten und wechselweise vor dem Fernsehzimmer Wache schieben.

      Der Politik- und Sportjournalist Eamon McCann zieht Bests Behauptung, seine Eltern seien Free Presbyterians gewesen, in Zweifel. Dass Vater Dickie und Sohn George Fußball spielten, würde hierzu nicht passen. Auch dass Dickie Best schon mal ein Bierchen trinkt, im Gegensatz zu Anne, die lange Zeit Abstinenzlerin ist, widerspricht dem gängigen Bild vom Evangelikalen.

      Barbara СКАЧАТЬ