George Best. Dietrich Schulze-Marmeling
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Название: George Best

Автор: Dietrich Schulze-Marmeling

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783730701904

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СКАЧАТЬ Free Presbyterian Church, die 3.000 Frömmlern Platz bietet und in der Paisley predigt. Allerdings ist dieser Klotz erst 1969 eröffnet worden, weshalb keine Verwechselung vorliegen kann. Denn 1969 ist Best bereits 23, seit acht Jahren in Manchester und besucht Nachtklubs anstatt Kirchen. Möglicherweise hat George Best also in seiner Erinnerung einiges durcheinandergebracht: die Presbyterian Church of Ireland, die Free Presbyterians sowie die DUP.

      Oranier Orden

      Dickie Best ist Mitglied im Oranier Orden. Der 1795 gegründete Orden ist ein exklusiv protestantischer Männerbund, der die Vorherrschaft des Protestantismus gegenüber dem Katholizismus verteidigt. Als klassenübergreifende Allianz mischt der Orden vor allem in Belfast mit, wenn Arbeitsplätze und öffentlicher Wohnraum vergeben werden. Sein Name geht auf Wilhelm III. von Oranien zurück, der 1690 den katholischen Stuart-König Jakob II. und dessen irisch-katholische Truppen in der Schlacht am Boyne besiegte und dadurch die protestantische Präsenz und Vorherrschaft in Ulster zementierte.2 Ein Ereignis, das alljährlich am 12. Juli – „The Twelfth“ – mit großen Umzügen gefeiert wird, bei denen viel Alkohol im Spiel ist und es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Bewohnern katholischer Viertel kommt.

      Seinerzeit ist der Großteil der protestantischen Männer im Orden organisiert. Dies gilt auch für die Arbeiter von Harland & Wolff; rund um „The Twelfth“ ruht die Arbeit auf der Werft. George Best: „Wenn du ein Protestant warst, dann bist du – wie ich – dem Orange Order beigetreten. Mein Vater und mein Großvater waren beide Grand Master ihrer lokalen Loge.“ Der junge George wird Mitglied im Junior Orden. Am 12. Juli darf er mitmarschieren und mithelfen, das riesige und schwere Banner zu tragen. Dickie schenkt seinem Sohn eine Schärpe der lokalen Loge, die heute im Museum of Orange Heritage im Schomberg House ausgelegt ist, dem Hauptquartier der Grand Orange Lodge of Ireland.3 Schomberg House liegt nur einen Steinwurf von Bests Elternhaus entfernt.

      Außerdem gehören Vater und Großvater auch noch der Royal Black Perceptory an. Dieser protestantischen Verbindung dürfen nur Mitglieder des Oranier Ordens beitreten. Der Royal Black Perceptory ist noch stärker religiös geprägt als der Orden. Ziel der Institution ist es, die Prinzipien der protestantischen Reformation zu verteidigen und zu verbreiten.

      Als der junge George Best mitmarschiert, verlaufen die Umzüge am 12. Juni noch weitgehend friedlich, auch weil Belfasts Katholiken sich an diesem Tag wegducken. Schon damals dient „The Twelfth“ allerdings nicht nur der Selbstvergewisserung der eigenen Identität. Die Märsche sollen auch demonstrieren, dass Nordirland den Protestanten gehört und die Minderheit nur geduldet ist. George Best selbst wird sich später kritisch darüber äußern: „The Twelfth“ sei schon damals, also vor Ausbruch des nordirischen Bürgerkrieges, ein „sektiererischer Karneval“ gewesen.

      Glentoran

      Die fußballerische Tradition der Familie verkörperte Georges Großvater väterlicherseits, James ‚Scottie‘ Best. Den Spitznamen „Scottie“ verdankt er dem Umstand, dass er die erste Phase seines Lebens in Schottland verbracht hat. Als James zwei Jahre alt war, zogen seine Eltern nach Glasgow. Harland & Wolff hatte damals Werften am Clyde erworben, exportierte nun ihre sektiererische „No catholics“-Politik und schickte protestantische Facharbeiter in die schottische Industriemetropole. Die Immigranten gossen eine gehörige Portion Öl in das auch in Glasgow lodernde religiös-sektiererische Feuer. Mit ihrer Ankunft verschärfte sich die Rivalität zwischen den Fußballklubs Rangers und Celtic.

      James Best wuchs in Glasgow auf und arbeitete auf einer der Werften am Clyde. Nach seiner Rückkehr nach Belfast lebt er in der Nähe des Glentoran-Stadions „Oval“ in Ballymacarret. Mit seinem Sohn Dickie und später seinem Enkel George geht James regelmäßig zu den Heimspielen des Klubs.

      Als George erstmals ein Spiel der „Glens“ besucht, hat sich Belfast Celtic, in der Saison 1947/48 noch Nordirlands erster Nachkriegsmeister, vom Spielbetrieb verabschiedet. Vorausgegangen war die „Jimmy-Jones-Affäre“ am Boxing Day 1948: Belfast Celtic musste beim Linfield FC antreten. 25.000 Zuschauer waren in den Windsor Park gekommen, eine für den heutigen nordirischen Ligafußball unvorstellbare Masse. Die Begegnung wurde von beiden Seiten mit äußerster Härte geführt. Nach einem Zusammenprall mit Celtics (protestantischem!) Torjäger Jimmy Jones musste Linfields Bryson vom Platz getragen werden. Die ohnehin angespannte Stimmung wurde weiter angeheizt, als die Zuschauer über die Lautsprecheranlage des Windsor Park erfuhren, dass sich der Linfield-Spieler ein Bein gebrochen habe. Nach dem Schlusspfiff – das Spiel endete unentschieden – wurden die Celtic-Spieler tätlich angegriffen. Dabei hatte es der Linfield-Anhang vor allem auf Jimmy Jones abgesehen. Jones wurde über ein Geländer auf die Stehterrasse gestoßen, wo man ihn übel zurichtete. Sein Bein wurde gebrochen, und es dauerte einige Zeit, bis sich Jones von dem Zwischenfall wieder erholt hatte und seine Karriere fortsetzen konnte. Nach langen Diskussionen entschied Celtics Vereinsführung, dass Spielern und Fans eine weitere Beteiligung an der Irish League nicht zuzumuten sei. Eine komplette Mannschaft wurde auf die Transferliste gesetzt, und für Belfast Celtic wurde Crusaders FC in die Irish League aufgenommen, ein Klub aus einem Viertel protestantischer Hafenarbeiter im Norden Belfasts.

      In den folgenden Jahren heißt der Meister entweder Linfield oder Glentoran. 1948/49 und 1949/50 holt Linfield den Titel, 1950/51, 1951/52 und 1952/53 Glentoran. Anschließend ist wieder Linfield dran. Da es keinen katholischen/irisch-nationalistischen Widersacher mehr gibt, spielt sich Belfasts Fußballrivalität nun nur noch zwischen protestantischen Klubs ab.

      Too long in exile?

      Wie eingangs erwähnt, hält George Best Glentorian für einen „katholischen“ Klub und wundert sich darüber, dass sein Vater und Großvater dorthin pilgern. Seine Vermutung rührt vermutlich daher, dass die „Glens“ nach dem Ausstieg der Belfast Celtics nun Linfields hauptsächlicher Widersacher sind. Und dass – im Unterschied zum FC Linfield – bei Glentoran auch einige Katholiken mitkicken dürfen. Außerdem machen sich Linfield-Fans einen Spaß daraus, die „Glens“ wegen ihrer grünen Trikots aufzuziehen – denn Grün gilt als Farbe der irisch-katholischen Nationalisten (allerdings spielt auch die nordirische Nationalelf in Grün). Bis heute kommt es bei Spielen zwischen den beiden Klubs immer wieder zu Ausschreitungen, die aber nur Ausdruck einer geografisch bestimmten Rivalität innerhalb der protestantischen Community sind. In den Führungsetagen der beiden Klubs sitzen ausschließlich Protestanten, auf den Rängen ebenso. In Belfast kommt niemand auf den Gedanken, die „Glens“ als „katholisch“ zu bezeichnen.

      Für Eamon McCann dokumentieren Bests verzerrte Erinnerungen eine Unsicherheit bezüglich seiner Herkunft: „Es sind Aussagen eines Mannes, der Probleme damit hat, sich der Kultur, die ihn geformt hat, zu erinnern. Der versucht und dabei scheitert, sich vorzustellen, was wohl der Inhalt dieser Kultur gewesen sein mag. Er war zu lange im Exil, zu früh und zu weit weg, als dass ihm eine echte Verwurzelung Sicherheit geben könnte.“ Too long in exile – der ebenfalls aus East Belfast stammende Musiker Van Morrison wird später einen Song darüber schreiben.

      Vielleicht gibt es für Bests widersprüchliche und fehlerhafte Aussagen noch einen weiteren Grund. Sowohl George wie seine Schwester Barbara legen größten Wert darauf, dass ihre Eltern keinen Unterschied zwischen protestantischen und katholischen Mitbürgern gemacht hätten, dass sie gewissermaßen mit einer antisektiererischen Haltung aufgewachsen seien. Die Familie sei unpolitisch gewesen. Im Großen und Ganzen mag dies zutreffen. Aber wie bereits geschildert, bewegt sich auch die Familie Best nicht völlig außerhalb des sektiererischen Grundmusters der nordirischen Gesellschaft. Dies ist auch kaum möglich.

      Eins teilt sich in zwei

      Nach der Teilung der irischen Insel hatten der Norden und der Süden auch im Fußball getrennte Wege eingeschlagen. Die führenden Klubs des Free State sagten sich von der in Belfast beheimateten und von Unionisten dominierten IFA los und gründeten mit der Football Association of Ireland (FAI) einen eigenen Verband, СКАЧАТЬ