George Best. Dietrich Schulze-Marmeling
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Название: George Best

Автор: Dietrich Schulze-Marmeling

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783730701904

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СКАЧАТЬ Sodass gerade die Schichten, die früher aus dem Bildungssystem entlassen wurden, also Arbeiterjugendliche, finanziell relativ selbstständig waren; sie prägten die ersten Jahre einer entstehenden Jugendkultur.“

      In den 1960ern erfasst eine explodierende Populärkultur die Fans des Fußballs und der Beat-, Blues- und Rockmusik. Erstmals werden Moden nicht nur von den oberen Etagen der Gesellschaft vorgegeben, sondern auch „von unten“ entwickelt. Der Historiker Eric Hobsbawn schreibt über diese soziokulturelle Revolution: „Modebewusste Jungen und vor allem Mädchen aus der Arbeiterklasse hatten ihren Lebensstil bis dahin häufig von den Moden der Oberschichten oder der Subkulturen der Mittelklasse, also der Künstlerboheme, kopiert. Nun begann sich eine seltsame Umkehr der Dinge anzudeuten.“ Ähnlich sieht es der Journalist Andrew Marr, bis 2005 Politikredakteur der BBC: „Die neue Kultur war weit davon entfernt, elitär zu sein. Sie wurde geformt von Leuten aus der Arbeiter- und der unteren Mittelklasse, die niemals zuvor so viel kulturelle Macht genossen hatten. (…) Die Kinder der LKW-Fahrer, Hafenarbeiter, Putzfrauen und Verkäuferinnen wurden in teuren Nachtklubs gefeiert und standen Schlange, um der Queen vorgestellt zu werden.“

      Britische Freizeitkulturen sind nun nicht mehr Kulturen von Klassen, sondern von Generationen. In Großbritannien zeigt sich ein Muster, das, so Thomas Mergel, „in ganz Westeuropa zum Ende des 20. Jahrhunderts leitend geworden ist und das für weibliche Lebensentwürfe ebenso gilt wie für Trends der Massenkultur: die Individualisierung der Lebensstile. Die Popkultur der sechziger Jahre hatte, so sehr auch Musikgruppen die Szene beherrschten, den Individualismus gefeiert. Eine Persönlichkeit wie John Lennon war eben nicht wie alle, und ebenso wenig war es der erste Fußballer, der zur Popikone geworden ist: der Nordire George Best, der bei Manchester United spielte. Genial, aber trainingsfaul und langhaarig, fuhr er Sportwagen, besuchte Nachtklubs und verändere dadurch das öffentliche Bild des bisher als Proletensport gehandelten Fußballs vollständig. (…) In der Verehrung, die solchen Stars entgegenschlug, äußerte sich die Sehnsucht der vielen, ebenso unverwechselbar und gegen den Mainstream zu sein und zu leben.“

      In einem Punkt irrt Mergel allerdings. Zwar schwänzt Best später wiederholt das Training, aber in seinen besten Jahren ist er alles andere als trainingsfaul. Best ist auch nicht der typische Playboy, als der er später bezeichnet wird. Zumindest im Manchester-United-Trikot bleibt sein Kerngeschäft der Fußball.

      Als Brian Kidd, drei Jahre jünger als George Best, 1966 zur 1. Mannschaft stößt, lernt er einen Best kennen, der auf dem Trainingsplatz so fleißig ist wie kaum ein anderer: „Seine Fitness war überragend, wurde von niemandem übertroffen, aber er arbeitete auch hart an seiner Technik. Wenn die anderen Spieler der 1. Mannschaft das Training beendet hatten und nach Hause gegangen waren, kam er noch einmal am Nachmittag mit einem Sack mit Bällen und übte Eckstöße – mit dem linken und dem rechten Fuß. Er versuchte sie direkt zu verwandeln, was ihm fast regelmäßig gelang. Ich erinnere mich daran, wie er dies einmal an einem Freitagnachmittag trainierte. Am folgenden Tag traf er dann auch im Spiel mit einem Eckstoß direkt ins Tor. Alle dachten an einen Zufall, aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Er hatte daran gearbeitet. Gott hatte ihn mit Talent ausgestattet, aber er arbeitete auf dem Trainingsplatz hart daran, sich weiter zu verbessern.“

      Manchester swingt

      Die Swinging Sixties sind nicht auf die Hauptstadt London beschränkt. Auch Manchester hat eine vibrierende Klub- und Musikszene. Dazu zählt das Twisted Wheel, der erste Nachtklub, in dem sich Best regelmäßig herumtreibt. Das Twisted Wheel ist ein ehemaliges Café für Studenten und Beatniks. Nicht der Alkohol lockt den späteren Alkoholiker Best in den Klub, sondern die Musik (vor allem Alexis Korner und Long John Baldry treten hier häufiger auf) und die jungen Damen. Auch hat Manchester seine eigene Bandszene, wenngleich nicht so dicht und ausgeprägt wie im benachbarten Liverpool. Aber im Frühjahr 1965 belegten mit Freddie & The Dreamers, Wayne Fontana & The Mindbenders und Herman’s Hermits drei Manchester-Bands die ersten drei Plätze in den US-Charts.

      Außerdem hat Manchester mit Le Phonographe eine der berühmtesten Diskotheken im Land. Der Laden spielt in den Swinging Sixties eine ähnliche Rolle wie in den 1990ern The Hacienda, ein Nachtklub, der in den Jahren von „Madchester“, einer Bewegung aus Independent Rock, Psychedelia und elektronischer Tanzmusik, angesagt ist und von United-Spielern wie Ryan Giggs und David Beckham frequentiert wird. Im Phonographe kann man laut Best die schönsten Mädchen treffen. Er erscheint dort meist gemeinsam mit dem drei Jahre älteren Mike Summerbee, der 1965 von Manchester City als Flügelstürmer verpflichtet worden ist und sich mit Best schnell angefreundet hat. Die beiden beginnen ihren Diskoabend meist an einem Tisch nahe der Damentoilette, wo die Mädchen sie passieren müssen.

      Später unterhält Best eine besondere Beziehung zum Club Phyllis, der von der Irin Philomena „Phyllis“ Lynott geführt wird. Phyllis ist die Mutter von Phil Lynott, Sänger und Bassist der Dubliner Rockband Thin Lizzy, die Anfang der 1970er nach London übersiedelt. Phil Lynott ist farbig, sein Vater stammt aus Guinea. Seine melancholischen Texte setzen sich kritisch mit den Klischees über Männlichkeit und mit der katholischen Tradition seiner Heimat auseinander.

      Im Phyllis kann man zu jeder Tages- und Nachtzeit erscheinen. Best: „Der Laden war immer offen, und Phyllis war immer da. Sie schien niemals zu schlafen. Du konntest dort um fünf Uhr in der Früh auftauchen – und der Laden bebte. Phylli’s Freund Dennis beobachtete von einem Fenster im oberen Geschoss die Straße. Wenn die Polizei kam, wurden alle Lichter und die Musik abgeschaltet.“

      George Best wird zum Epizentrum des Partylebens von Manchester. Dort swingen die Sixties um einen Fußballer aus der nordirischen Provinz. Mit seinem blendenden Aussehen weckt der Fußballer Best das Interesse auch der jungen Frauen. Bis dahin war es allein ein Hobby junger Männer gewesen, Zigarettenbildchen von Fußballstars zu sammeln. Und keine Frau hatte sich das Poster eines Fußballers übers Bett gepinnt. Mit Best ändert sich das.

      Dank Best und eines Fußballs „mit Flair“ avanciert Manchester United zum „fashion leader“ auf dem Fußballfeld – gemeinsam mit dem Chelsea FC, der flamboyantesten Adresse des Hauptstadt-Fußballs. Der „Guardian“-Journalist David Lacey: „Vor Best waren Fußballer in der Regel Männer mit kurzen Haaren, die das Äquivalent eines ordentlichen Fabrikarbeiterlohnes verdienten und sich mit einem netten Mädchen aus dem Friseursalon niederließen. Best bereicherte United nicht nur mit seinen zauberhaften Fähigkeiten als Fußballer, sondern auch mit einem Glamour, wie ihn das Spiel bis dahin noch nicht erlebt hatte.“

      Best selbst hegte beste Erinnerungen an diese Zeit. Rückblickend erzählte er im Jahr 2001: „Ich werde immer dafür dankbar sein, dass ich die 1960er und 1970er erlebt habe. Es war eine aufregende Zeit. Das Leben war frei und leicht. Krankheiten wie Aids gab es noch nicht. Das Leben bestand aus Mädchen, einigen Bieren, Fußball, guter Musik. Das alles gehörte zum Alltag, und ich liebte jede Minute davon. Ich war vom Sex niemals enttäuscht. Es ist wie mit dem Fußball. Wenn du ein gutes Spiel hast, willst du weitermachen. Und wenn du ein schlechtes hast, freust du dich auf das nächste Spiel.“ Später wechselt er allerdings von jungen Mädchen zu älteren, verheirateten Damen, was ihm wiederholt Probleme mit deren Ehemännern einbringt.

      Ökumenische Dribblings

      Der Kultur seiner Belfaster Herkunftscommunity entrissen und mit den Swinging Sixties infiziert, hat Best in Manchester auf und neben dem Fußballplatz einen ökumenischen Appeal entwickelt. Wenn der Dribbelkünstler die Gegner düpiert, steht Busbys United nur für den Zeitgeist und nicht für irgendwelche katholischen oder protestantischen Werte.

      Wer Best liebt, der muss auch United lieben. Wie kein anderer nordirischer Fußballspieler und Sportler sprengt Best die sektiererischen Barrieren in seiner Heimat. Nicht wenige der heutigen nordirisch-protestantischen United-Fans gehören zu der Generation, die durch das United von George Best sozialisiert wurden.

      Katholiken können mit United sympathisieren, weil es СКАЧАТЬ