Der Apfelwein-Botschafter: Kommissar Rauscher 11. Gerd Fischer
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Название: Der Apfelwein-Botschafter: Kommissar Rauscher 11

Автор: Gerd Fischer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kommissar Rauscher

isbn: 9783948987107

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СКАЧАТЬ worden ist. Das ist doch ein riesiges Schlamassel!“

      „Mitnichten! Es wäre erst ein Debakel, wenn herauskäme, dass Sie dort undercover … Und genau deshalb darf es niemals, ich betone: NIEMALS jemand erfahren! Haben Sie das verstanden?“

      „Wie könnte ich nicht? Aber soll ich nicht wenigstens Thaler und Krause einweihen?“

      „Auf keinen Fall. Je weniger darüber Bescheid wissen, desto besser.“

      Rauscher wollte die Gunst der Stunde nutzen. Er hatte Markowsky nicht sehr oft an der Strippe. „Was ist eigentlich mit meinem Sabbatical?“

      „Sind Sie noch bei Trost? Mich in dieser Situation so etwas zu fragen! Ergebnisse, Rauscher, ich brauche erst Ergebnisse! Dann können wir über alles reden.“ Markowsky setzte kurz ab. „Ich vertraue Ihrem Instinkt, Rauscher. Und wenn wir den Mörder haben, unterhalten wir uns über Ihre Hirngespinste.“ Rauscher wollte noch etwas fragen, kam aber nicht dazu, denn der Chef schloss das Telefonat mit einer Art Appell: „Geben Sie Ihr Bestes! Sie schaffen das! Schönen Abend noch.“

      Markowsky! Irgendwie war der Chef so etwas wie sein Yin und Yang. Er mochte ihn, er hasste ihn. Markowsky hatte Rauscher in seinen jungen Jahren bei der Frankfurter Mordkommission protegiert und aufgebaut, als den Hoffnungsträger der gesamten Frankfurter Kripo bezeichnet. Rauscher war damals überall angesehen gewesen, die Kollegen hatten Achtung und Respekt vor ihm gehabt. Die Lösung einiger spektakulärer Fälle ging tatsächlich auf sein Konto. Das wurde ihm hoch angerechnet. Gleichzeitig führte dies aber auch zu Überheblichkeit, sogar Übermut. Immer häufiger hatte er Alleingänge gewagt, die sein Leben – und das Leben anderer – gefährdet hatten. Zudem waren seine Ausraster legendär. Hin und wieder war er zu forsch vorgeprescht und hatte sich nicht im Griff gehabt. Trotzdem war alles gut gegangen, bis zu jenem Tag, an dem sein Leben eine entscheidende Wendung genommen hatte und seine Karriereaussichten einen herben Dämpfer erlitten hatten.

      Es war während des Fluglärm-Falles geschehen. Rauscher hatte seine damalige Braut Elke vor dem Altar stehen lassen und war aus der Kirche geeilt, um eine potenzielle Selbstmörderin zu retten.

      Das hatte gleich mehrere Hebel in Bewegung gesetzt und sowohl Elke als auch seine eigene Familie gegen ihn aufgebracht. Und nicht nur das: Seitdem war Rauscher Markowsky ein Dorn im Auge. Ausgerechnet Elkes Vater, der ehemalige Polizeipräsident von Hamburg, war ein Gönner und Vertrauter seines Chefs. Seitdem stand Rauscher unter besonderer Beobachtung und durfte sich nichts mehr leisten. Hinzu kamen die quälenden Momente, nachdem Elke mitsamt seinem Sohn Mäxchen nach Hamburg zurückgegangen war.

      Wie konntest du mir das antun?, hatte Elke ihm vorgeworfen. Der Streit, die langen Monate, in denen er Mäxchen nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte. Das zehrte. Mäxchen fehlte ihm so sehr. Und keine Hoffnung auf Besserung.

      Wie konntest du mir das antun?

      All das hatte sein Nervenkostüm strapaziert. Er war angeknackst. Wurde immer impulsiver. Einige Unbeherrschtheiten hatte Markowsky noch billigen können, aber als es nicht besser, sogar noch schlimmer geworden war, konnte das niemand mehr verschmerzen. Auch nicht Rauschers engste Mitarbeiter Krause und Thaler, die sich mehr und mehr von ihm distanzierten. Es folgte die Suspendierung nach einem schlimmen Aussetzer, als er Kollege Krause tätlich angegangen war, zugegebenermaßen in einer psychischen Ausnahmesituation. Dies konnte und wollte Markowsky nicht länger dulden.

      In Rauschers Kopfkino lief alles noch einmal ab. Elke. Mäxchen. Seine Eltern. Markowsky. Immer wieder Markowsky. Die Suspendierung war absehbar gewesen. Und folgerichtig. Alles war aus dem Ruder gelaufen, aber zwischendurch hatte er Jana kennengelernt und nun saß er mit ihr im selben Boot. Er würde darauf achten, dass es nicht die Titanic werden würde. Im Gegenteil. Jana war Rauschers Glück. Seit dem Abgerippt-Fall, und ganz besonders in der letzten Phase, stand sie eisern zu ihm. Als Einzige hatte sie vorbehaltlos zu ihm gehalten, ohne Wenn und Aber. In etlichen Situationen hatte sie ihm nicht nur den Rücken freigehalten, sondern auch entscheidend dazu beigetragen, dass er die Fälle – trotz aller auftretenden Schwierigkeiten – schließlich lösen konnte. Das würde er ihr nie vergessen.

      Natürlich vermisste er Mäxchen sehr, aber Jana gab ihm Trost und Halt. War Geliebte und Freundin. Mit ihr konnte er sich austauschen wie mit niemandem sonst auf der Welt.

      Jahrelang hatte Rauscher geglaubt, dass er es vereinbaren könnte, Fälle zu lösen, pflichtbewusst zu sein und dabei trotzdem seinen eigenen Weg zu gehen und auch noch sein Privatleben auf die Reihe zu kriegen. Heute wusste er, dass es nicht unter einen Hut zu bringen war. Seine Maxime: ‚Sei ein guter Polizist und das Leben wird dir den Platz zuweisen, der für dich vorgesehen ist’, war ihm abhandengekommen. Zerbröselt vor seinen Augen. Das Leben hatte einen unvorhersehbaren Schlenker genommen. Er hatte zwischenzeitlich seinen Job verloren, aber dadurch Jana gewonnen. Er hatte geerbt, denn seine Tante Adelheid war gestorben. Und seine Familie stammte von der Frau Rauscher aus der Klappergasse ab, wie ein Ahnenforscher zweifelsfrei recherchiert hatte. Das alles musste er erst einmal verdauen.

      Hinzu kam Janas derzeitige Situation bei der Wasserschutzpolizei im Osthafen. Vor einigen Wochen hatte sie dort ihren Dienst angetreten. Je-doch hatte sie immer nur sehr wortkarg geantwortet, wenn Rauscher sich erkundigt hatte, wie ihr der neue Posten gefiel. Das war sonst ganz und gar nicht ihre Art. Rauscher ahnte, dass nicht alles im grünen Bereich war. Sie biss sich durch, das spürte er. Aber gefallen schien ihr der neue Job nicht. Jedenfalls gab es dafür keinerlei Anzeichen. Um sicher zu gehen, musste er Klarheit gewinnen.

      Doch nun gab es erst einmal eine neue Aufgabe, oder sogar zwei: Apfelwein-Botschafter der Stadt Frankfurt und Undercover-Ermittler. Er musste schmunzeln. Das Leben wäre wohl in ruhigeren Bahnen verlaufen, hätte es nicht kurz darauf eine Leiche gegeben. Ausgerechnet Joachim Adlhof, sein neuer Chef, den die Kripo eigentlich schützen wollte, indem sie Rauscher im Dezernat untergebracht hatte.

      Rauscher schüttelte den Kopf. Er musste sich schleunigst um die Lösung des Falles kümmern. Dann erst war wieder Land in Sicht.

      7

      Am nächsten Vormittag, dem Samstag, saßen sich Jan Krause und Ingo Thaler im Konferenzraum des Präsidiums gegenüber. Das Wochenende war gestrichen. Krause hatte die Teambesprechung gerade beendet und den Kollegen ihre Aufgaben zugeteilt. Die Tür-zu-Tür-Befragungen der Nachbarn und die weiteren Ermittlungen liefen. Der letzte Kollege hatte gerade den Raum verlassen.

      „Glaubst du, wir kriegen das gewuppt?“, hob Thaler an und blickte Krause, der sich gerade erheben wollte, sorgenvoll in die Augen.

      „Wie meinst du das?“ Krause ließ sich zurück auf den Stuhl sinken.

      „Der Fall Adlhof wird hohe Wellen schlagen. Das öffentliche Interesse ist jetzt schon immens. Die Medien werden uns hetzen. Liegt auf der Hand. Und da Rauscher seinen Posten nicht besetzen wird, jedenfalls nicht so bald, weil er im neuen Dezernat untergekommen ist, finde ich, wir sind personell unterbesetzt.“ Thaler verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle er so seinen Worten Nachdruck verleihen.

      „Wovon redest du eigentlich?“

      „Ich denke, wir sollten Rauschers Stelle neu besetzen, um professionell arbeiten zu können. Wir waren die ganze Zeit schon zu wenige, aber jetzt …“

      „Thaler!“ Krause schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Jetzt mal Butter bei die Fische, ne! Was willst du mir eigentlich sagen?“

      Ingo Thaler wand sich noch etwas, aber dann gab er seine Vorstellungen preis. „Ich finde, du solltest mit Markowsky reden und ihn nach Verstärkung fragen. Dass wir unterbesetzt СКАЧАТЬ