Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ Mee­re. Es war Cor­si­ka, noch ver­hüllt in ei­ner Art leich­tem Ne­bel­schlei­er.

      Da­hin­ter stieg lang­sam die Son­ne auf. An­fangs la­gen die Käm­me der Ber­ge noch in tie­fem Schat­ten, dann schi­en es, als ob auf al­len Gip­feln strah­len­de Lich­ter ent­zün­det wür­den, wäh­rend der un­te­re Teil der In­sel noch in dich­tem Ne­bel lag.

      Der Ka­pi­tän, ein al­tes gelb­li­ches, von den schar­fen salz­hal­ti­gen Win­den ver­trock­ne­tes, ver­schrumpf­tes und aus­ge­dörr­tes, aber zä­hes Männ­chen wur­de auf der Steu­er­brücke sicht­bar.

      »Rie­chen Sie das, die­sen Duft?« sag­te er mit sei­ner durch dreis­sig­jäh­ri­ges Kom­man­die­ren rau ge­wor­de­nen und im Ge­brüll der Stür­me ver­schlis­se­nen Stim­me.

      In der Tat nahm sie einen ei­gen­tüm­li­chen selt­sa­men Pflan­zen­duft von un­ge­wöhn­li­cher Wür­ze wahr.

      »Das ist Cor­si­ka in der Blü­te, Ma­da­me«, fuhr der Ka­pi­tän fort. »Es ist wie der Duft ei­ner hüb­schen jun­gen Frau. Ich wür­de ihn noch nach zwan­zig Jah­ren auf fünf Mei­len Ent­fer­nung wie­der­er­ken­nen. Ich stam­me von dort. Er, da un­ten auf St. He­le­na, spricht wie es heisst, stets von dem Duf­te sei­nes Va­ter­lan­des. Wir sind mit ihm ver­wandt.«

      Und der Ka­pi­tän lüf­te­te sei­nen Hut, grüss­te Cor­si­ka und grüss­te da un­ten, weit im Ozean den großen ge­fan­ge­nen Kai­ser, der zu sei­ner Fa­mi­lie ge­hör­te.

      Jo­han­na fühl­te sich so be­wegt, dass sie bei­na­he ge­weint hät­te.

      Dann brei­te­te der See­mann die Arme ge­gen den Ho­ri­zont aus.

      »Die Blut­stei­ne!« sag­te er.

      Ju­li­us stand ne­ben sei­ner Frau und hielt sie um­schlun­gen; bei­de schau­ten in die Fer­ne, um den an­ge­deu­te­ten Punkt zu er­ken­nen.

      End­lich be­merk­ten sie ei­ni­ge Fel­sen in Ge­stalt von Py­ra­mi­den, wel­che bald dar­auf das Schiff um­fuhr, um in einen un­ge­heu­ren ru­hi­gen Golf ein­zu­lau­fen, der von zahl­rei­chen ho­hen Gip­feln um­säumt war, de­ren grü­ne Hän­ge mit Moos be­deckt schie­nen.

      Je nä­her man kam, de­sto mehr schi­en sich der Kreis von Ber­gen hin­ter dem Schiff zu­sam­men­zu­sch­lies­sen, wel­ches lang­sam da­hin glitt. Die azur­blaue Flut war so klar, dass man fast bis auf den Grund se­hen konn­te.

      Und plötz­lich zeig­te sich im Hin­ter­grun­de der Bucht am Ran­de der Wo­gen zu Füs­sen der Ber­ge die weiß­schim­mern­de Stadt.

      Ei­ni­ge klei­ne ita­lie­ni­sche Schif­fe la­gen im Ha­fen vor An­ker. Vier oder fünf Bar­ken um­kreis­ten den »Kö­nig Lud­wig«, um sei­ne Pas­sa­gie­re auf­zu­neh­men.

      »Was meinst Du«, sag­te Ju­li­us, das Ge­päck zu­sam­men­le­gend, lei­se zu sei­ner Frau, »zwan­zig Sous wird für den Trä­ger wohl ge­nug sein?«

      Seit acht Ta­gen stell­te er je­den Au­gen­blick die glei­che Fra­ge, die ihr schreck­lich pein­lich war.

      »Wenn man nicht weiß, ob es ge­nug ist, gibt man lie­ber et­was mehr«, sag­te sie ziem­lich un­ge­dul­dig.

      Unauf­hör­lich han­del­te er mit Wir­ten und Kell­nern, mit Kut­schern und Ge­schäfts­leu­ten al­ler Art. Wenn er dann mit Hil­fe sei­ner Zun­gen­fer­tig­keit einen bil­li­ge­ren Preis er­zielt hat­te, so sag­te er zu Jo­han­na, sich ver­gnügt die Hän­de rei­bend:

      »Ich las­se mich nicht gern übers Ohr hau­en.«

      Sie zit­ter­te je­des Mal, wenn sie die Rech­nun­gen kom­men sah, denn sie wuss­te, dass er zu je­dem Pos­ten sei­ne Ein­wen­dun­gen ma­chen wür­de. Sie fühl­te sich durch die­sen Krä­mer­geist er­nied­rigt und er­rö­te­te je­des Mal bis über die Ohren, wenn sie den miss­ver­gnüg­ten Blick der An­ge­stell­ten be­merk­te, mit wel­chem die­sel­ben aus der Hand ih­res Man­nes das stets sehr spär­li­che Trink­geld emp­fin­gen.

      Nun hat­te er noch einen län­ge­ren Streit mit dem Bar­ken­füh­rer, der sie an Land brach­te.

      Der ers­te Baum, den sie sah, war eine Pal­me.

      Sie stie­gen in ei­nem großen statt­li­chen Ho­tel an der Ecke ei­nes ge­räu­mi­gen Plat­zes ab und lies­sen sich ein Früh­stück ser­vie­ren.

      Als sie mit dem Nach­tisch fer­tig wa­ren und Jo­han­na sich ge­ra­de er­he­ben woll­te, um ein we­nig durch die Stadt zu strei­fen, schloss sie Ju­li­us in sei­ne Arme und flüs­ter­te ihr zärt­lich zu:

      »Wol­len wir uns nicht et­was nie­der­le­gen, mein Schatz?«

      »Uns nie­der­le­gen?« frag­te sie über­rascht. »Aber Ich bin durch­aus nicht müde!«

      »Aber ich möch­te … Du weißt schon«, sag­te er, »seit zwei Ta­gen! …«

      »Ach, zu die­ser Stun­de?« stam­mel­te sie scham­rot. »Was wird man da­von den­ken? Wie wür­dest Du den Mut fin­den, am hel­len Tage ein Zim­mer zu ver­lan­gen? Ach, Ju­li­us, ich bit­te Dich!«

      »Ich ma­che mir den Kuckuck dar­aus, was die Leu­te den­ken oder sa­gen wer­den«, un­ter­brach er sie. »Du wirst se­hen, wie gleich­gül­tig mir das ist.« Und er schell­te.

      Sie wag­te nichts mehr ein­zu­wen­den und sass mit nie­der­ge­schla­ge­nen Au­gen da; ihr Herz und ihr gan­zes Ge­fühl sträub­te sich ge­gen die­ses un­be­zähm­ba­re Ver­lan­gen ih­res Gat­ten. Nur wi­der­stre­bend füg­te sie sich in das Un­ver­meid­li­che, aber sie fühl­te sich er­nied­rigt und her­ab­ge­wür­digt durch ein Be­geh­ren, wel­ches ihr tie­risch und un­end­lich un­rein vor­kam.

      Ihre Ge­füh­le wa­ren noch nicht er­wacht und doch tat ihr Mann, als ob sie schon ganz sein Feu­er tei­le.

      Als der Kell­ner kam, ver­lang­te Ju­li­us auf ihr Zim­mer ge­führt zu wer­den. Der Mann, ein ech­ter Cor­se, haa­rig bis an die Au­gen, schi­en an­fangs nicht recht zu be­grei­fen; er ver­si­cher­te, dass das Zim­mer für die Nacht be­reit ste­hen wer­de.

      »Nein, ich wün­sche es so­fort!« sag­te Ju­li­us un­ge­dul­dig. »Wir sind müde von der Rei­se und wol­len uns aus­ru­hen!«

      Ein Lä­cheln husch­te über die bär­ti­gen Lip­pen des Kell­ners. Jo­han­na wäre am liebs­ten da­von­ge­lau­fen.

      Als sie eine Stun­de spä­ter wie­der her­un­ter­ka­men, wag­ten sie nicht, die Leu­te an­zu­se­hen, die an ih­nen vor­über­gin­gen; sie glaub­te ein Lä­cheln und Tu­scheln hin­ter ih­rem Rücken zu be­mer­ken. Es war ihr un­be­greif­lich, wie Ju­li­us da­für kein Ge­fühl СКАЧАТЬ