Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 179

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ sag­te er, we­nig er­baut, »dar­an hat­te ich nicht ge­dacht. Ich wer­de ihr gleich früh eine De­pe­sche sen­den.«

      Aber als eine Frau, die an al­les denkt, hielt sie ihn zu­rück.

      »Nein, schi­cke die De­pe­sche erst ge­gen zehn oder elf Uhr ab, da­mit wir Zeit ha­ben, uns um­zu­se­hen, ehe sie an­kommt. Von Cha­ren­ton bis hier­her braucht sie höchs­tens zwei Stun­den. Wir wer­den ihr sa­gen, Du hät­test voll­stän­dig den Kopf ver­lo­ren ge­habt. Wenn wir sie so zei­tig be­nach­rich­ti­gen, wer­den wir nicht mit al­lem fer­tig wer­den.«

      Aber Ca­ra­van schlug sich vor die Stir­ne und mit dem furcht­sa­men Tone, in den er stets ver­fiel, wenn er von sei­nem Chef sprach, bei des­sen Na­mens­nen­nung er schon zit­ter­te, sag­te er:

      »Man muss auch im Mi­nis­te­ri­um Nach­richt ge­ben.«

      »Wa­rum Nach­richt ge­ben!« ant­wor­te­te sie. »Bei sol­chen Ge­le­gen­hei­ten ist man stets ent­schul­digt, wenn man et­was ver­gisst. Gib lie­ber kei­ne Nach­richt, glau­be mir. Dein Chef kann gar nichts sa­gen und Du wirst ihn in eine grau­sa­me Ver­le­gen­heit brin­gen.«

      »Ach ja!« sag­te er, »was das an­be­trifft, ent­schie­den, und in einen rie­si­gen Zorn dazu, wenn er sieht, dass ich nicht kom­me. Ja! Du hast recht, das ist eine herr­li­che Idee. Er muss sich be­ru­hi­gen und schwei­gen, wenn ich ihm spä­ter den Tod der Mut­ter an­zei­gen wer­de.«

      Und ganz ent­zückt von dem Scherz rieb sich der Be­am­te die Hän­de, wenn er an den Zorn sei­nes Chefs dach­te, wäh­rend oben über ihm, ne­ben dem Leich­nam sei­ner Mut­ter, das ein­ge­schla­fe­ne Dienst­mäd­chen hef­tig schnarch­te.

      Ma­da­me Ca­ra­van wur­de wie­der nach­denk­lich, als sei sie mit et­was be­schäf­tigt, was sich nicht gut sa­gen lässt.

      »Dei­ne Mut­ter«, ent­schloss sie sich end­lich, »hat Dir doch ganz si­cher ihre Uhr ver­macht, nicht wahr, das jun­ge Mäd­chen mit dem Ball­spiel?«

      »Ja, ja«, sag­te er nach ei­ni­gem Nach­den­ken, »sie hat es mir ge­sagt, aber es ist schon so lan­ge her, da­mals als sie zu uns kam; ja sie sag­te: ›Die Pen­du­le da wird für Dich sein, wenn Du gut für mich sorgst.‹

      Das be­ru­hig­te Ma­da­me Ca­ra­van und sie wur­de wie­der et­was hei­te­rer.

      »Dann müs­sen wir sie aber her­un­ter­ho­len, weißt Du, weil, wenn wir Dei­ne Schwes­ter kom­men las­sen, sie uns dar­an hin­dern wird.«

      »Glaubst Du?« … sag­te er zö­gernd.

      »Ge­wiss«, sag­te sie hef­tig, »glau­be ich das; ein­mal hier, ist al­les zu spät. Das ist ge­ra­de wie mit der Kom­mo­de in ih­rem Zim­mer, die die Mar­mor­plat­te hat; sie hat sie mir ge­ge­ben, mir, als sie ein­mal sehr gut ge­launt war. Wir wol­len sie auch gleich mit her­un­ter­ho­len.«

      Ca­ra­van mach­te ein et­was un­gläu­bi­ges Ge­sicht.

      »Aber, mei­ne Lie­be!« sag­te er, »das ist doch eine große Verant­wor­tung!«

      »Ach wirk­lich!« wand­te sie sich hef­tig zu ihm, »Du wirst stets der­sel­be blei­ben. Dei­ne Kin­der könn­ten vor Hun­ger ster­ben, ehe Du Dich rüh­ren wür­dest. Von dem Au­gen­blick an, wo sie mir die Kom­mo­de ge­ge­ben hat, ist die­se un­ser Ei­gen­tum; oder nicht? Und wenn Dei­ner Schwes­ter das nicht passt, so mag sie’s nur sa­gen, mir näm­lich, ver­stehst Du? Ich ma­che mir den Kuckuck aus Dei­ner Schwes­ter. Vor­wärts, steh auf! Wir wol­len das, was Dei­ne Mut­ter uns ge­ge­ben hat, gleich her­un­ter ho­len.«

      Zit­ternd und ohne wei­te­ren Wi­der­spruch ver­liess Ca­ra­van das Bett; als er aber sei­ne Bein­klei­der an­zie­hen woll­te, hin­der­te sie ihn dar­an:

      »Wa­rum Dich lan­ge an­zie­hen? Du hast ja die Un­ter­ho­sen an, das ge­nügt. Ich gehe auch, wie ich bin.«

      Und alle bei­de gin­gen im Nacht­ko­stüm her­aus, stie­gen ge­räusch­los die Trep­pe hin­auf, öff­ne­ten vor­sich­tig die Türe und tra­ten in das Zim­mer, wo die vier Ker­zen und der Palm­we­del im Weih­was­ser al­lein bei der star­ren To­ten Wa­che zu hal­ten schie­nen. Denn Ro­sa­lie lag in ih­rem Ses­sel, die Bei­ne von sich ge­streckt, die Hän­de ge­fal­tet, den Kopf zur Sei­te hän­gend, und schnarch­te aus Lei­bes­kräf­ten mit of­fen­ste­hen­dem Mun­de.

      Ca­ra­van nahm die Uhr. Es war dies ei­ner je­ner gro­tes­ken Kunst­wer­ke, wie man sie zur­zeit des ers­ten Kai­sers so viel­fach dar­stell­te: Ein jun­ges Mäd­chen in Gold­bron­ze, das Haupt mit al­ler­lei Blu­men ge­schmückt, trug in der Hand einen Ku­gel­fän­ger, wäh­rend die Schnur mit der Ku­gel dar­an als Per­pen­di­kel diente.

      »Gib mir das«, sag­te ihm sei­ne Frau, »und nimm Du die Mar­mor­plat­te von der Kom­mo­de.«

      Er ge­horch­te keu­chend, denn es kos­te­te ihm kei­ne klei­ne Mühe, die schwe­re Plat­te auf die Schul­tern zu he­ben.

      Dann gin­gen bei­de fort. Ca­ra­van schritt ge­bückt durch die Tür und stieg zit­ternd die Trep­pe hin­un­ter; sei­ne Frau blieb hin und wie­der ste­hen und leuch­te­te ihm mit dem Licht in der einen Hand, wäh­rend sie die Uhr un­ter dem lin­ken Arme trug.

      Als sie wie­der in ih­ren Räu­men wa­ren, sag­te sie mit ei­nem tie­fen Seuf­zer:

      »So, das Schwers­te wäre ge­tan; nun wol­len wir das Üb­ri­ge ho­len.«

      Aber die Schub­la­den des Mö­bels wa­ren bis oben an mit den Sa­chen der al­ten Frau voll­ge­pfropft. Man muss­te die­se erst ir­gend­wo un­ter­brin­gen. Ma­da­me Ca­ra­van kam ein Ge­dan­ke.

      »Geh, hole doch den Holz­kas­ten, der im Flur un­ten steht; er ist kei­ne vier­zig Sous wert und man kann ihn ganz gut hier­her stel­len.«

      Und als der Kas­ten oben war, be­gan­nen sie um­zuräu­men.

      Sie hol­ten nach ein­an­der die Man­chet­ten, die Krä­gel­chen, die Müt­zen und alle die ver­schie­de­nen Klei­nig­kei­ten der al­ten Frau aus den Be­hält­nis­sen, leg­ten sie hin­ter sich und ord­ne­ten sie spä­ter sorg­fäl­tig in dem Holz­kas­ten, um da­durch Ma­da­me Braux, das an­de­re Kind der Ver­stor­be­nen, zu täu­schen, wenn sie am nächs­ten Tage kom­men wür­de.

      Hier­mit fer­tig, tru­gen sie zu­erst die Schub­la­den her­aus, dann das Mö­bel­stück selbst, in­dem je­des an ei­nem Ende an­fass­te; und nun such­ten bei­de län­ge­re Zeit, wo es sich am Bes­ten hin­stel­len ließ. End­lich ent­schied man sich für das Schlaf­zim­mer, wo es dem Bett ge­gen­über zwi­schen den bei­den Fens­tern zu ste­hen kam.

      Nach­dem die Kom­mo­de ein­mal an ih­rem Plat­ze war, tat Ma­da­me Ca­ra­van ihre ei­ge­ne Wä­sche hin­ein. Die Uhr wur­de auf dem Ka­min im Spei­se­zim­mer auf­ge­stellt, und das Ehe­paar be­trach­te­te sich nun, wel­chen Ein­druck sie mach­te.

      »Sehr СКАЧАТЬ