Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ war hübsch, ele­gant, mit ih­rer ke­cken Art und ih­ren leb­haf­ten Au­gen. Ge­or­ges dach­te: »Aber sie ist doch eine rei­zen­de Ge­lieb­te.«

      Sie nä­her­te sich ihm et­was schüch­tern, et­was ver­le­gen und reich­te ihm die Hand. Er er­griff sie und be­hielt sie in der sei­nen. Da fühl­te er den lei­sen Lock­ruf der Frau­en­fin­ger, den sanf­ten Druck, der ver­zeiht, und al­les wie­der gut­macht. Er drück­te die­se klei­ne Hand, als woll­te er sa­gen: »Ich lie­be dich noch im­mer, ich bin dein!«

      Ihre Au­gen tra­fen sich lä­chelnd, strah­lend und vol­ler Lie­be. Und sie sag­te, lei­se und gra­zi­ös:

      »Auf Wie­der­se­hen, mein Herr!«

      Er ant­wor­te­te hei­ter:

      »Auf Wie­der­se­hen, gnä­di­ge Frau!«

      Dann ging sie.

      Die an­de­ren dräng­ten her­an. Die Men­ge roll­te an ihm vor­über wie ein Strom. End­lich lich­te­te sie sich und die letz­ten Gra­tu­lan­ten gin­gen vor­bei.

      Ge­or­ges bot Suzan­ne wie­der den Arm, um durch die Kir­che hin­aus­zu­ge­hen.

      Sie war voll von Men­schen, denn je­der ging wie­der auf sei­nen Platz zu­rück, um sie bei­de vor­bei­sch­rei­ten zu se­hen. Er ging lang­sam, mit ru­hi­gen Schrit­ten und mit er­ho­be­nem Haupt, die Au­gen fest auf die son­nen­be­leuch­te­te Öff­nung des Por­tals ge­rich­tet. Er fühl­te, wie im­mer wie­der ein Schau­er über sei­ne Haut lief, der kal­te Schau­er des un­end­li­chen großen Glücks. Er sah nie­man­den, er dach­te nur an sich.

      Als er auf die Schwel­le trat, blick­te er auf die dicht ge­dräng­te, schwar­ze, lär­men­de Men­ge, die sei­net­we­gen ge­kom­men war. Ihn, Ge­or­ges Du Roy, be­trach­te­te das Volk von Pa­ris, ihn be­nei­de­te es auch.

      Dann hob er die Au­gen und sah dort jen­seits der Place de la Con­cor­de die Ab­ge­ord­ne­ten­kam­mer. Und es war ihm, als brauch­te er nur noch einen Sprung, um vom Tor der Ma­de­lei­ne­kir­che zum Tor des Palais Bour­bon zu ge­lan­gen. Er ging lang­sam zwi­schen zwei le­ben­di­gen Mau­ern von Zuschau­ern die Stu­fen des ho­hen Kir­chen­auf­gan­ges hin­ab. Doch er sah nichts, sei­ne Ge­dan­ken flo­gen jetzt zu­rück und vor sei­nen Au­gen, die von der strah­len­den Son­ne ge­blen­det wa­ren, flat­ter­te das Bild von Ma­da­me de Ma­rel­le, wie sie vor dem Spie­gel ihre fri­sier­ten Löck­chen an den Schlä­fen zu­recht ord­ne­te, die je­des Mal zer­zaust wa­ren, wenn sie aus dem Bett sprang.

Das Haus Tellier und Anderes Das Haus Tellier

      I.

      Man ging je­den Abend ge­gen 11 Uhr dort­hin, ganz ein­fach wie in ein Kaf­fee­haus. Es fan­den sich ih­rer dort ge­gen sechs oder acht zu­sam­men, im­mer die­sel­ben, kei­ne Le­be­män­ner, son­dern ehr­ba­re Her­ren, jun­ge Ge­schäfts­leu­te aus der Stadt, die ihre Char­treu­se tran­ken, ein we­nig die jun­gen Mäd­chen neck­ten, oder noch lie­ber ein ver­nünf­ti­ges Ge­spräch mit »Ma­da­me« führ­ten, vor der sie alle großen Re­spekt hat­ten.

      Dann ging man noch vor Mit­ter­nacht nach Hau­se, um sein Bett auf­zu­su­chen; und nur hin und wie­der blie­ben ei­ni­ge jun­ge Leu­te zu­rück.

      Es war ein trau­li­ches Haus, ziem­lich klein, gelb an­ge­stri­chen und lag im Win­kel ei­ner Stras­se hin­ter der Kir­che Saint-Eti­enne; von sei­nen Fens­tern aus sah man den Ha­fen mit sei­nen Schif­fen, die der Lö­schung harr­ten, den großen schmut­zi­gen Sumpf, »la Re­te­nue« ge­nannt, und da­hin­ter den Gip­fel der Jung­frau mit sei­ner al­ten grau­en Ka­pel­le.

      »Ma­da­me«, die aus gu­ter Fa­mi­lie, von Land­leu­ten im De­par­te­ment de l’Eu­re stamm­te, hat­te die­ses Me­tier eben­so über­nom­men, als wenn sie Mo­dis­tin oder Kon­fek­tio­neu­se ge­wor­den wäre. Das Brand­mal der Schan­de, wel­ches in den Städ­ten der Pro­sti­tu­ti­on so scharf und deut­lich auf­ge­prägt ist, haf­tet in der Nor­man­die der­sel­ben auf dem Lan­de nicht an. »Es ist ein ein­träg­li­ches Ge­schäft«, sagt der Land­mann, und lässt sei­ne Toch­ter in ir­gend ei­ner Stadt einen Ha­rem er­öff­nen, eben­so gut als ob sie Di­rec­tri­ce ei­nes Mäd­chen-Pen­sio­nats wür­de.

      Üb­ri­gens war die­ses Haus das Erb­stück ei­nes al­ten On­kels, der es frü­her be­ses­sen hat­te. Der »Herr« und »Ma­da­me«, frü­her Wirts­leu­te in der Nähe von Yve­tot, hat­ten ei­nes Ta­ges ihr Ge­schäft ver­kauft und sich nach Fe­camp be­ge­ben, wo sie ein bes­se­res Fort­kom­men zu fin­den hoff­ten. So wa­ren sie über Nacht Ge­schäfts­lei­ter die­ses Un­ter­neh­mens ge­wor­den, wel­ches bis­her Man­gels ei­ner tüch­ti­gen Lei­tung kei­nen rech­ten Auf­schwung hat­te neh­men kön­nen.

      Sie wa­ren wa­cke­re Leu­te in ih­rer Art, wel­che sich bald die Lie­be ih­rer Un­ter­ge­be­nen und der Nach­barn er­wor­ben hat­ten.

      Der »Herr« starb zwei Jah­re spä­ter am Ge­hirn­schlag; sein neu­es Ge­schäft hat­te ihn be­hä­big und trä­ge ge­macht, so­dass er schliess­lich im ei­ge­nen Fett so­zu­sa­gen er­stick­te.

      Seit­dem »Ma­da­me« Wit­we ge­wor­den, hat­ten sämt­li­che Stamm­gäs­te des Hau­ses ihr Glück bei ihr ver­sucht; aber all­ge­mein hiess es, dass sie sich völ­lig ehr­bar ver­hiel­te, und so­gar auch ihre Pen­sio­nä­rin­nen hat­ten nichts Ver­däch­ti­ges ent­de­cken kön­nen.

      Sie war groß, wohl­ge­nährt und hübsch. Ihr Teint war in der Dun­kel­heit die­ses stets ver­schlos­se­nen Hau­ses bleich ge­wor­den und mach­te den Ein­druck, als sei er mit ei­ner Art glän­zen­den Lack über­zo­gen. Eine Gar­ni­tur falscher Haa­re in Löck­chen fri­siert um­gab ihre Stirn und ver­lieh ihr ein ju­gend­li­ches Äus­se­re, wel­ches et­was selt­sam von der üp­pi­gen Rei­fe ih­rer For­men ab­stach. Im­mer ver­gnügt und lus­tig, plau­der­te und scherz­te sie gern, wo­bei sie aber stets eine ge­wis­se Zu­rück­hal­tung zur Schau trug, die sie auch in ih­rem neu­en Ge­schäft nicht ab­ge­legt hat­te. Un­pas­sen­de Wor­te är­ger­ten sie sehr; und wenn ein schlecht er­zo­ge­ner Bur­sche ihr Haus ein­mal beim rich­ti­gen Na­men nann­te, so konn­te sie ganz wild wer­den. Da­bei hat­te sie ein zart­füh­len­des Herz und be­han­del­te auch ihre Mäd­chen als Freun­din­nen; in Be­zug auf letz­te­re sag­te sie oft:

      »Es sind mei­ne Küch­lein, aber nicht alle aus ei­nem Kor­be.«

      Zu­wei­len fuhr sie in der Wo­che mit ei­nem Teil ih­rer Trup­pe in ei­nem Miet­wa­gen fort, und man sah sie dann im Ufer­gra­se des klei­nen Flus­ses, der das Tal von Val­mont durch­fliesst, ihre Scher­ze trei­ben. Ihre Aus­flü­ge gli­chen de­nen von Pen­si­ons­mäd­chen, die der Schu­le ent­schlüpft sind; tö­rich­te Strei­che, kind­li­che Spie­le füll­ten die Zeit aus, in de­nen sie sich wie Klos­ter­schwes­tern dünk­ten, die nach lan­ger Zu­rück­ge­zo­gen­heit end­lich wie­der ein­mal an die fri­sche Luft kom­men. Man hol­te das Es­sen aus ei­nem Wurst­la­den und ver­zehr­te es auf dem grü­nen Ra­sen bei ei­nem Gla­se Ci­der, um dann bei sin­ken­der Nacht СКАЧАТЬ