Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 142

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ »Je­sus! — Je­sus! — Je­sus!«

      Aber das Wort »Ge­or­ges« kam über ihre Lip­pen. Auf ein­mal fiel ihr ein, dass Ge­or­ges viel­leicht in die­ser Stun­de ihre Toch­ter ver­führ­te und in Be­sitz nahm. Er war al­lein mit ihr, ir­gend­wo, in ir­gend­ei­nem Zim­mer. Er! Er! Mit Suzan­ne. Sie wie­der­hol­te: »Je­sus! … Je­sus!« Doch sie dach­te an sie … an ihre Toch­ter und an ih­ren Ge­lieb­ten! Sie wa­ren al­lein in ei­nem Zim­mer… es war Nacht. Sie sah die bei­den. Sie sah sie so deut­lich, so deut­lich, wie das Bild, das vor ihr stand. Sie lä­chel­ten sich zu, sie küss­ten sich. Das Zim­mer war dun­kel, das Bett auf­ge­deckt. Sie stand auf, um sich zu nä­hern, um ihre Toch­ter am Haar zu fas­sen und sie aus die­ser Umar­mung her­aus­zu­rei­ßen. Sie woll­te sie an der Keh­le pa­cken, er­wür­gen, ihre ei­ge­ne Toch­ter, die sie hass­te, ihre Toch­ter, die sich die­sem Man­ne hin­gab. Sie fass­te sie schon. … ihre Hän­de stie­ßen an die Lei­ne­wand des Ge­mäl­des. Sie be­rühr­te die Füße Chris­ti … Sie schrie laut auf und sank zu Bo­den. Die Ker­ze war um­ge­fal­len und er­losch.

      Was ge­sch­ah wei­ter? Sie träum­te lan­ge von selt­sa­men schreck­li­chen Din­gen. Es war im­mer Ge­or­ges und Suzan­ne, die vor ihre Au­gen tra­ten, eng an­ein­an­der ge­schmiegt, und der Chris­tus seg­ne­te ihre ver­ruch­te Lie­be.

      Sie hat­te das Ge­fühl, sie be­fin­de sich nicht in ih­rem Hau­se. Sie woll­te auf­ste­hen, flie­hen, doch sie hat­te kei­ne Kraft. Eine Starr­heit hat­te sie be­fal­len, ihre Glie­der wa­ren ge­lähmt, nur die Ge­dan­ken blie­ben ihr noch, wenn auch ver­wirrt und be­tört durch gräss­li­che, fan­tas­ti­sche Vor­stel­lun­gen. Sie war halb be­täubt und träum­te. Es war ein un­ge­sun­der, selt­sa­mer und bis­wei­len töd­li­cher Traum, den die ein­schlä­fern­den tro­pi­schen Pflan­zen mit ih­ren wun­der­vol­len For­men und schwü­lem Duft in das Men­schen­ge­hirn ein­drin­gen las­sen.

      Bei Ta­ge­s­an­bruch fand man Frau Wal­ter be­wusst­los und halb­tot vor dem Chris­tus­bild auf dem Rücken aus­ge­streckt lie­gen. Sie war so krank, dass man für ihr Le­ben fürch­te­te. Erst am Tage dar­auf kam sie wie­der zu vol­lem Be­wusst­sein. Dann be­gann sie zu wei­nen.

      Das Ver­schwin­den Suzan­nes wur­de der Die­ner­schaft da­mit er­klärt, dass sie plötz­lich ins Klos­ter zu­rück­ge­schickt wor­den sei. Herr Wal­ter ant­wor­te­te Du Roy auf sei­nen lan­gen Brief und sag­te ihm die Hand sei­ner Toch­ter zu.

      Bel-Ami hat­te sei­nen Brief in den Post­kas­ten ge­wor­fen, in dem Au­gen­blick, wo er Pa­ris ver­ließ, denn er hat­te ihn schon am Abend vor der Ent­füh­rung ge­schrie­ben. In re­spekt­vol­len Aus­drücken teil­te er dar­in mit, dass er seit lan­gem schon das jun­ge Mäd­chen lie­be, dass je­doch nie eine Verab­re­dung zwi­schen ih­nen bei­den be­stan­den hat­te, dass er aber, als sie in vol­ler Frei­heit zu ihm ge­kom­men war, um ihm zu sa­gen: »Ich will Ihre Frau sein«, sich für be­rech­tigt hielt, sie zu be­hal­ten und so­gar zu ver­ber­gen, bis er von den El­tern eine Ant­wort er­hal­ten wür­de, de­ren recht­mä­ßi­gen Wil­len er re­spek­tie­re, aber für we­ni­ger maß­ge­bend hal­te, als den Wil­len sei­ner Ver­lob­ten selbst.

      Er bat Herrn Wal­ter, ihm post­la­gernd zu ant­wor­ten; ein Freund wür­de ihm den Brief über­mit­teln.

      Als er sei­nen Zweck er­reicht hat­te, brach­te er Suzan­ne nach Pa­ris und schick­te sie zu ih­ren El­tern zu­rück; er selbst hielt sich eine Wei­le von ih­nen fern.

      Sie hat­ten sechs Tage an der Sei­ne in La Ro­che-Guy­on ver­bracht.

      Noch nie hat­te sich das jun­ge Mäd­chen so amü­siert. Sie spiel­te die Bäue­rin. Und da er sie als sei­ne Schwes­ter aus­gab, so leb­ten sie un­ge­niert und keusch ne­ben­ein­an­der, in ei­ner Art ver­lieb­ter Ka­me­rad­schaft. Er hielt es für ge­schei­ter, sie nicht an­zu­rüh­ren. Am Tage nach ih­rem Ein­tref­fen kauf­te sie sich Bau­ern­wä­sche und Klei­der. Sie an­gel­te und trug da­bei auf dem Kopf einen rie­si­gen Stroh­hut mit Feld­blu­men. Sie fand die Ge­gend be­zau­bernd. Es gab da einen al­ten Turm und ein al­tes Schloss, wo man präch­ti­ge Wand­tep­pi­che zeig­te.

      Ge­or­ges trug eine Bau­ern­blu­se, die er sich im Dor­fe beim Kauf­mann er­stan­den hat­te. Er mach­te mit Suzan­ne Aus­flü­ge ent­we­der zu Fuß am Fluss ent­lang, oder im Boot. Sie küss­ten sich je­den Au­gen­blick. Suzan­ne in vol­ler Un­schuld, er be­reit, sei­ner Be­gier­de zu un­ter­lie­gen. Doch er nahm sich zu­sam­men, und als er ihr sag­te: »Mor­gen keh­ren wir nach Pa­ris zu­rück, Ihr Va­ter ver­si­chert mir Ihre Hand«, da mein­te sie ganz naiv:

      »Schon, es hat mir so viel Spaß ge­macht, Ihre Frau zu sein!«

      X.

      Es war dun­kel in der klei­nen Woh­nung auf der Rue Con­stan­ti­no­ple, denn Ge­or­ges Du Roy und Clo­til­de de Ma­rel­le hat­ten sich am Ein­gang ge­trof­fen und wa­ren schnell hin­ein­ge­tre­ten und sie frag­te, ohne ihm Zeit zu las­sen, die Vor­hän­ge zu­rück­zu­zie­hen:

      »Also du hei­ra­test wirk­lich Suzan­ne Wal­ter?«

      Er gab es sanft zu und sag­te dann:

      »Wuss­test denn du das gar nicht?«

      Sie stand wü­tend und ent­rüs­tet vor ihm.

      »Du hei­ra­test Suzan­ne Wal­ter!« ver­setz­te sie zor­nig. »Das geht schon zu weit! Das geht schon zu weit! Seit drei Mo­na­ten bist du so schein­bar lieb mit mir, da­mit ich nichts mer­ken soll­te. Alle Welt weiß es, nur ich nicht. Mein Mann hat­te es mir ge­sagt.«

      Du Roy grins­te, trotz­dem war er et­was ver­le­gen. Er leg­te sei­nen Hut auf eine Ka­mi­ne­cke und setz­te sich in einen Lehn­stuhl.

      Sie blick­te ihm fest ins Ge­sicht und sag­te dann lei­se mit ge­reiz­ter Stim­me:

      »Seit­dem du dich von dei­ner Frau schei­den ließest, be­rei­test du die­sen Streich vor; und für die Zwi­schen­zeit be­hieltst du mich nett und lie­bens­wür­dig als dei­ne Ge­lieb­te! Was bist du doch für ein Schur­ke!«

      »Wie­so?« frag­te er. »Ich hat­te eine Frau, die mich be­trog, ich habe sie über­rascht. Ich habe die Schei­dung durch­ge­setzt und nun hei­ra­te ich eine an­de­re. Was ist denn da­bei?«

      Sie flüs­ter­te zit­ternd:

      »Oh, wie du raf­fi­niert und ge­fähr­lich bist!«

      Er be­gann wie­der zu lä­cheln:

      »Na­tür­lich. Die Dum­men und die Schwach­köp­fe fal­len im­mer her­ein.«

      Doch sie ließ von ih­ren Ge­dan­ken nicht ab:

      »Ich hät­te dich von An­fang an durch­schau­en müs­sen. Nein, aber für einen so ge­mei­nen Schur­ken habe ich dich doch nicht ge­hal­ten.«

      Er nahm eine wür­de­vol­le Mie­ne an:

      »Ich СКАЧАТЬ