Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ trug den Kopf hoch und sah gleich­falls mit har­tem Blick un­ter sei­nen et­was zu­sam­men­ge­zo­ge­nen Brau­en starr vor sich hin. Sein Schnurr­bart schi­en sich über sei­ner Lip­pe zu sträu­ben, alle fan­den ihn sehr schön. Er hat­te eine stol­ze Hal­tung, eine schlan­ke Fi­gur und einen ge­ra­den Gang. Der Frack saß gut und das rote Bänd­chen der Ehren­le­gi­on glänz­te dar­an wie ein Bluts­trop­fen.

      Dann ka­men die Ver­wand­ten, Rose mit dem Se­na­tor Ris­so­lin. Sie war seit sechs Wo­chen ver­hei­ra­tet. Der Graf de La­tour-Yve­lin be­glei­te­te die Vi­com­tes­se de Per­ce­mur. End­lich kam ein selt­sa­mer bun­ter Zug von Bun­des­ge­nos­sen und Freun­den Du Roys, die er in sei­ner neu­en Fa­mi­lie ein­ge­führt hat­te, be­kann­te Leu­te aus der Pa­ri­ser Halb­ge­sell­schaft, die so­fort zu in­tims­ten Freun­den und so­gar zu ent­fern­ten Ver­wand­ten der rei­chen Em­por­kömm­lin­ge wer­den; her­un­ter­ge­kom­me­ne, rui­nier­te und ver­krach­te Edel­leu­te, die bis­wei­len noch ver­hei­ra­tet sind, was das Al­ler­schlimms­te ist. Es wa­ren: Herr de Bel­vi­gne, der Mar­quis de Ban­jo­lin, der Graf und die Grä­fin de Re­ve­nel, der Her­zog de Ra­mo­ra­no, der Fürst Kra­va­low, der Rit­ter Val­réa­li, dann noch die Gäs­te des Wal­ter­schen Hau­ses; der Prinz de Gu­er­che, der Her­zog und die Her­zo­gin de Fer­ra­ci­ne und die schö­ne Mar­qui­se des Du­nes. Ei­ni­ge Ver­wand­te von Frau Wal­ter zeig­ten in die­sem ele­gan­ten groß­städ­ti­schen Zuge ein vor­neh­mes Pro­vinzaus­se­hen.

      Und im­mer­fort spiel­te die Or­gel und er­füll­te die wei­ten Hal­len mit dem mäch­ti­gen me­lo­di­schen und rhyth­mi­schen Ge­sang ih­rer eher­nen Keh­len, die al­les Men­schen­glück und -leid zum Him­mel em­por­sand­ten.

      Man schloss die schwe­ren Flü­gel des Por­tals, und auf ein­mal wur­de es dun­kel, als hät­te man der Son­ne den Ein­tritt ver­rie­gelt.

      Ge­or­ges knie­te im Chor ne­ben sei­ner Frau vor dem er­leuch­te­ten Al­tar. Der neue Bi­schof von Tan­ger mit dem Krumm­stab in der Hand und der Mitra auf dem Kopf, kam aus der Sa­kris­tei, um sie im Na­men des All­mäch­ti­gen zu ver­ei­ni­gen.

      Er stell­te die üb­li­chen Fra­gen, wech­sel­te die Rin­ge, sprach die Wor­te, die wie Fes­seln bin­den, und rich­te­te an die Neu­ver­mähl­ten eine christ­li­che An­spra­che. Er sprach lan­ge von der Treue in pa­the­ti­schen Aus­drücken. Es war ein di­cker, hoch­ge­wach­se­ner Mann, ei­ner je­ner schö­nen Präla­ten mit ei­nem ma­je­stä­ti­schen Bäuch­lein. Man hör­te plötz­lich ein hef­ti­ges Schluch­zen und ei­ni­ge Köp­fe dreh­ten sich um. Frau Wal­ter wein­te, das Ge­sicht m die Hän­de ver­gra­ben.

      Sie muss­te nach­ge­ben. Was konn­te sie denn tun? Doch seit dem Tage, da sie ihre Toch­ter, die zu­rück­ge­kehrt war, aus ih­rem Zim­mer ge­wie­sen hat­te, und sich ge­wei­gert hat­te, sie zu um­ar­men, seit dem Tage, da sie Du Roy, der sie re­spekt­voll be­grüßt hat­te, mit lei­ser Stim­me sag­te: »Sie sind das ge­meins­te We­sen, das ich je ge­kannt habe, re­den Sie mich nie mehr an, denn ich wer­de Ih­nen doch nicht ant­wor­ten.« — Seit je­nem Tag litt sie die furcht­bars­ten und un­er­träg­lichs­ten Qua­len. Sie hass­te Suzan­ne mit schar­fem, bit­ters­tem Hass, mit ei­ner ver­zwei­fel­ten Lei­den­schaft und ei­ner ver­zeh­ren­den Ei­fer­sucht, der selt­sa­men Ei­fer­sucht ei­ner Mut­ter und zu­gleich ei­ner Ge­lieb­ten, ei­nem Ge­fühl, das sie nicht ein­ge­ste­hen konn­te und das wie eine klaf­fen­de Wun­de brann­te.

      Und nun wur­den sie von ei­nem Bi­schof ge­traut, ihre Toch­ter und ihr Ge­lieb­ter, in der Kir­che in Ge­gen­wart von 2000 Men­schen und vor ih­ren Au­gen! Sie konn­te nichts sa­gen! Sie konn­te es nicht ver­hin­dern! Sie konn­te nicht laut auf­schrei­en: »Er ge­hört mir, die­ser Mann, er ist mein Ge­lieb­ter! Die­ser Bund, den ihr seg­net, ist eine Nie­der­tracht!«

      Ei­ni­ge Da­men wa­ren ge­rührt und flüs­ter­ten:

      »Wie ist die arme Mut­ter auf­ge­regt.«

      Der Bi­schof sag­te:

      »Sie ge­hö­ren zu den Glück­li­chen der Erde, zu den Reichs­ten und An­ge­se­hens­ten. Sie, mein Herr, des­sen Ta­lent Sie über die an­de­ren er­ho­ben, die Sie schrei­ben, be­leh­ren, be­ra­ten und das Volk lei­ten, Sie ha­ben einen herr­li­chen Be­ruf zu er­fül­len, ein schö­nes Bei­spiel zu ge­ben …«

      Du Roy hör­te die­sen Wor­ten zu und war von Stolz be­rauscht. Ein Prälat der rö­mi­schen Kir­che, der so zu ihm sprach. Und er fühl­te hin­ter sei­nem Rücken die Men­ge, eine vor­neh­me, er­lauch­te Men­ge, die sei­net­we­gen ge­kom­men war. Und es war ihm, als trü­ge und er­hö­be ihn eine ge­heim­nis­vol­le Kraft.

      Er wur­de nun ei­ner der Her­ren die­ser Erde. Er, der Sohn zwei­er ar­mer Bau­ern aus Can­te­leu. Und er sah sie plötz­lich in ih­rer nied­ri­gen Wirts­stu­be, hoch oben auf dem Berg­kamm über dem Tal von Rou­en; er sah sei­nen Va­ter und sei­ne Mut­ter, wie sie den Bau­ern der Um­ge­gend zu trin­ken ga­ben.

      Er hat­te ih­nen 5000 Fran­cs ge­schickt, als er den Gra­fen de Vau­drec be­erb­te. Nun wür­de er ih­nen 50000 Fran­cs schi­cken, sie wür­den sich ein klei­nes Land­gut kau­fen. Sie wür­den zu­frie­den und glück­lich sein.

      Der Bi­schof hat­te sei­ne An­spra­che be­en­det. Ein Pries­ter in gold­be­stick­ter Sto­la stieg die Stu­fen zum Al­tar hin­auf. Und die Or­gel ver­kün­de­te wie­der die Herr­lich­keit der Neu­ver­mähl­ten.

      Es wa­ren lang­ge­zo­ge­ne, ge­wal­ti­ge, schwel­len­de Klän­ge wie Mee­res­wo­gen; sie schall­ten so mäch­tig, als müss­ten sie das Ge­wöl­be hoch­he­ben und spren­gen, um ge­gen den blau­en Him­mel em­por­zu­stei­gen. Ihre be­ben­den Klän­ge er­füll­ten die gan­ze Kir­che und lie­ßen die Her­zen er­zit­tern. Auf ein­mal wur­den sie stil­ler, und leich­te, flüch­ti­ge Klän­ge schweb­ten in der Luft und be­rühr­ten das Ohr wie ein lei­ser Hauch. Es wa­ren gra­zi­öse, leich­te, spru­deln­de Ge­sän­ge, die wie Vo­gel­ge­zwit­scher klan­gen; und wie­der schwoll die­se an­mu­ti­ge Mu­sik, brei­te­te sich aus, ge­wal­tig, voll und mäch­tig, wie wenn ein Sand­korn sich in ein un­ge­heu­e­res Wel­tall ver­wan­del­te.

      Dann er­ho­ben sich mensch­li­che Stim­men und glit­ten über die ge­beug­ten Köp­fe der Ver­sam­mel­ten da­hin. Vau­ri und Lan­deck von der Oper san­gen. Der Weih­rauch ver­brei­te­te einen zar­ten Harz­duft und auf dem Al­tar wur­de das Mes­sop­fer voll­zo­gen. Der Got­tes­mensch stieg auf den Ruf des Pries­ters auf die Erde hin­ab, um den Tri­umph des Barons Ge­or­ges Du Roy zu seg­nen.

      Bel-Ami knie­te mit ge­senk­tem Kopf ne­ben Suzan­ne. In die­sem Au­gen­blick fühl­te er sich bei­na­he gläu­big, bei­na­he fromm, voll Dank­bar­keit für die Gott­heit, die ihn so be­güns­tigt und so rück­sichts­voll be­han­delt hat­te. Und ohne recht zu wis­sen, an wen er sein Ge­bet rich­te­te, dank­te er für sei­nen Er­folg.

      Als der Got­tes­dienst zu Ende war, rich­te­te er sich auf, reich­te sei­ner Ge­mah­lin den Arm und ging mit ihr in die Sa­kris­tei. Und nun be­gan­nen die end­lo­sen Gra­tu­la­tio­nen. Ge­or­ges war wahn­sin­nig СКАЧАТЬ