Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

isbn:

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      »Wer ist jetzt dran?«

      »Ich, ich,« rie­fen alle auf ein­mal.

      Er be­gann mit Rosa, wel­che ein run­des un­förm­li­ches Ding zeig­te, bei dem man nicht ein­mal die Knö­chel mehr sah, eine rich­ti­ge »Wurst von ei­nem Bein« wie Ra­phae­le sag­te. Fer­n­an­de wur­de von dem Kom­mis be­glück­wünscht, der von ih­ren mäch­ti­gen Stem­peln ganz ent­zückt war; die ma­ge­ren Stö­cke der schö­nen Jü­din da­ge­gen fan­den we­ni­ger sei­nen Bei­fall. Loui­se Co­co­te be­deck­te scher­zes­hal­ber den Kopf des Herrn mit ih­rem Rock; Ma­da­me schritt aber so­fort ein, um die­se un­ziem­li­che Spie­le­rei zu be­en­den. Sch­liess­lich bot sie selbst ihm ihr Bein hin, ein schö­nes wohl­pro­por­tio­nier­tes und mus­ku­lö­ses Nor­man­nier-Bein; der Rei­sen­de war so über­rascht und ent­zückt, dass er sei­nen Hut lüf­te­te um mit echt fran­zö­si­scher Galan­te­rie die­se Mus­ter­wa­de zu be­grüs­sen.

      Die bei­den Land­leu­te wag­ten, starr vor Schre­cken, nur mit ei­nem Auge hin zu bli­cken und sie gli­chen so voll­stän­dig Hüh­nern, die auf dem Nes­te hocken, dass der Rei­sen­de, als er wie­der auf­stand, ih­nen ein lau­tes »Ki-ke-ri-ki« ins Ge­sicht kräh­te, was na­tür­lich ein neu­es stür­mi­sches Ge­läch­ter her­vor­rief.

      In Mot­te­ville stie­gen die bei­den Al­ten mit ih­rem Kor­be, ih­ren En­ten und ih­rem mäch­ti­gen Re­gen­schir­me aus und man konn­te noch hö­ren, wie die Frau zu ih­rem Man­ne sag­te; »Das sind al­les die Fol­gen von die­sem Teu­fels-Pa­ris«.

      Der lie­bens­wür­di­ge Ge­schäfts­rei­sen­de stieg erst in Rou­en aus, nach­dem er in­zwi­schen noch so zu­dring­lich ge­wor­den war, dass Ma­da­me sich ge­zwun­gen sah, ihn ener­gisch auf sei­nen Sitz zu­rück­zu­drücken.

      »Das soll uns leh­ren, uns noch­mals mit dem ers­ten bes­ten in ein Ge­spräch ein­zu­las­sen«, füg­te sie mit mo­ra­li­scher Ent­rüs­tung hin­zu.

      In Ois­sel muss­te man um­stei­gen und ei­ni­ge Sta­tio­nen wei­ter stand Herr Jo­seph Ri­vet auf dem Per­ron, um sie zu er­war­ten. Er hat­te eine große mit Stüh­len be­setz­te Kar­re mit­ge­bracht, vor der ein Schim­mel ge­spannt war.

      Der Tisch­ler küss­te höf­lich sämt­li­che Da­men und führ­te sie zu sei­nem Ge­spann, wo er ih­nen beim Auf­stei­gen be­hilf­lich war. Drei setz­ten sich auf die hin­te­ren Stüh­le, Ra­phae­le, Ma­da­me und ihr Bru­der nah­men auf den drei vor­de­ren Plät­zen und Rosa, für die sich kein Sitz mehr vor­fand, muss­te sich wohl oder übel auf den Kni­en der großen Fer­n­an­de nie­der­las­sen; so ging nun die Fahrt los. Aber bald wur­de der Wa­gen durch den kur­z­en Trab des Klep­pers der­ar­tig zu­sam­men­ge­rüt­telt, dass die Stüh­le zu tan­zen an­fin­gen und die Rei­sen­den nach al­len Sei­ten her­um­flo­gen; sie be­weg­ten sich wie Ham­pel­män­ner, schnit­ten jäm­mer­li­che Ge­sich­ter und lies­sen bei je­dem neu­en Sto­ss einen Schrei des Schre­ckens hö­ren. Trotz­dem sie sich krampf­haft an den Sei­ten des Wa­gens fest­hiel­ten rutsch­ten ih­nen die Hüte bald ins Ge­sicht, bald in den Na­cken. Da­bei trab­te der Schim­mel mit vor­ge­streck­tem Kop­fe lus­tig wei­ter, den Schwanz, einen klei­nen dün­nen Rat­ten­schwanz, mit dem er sich von Zeit zu Zeit die Flan­ken schlug, nach rechts ge­dreht. Jo­seph Ri­vet stemm­te das eine Bein auf die Deich­sel, das an­de­re hat­te er un­ter ge­schla­gen und hielt die Zü­gel mit hoch­ge­zo­ge­nen El­len­bo­gen. Von Zeit zu Zeit ließ er einen schnal­zen­den Ton hö­ren, wor­auf das Pferd die Ohren spitz­te und sei­ne Gan­gart be­schleu­nig­te.

      Zu bei­den Sei­ten der Stras­se zeig­ten die Fel­der sich im saf­ti­gen Grün. Der blü­hen­de Raps bil­de­te hin und wie­der große gel­be wo­gen­de Strei­fen, von de­nen ein star­ker ge­sun­der Duft auf­stieg, der mild und zu­gleich durch­drin­gend, vom Win­de weit­hin ge­tra­gen wur­de. In dem schon ziem­lich hoch­ste­hen­den Kor­ne zeig­ten sich die azur­blau­en Köp­fe der Korn­blu­men, wel­che die Mäd­chen gar zu gern ge­pflückt hät­ten; aber Ri­vet woll­te nicht hal­ten. Dann sah man plötz­lich ein Feld, wel­ches mit Blut be­sä­et schi­en, so sehr hat­ten die Klat­schro­sen es über­wu­chert. Und wei­ter durch die­se bun­ten blu­mi­gen Fel­der trab­te der Schim­mel mit dem Wa­gen, der selbst ein Blu­men­bou­quet mit noch grel­le­ren Far­ben zu tra­gen schi­en, ver­schwand un­ter den großen Bäu­men ei­nes Ge­höf­tes um jen­seits des Ge­bü­sches wie­der auf­zut­au­chen, und die­se bun­te Frau­en­last aufs neue bei gel­ben Raps­fel­dern und grü­nen blau­rot ge­blüm­ten Saa­ten vor­bei­zu­füh­ren.

      Die Son­ne brann­te heiss vom Him­mel und al­les at­me­te er­leich­tert auf, als man um ein Uhr die Be­hau­sung des Tisch­lers er­reicht hat­te.

      Die Rei­sen­den wa­ren wie ge­rä­dert und blass von Hun­ger, denn seit der Ab­fahrt von Fe­camp hat­ten sie noch Nichts wie­der zu sich ge­nom­men.

      Frau Ri­vet stürz­te ei­lig her­bei, half beim Aus­s­tei­gen und küss­te eine nach der an­de­ren, so­bald sie auf der Erde stan­den; sie hör­te nicht auf, die Schwä­ge­rin ab­zu­schmat­zen die sie sich mit Ge­walt zur Freun­din ma­chen woll­te. Man ass in der Werk­statt, die man für das Fest­mahl des fol­gen­den Ta­ges be­reits aus­ge­räumt hat­te.

      Eine schmack­haf­te Ome­let­te, wel­che auf eine Brat­wurst folg­te und mit gu­tem pri­ckeln­den Ci­der ge­würzt wur­de, gab al­len die fro­he Stim­mung wie­der. Ri­vet schenk­te fleis­sig ein und sei­ne Frau war­te­te auf, be­sorg­te die Kü­che, reich­te die Schüs­seln und trug sie wie­der fort, nicht ohne je­dem Ein­zel­nen zu­zu­flüs­tern, ob auch al­les nach Wunsch wäre.

      An der Wand stan­den frisch­ge­ho­bel­te Bret­ter und die Späh­ne wa­ren noch in der Ecke auf­ge­schich­tet; sie ver­brei­te­ten einen aus­ge­spro­che­nen Ge­ruch, je­nen ech­ten har­zi­gen Duft ei­ner Tisch­ler­werk­statt, der bis in die Lun­gen dringt.

      Man frag­te nach der Klei­nen; aber sie war in der Kir­che und konn­te vor Abend nicht zu­rück sein.

      Dann brach die gan­ze Ge­sell­schaft auf, um einen Gang im Frei­en zu ma­chen.

      Durch das klei­ne Dörf­chen führ­te eine Haupt­stras­se, an der ei­ni­ge zwan­zig Häu­ser la­gen, wel­che die Ge­schäfts­leu­te des Or­tes, den Flei­scher, den Krä­mer, den Tisch­ler, den Kaf­fee­wirt, den Schus­ter und den Bä­cker in Nah­rung setz­ten. Die Kir­che am Ende der Stras­se war von ei­nem schma­len Kirch­hof um­ge­ben; vier Lin­den, vor dem Ein­gang hin­ge­pflanzt über­schat­te­ten sie ganz. Sie war aus be­haue­nem Bruch­stein ohne je­den Styl auf­ge­führt und trug auf dem Schie­fer­dach einen Glo­cken­stuhl. Hin­ter ihr be­gann sich das wei­te Feld aus­zu­deh­nen, auf wel­chem der Blick nur hin und wie­der ein­zel­ne Baum­grup­pen traf, un­ter de­nen Bau­ern­häu­ser ver­steckt la­gen.

      Ri­vet hat­te ganz ze­re­mo­ni­ell den Arm sei­ner Schwes­ter ge­nom­men und führ­te sie mit kö­nig­li­chem An­stan­de her­um, ob­gleich er in Werk­tags­klei­dern war. Sei­ne Frau, der es die gold­ge­stick­te Toi­let­te Ra­phaëlens an­ge­tan hat­te, ging zwi­schen СКАЧАТЬ