Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 148

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ wü­ten­den Ma­tro­sen hat­ten das Haus förm­lich be­la­gert, war­fen mit Stei­nen da­nach und brüll­ten wie be­ses­sen. Dies ge­nüg­te, um die fünf Her­ren aus dem ers­ten Stock zur schleu­nigs­ten Um­kehr zu ver­an­las­sen, wor­auf sie plan­los durch die Stras­sen irr­ten.

      Sie be­geg­ne­ten noch dem Ver­si­che­rungs-Agen­ten, Herrn Du­puis, dann dem Han­dels­rich­ter, Herrn Vas­se, und be­gan­nen nun einen lan­gen Spa­zier­gang, der sie schliess­lich zum Ha­fen führ­te. Sie setz­ten sich ne­ben­ein­an­der auf die Gra­nit-Mau­er und sa­hen dem Spiel der Wel­len zu. Der Schaum der auf- und nie­der­tau­chen­den Wel­len­käm­me stach mit sei­ner blen­den­den Wei­ße ei­gen­tüm­lich von der Dun­kel­heit des Was­sers ab, und das ein­för­mi­ge Brau­sen des Mee­res, wel­ches sich an den Fel­sen brach, wie­der­hall­te in der Stil­le der Nacht längs des gan­zen Ge­sta­des. Als die ver­stimm­ten Spa­zier­gän­ger dort ei­ni­ge Zeit ge­ses­sen hat­ten, er­klär­te schliess­lich Herr Tour­ne­vau:

      »Sehr un­ter­hal­tend ist das nicht.«

      »Wahr­haf­tig nicht«, echo­te Herr Pim­pes­se, und nun gin­gen alle lang­sam zu­rück.

      Nach­dem sie der »Lin­den-Stras­se« ent­lang ge­gan­gen wa­ren, ka­men sie über die Schiff­brücke wie­der auf die Stras­se »La Re­te­nue« zu­rück, und ge­lang­ten am Bahn­hof vor­bei wie­der auf den Markt­platz, wo plötz­lich zwi­schen dem Ein­neh­mer Herrn Pim­pes­se und dem Fisch­händ­ler Herrn Tour­ne­vau ein hef­ti­ger Streit über die Ess­bar­keit ei­nes Pil­zes aus­brach, den der eine von ih­nen in der Um­ge­gend ge­fun­den ha­ben woll­te.

      Da die Geis­ter in Fol­ge der Lan­ge­wei­le ge­reizt wa­ren, so wäre es fast zu sehr erns­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen ge­kom­men, wenn die Üb­ri­gen sich nicht ins Mit­tel ge­legt hät­ten. Herr Pim­pes­se zog sich sehr be­lei­digt zu­rück, und kaum war er fort, als zwi­schen dem ehe­ma­li­gen Maire, Herrn Pou­lin, und dem Ver­si­che­rungs-Agen­ten, Herrn Du­puis, ein neu­er Wort­wech­sel über den Ge­halt des Ein­neh­mers und die Aus­ga­ben aus­brach, die er sich leis­ten könn­te. Hef­ti­ge Wor­te fie­len be­reits auf bei­den Sei­ten, als plötz­lich ein wüs­tes Ge­schrei zu ih­nen drang und die Ma­tro­sen­schar, des ver­geb­li­chen War­tens müde, sich über den Platz er­goss. Sie hat­ten sich zu Zwei und Zwei im Arme und bil­de­ten so eine lan­ge wut­schnau­ben­de Pro­zes­si­on. Die Bür­ger flüch­te­ten sich un­ter einen Tor­weg und die lär­men­de Rot­te ver­schwand in der Rich­tung des Ha­fens. Lan­ge noch hör­te man ihr Ge­brüll wie das Don­nern ei­nes ab­zie­hen­den Ge­wit­ters in der Fer­ne ver­klin­gen; dann trat end­lich wie­der tie­fe Stil­le ein.

      Herr Pou­lin und Herr Du­puis, de­ren ge­gen­sei­ti­ger Zorn sich noch nicht ge­legt hat­te, gin­gen, ohne sich zu grüs­sen, je­der ih­res We­ges.

      Die vier Üb­ri­gen nah­men ih­ren Spa­zier­gang wie­der auf und wen­de­ten die Schrit­te un­will­kür­lich wie­der dem Hau­se Tel­lier zu. Es war im­mer noch ver­schlos­sen und lag in un­durch­dring­li­chem Schwei­gen gehüllt. Ein Be­trun­ke­ner poch­te hart­nä­ckig in kur­z­en Zwi­schen­räu­men an die Vor­tü­re des Cafés, hin und wie­der mit lei­ser Stim­me den Kell­ner Fried­rich ru­fend. Als er ab­so­lut kei­ne Ant­wort er­hielt, setz­te er sich ru­hig auf die Tür­schwel­le und harr­te der Din­ge, die kom­men wür­den.

      Plötz­lich er­schi­en die wüs­te Rot­te der Ma­tro­sen von Neu­em am Ende der Stras­se, und un­se­re Bür­ger zo­gen sich aber­mals zu­rück. Die fran­zö­si­schen Ma­tro­sen brüll­ten die »Mar­seil­lai­se«, die eng­li­schen das »Rule Brit­ta­nia«; es war ein Haupt­spek­ta­kel. Dann nahm die tol­le Ge­sell­schaft aber­mals ih­ren Weg nach dem Quai zu, wo sich eine Schlacht zwi­schen den See­leu­ten bei­der Na­tio­nen ent­wi­ckel­te; hier­bei brach ein Eng­län­der den Arm und ei­nem Fran­zo­sen wur­de die Nase ent­zwei ge­schla­gen.

      Der Be­trun­ke­ne auf der Tür­schwel­le fing jetzt an zu wei­nen wie ein un­ge­zo­ge­nes Kind, dem man nicht den Wil­len tut.

      Die Her­ren aus dem ers­ten Stock gin­gen schliess­lich ih­rer Wege.

      All­mäh­lich wur­de es still in den vor­hin noch so un­ru­hi­gen Stras­sen; zu­wei­len hör­te man noch hier und da ein Stim­men­ge­räusch, bis end­lich auch der letz­te Ton ver­stumm­te.

      Nur ein Mann irr­te noch um­her, Tour­ne­vau, der Fisch­händ­ler, dem es nicht in den Kopf woll­te, dass er bis zum nächs­ten Sonn­abend war­ten soll­te. Er hoff­te im­mer noch auf ir­gend einen glück­li­chen Zu­fall, er be­griff nicht, ja er ta­del­te es so­gar hef­tig, dass die Po­li­zei die Sch­lies­sung ei­nes so nütz­li­chen öf­fent­li­chen Lo­ka­les zu­liess, wel­ches sie doch zu über­wa­chen und zu schüt­zen hat­te.

      Er kehr­te noch­mals da­hin zu­rück und tas­te­te, nach der Ur­sa­che su­chend, an den Mau­ern her­um; da be­merk­te er schliess­lich, dass an dem Schutz­da­che über der Tür ein Pla­kat an­ge­hef­tet war. Schleu­nigst zün­de­te er ein Streich­holz an und las die mit großer un­ge­üb­ter Hand ge­schrie­be­nen Wor­te: »We­gen der ers­ten Kom­mu­ni­on ge­schlos­sen.«

      Da ging er fort mit dem Be­wusst­sein, dass er kei­ne Aus­sicht mehr hät­te.

      Der Be­trun­ke­ne schlief jetzt der Län­ge nach aus­ge­streckt auf der un­gast­li­chen Schwel­le.

      Am an­de­ren Tage fan­den sämt­li­che Stamm­gäs­te, ei­ner nach dem and­ren, ir­gend einen Grund, über die Stras­se zu ge­hen; sie tru­gen ir­gen­det­was un­term Arm, um sich einen ge­schäft­li­chen An­strich zu ge­ben. Je­der warf im Vor­bei­kom­men einen flüch­ti­gen Blick auf die ge­heim­nis­vol­len Wor­te: »We­gen der ers­ten Kom­mu­ni­on ge­schlos­sen.«

      *

      II.

      Ma­da­me hat­te einen Bru­der, der in ih­rer Hei­mat, Vir­ville im Eure-De­par­te­ment, als Tisch­ler eta­bliert war, und des­sen Toch­ter sie, als ihr noch das Gast­haus zu Yve­tot ge­hör­te, über die Tau­fe ge­hal­ten hat­te. Das Kind hiess Con­stan­ze, Con­stan­ze Ri­vet; sie selbst war vä­ter­li­cher­seits eine Ri­vet. Der Tisch­ler, der die gu­ten Ver­hält­nis­se sei­ner Schwes­ter kann­te, hat­te sie nicht aus den Au­gen ver­lo­ren, ob­gleich sie sich nicht oft sa­hen, da je­des durch sein Ge­schäft ge­bun­den war und sie aus­ser­dem ziem­lich weit von­ein­an­der wohn­ten. Als aber sei­ne Toch­ter das zwölf­te Jahr er­reich­te und zum ers­ten Male zur Kom­mu­ni­on ge­hen soll­te, be­nutz­te der Tisch­ler die­se Ge­le­gen­heit der Wie­deran­nä­he­rung und schrieb sei­ner Schwes­ter, er zäh­le bei der Fei­er­lich­keit auf ihre Ge­gen­wart. Die Gro­ß­el­tern wa­ren tot, sie konn­te es ih­rer Nich­te nicht ab­schla­gen und nahm also an. Ihr Bru­der Jo­seph hoff­te, mit al­ler­lei Lie­bens­wür­dig­keit bei die­ser Ge­le­gen­heit die Er­rich­tung ei­nes Te­sta­ments zu Guns­ten sei­ner Toch­ter zu er­zie­len, da Ma­da­me kei­ne Kin­der hat­te.

      Das Ge­wer­be sei­ner СКАЧАТЬ