Der schwarze Mustang. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der schwarze Mustang - Karl May страница 9

Название: Der schwarze Mustang

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783780213181

isbn:

СКАЧАТЬ könnten nach dem Reich der Mitte zurückkehren und alle Tage Schwalbennester essen.“

      „Ja, das könnten wir wirklich, wenn wir nur wollten!“

      Nach einer abermaligen Pause, während der sie in den gegenseitigen Mienen und Blicken zu lesen suchten, wurde das Gespräch fortgesetzt: „Das Haus des Engineers ist steinern und niemand kann durch die Fenster!“

      „Und die Tür ist stark und hat ein sehr festes, eisernes Schloss!“

      „Aber das Dach! Weißt du nicht, dass es aus Shingles[12] gemacht ist?“

      „Ich weiß es. Wenn man eine Leiter hat, kann man eine Öffnung machen und einsteigen.“

      „Leitern gibt es genug!“

      „Ja; aber wo würde man die Gewehre vergraben? In der Erde? Da verderben sie.“

      „Man müsste sie gut einwickeln. Im Lagerschuppen liegen mehr als genug Bastmatten umher.“

      Sie hatten bisher im Flüsterton miteinander gesprochen; jetzt rückten sie noch näher zusammen und die Art und Weise, wie sie weitersprachen, konnte nur noch als ein fast unhörbares Zuraunen bezeichnet werden. Darauf verließen sie den Schuppen, der eine mehrere Minuten später als der andere.

      Eben als dieser Letztere verschwunden war, trat ein neuer Ankömmling ein. Es war ein Indianer, dessen Anzug aus einem blauen Kalikohemd, ledernen Leggins und ebensolchen Mokassins bestand. Bewaffnet war er nur mit einem Messer, das im Gürtel steckte. Das Haar hing ihm lang und voll auf den Rücken hinab und am Hals trug er an einem Riemen einen großen Medizinbeutel.

      Er blieb im Eingang stehen, um sein Auge an das plötzliche Licht zu gewöhnen, warf einen Blick durch die große Abteilung und ging dann langsamen Schrittes in die kleinere.

      Ein Roter war hier natürlich keine seltene Erscheinung und so wurde dieser Indsman von den Chinesen kaum beachtet. Auch in dem kleinen Raum, wo die Weißen saßen, hatte sein Erscheinen keine andere Wirkung, als dass man ihn mit einem kurzen Blick überflog und dann nicht mehr beachtete. Er ging in der demütigen Haltung eines Menschen, der sich nur geduldet weiß, zwischen den Tischen hindurch und kauerte sich in der Nähe des Herdes nieder.

      Als der Scout diesen Indianer kommen sah, ging ein schnelles Zucken über sein Gesicht, so blitzschnell, dass es von keinem der Anwesenden bemerkt wurde. Die beiden gaben sich den Anschein, als seien sie füreinander gar nicht vorhanden; aber hie und da flog doch unter den gesenkten Wimpern hervor ein Blick herüber oder hinüber, und diese Blicke schienen gegenseitig verstanden zu werden. Dann stand der Scout von seinem Tisch auf und schritt dem Ausgang zu, langsam und nachlässig schlendernd, wie jemand, der bei dem, was er tut, ganz ohne Absicht und Gedanken ist.

      Aber es gab zwei, denen gerade diese große und so zur Schau getragene Absichtslosigkeit auffällig vorkam: Winnetou und Old Shatterhand. Sofort richteten sie ihre Augen scheinbar von der Tür weg, aber nur scheinbar, denn wer das wohlgeübte Auge eines Westmanns kennt, der weiß, dass es im Stande ist, auch von der Seite her so viele Strahlen aufzunehmen, um genau zu sehen, was da geschieht, wohin es nicht zu blicken scheint.

      An der Tür angekommen, drehte sich der Scout für einige Sekunden um; er sah kein einziges Auge auf sich gerichtet und gab mit einer schnellen, kurzen Bewegung der Hand dem Roten ein Zeichen, dessen Bedeutung nur dem verständlich sein konnte, mit dem es verabredet worden war. Dann drehte er sich wieder um und trat in die dunkle Nacht hinaus.

      Dieses Zeichen war ebensowohl von Winnetou wie auch von Old Shatterhand bemerkt worden; sie tauschten nur einen Blick miteinander aus und waren dann, ohne ein Wort gesprochen zu haben, darüber einig, was zu geschehen hatte. Was sie vermuteten und was sie wollten, war Folgendes: Der fremde Indianer stand im heimlichen Einvernehmen mit dem Scout, denn er hatte ein Zeichen von ihm bekommen. Heimlich war dieses Einvernehmen, weil sie darauf bedacht gewesen waren, es nicht sehen und wissen zu lassen. Aus dieser Heimlichkeit war auf eine böse Absicht zu schließen, der man unbedingt auf die Spur kommen musste. Es musste nun jemand dem Scout folgen, um sein Tun zu belauschen. Da nun mit Sicherheit anzunehmen war, dass es sich um den Indianer handle, wollte Winnetou dieses Beschleichen übernehmen. Leider durfte er da nicht zur Tür hinaus, denn diese war hell beleuchtet und der Scout stellte sich gewiss so auf, dass er jede Person, die den Schuppen verließ, sehen konnte. Glücklicherweise hatte der Apatsche vorhin bemerkt, dass es hinter den Fässern, Ballen und Kisten eine kleine Tür gab, wohl zu dem Zweck, diese Gegenstände herein- und hinausschaffen zu können, ohne dass man erst nach dem Haupteingang musste. Durch diese Hintertür wollte der Häuptling hinaus. Da dies aber möglichst unbemerkt zu geschehen hatte, so musste er warten, bis die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf Old Shatterhand gerichtet worden war, was sicherlich sofort geschah, sobald dieser mit dem Indianer zu sprechen begann.

      Das war das Zweite, was man tun musste, nämlich den Indianer ins Verhör nehmen, um womöglich etwas aus ihm herauszulocken, was auf seine Absichten schließen ließ.

      Old Shatterhand zögerte auch gar nicht, seine Forschung zu beginnen, und als alle auf ihn hörten und ihre Augen auf ihn richteten, glitt Winnetou von dem Tisch fort, um hinter den Fässern zu verschwinden und zu der erwähnten Tür zu gelangen.

      Der Indsman war ein kräftig gebauter, in den mittleren Jahren stehender Mann. Bald zeigte es sich, dass er auch in Beziehung auf seinen Verstand kein Schwächling war. Dies hatte Old Shatterhand freilich vorausgesehen, denn solch heimliche und gefährliche Aufträge pflegt nur ein kluger Krieger zu bekommen.

      „Mein roter Bruder hat sich fern von uns gesetzt. Will er nichts essen oder trinken?“, so lautete die erste Frage Old Shatterhands.

      Der Rote antwortete nur mit einem Kopfschütteln.

      „Warum nicht? Hast du weder Durst noch Hunger?“

      „Juwaruwa hat Hunger und auch Durst, aber er hat kein Geld“, ließ sich jetzt der Rote hören.

      „Juwaruwa, so ist dein Name?“

      „So werde ich genannt.“

      „Das heißt Elk in der Sprache der Upsarokas[13]. Gehörst du zu diesem Stamm?“

      „Ich bin ein Krieger des Stammes.“

      „Wo weidet er jetzt seine Pferde?“

      „In Wyoming.“

      „Und wie heißt sein Kriegshäuptling?“

      „Er wird ‚Grauer Bär‘ genannt.

      Old Shatterhand war zufälligerweise vor kurzer Zeit bei den Krähenindianern gewesen, die zum Volk der Dakotas gehören; er war also zu beurteilen im Stande, ob der Indianer ihn belog. Die Antworten enthielten die Wahrheit.

      „Wenn mein Bruder nichts bezahlen kann, so mag er sich zu uns setzen und mit uns essen“, fuhr er fort.

      Der Indianer warf einen forschenden Blick auf ihn und erklärte: „Juwaruwa ist ein tapferer Krieger; er isst nur mit Männern, die er kennt und die ebenso tapfer sind. Hast du einen Namen und wie lautet er?“

      „Man nennt mich Old Shatterhand.“

      „Old – Shatt...!“

      Der Name blieb ihm im Munde stecken. Er hatte nur für einen Augenblick seine Ruhe und Selbstbeherrschung verloren, aber doch dadurch verraten, dass er erschrocken war. Er nahm sich schnell wieder zusammen und fuhr СКАЧАТЬ