Der schwarze Mustang. Karl May
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Название: Der schwarze Mustang

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783780213181

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СКАЧАТЬ den Umweg zu machen und eine Woche später in Santa Fe anzukommen. Unser Nahum Samuel wird uns wohl nicht grad jetzt zum zweiten Mal davonlaufen.“

      „Und wenn er liefe, wir haben seine Spur und würden ihn gewiss...“

      Er wurde unterbrochen, denn der Engineer kam zurück und brachte noch zwei Männer mit. Kas und Has hatten im Eifer ihres Gesprächs das wiederholte Pfeifen einer Lokomotive überhört. Der Arbeitszug war angekommen, der Engineer hatte ihn abgefertigt und wurde nun bei der Rückkehr von seinem Aufseher und dem Magazinverwalter begleitet. Er nickte den beiden Westmännern grüßend zu und dann setzten sich die drei zu dem Mestizen an den für ‚Beamte und höhere Gentlemen‘ bestimmten Tisch. Sie ließen sich auch Grog geben und dann erkundigte sich der Mischling:

      „Nun, Sir, sind Zeitungen angekommen?“

      „Nein“, antwortete der Engineer, „die werden morgen erst eintreffen; aber Nachrichten habe ich erhalten.“

      „Gute?“

      „Leider nicht. Wir werden von jetzt an sehr wachsam sein müssen.“

      „Warum?“

      „Es sind in der Nähe der Rückstation Spuren von Indianern gesehen worden.“

      Es war, als ob die halb unter den Lidern verborgenen Augen des Mischlings boshaft aufleuchteten, doch klang seine Stimme ganz gelassen, als er sagte:

      „Das ist doch kein Grund, ungewöhnlich wachsam zu sein!“

      „Ich denke doch!“

      „Pshaw! Kein Stamm hat jetzt den Tomahawk des Krieges ausgegraben, und wenn es wäre, so darf man von einigen Fußstapfen nicht gleich auf Feinde schließen.“

      „Freunde lassen sich sehen. Wer sich versteckt hält, der hat keine guten Absichten; das kann ich mir sagen, obgleich ich kein Scout und Westmann bin. Nun, Ihr seid ja ein tüchtiger Pfadfinder und in dieser Gegend bekannt; ich habe Euch angestellt, dass Ihr die Umgebung wachsam durchstreift.“

      Durch die geschmeidige Gestalt und über das Gesicht des Mestizen ging ein leises Zucken, als ob er zornig auffahren wollte, doch beherrschte er sich wieder und antwortete in ruhigem Ton: „Ich werde es tun, Sir, obgleich ich weiß, dass es nicht nötig ist. Indianerspuren haben nur zur Kriegszeit böse Bedeutung. Und noch eins: Die Roten sind oft bessere und treuere Menschen als die Weißen.“

      „Diese Ansicht macht Eurer Menschenliebe alle Ehre, aber ich könnte Euch mit vielen Beispielen beweisen, dass Ihr im Irrtum seid.“

      „Und ich mit noch mehreren, dass ich Recht habe. Ist jemals ein Mensch treuer gewesen, als Winnetou zu Old Shatterhand ist?“

      „Winnetou ist eine Ausnahme. Kennt Ihr ihn?“

      „Gesehen habe ich ihn noch nicht.“

      „Oder Old Shatterhand?“

      „Auch noch nicht; aber alle ihre Taten kenne ich.“

      „So habt Ihr auch von Tangua, dem Häuptling der Kiowas[6] gehört?“

      „Ja.“

      „Welch ein Verräter war dieser Schurke! Er warf sich damals, als Old Shatterhand noch Surveyor war, zu seinem Beschützer auf und hat ihm doch fort und fort nach dem Leben getrachtet. Er hätte ihn sicher ausgelöscht, wenn dieser Weiße nicht klüger und stärker als er gewesen wäre. Wo findet Ihr da die Treue, von der Ihr sprecht? Und dass die Spuren von Roten nur im Kriege Gefahr bedeuten – haben die Sioux Ogellallah nicht mitten im Frieden wiederholt Eisenbahnzüge überfallen? Haben sie nicht mitten im Frieden Männer getötet oder Weiber geraubt? Sie sind dafür bestraft worden, nicht von großen Jäger- und Militärhaufen, sondern von zwei einzelnen Menschen, von Winnetou und Old Shatterhand. Befände sich einer von ihnen hier, so würden mir allerdings die Indianerspuren wenig Angst bereiten.“

      „Pshaw! Ihr übertreibt, Sir! Diese beiden Männer haben sehr viel Glück gehabt; das ist alles. Es gibt noch ebensolche und auch noch bessere, als sie sind.“

      „Wo?“

      Der Mestize sah ihm mit stolz herausforderndem Blick ins Gesicht und antwortete: „Fragt nicht, sondern seht Euch um!“

      „Meint Ihr etwa Euch, Euch selbst?“

      „Und wenn?“

      Der Engineer wollte ihm eine zurechtweisende Antwort geben, wurde dieser aber enthoben, denn Kas kam mit zwei Schritten seiner langen Beine herbei, pflanzte sich hoch vor dem Mestizen auf und sagte: „Ihr seid der größte Schafskopf, den es geben kann, mein Sohn!“

      Der Mischling sprang im Nu auf und riss sein Messer aus dem Gürtel; aber noch schneller hatte Kas seinen Revolver gespannt, hielt ihm diesen entgegen und warnte: „Keine Übereilung, my boy! Es soll Menschen geben, die eine Kugel durch ihren Dummkopf nicht vertragen können, und ich habe allen Grund anzunehmen, dass Ihr so einer seid.“

      Der auf ihn gerichtete Lauf des Revolvers verbot dem Mestizen, sein Messer zu gebrauchen. Hierüber wütend, zischte er dem Langen zu: „Was habe ich mit Euch zu schaffen? Wer hat Euch erlaubt, Euch in unser Gespräch zu mischen?“

      „Ich selbst, mein Junge, ich selbst. Und wenn ich mir etwas erlaube, so möchte ich den sehen, der es nicht leiden will!“

      „Ihr seid ein Grobian, Sir!“

      „Well, diese Antwort lass’ ich mir gefallen, denn ich sehe, dass Ihr Geschmack an mir findet. Sorgt nur dafür, dass ich auch welchen an Euch finde, sonst ergeht es Euch wie damals bei Timpes Erben!“

      „Timpes Erben? Wer seid Ihr denn eigentlich, Sir?“

      „Ich bin einer, der auf Winnetou und Old Shatterhand nichts kommen lässt; mehr braucht Ihr nicht zu wissen. Lebt wohl, my boy, und steckt Euer Stecheisen wieder in den Gürtel, damit Ihr Euch damit nicht etwa einen Schaden tut!“

      Kas kehrte nach seinem Tisch zurück, wo er sich behaglich wieder niederließ. Der Mestize folgte seinen Bewegungen mit sprühenden Augen, seine Sehnen spannten sich, dem Beleidiger nachzuspringen, doch brachte er es nicht fertig. Es gab in der Haltung des langen, dünnen Mannes etwas, das ihm den Fuß bannte. Er steckte das Messer ein, setzte sich wieder nieder und murmelte, um sich vor seinen Tischgenossen zu entschuldigen, vor sich hin: „Der Kerl ist offenbar ein Narr und gar nicht im Stande, einen vernünftigen Menschen zu beleidigen. Lassen wir ihn schwatzen!“

      „Schwatzen?“, antwortete der Engineer. „Der Mann scheint im Gegenteil Haare auf den Zähnen zu haben. Dass er für Old Shatterhand und Winnetou gesprochen hat, freut mich von ihm, denn die Taten und Erlebnisse dieser beiden Helden des Westens bilden mein Leib- und Lieblingsthema. Will doch einmal sehen, ob er sie auch wirklich kennt.“

      Und sich an den andern Tisch wendend, fragte er: „Ihr bezeichnet euch als Westmänner, Sir. Seid Ihr jemals Winnetou oder Old Shatterhand begegnet?“

      Die kleinen Mausaugen von Kas funkelten vor Vergnügen, als er antwortete: „Und ob! Bin zwei Wochen mit ihnen geritten.“

      „Wetter! Wollt Ihr nicht herkommen und uns davon erzählen?“

      „Nein.“

      „Nicht? СКАЧАТЬ