Название: Der schwarze Mustang
Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783780213181
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Old Shatterhand hielt ihm seine Rechte hin und antwortete mit einem freundlichen Lächeln: „Freut mich sehr, Euch zu sehen, Mister Timpe. Hier ist meine Hand. Wenn Ihr sie drücken wollt, so tut es ganz nach Belieben.“
Kas ergriff sie, schüttelte sie aus Leibeskräften und rief dabei entzückt: „Mister Timpe, Mister Timpe nennt Ihr mich? Ihr kennt mich also noch? Ihr habt mich nicht vergessen, Sir?“
„Man vergisst nicht so leicht einen Mann, mit dem man solche Dinge erlebt hat, wie wir beide damals mit Euch und Euern Gefährten.“
„Ja, ja, das war eine ungemein dicke Tinte, in der wir steckten. Wir sollten ausgelöscht werden; Ihr habt uns aber herausgeholt. Das werde ich Euch nie vergessen, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Wir haben noch vorhin erst von diesem Abenteuer gesprochen. Wird auch Winnetou, der große Häuptling der Apatschen, mir erlauben, ihn zu begrüßen?“
Der Gefragte gab ihm die Hand und sagte in seinem ernsten und dabei doch so milden Ton: „Winnetou heißt seinen weißen Bruder willkommen und bittet ihn, sich mit hierher zu ihm zu setzen.“
Da stand der Engineer auf, verbeugte sich sehr höflich und sagte: „Verzeiht die Freiheit, die ich mir nehme, Gentlemen! Ihr dürft nicht hier sitzen, sondern ich lade euch ein, mit hinüber an unseren Tisch zu kommen, der nur für Beamte und hervorragende Personen reserviert ist.“
„Beamte und hervorragende Personen?“, antwortete nun Old Shatterhand. „Wir sind weder Beamte noch bilden wir uns ein, über andere emporzuragen. Wir sagen Euch Dank für die Einladung, bitten aber, hier bleiben zu dürfen.“
„Ganz wie Ihr wollt, Sir. Wir hätten nur so gern die Ehre gehabt, mit so berühmten Westmännern einen guten ‚Drink‘ tun und uns mit ihnen unterhalten zu dürfen.“
„Der Unterhaltung werden wir uns nicht entziehen. Ich vermute, dass Ihr Beamter dieser Bahnstrecke seid?“
„Ich heiße Leveret und bin der Engineer; hier seht Ihr meinen Aufseher und meinen Verwalter und dort sitzt der Scout, den wir angestellt haben, für unsere Sicherheit zu sorgen.“
Er zeigte bei diesen Worten mit der Hand auf die Personen, die er nannte. Old Shatterhand warf einen sehr kurzen, ganz unauffälligen, aber dabei doch scharf forschenden Blick auf den Mischling und fragte dann: „Ein Scout für eure Sicherheit? Wie heißt der Mann?“
„Yato Inda[8]. Er hat einen indianischen Namen, weil er von einer roten Mutter stammt.“
Der weiße Jäger musterte den Mestizen mit einem längeren, schärferen Blick und wandte sich dann mit einem so leisen „Hm!“, dass nur der Apatsche es hörte, ab. Was er dachte, war seinem Gesicht nicht anzusehen. Der Häuptling aber schien Grund zu haben, nicht ebenso zu schweigen; er wandte sich an den Scout: „Mein Bruder mag mir erlauben, ihn anzureden! Jedermann muss hier vorsichtig sein, und wenn zur Sicherheit dieses Camps ein Scout notwendig ist, so muss es Feinde geben, die das Lager bedrohen. Wer sind diese Leute?“
Der Mestize antwortete höflich, aber immerhin etwas kühl: „Es scheint, dass den Komantschen nicht zu trauen ist.“
Winnetou machte mit dem Kopf eine horchende Bewegung, als wolle er jedes Wort des Sprechenden besonders abschätzen. Auch nach erhaltener Antwort wartete er noch mehrere Sekunden, wie in sich hineinlauschend; dann fuhr er fort: „Hat mein Bruder einen Grund zu diesem Verdacht?“
„Einen wirklichen Grund nicht, nur eine Vermutung.“
„Mein Bruder heißt Yato Inda. Yato heißt ‚gut‘ und ist der Navajosprache entnommen, Inda heißt ‚Mann‘ und gehört der Apatschensprache an. Die Navajos sind auch Apatschen und so vermute ich, dass die rote Mutter meines halbfarbigen Bruders eine Apatschin gewesen ist.“
Dem Mischling war diese Frage sichtlich unangenehm; er versuchte, um die Antwort herumzukommen, indem er in abweisendem Ton erwiderte: „Wie kommt es, dass der große Winnetou sich um eine unbekannte Indianer-Squaw bekümmert?“
„Weil sie deine Mutter ist“, erklang es fest und scharf aus dem Mund des Häuptlings. „Und weil ich, wenn ich mich hier befinde, wissen will, was für ein Mann für die Sicherheit dieses Ortes zu sorgen hat. Welchem Stamm gehörte deine Mutter an?“
Bei diesem Ton und bei dem großen Auge, mit dem Winnetou ihn anleuchtete, konnte der Scout nicht schweigen. Er antwortete: „Dem Stamm der Pinal-Apatschen.“
„Und von ihr hast du das Reden gelernt?“
„Natürlich, ja.“
„Ich kenne alle Sprachen und Dialekte der Apatschen. Sie sprechen viele Laute mit Zunge und Kehle zugleich aus, zu denen du nur die Zunge nimmst, genau so, wie die Komantschen es machen.“
Da fuhr der Mestize auf: „Willst du damit etwa sagen, dass ich der Sohn einer Komantschin sei?“
„Und wenn ich dies behaupte?“
„Eine Behauptung ist noch kein Beweis. Und wenn meine Mutter eine Komantschin gewesen wäre, so folgt daraus noch lange nicht, dass ich es mit den Komantschen halte.“
„Allerdings nicht; aber kennst du Tokvi Kava, den ‚Schwarzen Mustang‘, welcher der grimmigste Häuptling der Komantschen ist?“
„Ich habe von ihm gehört.“
„Er hatte eine Tochter, welche die Squaw eines Bleichgesichts wurde; sie starben beide und hinterließen einen halbblütigen Knaben, der von dem ‚Schwarzen Mustang‘ zu größter Feindschaft gegen die Weißen erzogen wurde. Dieser Knabe wurde einst von einem Gespielen mit dem Messer in das rechte Ohr geschnitten. Wie kommt es, dass du wie ein Komantsche sprichst und einen Schlitz in demselben Ohr hast?“
Da sprang der Scout in die Höhe und rief zornig aus: „Diesen Schnitt verdanke ich gerade der Feindschaft der Komantschen; ich habe ihn im Handgemenge mit ihnen bekommen. Wenn du daran zweifelst, fordere ich dich auf, mit mir zu kämpfen.“
„Pshaw!“
Nur dieses eine Wort sagte Winnetou in unbeschreiblich nachlässigem Ton; dann wendete er sich ab und griff zu dem Ingwerbier, das der Wirt soeben brachte.
Wie gewöhnlich auf so unliebsame Szenen folgte eine tiefe Stille, ehe an den beiden Tischen das Gespräch wieder aufgenommen wurde. Nachher erkundigte sich der Engineer, ob Old Shatterhand und Winnetou die Absicht hätten, im Camp zu übernachten; als er eine bejahende Antwort erhielt, bot er ihnen seine Wohnung an und unterstützte seine Gastlichkeit mit dem Hinweis: „Den beiden vor euch gekommenen Gentlemen hat der Shopman ihr Lager bei sich angewiesen; da gibt es keine Plätze mehr. In der Nässe draußen werdet ihr doch nicht schlafen. Und hier im Schuppen, bei den schnarchenden, unreinlichen Chinamännern? Keineswegs! Wir haben uns Chinesen aus dem Westen verschreiben müssen, weil wir keine weißen Arbeiter finden konnten und weil sie billiger und auch leichter in Zucht zu halten sind als das Gesindel, auf das wir sonst angewiesen gewesen wären. Sagt, Sir, ob Ihr meine Einladung annehmen wollt!“
Old Shatterhand warf einen fragenden Blick auf Winnetou, sah, dass dieser leise bejahend den Kopf neigte, und antwortete: „Ja, wir nehmen sie an, vorausgesetzt, dass auch unsere Pferde eine sichere СКАЧАТЬ