Der schwarze Mustang. Karl May
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Название: Der schwarze Mustang

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783780213181

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СКАЧАТЬ Ich hatte meinen Anteil auch zu verlangen und schrieb wohl zehn und noch mehr Briefe nach Fayette, bekam aber keine Antwort. Da verkaufte ich kurz entschlossen mein Geschäft und reiste hin.“

      „Ganz recht, ganz recht, lieber Vetter! Nun, und der Erfolg?“

      „War gar kein Erfolg, denn der Vogel hatte sich unsichtbar gemacht; er war ausgeflogen.“

      „Welcher Vogel?“

      „Das können Sie sich doch nun denken! Man hatte in Fayette geglaubt, der alte Josef Habakuk sei nur in guten Verhältnissen gestorben; dass er so reich gewesen war, hatte man nicht geahnt. Wahrscheinlich hat ihn sein Geiz abgehalten, es zu zeigen. Sein Bruder Tobias Holofernes war sehr arm vor ihm gestorben und er hatte dessen Sohn, seinen Neffen Nahum Samuel, zu sich in das Geschäft genommen. Dieser nun ist der Betrüger. Er hat zwar nicht umhin gekonnt, die hunderttausend Taler nach Plauen zu schicken, mit dem übrigen Geld aber hat er sich aus dem Staub gemacht, auch mit den hunderttausend Talern, die mir zufallen mussten.“

      „Und mit den meinigen wahrscheinlich auch?“

      „Jedenfalls!“

      „Der Schurke! Vater zog von Plauen fort, weil er sich wegen der Konkurrenz mit dem Bruder arg verfeindet hatte. Diese Feindschaft wuchs trotz der Entfernung mehr und mehr, sodass keiner mehr etwas von dem andern wissen und hören wollte. Darüber ist Vater gestorben, sein Bruder in Plauen auch. Später schrieben mir dessen Söhne, sie hätten von dem Oheim Josef Habakuk in Amerika hunderttausend Taler geerbt. Ich fuhr sofort nach Plauen, um mich zu erkundigen. Da ging es freilich sehr hoch her. Die beiden Vettern wurden nicht anders als Timpes Erben genannt; sie hatten ihr Geschäft aufgegeben und lebten wie die Fürsten. Ich wurde sehr gut aufgenommen und musste einige Wochen bei ihnen bleiben. Von der alten Feindschaft wurde kein Wort gesprochen, aber ebenso wenig konnte ich etwas Näheres und Sicheres über den Onkel Josef Habakuk und seine Hinterlassenschaft erfahren. Die Vettern ließen mich ihren Reichtum sehen, aber meinen Anteil schienen sie mir nicht zu gönnen. Da machte ich es kurz entschlossen wie Sie: Ich verkaufte mein Geschäft, ging nach Amerika und begab mich von New York natürlich sofort direkt nach Fayette.“

      „Ah, also auch! Wie fanden Sie es dort?“

      „Ganz wie Sie, nur dass man mich auslachte. Man sagte mir, dass die dortigen Timpes niemals wohlhabend gewesen seien.“

      „Unsinn! Verstanden Sie damals Englisch?“

      „Nein.“

      „So hat man Sie dort als Deutschen an der Nase geführt. Was haben Sie dann angefangen?“

      „Ich wendete mich nach St. Louis, wo ich bei Mr. Henry, dem Erfinder des berühmten fünfundzwanzigschüssigen Henrystutzens, Arbeit nehmen und so viel wie möglich von seiner Kunst lernen und profitieren wollte, kam aber in der Stadt Napoleon am Arkansas und Mississippi in die Gesellschaft einiger Präriejäger, denen ich als Büchsenmacher recht war. Sie ließen mich nicht weiter und veranlassten mich, mit ihnen nach den Felsenbergen zu gehen. So bin ich ein Westmann geworden.“

      „Und sind Sie zufrieden mit diesem Wechsel?“

      „Ja. Lieber freilich wäre es mir, wenn ich meine hunderttausend Taler erwischt hätte und in dulci jubilo leben könnte, so wie Timpes Erben.“

      „Hm! Das kann vielleicht noch werden.“

      „Schwerlich! Mir ist später auch der Gedanke gekommen, dass der alte Josef Habakuk doch so reich gewesen und sein Neffe Nahum Samuel mit dem Geld entwichen sein könne. Ich habe nach ihm gesucht, mehrere Jahre lang, doch vergebens, wie ich Ihnen schon sagte.“

      „Ich auch, und ebenso vergebens, doch nur bis vor kurzer Zeit, denn nun habe ich seine Spur.“

      „Sei – ne – Spur? Wie – wa – wirk – lich?“, rief Kasimir, während er so schnell von seinem Sitz aufsprang, dass die Anwesenden aufmerksam wurden und ihre Blicke auf ihn richteten.

      „Still, ruhig!“, warnte Hasael. „Man darf sich nicht so bald aufregen lassen. Ich habe aus ganz untrüglicher Quelle gehört, dass ein gewisser Nahum Samuel Timpe, früher Büchsenmacher und nun ungeheuer reich, jetzt in Santa Fe wohnt.“

      „In Santa Fe da drüben? Da müssen wir hin, unverzüglich hin, wir beide, Sie und ich!“

      „Bin damit einverstanden, Vetter. Es war natürlich meine Absicht, ihn aufzusuchen und zur Herausgabe des Geldes nebst Zinsen zu zwingen. Dass dies schwer, sehr schwer sein wird, habe ich mir nicht verhehlt, und darum freut es mich, Sie getroffen zu haben, denn zweien muss es leichter werden. Wir treten in einer solchen Weise vor ihn hin, dass er vor Schreck seine Schandtat eingesteht und das Geld augenblicklich aufzählt. Wir sind Westmänner und drohen ihm mit dem Gesetz der Prärie. Nicht?“

      „Selbstverständlich, ganz und gar selbstverständlich!“, stimmte Kasimir höchst eifrig bei. „Welch ein Glück, dass ich Sie getroffen habe, Sie – Sie – Sie? Ist es nicht eine Dummheit, Vetter, uns Sie zu nennen, da wir so nahe Verwandte und Schicksalsgenossen sind?“

      „Kommt mir auch so vor.“

      „Also Brüderschaft machen, du sagen, nicht wahr?“

      „Mir recht. Hier ist meine Hand; schlag ein! Wir füllen die Gläser wieder und leeren sie auf unser Wohl und auf das Gelingen unseres Vorhabens. Da, stoß an!“

      „Prosit, Vetter, oder vielmehr: Prosit, lieber Hasael!“

      „Prosit! Aber Hasael? Weißt du, man ist in den Staaten möglichst kurz, besonders mit den Namen. Man sagt Jim, Tim, Ben und Bob und spricht nicht alle Silben aus, wenn eine einzige genügt. Mein Vater sagte stets Has anstatt Hasael und ich habe mich daran gewöhnt. Mach du es ebenso!“

      „Has? Hm! Dann müsstest du zu mir auch Kas sagen anstatt Kasimir?“

      „Warum nicht?“

      „Klingt das nicht sehr dumm?“

      „Dumm? Unsinn! Es klingt, sage ich dir; mir gefällt es, und wie es andern klingen mag, das ist mir gleichgültig. Also nochmals prosit, lieber Kas!“

      „Prosit, lieber Has! Aufs Wohl von Kas und Has, den neuesten Erben Timpes!“

      Sie stießen still begeistert und nur leise ihre Gläser zusammen, um nicht die Aufmerksamkeit der andern Zecher auf sich zu ziehen. Dann meinte der dunkelköpfige Has: „Also auf nach Santa Fe! Aber das ist nicht so leicht und schnell ausgeführt, denn wir werden zu einem weiten Umweg gezwungen sein.“

      „Warum?“, fragte der semmelblonde Kas.

      „Weil wir durch das Gebiet der Komantschen müssten, wenn wir den kürzesten Weg einschlagen wollten.“

      „Ich hörte doch nicht, dass diese Roten jetzt das Kriegsbeil ausgegraben haben!“

      „Ich auch nicht; aber die Indsmen sind selbst im tiefsten Frieden kriegerisch und stets den Bleichgesichtern feind. Zudem traf ich gestern mit einem Pedlar[4] zusammen, der von ihnen kam. Du weißt, dass die Indsmen einem Pedlar fast niemals etwas Böses tun, weil sie ihn notwendig brauchen. Der sagte mir, dass der große Kriegshäuptling Tokvi Kava[5] jetzt nicht bei seinem Stamme sei, sondern sich mit einigen seiner besten Krieger entfernt habe, ohne zu sagen, wohin.“

      „Tokvi Kava, der Jägerschinder? СКАЧАТЬ