Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

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СКАЧАТЬ Seine Hände umklammerten ein altes Sharpgewehr. Sein Narbengesicht weckte Erinnerungen an eine Ratte.

      »Wir haben diese Bande von Viehdieben entdeckt, als sie unsere Rinder stehlen wollten, Boss!«, entgegnete Gary und zog seinen Hut zurecht, damit ihn die Sonne nicht blendete.

      »Viehdiebe also?«

      »Ganz recht, Boss!«

      »Das stimmt nicht!«, wimmerte einer der gefesselten Männer. »Wir sind Maverickjäger und diese Rinder sind Mavericks! Sie werden kein Brandzeichen auf ihnen finden. Wir tun nichts Illegales!«

      »Diese Rinder gehören zu meiner Stammherde«, sagte Desmond Pickett; in seiner kindlichen Stimme schwangen keinerlei Gefühle mit.

      »Mavericks gehören demjenigen, der sie einfängt, Sir!«, protestierte der Mann auf dem Boden.

      Desmond Pickett trat vor den Maverickjäger. Seine hohen schwarzen Reitstiefel glänzten makellos. Weder Staub noch Dreck befand sich auf der glatten Lederoberfläche. Es unterstrich die Andersartigkeit dieses Mannes.

      »Was sollen wir mit ihnen machen, Boss?«, fragte Gary, der den Lauf des Gewehrs auf den Hinterkopf von einem der knienden Männer gerichtet hatte. In seinen Augen funkelte die Mordlust. Er war ein Bursche, der Gefallen am Töten gefunden hatte.

      Einige von Picketts Männern waren von ihren Pferden abgestiegen und bildeten einen Halbkreis um die Gefangenen.

      »Von welcher Ranch kommt ihr?«, erkundigte sich Pickett.

      »Von keiner Ranch, Sir!«, antwortete der Gefangene, der sich zum Sprecher der Gruppe erhoben hatte. »Wir stammen aus San Juan und wollten eine Herde zusammentreiben, um sie nach Kansas zu bringen, wo die Verladebahnhöfe warten. Sir, wir haben wirklich nichts Illegales getan. Die Rinder haben kein Brandzeichen!«

      Gary sah seinen Boss erwartungsvoll an, um von ihm das Zeichen zum Töten zu erhalten. Doch Desmond schüttelte den Kopf.

      »Ricardo!«, rief er einem seiner Handlanger zu, der etwas abseits bei den Pferden stand. Es war ein schmieriger Kerl, vermutlich mexikanischer Herkunft, dem ein gewaltiger Sombrero auf dem Rücken baumelte. »Ich möchte meine Gäste singen hören!« Der Kerl grinste über beide Ohren und holte etwas aus der Satteltasche seines Pferdes, das zunächst wie ein feiner Draht aussah.

      »Wisst ihr, was das ist?«, wollte Pickett von den Gefangenen wissen. Ricardo hielt den Leuten die Drähte vor die Nase, die unsicher den Kopf schüttelten. »Das sind Klaviersaiten!«, erklärte Desmond Pickett und seine feinen Lippen verzogen sich; in seinem Gesicht war so etwas wie eine Gefühlsregung zu erkennen. Das Gesicht dieses mächtigen Mannes erinnerte an einen grinsenden Totenschädel. »Wenn man einen Mann mit dem Draht einer Klaviersaite aufhängt, dann gibt er wunderbare Laute von sich. Ich bekomme jedes Mal einen Orgasmus, wenn wir Abschaum wie euch am nächsten Baum aufknüpfen!« Ein leises Beben durchzog seinen Körper und ein wohliger Schauer überkam ihn. »Ich möchte euch Pisser singen hören!«

      »Bitte, Sir, ich flehe Sie an … wir haben doch Familien in San Juan …«

      Desmond Pickett gab seinen Männern ein Zeichen. »Knüpft sie da hinten an den Bäumen auf. Ich will sie singen hören!« Und diesmal war so etwas wie Lust in seiner Stimme zu hören.

      Die Gefangenen schrien wild durcheinander, einige versuchten sich aufzuraffen, wollten fliehen, doch sie bekamen den Kolben von Garys Sharpgewehr zu spüren. Es dauerte fast zehn Minuten, bis man die Männer zu den Bäumen geschleift hatte. Einer seiner Männer kletterte auf die Bäume, um die Klaviersaiten zu befestigen, denn dies erforderte mehr manuelle Feinarbeit, als ein Seil über den Ast zu werfen. Die Gefangen versuchten sich verzweifelt zu wehren, doch Picketts Handlanger hielten sie in Schach.

      »Ich will euch singen hören«, säuselte Pickett wieder und blickte erwartungsvoll in die Runde.

      »Sir, ich habe einen zwei Jahre alten Sohn. Bitte verschonen Sie mich!«, ertönte es angstvoll aus einer Kehle.

      »Wenn Sie mich losbinden, dann gebe ich Ihnen mein ganzes Geld. Ich habe zu Hause einen ordentlichen Batzen angespart. Bitte!«, flehte ein anderer Mann verzweifelt um sein Leben.

      Zehn Minuten später hingen sie wie Vieh im Schlachthof an den Klaviersaiten und kämpften erfolglos um ihr Leben. Die Klaviersaiten bohrten sich ins Fleisch; Blut rann aus dem Hals. Einer der Gehängten war so schwer, dass sein Gewicht stark nach unten zerrte und die stählerne Schlinge wie Butter durch sein Fleisch und sein Genick schnitt. Hart schlug der kopflose Körper auf dem staubigen Boden auf, während sich aus dem Stumpf eine wahre Blutfontäne ergoss. Die anderen Gehängten hatten nicht dieses Glück. Die Laute, die aus ihren geschundenen Kehlen erklangen, waren eine Mischung aus einem leisen Krächzen und Wimmern, während ihr Mund sich langsam mit Blut füllte und dieses sich über ihre Lippen ergoss. Das war es, was Pickett meinte, als er Ricardo befahl, die Männer zum Singen zu bringen. Die armen Teufel am Baum zappelten wie wild, während langsam alles Leben aus ihrem Körper wich. Es sollte jedoch noch einige Minuten dauern, bis sie endlich von ihren Qualen erlöst wurden.

      Währenddessen stand Desmond Pickett mit heruntergelassener Hose vor den sterbenden Maverickjägern und onanierte. Einige seiner Männer grinsten, während andere ihren Ekel unterdrücken mussten. Sie wussten, dass Pickett ein Irrer war. Aber niemand wagte dies laut auszusprechen, denn sonst wäre er der Nächste, der um sein Leben singen würde.

      Picketts farblose Augen gierten die zappelnden Leiber der Gehängten an; es schien, als wäre doch noch so etwas wie Leben in ihnen. Eine tiefe, niemals enden wollende Lust trieb diesen Irren zum Höhepunkt und brach dann mit einem lauten Schrei ab. Die Gehängten waren tot! Ihre Beine zuckten immer noch unrhythmisch hin und her, als wolle der Körper nicht akzeptieren, dass sich kein Leben mehr darin befand. Ein wohliger Schauer durchlief Pickett, er hatte dieses Schauspiel in vollen Zügen genossen.

      »Mann, war das geil!«, schnurrte er wie eine zufriedene Katze. Während Pickett die Hose wieder hochzog, bemerkte er, dass etwas Weißes auf seinen makellosen Reitstiefeln gelandet war. Hastig fischte er das karierte Tuch aus seiner Tasche und begann, die Stiefel wie ein Wilder zu putzen. Immer und immer wieder. Seine Bewegungen wirkten dabei fahrig und verkrampft.

      Keiner der Männer wagte es, Pickett anzuschauen. Einige starrten in die Weite der Prärie, andere schienen plötzlich ein ungewöhnliches Interesse an ihren eigenen Stiefeln gefunden zu haben.

      »Verfluchte Scheiße!«, brüllte Pickett und es klang, als ob ein kleines Kind einen Wutanfall hatte. Er spie auf seine Stiefel, um mit seiner Spucke die Schlieren zu entfernen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er das Tuch wieder wegsteckte und zufrieden auf seine Stiefelspitze schaute. Neuerliche Schweißperlen hatten sich auf seinem Schädel gebildet.

      Pickett atmete tief ein und sein hagerer Körper schien sich von jetzt auf die nächste Sekunde zu beruhigen. Der Wutanfall war verschwunden und zurück blieb dieses leere ausdruckslose Gesicht mit den fast farblosen Augen.

      »Wir kehren zum Stammhaus zurück!«, sagte er und wandte sich von den Toten ab. Die Männer erwachten aus ihrer Starre und eilten zu ihren Pferden.

      »Ich werde Jenny heute keine Lust mehr bereiten können«, meinte Pickett zu dem Rattengesicht Gary, während sie aufstiegen.

      »Warum nicht, Boss?«

      »Ich muss mich erst erholen. Morgen werde ich es ihr ordentlich besorgen!«

      »Genau, Boss!«, lachte Gary und gab seinem Pferd das Zeichen, СКАЧАТЬ