Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

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      »Ja, das Bier der Götter.«

      »Du bist verrückt, Fremder!«, antwortete der Wirt und schüttelte den Kopf.

      Doch der Cowboy deutete auf das Glas vor sich. »Im Odenwood würden wir mit so einem Gesöff nicht einmal unsere Autos … äh, ich meine, Postkutschen reinigen.«

      Nach dieser Aussage verfinsterte sich das Gesicht des Iren. »Willst du damit sagen, dass mein Bier Pisse ist?«

      »Ne, es schmeckt nach Kotze! Ihr Yankees müsst noch viel lernen, was die hohe Kunst des Bierbrauens betrifft.«

      Der Wirt starrte seinen Gast an, wobei sich in seinen Gesichtszügen ein wahres Gewitter zusammenbraute. Die Zornesröte stieg in ihm auf, und der Cowboy merkte, dass er langsam aber sicher den Bogen überspannte.

      »Aber Kumpel, ich bin nicht den weiten Weg gekommen, um mich an deinem Bier zu ergötzen, sondern ich brauche Informationen«, sagte er deshalb eilig und klopfte dem Bären hinter der Theke kumpelhaft auf die Schulter.

      »Informationen?« So schnell wie der Ärger hochgekommen war, war er auch schon wieder verflogen. »Ich handle mit Informationen! Ich bin Barkeeper und Herr über den größten Saloon in Cheops! Wenn jemand etwas weiß, dann ich!«

      Aha, man konnte den Riesen offensichtlich leicht besänftigen, wenn es ums Geschäft ging. Es erhärtete den Verdacht des Cowboys, dass dieser Mann mit den Dollar- und Townwölfen in Verbindung stand. Wissen ist Macht!

      »Ich will ein Maverickjäger werden!«, sagte der Cowboy selbstbewusst. »Ich brauche einen Namen und eine Adresse!«

      »Du ein Maverickjäger?«, fragte der Wirt ungläubig.

      »Gibt es da ein Problem, Kumpel?«, konterte der Cowboy und ließ seine rechte Hand ganz zufällig über sein Pistolenhalfter gleiten.

      »Keine gute Idee! Nicht in diesen Zeiten. Vielleicht solltest du lieber dein Glück in Texas versuchen. Das ganze Land dort ist bis zum Pecos voller Rinder!«

      »Warum sollte ich es nicht hier versuchen? Ich habe gesehen, dass eure Rinder sich wie die Karnickel vermehrt haben.«

      »Desmond Pickett wird etwas dagegen haben.«

      »Wer ist der Pisser?«, erkundigte sich der Cowboy völlig ungeniert.

      Schlagartig verfinsterte sich die Miene des Barkeepers wieder. Doch es war nicht nur Wut, die sich in dem kantigen Gesicht widerspiegelte, sondern seine Augen zeigten auch einen Anflug von Furcht.

      »Desmond Pickett ist jemand, mit dem du dich nicht anlegen solltest!«

      »Klingt nach einem richtig sympathischen Burschen, wenn du mich fragst.«

      »Ihm gehören mehrere Ranchen außerhalb der Stadt. Das ganze Land da draußen ist Pickett-Land. Er behauptet, dass dort alle ungebrannten Rinder zu seiner gottverdammten Stammherde gehören. Für ihn sind die Maverickjäger Gesetzlose, die sich an seiner Herde vergehen. Er hängt jeden, den er erwischt.«

      »Ich bin noch nicht lange in dieser Gegend, aber ungebrändete Rinder sind laut Gesetz frei.«

      »Erzähl das mal Desmond Pickett!« Der Ire nahm eines der Biergläser von einem seiner Gäste zurück und begann es zu spülen. Sauberkeit schien für ihn ein Fremdwort zu sein, denn er tauchte das Glas in eine braune Brühe hinter dem Tresen.

      »Und selbst wenn er niemanden erwischt, warten seine Dollarwölfe vor den Toren von Kansas auf die Herdenbosse, um ihnen dann zehn Dollar für jedes Tier abzuknöpfen, bevor es in die Stadt darf. Wer nicht zahlt, dessen Herde wird in alle vier Himmelsrichtungen verjagt.«

      »Verfluchte Bastarde!«, murmelte der Cowboy und begann zu begreifen, dass sein Plan gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen war.

      »Das kannst du laut sagen!«

      Lautes Fluchen drang vom Pokertisch zu ihnen herüber; anscheinend hatte jemand die Partie verloren. Der Wirt blickte kurz zu den Spielern, um sich zu vergewissern, dass kein Ärger bevorstand. Dann wandte er sich wieder dem Cowboy zu.

      »Ich werde trotzdem ein Maverickjäger«, sagte der Cowboy trotzig und leerte sein zweites Bier.

      »Du bist ein hartnäckiger Bursche, was?« Der Barkeeper beugte sich nach vorne, sodass sein Gesicht von dem seines Gegenübers nur noch wenige Zoll entfernt war. »Siehst du den Revolverhelden hinter dem Pokertisch?« Der Cowboy ließ seinen Bick über die Saloonbesucher wandern. »Den Mann mit der Kalbfelljacke und dem Colt im Schulterholster!« Jetzt sah er ihn. Für einen Revolverhelden war der Kerl mit seinen mindestens vierzig Wintern schon ziemlich alt, denn diese Burschen starben meistens früh. Es war ein Mann, wie ihn der Cowboy aus den Wildwestromanen kannte. Das Gesicht voller Ecken und Kanten verlieh ihm eine gewisse Härte. Mit seinen blonden Haaren, die ihm ins Gesicht fielen, erinnerte er mehr an einen Löwen, der erhaben von seinem Felsen auf sein Rudel blickt.

      »Das ist Jeremy Slater«, sagte der Wirt, nachdem der Cowboy die richtige Person im Blickfeld hatte. Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern. »Ihm gehört die Blue-Lodge-Ranch außerhalb der Stadt.«

      »Einer von Desmond Picketts Männern?«, erkundigte sich der Cowboy.

      Doch der rothaarige Wirt schüttelte den Kopf. »Nein, Slater ist ein Rebell. Die Blue-Lodge-Ranch führt seit Jahren Krieg gegen Pickett und seine Männer. Er ist der Einzige, der ihm Paroli bietet. Wenn du unbedingt ein Maverickjäger werden willst, dann sprich mit ihm.«

      Mit der Faust klopfte der Cowboy auf den Tresen. »Danke, Kumpel! Das werde ich gleich machen!« Bevor er sich jedoch von ihm abwenden konnte, hielt dieser ihn mit seiner fleischigen Pranke an seiner Lederjacke fest. »Nicht so schnell! Informationen kosten Geld!« Der Cowboy rollte mit den Augen, dann zog er eine weitere Dollarnote aus seiner Tasche und ließ sie in der ausgestreckten Hand des Iren verschwinden. »Danke, mein Freund! Du bist zwar verrückt, aber ich mag dich! Viel Glück, denn das wirst du brauchen!«

      Der Cowboy rutschte vom Barhocker und ging zielstrebig auf jenen Mann zu, den der Wirt als Jeremy Slater bezeichnet hatte und der inmitten der anderen Gäste wie ein Fels in der Brandung wirkte. Als der Cowboy nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, richtete Slater seinen Blick auf den Fremden. Seine Augen waren so grau wie ein kalter Gletscherfluss im Winter. Seine schiefe Nase schien mehrere Male gebrochen worden zu sein, was ihm aber einen männlichen, selbstbewussten und kühnen Anblick verlieh. Ja, dieser Mann war durch und durch ein Revolverheld!

      »Greetings, ich habe gehört, dass Sie auf der Suche nach fähigen Männern sind? Nun, ein solcher Kerl steht jetzt vor Ihnen!«, eröffnete der Cowboy das Gespräch und streckte dem Mann seine Hand zur Begrüßung entgegen.

      Die grauen Augen blicken kurz in Richtung des Tresens, wo der Ire stand und das Gespräch neugierig verfolgte. Dann musterte er den Cowboy stillschweigend, ohne den Händedruck zu erwidern.

      »Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«, wollte der Cowboy wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

      »Ich habe dich in dieser Gegend noch nie gesehen? Woher kommst du?«

      »Odenwood!«

      »Nie gehört.«

      »Wie sieht es aus? Brauchen Sie eine starke СКАЧАТЬ