Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

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СКАЧАТЬ bei ihm sein. Wenn nur nicht sein Hintern so furchtbar brennen würde!

      Hekate hatte ihn in eine Parallelwelt befördert: nach Nordamerika, in eine Zeit nach dem Bürgerkrieg. Es musste eine Parallelwelt oder zumindest ein sehr großes Taschenuniversum sein. Am Anfang war er misstrauisch gewesen, ob die alte Schlampe ihn betrogen und in eine Zeit befördert hatte, in die er nicht hingehörte. Solche Dinge konnten weitreichende Konsequenzen haben. Es könnte eine Anomalie entstehen, die das kosmische Muster veränderte. Und dann würde er Besuch von seinen Freunden, den tollwütigen Seemännern, bekommen. Unheimliche Wesen in archaisch wirkenden Taucheranzügen, ausgestattet mit gewaltigen Flammenwerfern, die eine Welt auslöschten, bevor die Anomalie sich verselbstständigte und ein Ungleichgewicht im gesamten Universum verursachte. Die tollwütigen Seemänner waren sozusagen die Ordnungspolizei der griechischen Götter, die über den Kosmos herrschten.

      Am Anfang schlief er schlecht, legte sich manchmal sogar nachts auf die Lauer, weil er glaubte, jeden Moment könne einer der tollwütigen Seemänner aufkreuzen und ihn vernichten. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er die Wesen in der Stille der Nacht hören konnte: ein angestrengtes Schnaufen, das den Atemgeräuschen einer Herz-Lungen-Maschine in nichts nachstand. Doch sie waren nicht gekommen. Vorerst nicht … Sein Blick spähte über das von der Sonne verbrannte Gras. Immer auf der Suche nach verräterischen dunklen, ausgetrockneten Flecken. Es war ein Tic, den er sich in den letzten Wochen angewöhnt hatte, immer auf der Suche nach Nacktschnecken. Doch hier in Kansas schien es keine Schnecken zu geben – jedenfalls hatte er noch keine gesehen. Die toten Schnecken waren die ersten Vorboten der tollwütigen Seemänner. Sie läuteten damals in seiner alten Welt das Ende ein!

      Als er fast die Stadt erreicht hatte, richtete er sich im Sattel auf, denn ein Westmann musste Eindruck schinden, wenn er in eine Stadt ritt.

      Cheops war eine typische Westernstadt. Schon von Weitem konnte man das Gelächter aus dem Saloon hören, die laute Klaviermusik aus den Varietés, in denen die Tingeltangel-Girls sich auf der Bühne herumtummelten, das Wiehern der Pferde. Die Geräusche waren dem Cowboy allesamt vertraut. So ein Leben hatte er sich immer gewünscht. Und jetzt, wo es da war, wollte er es in vollen Zügen genießen. Zum Teufel mit den Nacktschnecken und den tollwütigen Seemännern. Er war hier, um ein waschechter Maverickjäger zu werden! Yeah!

      Er war ein neues Gesicht in der Stadt und die Bürger von Cheops musterten ihn neugierig von den Arkaden aus. Die Stadt bot Platz für drei- bis vierhundert Siedler. Verglichen mit den großen Städten im Osten, war es ein kleines Kaff. Vor dem Saloon standen einige zwielichtige Gestalten, Dollarwölfe, die für Geld alles machten. Aufmerksam musterten sie den Cowboy.

      Er nickte ihnen zu, doch keiner erwiderte den Gruß. »Dann halt nicht, ihr Arschlöcher«, murmelte der Cowboy in seinen Bart, schob den Hut in den Nacken und betrat den Saloon des »Irish Cattlemen«. Als der Cowboy durch die Schwingtür trat, richteten sich alle Gesichter auf ihn, den Fremden. Grinsend schaute er in die Runde. In der Mitte des Saloons befand sich ein runder Pokertisch, an dem mehrere Herren in schwarzen Anzügen saßen und über ihre Karten hinweg in Richtung des Cowboys starrten. Ihre abwertenden Blicke zeigten ihm, dass sie sich für etwas Besseres hielten. Den Chips nach zu urteilen, die auf dem Tisch lagen, spielten die feinen Herren nur um kleine Beträge. Schade!

      Der Wirt hinter dem lang gezogenen Schanktisch war ein wahrer Brocken von Kerl, vermutlich sechs Fuß groß, mit dem Kampfgewicht von einem ausgewachsenen Ochsen. Seine rotblonden Haare verrieten seine Herkunft und hatten dem Saloon wahrscheinlich auch seinen Namen gegeben. Von dem Rothaarigen ging eine rohe Kraft aus. Jetzt schielte der Wirt auf etwas hinter der Theke – vermutlich auf eine Schrotflinte, die er griffbereit dort liegen hatte, falls es Ärger gab. Die Schrotflinte würde er aber wahrscheinlich gar nicht brauchen. Wenn sich dieser rothaarige Bulle auf den Cowboy werfen würde, dann wäre von ihm nicht mehr viel übrig.

      Der Saloon war um diese Uhrzeit schon gut gefüllt. Viele Leute standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich über die Tagesgeschäfte, während sie ihren Durst mit frisch gezapftem Bier stillten. Nachdem sich die meisten Leute an dem Cowboy sattgesehen hatten, war ihr Interesse erloschen und sie kümmerten sich nicht mehr um ihn.

      Der Cowboy ließ sich auf einem der Barhocker nieder und verzog dabei das Gesicht. Er musste heute Abend seinen wunden Hintern mit einer Salbe einreiben.

      »Was darf es sein, Fremder?«

      »Mach mir einen Jacky-Cola«, erwiderte der Cowboy, während er ein paar Dollarnoten aus seiner Tasche fischte.

      »Einen was?«

      »Jacky-Cola!«

      »Noch nie gehört!« Der Wirt verschränkte seine gewaltigen Arme vor der Brust.

      »Ach verdammt, wir haben das falsche Jahr! Falsches Jahr! Hehehe … Sorry, mein Fehler!«

      »Was willst du? Wenn du hierbleiben möchtest, dann musst du was trinken!«

      »Mach mir ein Bier!«

      Doch der Wirt streckte seine Pranke nach vorne und hielt sie dem Cowboy ungeniert vor die Nase. Seufzend legte der Cowboy den Dollarschein in die Tatze des Mannes, die sich sofort schloss.

      »Wo kommst du her? Du hast einen schrecklichen Akzent! Reden alle da, wo du herkommst, so beschissen?«, wollte der Wirt wissen, während er das Bier für seinen Gast zapfte.

      Laut lachte der Cowboy auf und schlug sich dabei auf die Knie. »Junge, du gefällst mir, du Prachtkerl von einem Mann!«

      Auch der rothaarige Wirt lachte und entblößte dabei eine Reihe brauner Zähne, die mit zu viel Kautabak in Berührung gekommen waren. »Ein Franzose bist du nicht …«

      »My Goodness! Ein Franzmann? Nein!«

      Er stellte dem Cowboy das Bier auf die Theke. Das Glas war verschmutzt, doch das kümmerte den Cowboy nicht, denn er war nur an dem köstlichen Inhalt interessiert.

      »Ich bin Deutscher. Ein Allemann!«

      »Wirklich? Ha, dann hast du einen weiten Weg hinter dir!«

      »Das kannst du laut sagen! Aber halleluja, jetzt bin ich endlich hier und das alleine zählt!« Er setzte das Bierglas an und leerte es in einem Zug, wobei ein Teil des würzigen Gesöffs an seinen Barthaaren herunterfloss. »Gib mir noch eins!«, teilte er dem Wirt mit und schob dabei das Glas in dessen Richtung.

      Erneut streckte der Wirt ihm seine Pranke entgegen.

      »C’mon, dein Ernst?«, fragte der Cowboy erstaunt.

      »Fremde bezahlen hier im Voraus!«

      Der Cowboy stieß einen Seufzer aus; ein weiterer Schein wechselte den Besitzer.

      »Wie lebt es sich in der Alten Welt?« Der Ire schien ein verdammt neugieriger Kerl zu sein. Wahrscheinlich arbeitete er für einen der Dollar- oder Townwölfe, die hier in dieser Stadt das Sagen hatten und versorgte diese gegen das nötige Kleingeld mit Informationen.

      »Ich komme aus dem Odenwood. Schon mal davon gehört?«

      »Odenwood? Nicht, dass ich wüsste.«

      Der Cowboy starrte auf das frisch gezapfte Bier und wurde rührselig. »Dort gibt es ein Bier, mein Freund, das schmeckt besser als das köstlichste und klarste Quellwasser, das du einem verdurstenden Menschen an die Kehle hältst.«

      »Du übertreibst!«

      »Well, СКАЧАТЬ