Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

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СКАЧАТЬ sich Hypnose anfühlen!, dachte er vollkommen verängstigt. Und dann war da plötzlich eine Stimme in seinem Kopf, als würde man ein Radio aufdrehen. Doch die Stimme war nicht menschlich. Er glaubte, dass ein Computer mit ihm redete, der versuchte, eine menschliche Stimme nachzuahmen.

       Verschwinde von hier, Mensch!

      Langsam drehte sich das Wesen wieder um, zog die Flügel ein und verschwand in den Tiefen des Bunkers. Mit dem Verschwinden der Kreatur brach der Bann. Don Tiki konnte seinen Körper wieder kontrollieren. Doch die künstlichen Worte hallten in seinen Gehirnwindungen wider und schienen nicht aufzuhören. Verschwinde von hier! Verschwinde von hier, Mensch! Verschwinde, Mensch …

      Don Tiki wirbelte herum und rannte so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben. Bei den Bundesjugendspielen hatte es früher nie für eine Siegerurkunde gereicht. Heute hätte er eine Ehrenurkunde bekommen! Mit einer ungeheuren Energieleistung rannte er durch das Dickicht zurück in Richtung Haus. Es war ihm egal, dass er dabei sein kostbares Reyn-Spooner-Hemd aufriss und seine Badelatschen verlor. Er wollte nur noch weg von diesem Ort. Einfach nur weg und in Sicherheit!

       Verschwinde von hier, Mensch!

      Der Tross von Reitern erreichte das Stammhaus in den Abendstunden. Desmond Pickett ritt auf seinem Pferd voran, seine Männer hielten einen gewissen Abstand zu ihrem Boss. Pickett wischte sich die Schweißperlen von seinem Schädel, während er langsam auf das große Hoftor zuritt.

      Links und rechts erhoben sich braune Erdhügel, die von Weitem wie frisch ausgehobene Gräber aussahen. Doch bei näherem Hinsehen entpuppten sich die vermeintlichen Gräber als riesige Ameisenhügel. In den Hügeln tummelten sich Millionen von gefräßigen Insekten. Als er an den Kolonien vorbeiritt, erblickte er die weißen Knochen, die aus den Hügeln herausragten. Hier und da sah man einen Totenkopf grinsen. Die Ameisen hatten die Knochen so abgenagt, dass nur noch die bleiche Farbe zu sehen war. Dies war Picketts Art, um die leblosen Körper seiner Widersacher loszuwerden. Nachdem die Ameisen ihr gefräßiges Werk vollbracht hatten, wurden die Schädel gereinigt und poliert. Auf die Schädel klebte man mit Leim indianische Türkise und befestigte sie anschließend an dem großen Hoftor der Ranch.

      Sie glänzten blaugrün in der Sonne, als Desmond Pickett durch das Tor ritt. Die Knochen waren ein bizarres Kunstwerk von ganz besonderer Wirkung: Leg dich bloß nicht mit Desmond Pickett an!

      Die Ranch bestand aus drei zweistöckigen Holzhäusern, die u-förmig angeordnet waren, und trug den Namen Three-Pearls-Ranch, in Anlehnung an die drei Gebäude, die Picketts Vater in einer Zeit errichtet hatte, als dieser noch in den Windeln lag. In der Mitte der Holzhäuser befand sich ein großer Hof mit einem Brunnen.

      Ein Diener kam mit einem Handtuch und einem Krug frischen Wassers herbeigeeilt. Pickett stieg von seinem Pferd, nahm wortlos das Handtuch in die Hand und begann, den Staub von seinen Reitstiefeln zu wischen. Ein weiterer Bediensteter trat aus dem Haupthaus, das hinter dem Brunnen lag, und nahm das Pferd entgegen, um es zu striegeln. Pickett gab dem Diener das Handtuch zurück und griff nach dem Krug. Das Wasser stammte aus seinem Brunnen und wurde in Fässern im Keller des Gebäudes gelagert, sodass es während der Hitze des Tages schön kühl blieb. Gierig trank Pickett, wobei das kühle Nass an seinem Mundwinkel herunterfloss.

      Gary, das Rattengesicht, gesellte sich zu seinem Boss, die Hände in die fleckige Westentasche gesteckt. »Kann ich noch etwas für Sie tun, Boss?«

      »Schnapp dir Ricardo und reite nach Cheops! Wir haben den Fünfzehnten und die Schutzgelder sind fällig. Der Bankier soll euch alles aushändigen.«

      »Sollen wir anschließend wieder zurückreiten?«

      Desmond Pickett überlegte kurz, schüttelt dann aber den Kopf. »Bleibt bis morgen in der Stadt. Bringt in Erfahrung, was es Neues gibt in dem Puff.«

      »In Ordnung, Boss!«

      Pickett klopfte dem schlaksigen Kerl auf die Schulter und spürte, wie Garys Körper sich anspannte. Es schmeichelte ihm, dass seine Männer so großen Respekt vor ihm hatten. »Schnappt euch diese Tingeltangel-Girls und besorgt es ihnen ordentlich. Der Fick geht auf mich! Verstanden?«

      Gary grinste über beide Backen und nickte demütig. »Vielen Dank, Boss!«

      Desmond Pickett schenkte dem Rattengesicht keine weitere Beachtung mehr. Stattdessen rief er: »Hey, du da!«, einem jungen Mann mit pechschwarzem Haar zu, der als Halbblut zu erkennen war.

      »Sir?«

      »Sag dem gottverdammten Nigger, dass er uns was kochen soll!«

      »Aye, Sir!« Der Mann mit den indianischen Wurzeln beeilte sich, aus dem Aufmerksamkeitsbereich von Desmond Pickett zu verschwinden.

      Desmond Pickett schritt über den sandigen Hof und erklomm die hölzernen Stufen des Haupthauses. Augenblicklich wurde die Eingangstür geöffnet und ein groß gewachsener Kerl, der einen teuren schwarzen Anzug trug, den wahrscheinlich ein Schneider aus der Stadt angefertigt hatte, erschien im Türrahmen. Die Messingpatronen in seinem Gürtel bildeten einen deutlichen Kontrast zu seiner schwarzen Kleidung. Seine beiden tief hängenden Colts standen weit vom Körper ab. Obwohl er schon älter war, ging etwas sehr Gefährliches von diesem Mann aus. Man konnte die Gefahr fast körperlich spüren. Sein verwittertes Falkengesicht verriet keinerlei Gefühl. Dieser Kerl war nicht nur ein Revolverheld, sondern auch ein eiskalter Killer.

      Der Mann nickte Pickett zu. »Schon wieder zurück?«, fragte Willard und verschränkte die beiden Daumen in seinem Gürtel neben dem Revolverhalfter.

      Müde winkte Pickett ab. »Wir haben ein paar Maverickjäger in die ewigen Jagdgründe geschickt!«

      »Lass mich raten, die armen Kerle mussten singen, und du hast wie ein kleiner Bub vor ihnen gewichst, bis deine Hand geglüht hat.«

      »Woher weißt du das?«

      »Ich kenne dich besser als deine eigene Mutter, Desmond!«

      »Du bist ja auch mein bester Mann!«

      Die beiden Männer betraten das Haupthaus, in dessen Innerem es angenehm kühl war; die drückende Hitze blieb draußen zurück.

      Desmond Pickett war ein sehr reicher Mann. Das Foyer war geradezu protzig eingerichtet: Auf dem Holzboden lagen kostbare Büffelfelle, über dem offenen Kamin, der aus Steinen erbaut worden war, hing der massige Schädel eines Longhorns. Doch die Mitte des Raumes füllte ein hochwertiges Sofa aus gegerbtem Leder, das ein kleines Vermögen gekostet hatte. Davor stand ein Tisch mit Kristallgläsern sowie mehreren Flaschen Bourbon, denn Desmond Pickett verabscheute anderen Whiskey wie die Pest. Eine geschwungene Treppe führte hinauf in den zweiten Stock. Dieser war als Galerie angelegt und man konnte von dort auf das Foyer herunterblicken. Doch der wahre Blickfang im Foyer war ein riesiger schwarz lackierter Klavierflügel, dessen offener Deckel sich neben dem Sofa wie die Schwinge eines majestätischen Schwans erhob. Es war das legendäre 791 Modell aus dem Hause Steinway, einer der ersten Flügel, die in der Neuen Welt gefertigt wurden. Desmond Pickett hatte den weiten Weg nach New York auf sich genommen und eine fürstliche Summe der Familie Steinway bezahlt. Der Weg hatte sich gelohnt. Kein anderes Klavier hatte einen so schönen Klang wie der 791 er.

      Pickett beachtete Willard nicht länger, sondern ging zielstrebig auf den Flügel zu. Er nahm auf dem kleinen gepolsterten Lederschemel Platz und ließ seinen Blick über die Elfenbeintasten wandern, als wolle er sich vergewissern, dass alle 88 Tasten noch am rechten Platz waren. Dann verschränkte er die Finger ineinander und begann, diese kräftig zu dehnen, was schließlich СКАЧАТЬ