Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

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СКАЧАТЬ Musik und Hulatänzer, eingraviert war.

      Don Tiki fühlte sich erleichtert. Er musste die Nacht nicht in der Hutzwiese verbringen. Er blickte auf sein Handy. Mike hatte nicht auf seine SMS geantwortet. Er überlegte, ob er ihn noch einmal anrufen solle, aber insgeheim wusste er, dass sein Freund nicht ans Telefon gehen würde. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und breitete sich wie die Nachwehen einer verdorbenen Mahlzeit in seiner Magengegend aus. Er hoffte inständig, dass es Mike gut ging. Hoffentlich hast du nicht das Leuchten gesehen und bist diesem gefolgt, mein Freund!, dachte er verzweifelt.

      Sie hatten sich auf den Weg Richtung Prärie gemacht. Es waren insgesamt fünf Mann, darunter Jeremy Slater und der Pawnee Morgan Elroy. Auf der Blue-Lodge-Ranch hatte der Cowboy seinen Gaul gegen einen flinken Pinto getauscht, der ein feuriges Gemüt hatte und wie der Blitz über das Grasland fegte. Der Cowboy fühlte sich an diesem Morgen zum ersten Mal wieder richtig in seinem Element. Laut jaulte er auf, als der Pinto losgaloppierte. Heute würden sie Mavericks einfangen und zurück zur Blue-Lodge-Ranch bringen, wo ein wortkarger und äußerst mürrischer Kerl namens Wayne Gunter mit dem Brandzeichen auf sie wartete.

      Das ist die Freiheit, von der ich immer geträumt habe!, dachte der Cowboy und musste ein Grinsen unterdrücken. Hier draußen in der endlosen Prärie unterwegs mit Männern, die irgendwann einmal vielleicht seine Freunde werden könnten. Freunde! In seinem früheren Leben war Rainer Mehnert ein Einzelgänger gewesen. Ein Freak, der von den Leuten gemieden wurde. Doch dann waren die tollwütigen Seemänner gekommen und hatten die Erde, wie er sie kannte, in Flammen gelegt. Er hatte Bekanntschaft mit einer Gruppe von Jungen gemacht: Jakob, Schnute, Mehlsack, Roland und Peter … nicht zu vergessen Simon Hauser und Pfarrer Wetzel. Der Weltuntergang hatte sie fest zusammengeschweißt. Sie waren Weggefährten und Freunde gewesen. Sie waren alle tot. Wobei er nicht wusste, was mit Jakob geschehen war und ob dieser die Schrecken der Stadt der Nacht überlebt hatte? Ihr gemeinsames Abenteuer hatte einen hohen Blutzoll gefordert. Doch der Cowboy war kein Mensch, der lange wehmütig zurückblickte. Das war früher einmal gewesen, als er gefangen war in einem Spinnennetz aus Schuldgefühlen. Hier im Wilden Westen war sein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. In diesem Land konnte er das sein, was er schon immer sein wollte: ein Westmann.

      Was wohl aus Hekate geworden ist?, dachte er und vergaß für einen kurzen Augenblick die endlosen Weiten um sich herum. Er war mit der weißen Wolfsbestie, in die sich Hekate verwandelt hatte, durch das Energiefeld gestürzt und auf dieser Welt aufgewacht. Von Hekate fehlte jede Spur. In der Stadt der Nacht hatte er sie schwer verletzt. Sie brannte in ihrer Wolfsgestalt lichterloh, als sie sich auf ihn stürzte.

      Hoffentlich schmorst du in der Hölle, du blöde Fotze!, dachte der Cowboy grimmig und spie auf den Boden. Dann schüttelte er die alten Erinnerungen ab. Es machte keinen Sinn, sich an diesem herrlichen Tag die Laune verderben zu lassen.

      Nach etwa drei Stunden (es musste schon Nachmittag sein) zogen die ersten Regenwolken auf und verdichteten sich zu einem großen schmutzigen Knäuel am Himmel. Bald war der ganze Himmel grau gefärbt; die Sonne versteckte sich hinter den Wolken. Eine Stunde später brach das Unwetter auf die Prärie nieder. Der Himmel öffnete seine Schleusen. Binnen Minuten waren die Männer bis auf die Knochen durchnässt.

      »Männer, hier entlang!« Morgan Elroy gab ein Zeichen, dass sie ihm folgen sollten. Etwa zwei Meilen entfernt befand sich eine Ansammlung mehrerer Hügel mit kleinen Wäldern, die wie Inseln aus dem Präriegras ragten. Zuerst dachte der Cowboy, dass der Pawnee sie in den Schutz der Bäume führen wollte. Doch er wurde eines Besseren belehrt. An einen der Hügel schmiegte sich eine verfallene Winterhütte. Hastig stiegen sie von ihren Pferden, banden sie in der angrenzenden Koppel an und betraten das kleine Gebäude.

      Der Cowboy war klatschnass, Wasser rieselte von der Krempe seines Hutes. »Was ist das hier?«, erkundigte er sich und schleuderte seine Stiefel von sich.

      »Eine Winterhütte«, antwortete Morgan Elroy. »Wir haben hier sehr heftige Schneestürme, und die Hütten dienen den Reisenden als Unterschlupf, sodass sie keine Angst haben müssen zu erfrieren!«

      »Sweet home!«, murmelte der Cowboy und blickte sich um. Die Hütte bestand aus einem großen Raum mit einer kleinen offenen Feuerstelle. Alles war äußerst zweckmäßig erbaut worden. Es gab lediglich ein Fenster, gegen das der Regen in einem unbarmherzigen Stakkato prasselte. Vor dem Cowboy stand ein schmutziger Tisch mit ein paar schlecht gefertigten Stühlen. Mehrere leere Konservenbüchsen zeugten davon, dass sie nicht die einzigen Besucher waren, die diese Hütte benutzten. In der Ecke gegenüber der Feuerstelle gab es primitive Hochbetten, die wahrscheinlich ein Paradies für Läuse und Flöhe waren. Die Tür aus massivem Holz machte allerdings einen sehr stabilen Eindruck. An ihrer Front konnten sich die Gezeiten austoben.

      »Sieht nicht gut aus«, meinte Jeremy Slater mit Blick aus dem Fenster. »Ich denke, wir werden die Nacht wohl oder übel hier verbringen müssen!«

      »Für die Natur ist es ein Segen!«, sagte der Pawnee, während er ein Feuer zu entfachen begann, denn es war durch das Unwetter merklich kühl geworden. Die nassen Klamotten hingen wie Blei an den Männern. Der Cowboy fror bis ins Mark. Hastig entledigte er sich seiner Kleidung. Dann trat er in Unterwäsche vor die Feuerstelle und hielt die Hände vor die Flammen.

      Jeremy Slater öffnete seinen schweren Lederrucksack und holte einige Vorräte heraus. Dann begann er Biskuits in einer Pfanne zu rösten. Erst jetzt wurde der Cowboy sich bewusst, wie hungrig er doch war. Seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen. Nachdem Slater die Biskuits in der Pfanne geröstet hatte, nahmen sie an dem länglichen Tisch Platz, schoben die Konservendosen zur Seite und begannen zu essen. Dazu aßen sie Dörrfleisch, das dem Cowboy leider überhaupt nicht mundete. Das Zeug war so zäh wie Sattelleder. Schon nach wenigen Bissen verfingen sich nervige Fleischreste in seinen Zahnlücken. Nichtsdestotrotz aßen die Männer mit gutem Appetit. Der Kaffee, den Slater im Anschluss kochte, war herrlich stark und mit einem Schuss Bourbon verfeinert, sodass die müden Glieder aufgewärmt wurden.

      Nach dem Essen schaute der Pawnee nach den Pferden. Währenddessen machten es sich Jeremy Slater und seine Männer vor dem Feuer gemütlich.

      »Stört es euch, wenn ich einen fahren lasse?«, fragte der Cowboy und streckte seine nackten Füße in Richtung Feuerstelle aus.

      »Nicht in dieser Hütte!«, warnte ihn Jeremy und warf ihm einen Blick zu, dass er sich auf dünnes Eis begebe. Sehr dünnes Eis …

      Der Boss der Blue-Lodge-Ranch nahm einen Riegel Kautabak aus der Hemdtasche, steckte sich diesen in den Mund und begann zu kauen. Zufrieden nahm er eine der leeren Konservendosen und spuckte eine bräunliche Brühe hinein.

      »Well, ich hätte nie gedacht, dass Rinder so kostbar sind«, sagte der Cowboy – überflüssige Worte, die einzig dem Zweck dienten, das Thema zu wechseln.

      »Na, was glaubst du, wovon sich all die Abenteurer, Minenarbeiter, Geschäftemacher und Prospektoren ernähren? Die lechzen allesamt nach unserem Fleisch«, antwortete Jeremy Slater.

      »Werden Sie Ihre gesamte Herde verkaufen?«, wollte der Cowboy neugierig wissen.

      Jeremy Slater schüttelte den Kopf. »Nein, aber den Großteil. Ich behalte nur einen kleinen Teil als Zuchttiere. Wenn wir die Herde nach Kansas gebracht haben, dann bin ich so reich, dass ich mir über das Morgen keine Sorgen mehr machen brauche.«

      »Haben Sie Pläne für danach?«

      Jeremy Slater hielt einen Moment inne. Die stahlgrauen Augen glichen dem Schmelzwasser eines Gebirgsflusses. »Wir wollen die Blue-Lodge-Ranch weiter ausbauen und außerdem in der Stadt ein Hotel eröffnen. Mit dem Verkauf der Rinder haben wir das notwendige Kapital.«

      »Hört СКАЧАТЬ