Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Schreiberling - Patrick J. Grieser страница 15

Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

isbn:

СКАЧАТЬ Gastraum betrat. Einige Besucher, die auf der Durchreise waren, schauten verwundert von ihren Gläsern hoch, als sie den Mann im knallbunten Reyn-Spooner-Hawaiihemd und der riesigen Sonnenbrille sahen.

      »Hubert ist da!«, meinte Wilhelm Blessing in Richtung des Neuankömmlings.

      »Du meinst wohl Don Tiki!«, antwortete Bauer Fehndrich und nahm einen großen Schluck Schmucker-Bier.

      »Ob er den weiten Weg von der Hutzwiese hierher gelaufen ist?«, wollte Johann Schwan wissen.

      »Mit Sicherheit! Dem haben sie vor zwei Jahren den Führerschein wegen Alkohol weggenommen. Der muss zum Idiotentest.«

      Don Tiki ging zum Stammtisch und blickte in die illustre Runde. »Meine Herren!«, nickte er jedem zu und ließ sich auf den einzigen noch leeren Stuhl fallen.

      »Servus, Don Tiki! Schön, dass du dich mal wieder blicken lässt«, sagte Wilhelm, der Kioskbetreiber.

      »Das letzte Mal haben wir dich an Ostern hier gesehen. Wir haben uns schon gefragt, ob du noch lebst.«

      »Ihr wisst genauso gut wie ich, dass ich im Moment keinen Lappen habe«, entgegnete Don Tiki und gab Hugo Dingeldein ein Zeichen, dass er ein frisch gezapftes Bier wollte. »Der Weg nach Klein-Gumpen ist verdammt lang. Aber wie heißt es so schön? ›Der Kopf tut weh, die Füße stinken, wird Zeit das erste Bier zu trinken!‹«

      »Genau mein Lebensmotto!«, lachte Bauer Fehndrich laut auf.

      Don Tiki wandte sich an den Wirt: »He, Wirt, wo bleibt mein Bier? Sind wir hier in der Wüste?«

      Das Gesicht von Hugo Dingeldein verfinsterte sich schlagartig. »Ja, sag mal, glaubst du wirklich, du Depp, wenn du ›Spring!‹ sagst, dass ich dann frag ›Wie hoch?«‹

      »Treib ihn besser nicht auf die Palme! Er gibt uns sonst kein Bier mehr, wenn du ihn reizt.«

      »Das war ein Witz!«, rechtfertigte sich Don Tiki und hob unschuldig die Hände.

      »Der versteht aber deine Art von Humor nicht.«

      »Das ist ja eine Unverschämtheit! Meinst du, ich bin dein Sklave! Also so was habe ich auch noch nicht erlebt in meinem Lokal. IN MEINEM LOKAL!«, sagte der Wirt und seine Stimme wurde dabei immer lauter. Hugo Dingeldein war dabei, sich in die Sache hineinzusteigern.

      »Das war ein Witz! EIN WITZ!«, rief ihm Don Tiki zu.

      »Ihr meint auch alle nur, ihr seid was Besseres als …« Der Rest von Dingeldeins Schimpftirade ging im allgemeinen Lärm der Gaststätte unter.

      »Was verschafft uns denn die Ehre, dass der große Don Tiki uns hier in Gumpen besucht?«

      »Das Bier und die Geselligkeit!«, meinte Don Tiki.

      Hugo Dingeldein trat an den Tisch und knallte ihm wortlos das frisch gezapfte Bier vor die Nase. Er faselte etwas Unverständliches in seinen Bart und verschwand in einer angrenzenden Tür, die in die darüber liegende Wohnung führte.

      »Wahrscheinlich holt er jetzt sein Luftgewehr und fängt an, auf Vögel zu schießen!«, lachte Bauer Fehndrich laut auf und rieb sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

      »Der Typ ist doch geisteskrank«, sagte Don Tiki.

      »Sag das bloß nicht zu laut. Der jagt dir eine Ladung Schrot in den Hintern, wenn er das hört.«

      Don Tiki hob sein Glas und prostete seinen Freunden zu. Nachdem er einen ordentlichen Schluck genommen hatte, wischte er sich genüsslich den Schaum von den Lippen. Der erste Durst war gestillt.

      »Was gibt es Neues bei euch in der Hutzwiese? Lebt ihr alle noch? Der Krieg ist schon seit sechzig Jahren vorbei!«

      »O ja, es gibt etwas Neues«, sagte Don Tiki geheimnisvoll und sein Blick tastete über die anwesenden Gesichter. »Ich habe gestern etwas wirklich Krankes erlebt.«

      »Etwas Krankes?«, wollte Bauer Fehndrich wissen.

      »Hast du gehascht?«, fragte Wilhelm Blessing neugierig und spitzte die Ohren.

      »Nein, nein, ich bin kein verdammter Junkie!«, wiegelte Don Tiki hab. »Ich weiß, ihr werdet mir nicht glauben, aber ich habe gestern etwas in den Wäldern gesehen … Junge, Junge.« Er zeigte den anwesenden Freunden seinen Arm. »Schaut mal, ich bekomme jetzt noch eine richtige Gänsehaut, nur wenn ich daran denke!«

      »Wahrscheinlich bekommst du auch einen Harten von deinen Gedanken!« Johann Schwan lachte laut auf. »Höhöhö!«

      »Nein, kein Scheiß, mir geht es echt nicht gut. Ich weiß nicht, ob ich die heutige Nacht in meinem Haus verbringen kann.«

      Und so begann Don Tiki zu erzählen: Wie er mit seinem Freund Mike gezecht habe und dann auf der Veranda eingeschlafen sei. Wie er durch einen lauten Knall wieder aufgewacht und das seltsame Leuchten gesehen habe. Wie er durch den Wald geirrt sei und das bizarre Wesen mit den großen Flügeln gesehen und die Roboterstimme in seinem Kopf gehört habe. Verschwinde von hier! Verschwinde von hier! Verschwinde von hier …

      Die Männer starrten ihn zunächst amüsiert an, doch dann bemerkten sie, dass es dem Mann im Hawaiihemd ernst war. Während des Gesprächs nahm er sogar seine Sonnenbrille ab, was er normalerweise nie tat. Seine Augen waren stark gerötet und zeugten von zu wenig Schlaf. Als er von dem Wesen sprach, verkrampften sich seine Hände auf der Tischplatte. Don Tiki sprach wie im Traum, die Stimme ohne Schwingung oder Modulation. Er wirkte geistesabwesend, als würde er die gestrigen Ereignisse noch einmal erleben und wie ein Nachrichtensprecher erzählen.

      Als er fertig war, herrschte am Stammtisch eine bedrückte Stimmung.

      »Du hast das falsche Zeug geraucht«, sagte Wilhelm Blessing als Erster.

      »Nein, eher zu viel gesoffen!«, meinte Bauer Fehndrich.

      »Es ist die Wahrheit! Ich schwöre es!« Langsam setzte Don Tiki wieder seine Sonnenbrille auf.

      »Was sagt denn dein Freund Mike dazu?«, wollte Johann Schwan wissen.

      »Ich habe ihn noch nicht erreicht. Sein Handy ist ausgeschaltet und er geht nicht an die Tür.«

      »Vielleicht ein paar Jugendliche aus dem örtlichen Fastnachtsverein!«

      »Ich habe dir schon immer gesagt, sauf nicht zu viel!«, mahnte Bauer Fehndrich mit erhobenem Finger.

      »Das hat mit dem Alkohol nichts zu tun. Ich weiß, was ich gesehen habe!«, antwortete Don Tiki stur und verschränkte zur Bekräftigung die Arme vor der Brust.

      »Und was willst du jetzt machen?«

      »Am liebsten heute Nacht woanders schlafen. Mich bekommen keine zehn Pferde in mein Haus!«

      »Wenn du willst, kannst du bei mir pennen. Meine Frau soll dir das Gästebett beziehen!«, bot Bauer Fehndrich an.

      »Da wäre ich dir sehr dankbar!«

      »Aber nur für heute Nacht. Wir sind keine Pension! Die Milchpreise sind eh im Keller. Gott alleine weiß, wie lange wir noch ein Dach über dem Kopf haben.«

      »Ich СКАЧАТЬ