David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954183500

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СКАЧАТЬ auf dem Heim­weg be­mer­ke ich, wie die Nach­barn mich und mei­ne Mut­ter an­se­hen und uns nach­bli­cken und mit­ein­an­der flüs­tern. Und wie die drei Arm in Arm ge­hen und ich al­lein hin­ter ih­nen drein, fol­ge ich die­sen Bli­cken und fra­ge mich, ob mei­ner Mut­ter Gang wirk­lich nicht mehr so leicht ist und ob das hei­te­re Glück ih­rer Schön­heit nicht schon ganz trüb ge­wor­den. Ich fra­ge mich, ob die Nach­barn wohl auch dar­an den­ken, wie wir bei­de frü­her nach Hau­se gin­gen, und ich zer­bre­che mir den Kopf dar­über den gan­zen lang­sam sich hin­schlep­pen­den trü­ben Tag.

      Von Zeit zu Zeit war da­von die Rede ge­we­sen, mich in eine Kost­schu­le zu schi­cken. Mr. und Miss Murd­sto­ne hat­ten es an­ge­regt, und mei­ne Mut­ter hat­te na­tür­lich bei­ge­stimmt. Nichts­de­sto­we­ni­ger kam es vor­läu­fig noch nicht dazu. Vor­läu­fig hat­te ich zu Hau­se Lehr­stun­den.

      Wer­de ich die­sen Un­ter­richt wohl je ver­ges­sen? Dem Na­men nach stand ihm mei­ne Mut­ter vor, in Wirk­lich­keit aber Mr. Murd­sto­ne und sei­ne Schwes­ter, die im­mer zu­ge­gen wa­ren und dar­in eine güns­ti­ge Ge­le­gen­heit sa­hen, mei­ner Mut­ter Lek­tio­nen in der Fes­tig­keit zu er­tei­len, die un­ser bei­der Le­ben ver­gif­te­te.

      Ich glau­be, nur das war der Grund, wes­halb ich vor­läu­fig zu Hau­se be­hal­ten wur­de. Ich hat­te gut und wil­lig ge­lernt, als mei­ne Mut­ter und ich noch al­lein mit­ein­an­der leb­ten. Ich kann mich noch un­deut­lich er­in­nern, wie ich auf ih­rem Schoß das Al­pha­bet lern­te. Noch heu­te, wenn ich auf die fet­ten, schwar­zen Buch­sta­ben in ei­ner Fi­bel sehe, tritt mir die ver­wir­ren­de Neu­heit ih­rer Ge­stal­ten und die be­hä­bi­ge Ge­müt­lich­keit des »O, Q und S« ganz so vor die Au­gen wie da­mals. Aber sie er­in­nern mich an kein Ge­fühl des Wi­der­wil­lens oder des Ekels. Im Ge­gen­teil, es ist mir, als ob ich auf ei­nem Blu­men­pfad bis zum Kro­ko­dil­buch ge­wan­delt sei, und als ob mich die sanf­te Wei­se und Stim­me mei­ner Mut­ter auf dem gan­zen Wege ge­stärkt hät­ten.

      Aber der fei­er­li­che Un­ter­richt, der spä­ter kam, steht vor mir, wie der Tod mei­nes See­len­frie­dens, wie eine täg­li­che, jäm­mer­li­che Pla­ge und kum­mer­vol­les Elend.

      Die Lek­tio­nen wa­ren sehr lang, sehr zahl­reich, sehr schwer – ei­ni­ge voll­kom­men un­ver­ständ­lich für mich – und ver­wirr­ten mich meis­tens eben­so sehr, wie ver­mut­lich mei­ne Mut­ter.

      Ich will ein­mal in der Erin­ne­rung so einen Mor­gen durch­ge­hen:

      Ich tre­te nach dem Früh­stück mit mei­nen Bü­chern, ei­nem Schreib­heft und ei­ner Schie­fer­ta­fel ein. Mei­ne Mut­ter sitzt an ih­rem Schreib­tisch und ist be­reit für mich, aber nicht halb so be­reit wie Mr. Murd­sto­ne in sei­nem Lehn­stuhl am Fens­ter (wenn er auch vor­gibt, ein Buch zu le­sen) oder wie Miss Murd­sto­ne, die in der Nähe mei­ner Mut­ter sitzt und Stahl­per­len auf­rei­ht.

      Der blo­ße An­blick der bei­den wirkt auf mich, dass ich mer­ke, wie die Wor­te, die ich mir mit so un­end­li­cher Mühe ein­ge­prägt habe, mir alle ent­fal­len und ge­hen, ich weiß nicht wo­hin. Ne­ben­bei ge­sagt, möch­te ich üb­ri­gens wirk­lich ger­ne wis­sen, wo sie ei­gent­lich hin­ge­hen.

      Ich rei­che das ers­te Buch mei­ner Mut­ter. Es ist eine Gram­ma­tik, viel­leicht ein Ge­schichts- oder Geo­gra­fie­buch. Ich wer­fe noch einen letz­ten Blick auf die Sei­te, wie ein Er­trin­ken­der, wäh­rend ich ihr das Buch hin­hal­te, und fan­ge an im Ga­lopp auf­zu­sa­gen, um fer­tig zu wer­den, so­lan­ge ich noch al­les frisch im Kop­fe habe.

      Ich sto­cke bei ei­nem Wort, Mr. Murd­sto­ne blickt auf.

      Ich wer­de rot, wer­fe ein hal­b­es Dut­zend Wor­te ver­wirrt durch­ein­an­der und blei­be ste­cken. Ich füh­le, mei­ne Mut­ter wür­de mir das Buch zei­gen, wenn sie es wag­te, aber sie wagt es nicht und sagt sanft:

      »O Davy, Davy!«

      »Kla­ra«, sagt Mr. Murd­sto­ne, »sei fest mit dem Jun­gen. Sag nicht Davy, Davy! Das ist kin­disch. Ent­we­der kann er sei­ne Lek­ti­on oder er kann sie nicht.«

      »Er kann sie nicht«, fällt Miss Murd­sto­ne mit grau­en­er­re­gen­dem Nach­druck ein.

      »Ich fürch­te wirk­lich, er kann sie nicht«, sagt mei­ne Mut­ter.

      »Nun dann, Kla­ra«, er­wi­dert Miss Murd­sto­ne, »soll­test du ihm das Buch zu­rück­ge­ben und ihm das sa­gen.«

      »Ja, ge­wiss«, stimmt mei­ne Mut­ter bei. »Das woll­te ich tun, lie­be Jane. Also Davy, ver­such es noch ein­mal und mach es gut.«

      Ich ge­hor­che dem ers­ten Teil der Er­mah­nung und ver­su­che es noch ein­mal; mit dem zwei­ten Teil bin ich nicht so glück­lich, denn ich ma­che es sehr schlecht. Ich blei­be ste­cken, frü­her noch als vor­hin, an ei­ner Stel­le, die ich eben noch gut kann­te, und hal­te inne, um nach­zu­den­ken. Aber ich kann nicht an die Auf­ga­be den­ken, ich muss dar­an den­ken, wie viel El­len Spit­zen auf Miss Murd­sto­nes Hau­be sein mö­gen oder was Mr. Murd­sto­nes Schlaf­rock ge­kos­tet oder an an­de­re al­ber­ne Din­ge, die mich nichts an­ge­hen! Mr. Murd­sto­ne macht die un­ge­dul­di­ge Be­we­gung, die ich schon lan­ge er­war­tet habe. Miss Murd­sto­ne tut das­sel­be. Mei­ne Mut­ter blickt un­ter­wür­fig nach ih­nen hin, klappt das Buch zu und legt es bei­sei­te als einen Rück­stand, der nach­ge­holt wer­den muss, wenn die an­de­ren Auf­ga­ben be­en­det sind.

      Bald liegt ein gan­zer Stoß sol­cher Rück­stän­de da und wächst an wie eine La­wi­ne. Je hö­her er wird, umso ver­na­gel­ter wer­de ich. Der Fall ist so hoff­nungs­los, dass ich das Ge­fühl habe, in ei­nem tie­fen Sumpf von Un­sinn her­um­zu­wa­ten, und je­den Ge­dan­ken wie­der her­aus­zu­be­kom­men auf­ge­be und mich mei­nem Schick­sal über­las­se. Die ver­zwei­fel­te Angst, mit der mei­ne Mut­ter und ich ein­an­der an­se­hen, ist wirk­lich trüb­sin­nig. Aber der Haupt­schlag kommt, wenn mei­ne Mut­ter sich un­be­ob­ach­tet glaubt und mir das Stich­wort durch eine Be­we­gung der Lip­pen zu ver­ra­ten sucht. In die­sem Au­gen­blick sagt Miss Murd­sto­ne, die bloß dar­auf ge­war­tet hat, mit tiefer war­nen­der Stim­me:

      »Kla­ra!«

      Mei­ne Mut­ter fährt zu­sam­men, wech­selt die Far­be und lä­chelt schüch­tern. Mr. Murd­sto­ne steht von sei­nem Stuhl auf, wirft mir das Buch an den Kopf oder schlägt es mir um die Ohren und schiebt mich bei den Schul­tern zur Tür hin­aus.

      Wenn die Stun­den aus sind, kommt erst das Schlimms­te in Ge­stalt ei­nes ent­setz­li­chen Re­chenexem­pels. Das ist für mich be­son­ders er­fun­den und wird mir durch Mr. Murd­sto­ne münd­lich über­lie­fert. Es fängt an:

      »Wenn ich in einen Kä­se­la­den gehe und kau­fe fünf­tau­send dop­pel­te Glou­ces­ter­kä­se zu vier und ei­nem hal­b­en Pen­ny – au­gen­blick­lich zahl­bar« – Miss Murd­sto­nes Züge wer­den über­glück­lich bei die­ser Wen­dung – und so wei­ter und so wei­ter. Bis Mit­tag brü­te ich über die­sen Kä­sen ohne Re­sul­tat oder Er­leuch­tung, und wenn ich dann durch Ab­wi­schen der mit Schie­fer be­schmutz­ten Fin­ger an СКАЧАТЬ