David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954183500

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СКАЧАТЬ wuss­te so gut wie ich, dass es Trä­nen­spu­ren wa­ren. Aber wenn er mich zwan­zig­mal ge­fragt hät­te, je­des Mal mit zwan­zig Hie­ben, so glau­be ich doch, mein Kin­der­herz wäre eher ge­bro­chen, ehe ich ihm das ein­ge­stan­den hät­te.

      »Du bist recht ge­scheit für dein Al­ter«, sag­te er mit dem erns­ten Lä­cheln, das ihm ei­gen war. »Und ich sehe, du hast mich ganz gut ver­stan­den. Wa­sche dir das Ge­sicht und kom­me mit mir her­un­ter.«

      Er deu­te­te auf den Wasch­tisch, der mir wie Mrs. Gum­mid­ge vor­kam, und mach­te eine Be­we­gung mit dem Kopf, ich sol­le so­fort ge­hor­chen. Ich zwei­fel­te da­mals nicht und jetzt noch viel we­ni­ger, dass er mich ohne das ge­rings­te Er­bar­men zu Bo­den ge­schla­gen ha­ben wür­de, wenn ich ge­zö­gert hät­te.

      »Mei­ne lie­be Kla­ra«, sag­te er, als er mit mir in das Wohn­zim­mer trat, im­mer noch mei­nen Arm fest­hal­tend, »ich hof­fe, du wirst jetzt kei­nen Ver­druss mehr ha­ben. Wir wer­den uns­re ju­gend­li­chen Lau­nen schon ab­le­gen und uns bes­sern.«

      Gott hel­fe mir, ich hät­te für mein gan­zes Le­ben ge­bes­sert wer­den kön­nen, ich wäre ein ganz an­de­rer Mensch ge­wor­den durch ein ein­zi­ges freund­li­ches Wort da­mals. Ein Wort der Er­mu­ti­gung und Er­klä­rung und des Mit­ge­fühls für mei­ne kind­li­che Un­wis­sen­heit, des Will­komms in der Hei­mat, eine Ver­si­che­rung, dass das alte müt­ter­li­che Haus noch ganz das­sel­be sei, hät­ten mich zu ei­nem ge­hor­sa­men Sohn ge­macht, an­statt dass ich jetzt Ge­hor­sam heu­chel­te, – hät­ten mich ihn ach­ten ge­lehrt an­statt has­sen. Mir kam es so vor, als ob es mei­ner Mut­ter leid täte, mich so scheu und fremd im Zim­mer ste­hen zu se­hen. Und dass sie mir mit sor­gen­vol­len Bli­cken folg­te, als ich nach mei­nem Stuh­le schlich. Das Wort aber wur­de nicht ge­spro­chen, und die Zeit dazu war vor­über.

      Wir speis­ten alle drei al­lein am Tisch. Er schi­en mei­ne Mut­ter sehr gern zu ha­ben, – ich fürch­te fast, er war mir des­halb nicht we­ni­ger zu­wi­der, – und sie war sehr zärt­lich zu ihm. Aus sei­nen Re­den merk­te ich, dass eine äl­te­re Schwes­ter von ihm an­kom­men soll­te und bei uns blei­ben. Ich weiß nicht mehr, ob ich schon da­mals oder erst spä­ter er­fuhr, dass er einen Ge­schäfts­an­teil an ei­ner Wein­hand­lung in Lon­don be­saß, – schon von Groß­va­ters Zei­ten her, – an der sei­ne Schwes­ter in glei­cher Wei­se be­tei­ligt war; je­den­falls kann ich es gleich hier be­mer­ken.

      Nach dem Es­sen, als wir vor dem Feu­er sa­ßen und ich dar­über nachsann, wie ich zu Peg­got­ty flüch­ten könn­te, da­bei aber nicht den Mut hat­te, zu ent­schlüp­fen, fuhr ein Wa­gen an der Gar­ten­tür vor, und er ging hin­aus, um den Be­such zu emp­fan­gen.

      Mei­ne Mut­ter folg­te ihm. Ich ging schüch­tern hin­ter ihr drein, da dreh­te sie sich in der Stu­ben­tür um, drück­te mich im Dun­keln ans Herz, wie frü­her, und flüs­ter­te mir zu, ich sol­le mei­nen neu­en Va­ter lie­ben und ihm ge­hor­sam sein.

      Sie tat das so has­tig und ge­heim­nis­voll, als ob es ein Un­recht wäre, aber mit großer Zärt­lich­keit. Dann zog sie mich hin­ter sich her in den Gar­ten, wo er stand. Dort ließ sie mich wie­der los und leg­te ih­ren Arm in den sei­nen.

      Miss Murd­sto­ne war an­ge­kom­men, eine fins­ter aus­se­hen­de Dame, schwarz wie ihr Bru­der, dem sie in Ge­sicht und Stim­me sehr glich. Sie hat­te star­ke, bu­schi­ge Au­gen­brau­en, die über ih­rer großen Nase fast zu­sam­mens­tie­ßen, als woll­ten sie den Ba­cken­bart er­set­zen, den ihr Ge­schlecht ihr ver­sagt hat­te.

      Sie brach­te ein paar un­nach­gie­bi­ge, schwar­ze Kof­fer mit, auf de­ren De­ckeln mit har­ten Mes­singnä­geln ihr Mo­no­gramm stand. Um den Kut­scher zu be­zah­len, hol­te sie ihr Geld aus ei­ner har­ten, stäh­ler­nen Bör­se. Sie trug die Bör­se in ei­nem wah­ren Ker­ker von Strick­beu­tel, der ihr an ei­ner schwe­ren Ket­te am Arm hing und wie ein Ge­biss schloss. Ich hat­te bis da­hin noch nie eine so durch und durch me­tal­li­sche Dame ge­se­hen wie Miss Murd­sto­ne.

      Sie wur­de mit vie­len Zei­chen des Will­kom­mens in die Stu­be ge­führt, und dort er­kann­te mei­ne Mut­ter sie in al­ler Form als neue nahe Ver­wand­te an.

      Dann blick­te mich Miss Murd­sto­ne an und sag­te:

      »Ist das dein Jun­ge, Schwä­ge­rin?«

      Mei­ne Mut­ter be­jah­te.

      »Im All­ge­mei­nen«, sag­te Miss Murd­sto­ne, »kann ich Jun­gen nicht lei­den. Wie gehts dir, Jun­ge?«

      Un­ter die­sen er­mu­ti­gen­den Um­stän­den ant­wor­te­te ich, dass es mir gut gin­ge und ich das­sel­be von ihr hoff­te, aber mit so we­nig Wär­me, dass Miss Murd­sto­ne mich mit den zwei Wor­ten ab­fer­tig­te:

      »Kei­ne Ma­nie­ren.«

      Nach­dem sie dies mit großer Be­stimmt­heit aus­ge­spro­chen, wünsch­te sie auf ihr Zim­mer ge­führt zu wer­den, das von der Zeit an für mich zu ei­nem Ort des Grau­ens und der Furcht wur­de, weil die bei­den schwar­zen Kof­fer stets ver­schlos­sen dort stan­den und eine Men­ge klei­ner Stahl­fes­seln und Kett­chen, mit de­nen sich Miss Murd­sto­ne zu ver­schö­nern pfleg­te, in furcht­ge­bie­ten­den Rei­hen über dem Spie­gel hin­gen.

      So viel ich her­aus­be­kom­men konn­te, war sie in der Ab­sicht ge­kom­men, Gu­tes zu stif­ten, und sie trug sich nicht mit dem Ge­dan­ken, je­mals wie­der weg­zu­ge­hen. Schon am nächs­ten Mor­gen fing sie an, mei­ner Mut­ter zu »hel­fen«, und ging den gan­zen Tag in der Vor­rats­kam­mer aus und ein, um al­les zu­recht­zu­set­zen und die alte Ord­nung um­zu­stür­zen.

      Ihre her­vor­ste­chends­te Ei­gen­schaft schi­en mir die zu sein, dass sie be­stän­dig arg­wöhn­te, die Dienst­mäd­chen hiel­ten ir­gend­wo im Hau­se einen Mann ver­bor­gen. Von die­sem Wahn be­ses­sen, tauch­te sie zu den un­ge­wöhn­lichs­ten Zei­ten in den Koh­len­kel­ler und öff­ne­te fast nie die Tür dunk­ler Schrän­ke, ohne sie zu­gleich wie­der zu­zu­schla­gen, im Glau­ben, dass sie »ihn« er­wi­scht hät­te.

      Ob­gleich durch­aus nichts Lus­ti­ges sonst an Miss Murd­sto­ne war, glich sie doch in punc­to Früh­auf­ste­hen ei­ner Ler­che. Sie war auf den Bei­nen, wie ich heu­te noch glau­be, um nach dem Mann zu su­chen, ehe sich noch ir­gen­det­was im Hau­se reg­te. Peg­got­ty hul­dig­te der An­sicht, dass sie stets nur mit ei­nem Auge schlie­fe. Ich konn­te mich die­sem Glau­ben nicht an­schlie­ßen, seit ich selbst ver­sucht und her­aus­ge­fun­den hat­te, dass so et­was nicht mög­lich ist.

      Schon am ers­ten Mor­gen nach ih­rer An­kunft stand sie früh auf und klin­gel­te beim ers­ten Hah­nen­schrei. Als mei­ne Mut­ter zum Früh­stück her­un­ter­kam, gab ihr Miss Murd­sto­ne eine Art Schna­bel­hieb auf die Wan­ge – das war bei ihr die kus­s­ähn­li­che Be­we­gung – und sag­te: »Nun, lie­be Kla­ra, du weißt, ich bin her­ge­kom­men, um dir al­les ab­zu­neh­men. Du bist viel zu hübsch und ge­dan­ken­los«, – mei­ne Mut­ter er­rö­te­te, lach­te aber und schi­en die­se Cha­rak­te­ri­sie­rung nicht übel zu neh­men – »als dass dir Pf­lich­ten auf­er­legt wer­den dür­fen, die ich er­fül­len kann. Wenn СКАЧАТЬ