Название: David Copperfield
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Klassiker bei Null Papier
isbn: 9783954183500
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Wir schlenderten noch eine Weile spazieren und lasen Dinge auf, die uns merkwürdig vorkamen, und setzten ganz sorgsam ein paar gestrandete Seesterne wieder ins Wasser – ich kenne die Lebensgewohnheiten dieser Tiere zu wenig, um zu wissen, ob wir ihnen damit einen Gefallen taten, – und kehrten dann nach Mr. Peggottys Wohnung zurück.
Unter dem Schatten des Schuppens, wo die Krebse lagen, blieben wir stehen, gaben uns einen unschuldigen Kuss und gingen vor Gesundheit und Freude strahlend hinein zum Frühstück.
»Wie zwei Amseln«, sagte Mr. Peggotty, und ich nahm das als Kompliment auf.
Natürlich war ich in die kleine Emly verliebt. Ich bin überzeugt, ich liebte das Kind so wahrhaftig, so zärtlich, und reiner und selbstloser, als man selbst im besten Falle in späteren Zeiten lieben kann. Ich weiß, dass meine Fantasie dieses blauäugige Kind mit einem Glorienschein umwob, der einen wahren Engel aus ihm machte. Wenn Emly an einem sonnigen Morgen mit einem Paar kleinen Schwingen vor meinen Augen weggeflogen wäre, so glaube ich kaum, dass ich darin etwas Außergewöhnliches gesehen hätte.
Stundenlang gingen wir auf der öden Fläche um Yarmouth in liebender Eintracht spazieren. Die Tage eilten an uns vorüber, als ob die Zeit selbst noch ein Kind wäre und immer mit uns spielte.
Ich sagte Emly, dass ich sie anbetete, und wenn sie nicht gestünde, dass sie mich ebenfalls anbetete, so müsste ich mich mit einem Schwert selber töten. Und sie sagte, sie liebte mich, und ich zweifle nicht, dass es so war.
An Ungleichheit und zu große Jugend oder andere Schwierigkeiten dachten wir nicht, denn über die Zukunft zerbrachen wir uns nicht den Kopf.
Wir waren ein Gegenstand der Bewunderung für Mrs. Gummidge und Peggotty, die sich abends, wenn wir so zärtlich auf der Schiffskiste saßen, zuflüsterten: »O Gott, ist das ein hübsches Paar.« Hinter seiner Pfeife hervor lächelte uns Mr. Peggotty an. Ham grinste den ganzen Abend und tat sonst nichts.
Ich bemerkte bald, dass sich Mrs. Gummidge nicht immer so angenehm machte, als man nach den Verhältnissen, unter denen sie bei Mr. Peggotty wohnte, hätte erwarten dürfen.
Sie war etwas empfindlicher Natur und jammerte oft mehr, als für die anderen Mitglieder eines so kleinen Haushaltes angenehm war. Sie tat mir wohl sehr leid, aber es gab Augenblicke, wo ich dachte, dass es wohl besser wäre, wenn sie sich in ihr eigenes Zimmer zurückziehen wollte, um sich ihrem Schmerz zu überlassen.
Mr. Peggotty ging manchmal in ein Wirtshaus, das den Namen »Der gute Vorsatz« führte. Ich merkte es an seiner Abwesenheit bereits am zweiten oder dritten Tag meines Besuchs und daran, dass Mrs. Gummidge zwischen acht und neun Uhr immer nach der Schwarzwälderuhr hinaufsah und sagte, er sei dort, und sie habe es bereits am Morgen vorausgesehen.
Sie war schon den ganzen Tag sehr trüb gestimmt gewesen und in Tränen ausgebrochen, als der Ofen rauchte. »Ich bin ein armes, verlassenes Wesen«, hatte sie dabei gesagt, »und alles geht mir die Quere.«
»Ach, es wird ja bald vorbei sein!« hatte Peggotty – meine nämlich – gesagt, »und außerdem ist es dir auch nicht unangenehmer als uns.«
»Ich fühl es mehr«, hatte Mrs. Gummidge geantwortet.
Es war ein kalter Tag und der Wind wehte scharf und heftig. Mrs. Gummidges Ecke am Ofen schien mir die wärmste und gemütlichste in der Stube zu sein und ihr Stuhl war sicherlich der bequemste, aber sie befand sich heute nicht wohl darin. Sie jammerte beständig über die Kälte, dass es ihr immer in den Rücken bliese, und endlich vergoss sie Tränen und sagte wieder, sie sei ein armes, verlassenes Wesen, und alles ginge ihr der Quere.
»Es ist recht kalt«, bestätigte Peggotty, »das fühlt gewiss jeder.«
»Ich fühl es mehr als andere Leute«, klagte Mrs. Gummidge.
Ebenso war es bei Tisch, wo Mrs. Gummidge immer unmittelbar nach mir dran kam, weil ich als vornehmer Gast den Vorzug hatte. Die Fische waren klein und mager und die Kartoffeln ein wenig angebrannt. Wir gaben alle zu, dass das nicht besonders angenehm sei, aber Mrs. Gummidge sagte, sie fühle es mehr als wir, und weinte wieder und gab ihre frühere Erklärung mit großer Bitterkeit zum Besten.
Als Mr. Peggotty gegen neun Uhr nach Hause kam, strickte die unglückliche Mrs. Gummidge in jämmerlicher Stimmung in ihrer Ecke. Peggotty hatte fröhlich ihre Arbeit getan, Ham ein paar weiße Wasserstiefel ausgebessert, und ich hatte ihnen, neben Emly sitzend, vorgelesen. Mrs. Gummidge hatte nur zuweilen geseufzt und seit dem Tee die Augen nicht aufgeschlagen.
»Nun, Stüerlüt«, sagte Mr. Peggotty und setzte sich. »Wie geit dat?«
Wir alle antworteten freundlich mit Wort und Blick, nur Mrs. Gummidge schüttelte den Kopf über ihrem Strickstrumpf.
»Wo fehlts?« fragte Mr. Peggotty, »Kopf hoch, Mutting!« Mrs. Gummidge aber schien nicht imstande zu sein, sich aufzumuntern. Sie zog ein altes, schwarzseidenes Taschentuch hervor und wischte sich die Augen, anstatt es jedoch wieder in die Tasche zu stecken, behielt sie es in der Hand und wischte sich nochmals die Augen und legte es neben sich, um es immer bereit zu haben.
»Wo fehlts, Alte?« fragte Peggotty.
»Nichts«, entgegnete Mrs. Gummidge. »Du kommst aus dem ›guten Vorsatz‹ – Danl?«
»Nun, ja, ich machte einen Abstecher heute abends in den ›guten Vorsatz‹«, sagte Mr. Peggotty.
»Es tut mir leid, dass ich dich immer dorthin treibe«, sagte Mrs. Gummidge.
»Treiben! Bei mir brauchts kein Treiben«, erwiderte Peggotty lachend. »Ich geh nur zu gern hin.«
»Sehr gern«, sagte Mrs. Gummidge, schüttelte den Kopf und wischte sich die Augen. »Ja, ja, sehr gern. Es tut mir leid, dass ich dran schuld bin.«
Mr. Peggotty sagte weiter nichts, sondern bat bloß Mrs. Gummidge noch einmal, den Kopf hochzuhalten.
»Ich bin nicht, wie ich sein möchte«, sagte Mrs. СКАЧАТЬ