Treasure Love. Sandra Pollmeier
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Название: Treasure Love

Автор: Sandra Pollmeier

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Treasure Hunt

isbn: 9783968160009

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СКАЧАТЬ mich zurück auf die Kante meines Bettes, wo wir uns beide niederließen.

      „Es tut mir leid, Sofia. Echt alles. Es ist nicht richtig, hierher zu kommen und alles wieder durcheinander zu bringen. Ich hätte es nicht getan, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte…“

      Mit beiden Händen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, bis meine Hände sich schwarz färbten von der verlaufenden Mascara auf meinen Wimpern. Ein elendigeres Bild als das hier konnte man wohl nicht abgeben. Und wirklich das letzte auf der Welt, was ich mir wünschte, war Bens Mitleid.

      Sein Gesicht war ganz nah, seine tiefblauen Augen trauriger und erwachsener, als ich sie von früher kannte. Ich schloss stumm meine Lider, als seine Lippen sanft meine Stirn berührten. War das der Kuss eines Bruders, der seine kleine Schwester trösten wollte? Doch kaum hatte er sich von mir entfernt, spürte ich seinen warmen Atem erneut auf meinem Gesicht und fühlte, wie er die salzigen Tränen von meinen Augen und meinen Wangen küsste. Ich hielt ganz still und wagte kaum zu atmen, doch als er endgültig meine Lippen traf, hielt ich es nicht mehr aus und erwiderte seinen Kuss mit der Verzweiflung einer Frau, die viel zu lange genau auf diesen einen Moment gewartet hatte. Jede Sekunde rechnete ich damit, dass er mich wieder von sich wegschob, doch das tat er nicht. Stattdessen zog er mich an meinen Hüften auf seinen Schoß und fuhr mit seinen warmen Händen unter meinen Pullover. Konnte das wirklich wahr sein? Es fühlte sich zu gut an, um echt zu sein. Aber wie immer, wenn ein Moment perfekt zu sein schien, schaffte ich es, ihn mit einem einzigen Satz zu ruinieren.

      „Ben, ich bin so froh, dich wiederzuhaben. Ich habe dich so sehr vermisst“, flüsterte ich an seinen Hals gepresst.

      Abrupt ließ Ben von mir ab. Mit einem tiefen Seufzen schüttelte er seinen Kopf, fuhr sich mit beiden Händen durch Gesicht und Haare und drehte sich zur Wand.

      „Scheiße“, fluchte er leise vor sich hin und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Hör mal… Sofia… Du kannst mich nicht ,wiederhaben`. Morgen früh bin ich hier weg. Es wird nie ein ,wir` geben. Das geht einfach nicht.“

      Sein Gesicht war von mir abgewandt, seine Stimme rau und energisch. Nervös bückte er sich, um einige der Unterlagen zusammenzupacken, die überall verteilt im Zimmer lagen.

      „Hier, für dich.“ Ich versuchte meine Stimme genauso abweisend klingen zu lassen wie seine, aber so ganz gelang mir das nicht. Mit ausgestrecktem Arm hielt ich ihm das Stammbuch entgegen und reckte mein Kinn in die Höhe. „Du brauchst mir nicht zu helfen, ich schaffe das schon alleine. Nimm es und geh, deshalb bist du doch hier, oder?“

      Wortlos nahm er das Buch und nickte zum Dank. Noch immer sah er mich nicht an.

      „Ich werfe es dir in den Briefkasten, wenn ich damit beim Amt war“, sagte er und stand auf. Dann ging er in die Küche, nahm seine Jacke und steckte die Urkunden ein.

      „Also gehe ich mal stark davon aus, dass du nicht mit auf den Weihnachtsball heute Abend kommst?“ Die Frage hätte ich mir auch sparen können, das wusste ich, aber ich musste sie aussprechen, damit ich den letzten Funken Hoffnung endgültig in mir ersticken konnte. Doch die Antwort, die ich bekam, war noch viel niederschmetternder.

      „Ich habe dich angelogen“, entgegnete Ben, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich brauche die Unterlagen nicht für einen neuen Personalausweis. In vier Monaten werde ich heiraten. Meine Freundin erwartet ein Kind von mir.“

      Irgendwo aus der Ferne hörte ich eine Tür zuschlagen. Dann war alles still und ich war allein. Waren es Sekunden oder Minuten, in denen ich einfach nur so dastand? In meinem Kopf breitete sich ein absolutes Nichts aus. Keine Panik, keine Bestürzung, keine Wut. Einfach nichts. Mein Körper fühlte sich taub an, fast so, als gehörte er mir nicht mehr. Nur mein Herz raste. Es raste wie verrückt.

      Erst das Klingeln meines Handys riss mich zurück in die Realität. Mit zitternden Knien stolperte ich in mein Zimmer. Es war eine Nachricht von Noah.

      „Freue mich schon sehr auf heute Abend“, stand dort, abgerundet mit einem lachenden Smiley und einem Herzchen. Mir entfuhr ein tiefer Seufzer. Den armen Noah hatte ich in meinem Gefühlschaos total vergessen. Er hatte es nicht verdient, dass ich ihn so behandelte.

      „Ich freue mich auch“, schrieb ich zurück und schämte mich gleichzeitig für diese Lüge, denn es gab in diesem Moment nichts, was ich weniger tun wollte, als auf diesen blöden Ball zu gehen. Zu lächeln, zu tanzen und geistreiche Konversation zu betreiben, während meine Welt in Schutt und Asche lag. Ben würde heiraten! Und noch schlimmer – seine Freundin erwartete ein Kind von ihm! Alles vorbei, für immer und ewig… etwas noch Schrecklicheres hätte er mir nicht sagen können. Alle Hoffnungen, alle dummen, pubertären Träume für immer und ewig zerstört – mit einem einzigen Satz.

      Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte, und schaffte es noch so eben zur Toilette, bevor ich mich übergeben musste. Als ich mich endlich völlig entkräftet zum Waschbecken schleppte, erschrak ich geradezu vor meinem bleichen, elenden Spiegelbild. Doch während ich mir das kühle, wohltuende Wasser über mein Gesicht laufen ließ, kam zu meinem Schock und meiner Enttäuschung noch ein anderes Gefühl hinzu. Eine riesengroße Welle der Wut.

      Wie konnte er nur! Was bildete er sich ein? Erst küsste er mich und dann erzählte er mir von seiner schwangeren Verlobten? Hatte er gar keinen Anstand? Und dann verschwand er einfach wieder, so schnell, wie er gekommen war. Einfach Tür zu und weg. Feige. Rücksichtslos.

      Ich hasste ihn!

      3

      „Du siehst absolut hinreißend aus.“

      Noah sah mich voller Bewunderung an. Hinreißend. Das war ja mal ein geschwollenes Wort. Wenn er mein Inneres hätte sehen können, hätte er wohl eher elendig gesagt. Aber allem Anschein nach konnten mein perfekt sitzendes rotes Kleid und mein eigens von einer Kosmetikerin aufgetragenes Make-Up über diese Tatsache hinwegtäuschen. Die hatte mich wegen meiner geschwollenen, verheulten Augen zwar sehr mitleidig angesehen, jedoch zu diesem Thema professionell geschwiegen und dann ganze Arbeit geleistet.

      Der Concierge des geschichtsträchtigen Atlantik-Hotels an der Hamburger Außen-Alster geleitete uns durch das immer noch andauernde Schneetreiben mit einem großen Regenschirm über den roten Teppich in das prunkvolle Gebäude. Am Eingang des Festsaals drängte sich bereits eine Traube edel gekleideter Menschen zusammen, allesamt Mitglieder der oberen Hamburger Bildungs- und Einkommensschicht. Eine freundlich lächelnde Bedienung reichte uns Champagner auf einem Silbertablett und ich geriet in ehrfürchtige Bewunderung, als wir den zirka 8 Meter hohen, Stuck verzierten und mit prachtvollen Kronleuchtern behangenen Ballsaal betraten, in dem die ganz in Weiß und Silber eingedeckten Tische auf die Gäste warteten. Überall brannten Kerzen und es duftete nach den üppigen Rosenbouquets, die den Saal schmückten. Das gesamte Szenario erinnerte an eine Sequenz aus einem Märchenfilm, und ich erwartete beinahe, Aschenbrödel an mir vorbeihuschen zu sehen, wie sie mit ihrem Prinzen im Walzerschritt tanzte.

      Wir setzten uns auf die extra für uns reservierten Plätze, und während ein Dutzend gleich gekleideter Kellner das sündhaft teuer aussehende Entrée zu Tisch reichte, stimmte ein dezentes Streichorchester sanfte Melodien von Mozart an. An jedem anderen Tag hätte ich diese überwältigenden Eindrücke geradezu in mich aufgesogen, aber heute bewirkten sie nur, dass ich mich noch trauriger und deplatzierter fühlte.

      „Schade, dass dein Bruder uns doch nicht begleiten konnte“, durchbrach Noah mein langes Schweigen. Vermutlich war es ihm nicht entgangen, dass ich mit meinen Gedanken gerade ganz woanders war.

      „Egal.“ СКАЧАТЬ