Treasure Love. Sandra Pollmeier
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Название: Treasure Love

Автор: Sandra Pollmeier

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Treasure Hunt

isbn: 9783968160009

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СКАЧАТЬ davon wach wird. Und dann können Sie mich gerne von der Polizei abholen lassen, aber der Vorfall wird sich herumsprechen, da können Sie Gift drauf nehmen!“

      Ich sah, wie der junge Mann schluckte und seine Augen sich erschrocken weiteten. Lieber ein verärgerter Gast als eine unschöne Schlagzeile in der Boulevardpresse. Mit einer beschwichtigenden Geste griff er zu seinem Telefon. Es schien endlos zu klingeln, doch dann holte der Hotelmitarbeiter tief Luft und stotterte verlegen in den Hörer.

      „Ja, Herr Stevens. Bitte entschuldigen Sie die späte Störung. Aber hier im Foyer steht eine junge Dame, die behauptet, Ihre Schwester zu sein, und die dringend mit Ihnen reden möchte. Sie scheint zu Fuß durch den Schnee gekommen zu sein… ja… genau… vielleicht würden Sie… Ja, das mache ich… Vielen Dank, Herr Stevens.“

      Wenn er mir jetzt mitteilte, dass Ben nicht mit mir sprechen wollte, dann würde ich sterben. Jetzt und hier. Vor Scham. Und vor Wut. Und vor Verzweiflung.

      Der junge Mann legte das Telefon zurück unter die Theke. „Es ist in Ordnung.“ Er nickte mir zu. „Herr Stevens wird gleich nach unten kommen. Er ist schon auf dem Weg.“

      27. März 1854

      Heute war es ungewöhnlich warm gewesen für einen Frühlingstag an der See. Matilda hatte zum ersten Mal in diesem Jahr ihre Schuhe und Strümpfe ausgezogen und war barfuß den Strand entlanggelaufen. Ihre Arbeit auf dem Gutshof ließ ihr nicht viel Zeit zum Müßiggang. Seit fünf Uhr morgens war sie auf den Beinen, hatte die Kühe gemolken und die Pferde zur Koppel geführt. Dann hatte sie das Frühstück für den Gutsherrn serviert, die Küche geputzt und der Köchin beim Zubereiten des Mittagessens geholfen. Weiter ging es mit Dielen schrubben, Wäsche waschen und zum Trocknen aufhängen. Am Abend führte sie zusammen mit dem Knecht die Pferde von der Koppel in den Stall, fütterte und striegelte sie, bis die Sonne schon fast das Meer berührte. Erst dann begab sie sich auf den Heimweg. Natürlich hätte sie den Weg durch die Dünen nehmen können, vorbei an den windschiefen Häusern im Dorf, deren weit heruntergezogene Dächer beinahe bis auf die Erde reichten – aber Matilda liebte das Meer, den Wind, die Weite und das Gefühl von Freiheit und zog es vor, den Umweg am Strand entlang zu nehmen. Während die Sonne am Horizont verschwand, raffte sie ihre Kleider hoch und ließ ihre schmerzenden Füße vom Salzwasser umspülen. Dann schloss sie die Augen, füllte ihre Lungen tief mit der salzigen Luft und ließ die Mühen des Tages langsam aus sich herausströmen, Atemzug für Atemzug. Das Rauschen des Meeres und das Krächzen der Möwen hüllte sie ein wie eine freundliche Umarmung. Langsam ließ sie ihre hochgerafften Kleider los und streckte die Arme gen Himmel. Sie war eins mit dem Meer. Sie war eins mit dem Wind. Sie war frei…

      Doch mit einem Mal schnellte etwas mit hoher Geschwindigkeit an ihr vorbei. Zu allen Seiten spritzte Wasser und durchnässte ihre Kleider und Haare. Erschrocken fuhr sie herum, geriet ins Taumeln, fing sich wieder und sah in einiger

      Entfernung ein schwarzes Pferd den Strand entlang galoppieren. Es gab nur einen Mann, der auf der kleinen, 230 Seelen zählenden Insel ein solches Pferd besaß – ihr Dienstherr und Gutshofbesitzer Martin Stevens.

      Eigentlich kannte sie ihn nur aus der Ferne. Kaum drei Sätze hatte sie bisher mit ihm gewechselt, denn Stevens sprach nicht viel und überließ die Anweisungen an das Personal seinem Verwalter. Zweifellos war er eine ganz besondere Erscheinung. Seine dunklen, von wenigen grauen Strähnen durchzogenen wilden Haare umrahmten sein scharf geschnittenes, stets ernst und unnahbar blickendes Gesicht. Die tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen schien wie eingemeißelt und ließ ihn härter wirken, als er tatsächlich war. Stevens war erst vor ein paar Jahren auf die Insel gekommen und pflegte keinen Kontakt zu den übrigen Insulanern. Die waren seit jeher ein stures Volk, das „Eindringlinge“ vom Festland misstrauisch beäugte. Doch ein halber Engländer, wie Stevens einer war, mit seinem aristokratischen Aussehen und seinem vielen Geld wurde erst recht gemieden. Nicht dass es dem Gutsbesitzer etwas auszumachen schien. Es war, als ob er sich die Abgeschiedenheit dieser Insel ganz bewusst ausgesucht hätte. Nie bekam er Besuch, niemals verreiste er selber - bis auf dieses eine Mal im vorletzten Sommer, als er mit seiner schönen, aber ebenso kühlen Ehefrau Rebecca heimkehrte. Rebecca Stevens war nicht viel älter als Matilda, aber sie regierte den Hof mit einer alles beobachtenden Strenge, so dass viele der Angestellten Angst vor ihr hatten. Ähnlich wie Martin Stevens sah man sie nie lächeln, aber dennoch strahlte sie deutlich mehr Härte aus als er. Anstatt der einsamen Melancholie, die ihren Mann umgab, wirkte ihr Blick kalt wie der schneidende Nordwind im Winter.

      Vielleicht – so hatte Matilda sie manchmal in Schutz genommen – lag ihre harte Art an den drei erfolglosen Schwangerschaften, die sie in den vergangenen eineinhalb Jahren durchgemacht hatte. Jedes Mal hatte sie nach wenigen Monaten starke Blutungen bekommen und das Kind, das in ihr heranwuchs, verloren. Die Unfähigkeit, ihrem Mann ein gesundes Kind zu schenken, hatte sie vergrämt und hart und unerbittlich gegenüber anderen Menschen gemacht. So zumindest sah es Matilda…

      Während sie ihre nassen Kleider zusammenraffte und zurück an den Strand stolperte, dorthin, wo sie ihre Holzschuhe zurückgelassen hatte, sah sie, wie der Reiter das Pferd zügelte, anhielt und in einem weniger rasanten Tempo in ihre Richtung zurückkehrte.

      „Verzeih mir, bitte“, hörte sie eine eigenartig fremd klingende, aber freundliche Stimme, als sie das Wasser aus dem Saum ihres Kleides wrang. „Ich habe dich zu spät gesehen und konnte ihn nicht mehr bremsen. Jetzt bist du völlig durchnässt. Vielleicht kann ich es wiedergutmachen, indem ich dich ein Stück mitnehme? Wo wohnst du?“

      Erstaunt blickte Matilda zu Martin Stevens herauf. Nicht nur, dass er zurückgekommen war, um sich bei einer einfachen Magd zu entschuldigen… Er wollte sie mitnehmen? Auf seinem Pferd? Die Leute aus dem Dorf würden sich ihre Mäuler über sie zerreißen, wenn irgendjemand das mitbekommen sollte! Eine junge, alleinstehende Magd, zusammen auf einem Pferd mit dem Gutshofbesitzer! Eine Ungeheuerlichkeit! Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Das Gerede der Leute hatte sie schon immer herzlich wenig gestört und die Versuchung war einfach zu verlockend.

      „Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen. Ich weiß nicht, wie das geht…“, stammelte sie verlegen und wunderte sich erneut, denn nun sah sie auch etwas, das ihr bis dato fremd gewesen war – Martin Stevens lächelte! Es war ein so freundliches und gütiges Lächeln, dass es sie mehr schwanken ließ als der wilde Hengst, der gerade noch an ihr vorbei galoppiert war.

      „Es ist ganz einfach, komm! Ich ziehe dich hoch, du musst nur deinen Fuß in diesen Steigbügel stellen und dich ein wenig hochdrücken…“ Mit einem festen Ruck hatte Stevens sie mühelos nach oben gezogen und Matilda schräg vor seinen Sattel gesetzt. Ganz nah saßen sie beieinander, eine warme Woge durchfuhr sie bis in die Fußspitzen, obwohl der Wind aufgefrischt hatte und durch ihre nassen Kleider fuhr. „Warte“, bat Stevens und zog sogleich seinen Mantel aus, um ihn um ihre schmalen Schultern zu wickeln. Nachdem er sie so eingehüllt hatte, nahm er wieder die Zügel in die Hand, zog Matilda schützend in seine Arme und gab seinem Pferd mit einem schnalzenden Laut zu verstehen, dass es nun lostraben konnte.

      Kreischende Möwen flogen an ihnen vorbei, die Gischt spritzte unter den Hufen des Hengstes, doch Matilda nahm nichts davon wahr. Nichts außer den starken Armen, die sie sicher hielten, den warmen Geruch seines Mantels und die Kanten seiner Schultern, an die sie sich lehnte, während die Welt um sie herum sich veränderte. Denn obwohl alles so aussah wie immer, wurde Matilda an diesem Abend eine Sache bewusst: Ab heute war nichts mehr wie zuvor. Dieser Mann würde ihr Schicksal sein. Ein Schicksal, das besiegelt worden war in dem Moment, in dem sie seine Hand genommen hatte, um sich von ihm nach oben ziehen zu lassen…

      4

      Es duftete nach Kaffee. Der Geruch hatte mich aus meinen Träumen zurückgeholt.

      Es СКАЧАТЬ