Treasure Love. Sandra Pollmeier
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Название: Treasure Love

Автор: Sandra Pollmeier

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Treasure Hunt

isbn: 9783968160009

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СКАЧАТЬ Matilda konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber in ihrer wachsenden Panik glaubte sie, in den beiden Toten ihre verstorbenen Eltern wiederzuerkennen. Auch ihr Vater hatte einst eine solche Uhr besessen. Sie selbst hatte sie ihm mit ins Grab gegeben, als er vor drei Monaten vor Scham über seine unehelich schwangere Tochter an Herzversagen gestorben war. Kamen sie jetzt, um sie in die Hölle zu holen?

      Voller Entsetzen stolperte sie zurück in Richtung Dorf. Nein! Sie durften ihr Baby nicht bekommen! Ihr Kind musste leben, niemals würde sie es hergeben! Auch wenn man im Dorf erzählte, dass es dieses Kind nie hätte geben dürfen. Aber da war es – sie spürte, wie es lebte, wie es sich in ihr bewegte und herauswollte. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Obwohl sie durch den Regen und den Wind wie zu Eis gefroren war, bemerkte sie, wie etwas Warmes, Klebriges an ihren Schenkeln herunterlief. Es war so weit. Mit einem Schrei der Verzweiflung sank sie zu Boden. Noch nicht! Nicht hier! Doch die Schmerzen waren zu stark. Sie konnte nicht mehr weitergehen. „Gott, vergib mir und steh´ mir bei!“, betete sie mit schwindender Kraft. Dann durchfuhr die erste Presswehe ihren zitternden Körper.

      1

      „…Welche gefallen dir am besten?“

      „Bitte? Was hast du gesagt?“

      Etwas erschrocken fuhr ich herum, da ich wieder einmal beschämt feststellen musste, dass ich nicht richtig zugehört hatte. Sein Gesicht war ganz nah und blickte mich warm und freundlich an. „Die Kugeln meinte ich, für den Weihnachtsbaum. Welche gefallen dir am besten?“ Um seine Augen herum bildeten sich kleine Fältchen, und das mochte ich, weil es mich immer ein wenig an meinen Vater erinnerte.

      „Oh, die silbernen sind toll. Und die weißen mit den Ornamenten drauf. Die würden bestimmt gut zusammenpassen.“ Ich nahm eine der glitzernden Kugeln von ihrem Ständer und ließ sie im Schein der Kerzen an meinen Fingern baumeln. Die Verkäuferin hinter dem Weihnachtsmarktstand nahm einen Schluck Kakao aus ihrer Tasse und zog ihren Mantel enger. Es war ungewöhnlich kalt in diesem Winter. Eine dichte Schneedecke hatte sich über ganz Hamburg gelegt und unsere hektische Großstadt in eine Märchenlandschaft verwandelt. An den Weihnachtsmarktständen baumelten warm leuchtende Lichter und von überall klangen adventliche Melodien durch die vollen Gassen. Es roch nach Zimt, Lebkuchen und gebrannten Mandeln, nach Glühwein und Zuckerwatte. Doch trotz allem konnte keine richtige Weihnachtsstimmung in mir aufkommen. Es war bereits das dritte Weihnachtsfest, das ich ohne meinen Vater verbringen musste. Vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren war er bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen, seitdem war ich auf mich allein gestellt. Für einige Wochen hatte ich mit meinem mir bis dato unbekannten Halbbruder Ben zusammengelebt, doch dieser hatte sich schließlich alleine davongemacht und mich zurückgelassen. Da Ben mein einziger noch lebender Verwandter gewesen war, hatte mich die Familie meiner besten Freundin Stella eine Weile zu sich genommen. Im vorletzten Sommer, nachdem wir gemeinsam unser Abi bestanden hatten, waren Stella und ich in eine Studenten-WG in die Hamburger City gezogen. Stella begann ein Physikstudium und ich wandte mich der Geschichte zu. Im Frühjahr lernte ich dann Noah kennen. Er war der Dozent meines Einführungskurses in die französische Geschichte und hatte sich von Anfang an sehr um mich gekümmert. Und obwohl Noah zwölf Jahre älter war als ich, hatte sich nach und nach so etwas wie eine Beziehung zwischen uns entwickelt. Es war eine langsam gewachsene und auf Freundschaft basierende Beziehung, keine leidenschaftliche Romanze, doch er gab mir ein Gefühl von Geborgenheit, das ich schon lange vermisst hatte…

      Aber was war das? Nur wenige Meter von uns entfernt, ein paar Stände weiter, stand ein Mann und sah zu uns herüber. Er war eingehüllt in einen langen, schwarzen Wollmantel, der Kragen hochgeklappt, die Hände in schwarzen Lederhandschuhen versteckt. Seine dunklen Haare waren feucht und mit weißen Schneeflocken bedeckt, sein Blick wirkte verstohlen und düster, so als wolle er nicht von uns entdeckt werden. Und dennoch, es war mir, als wenn…

      Konnte er es sein? Der Schock fuhr mir durch die Glieder und ließ mich so sehr erschaudern, dass mir die glänzende Kugel aus der Hand glitt und auf dem Asphalt in tausend Teile zersprang.

      „Sofia? Was ist los?“ Noahs besorgte Worte vermischten sich mit dem verärgerten Gezeter der Verkäuferin. Aber das bekam ich nur am Rande mit. Ohne weiter auf die beiden einzugehen, drängte ich mich an meinem Begleiter vorbei und versuchte, gegen den Strom der mir entgegenkommenden Menschen den Mann im schwarzen Mantel zu erreichen. Doch kaum hatte dieser bemerkt, dass ich mich ihm näherte, drehte er sich um und verschwand in der Menge. Verzweifelt drehte ich mich im Kreis. Wo war er? „Entschuldigen Sie bitte!“ Hektisch schob ich einen älteren Herrn zur Seite, der gerade mitten auf dem Weg anhielt, um sich eine Zigarette anzuzünden, und erntete böse Blicke dafür. „Was erlauben Sie sich?“, fuhr mich eine Dame im Pelzmantel erbost von der Seite an, als ich ihr im Vorbeigehen versehentlich die teure Designer-Handtasche von der Schulter schob.

      „Entschuldigung“, nuschelte ich und hastete vorbei, immer weiter in Richtung des Glühweinstands, an dem ich den merkwürdigen Mann zuletzt gesehen hatte. Dort hinten stand jemand, der sah ihm sehr ähnlich! Konnte es wirklich er sein? Mit klopfendem Herzen stürmte ich auf ihn zu und schnappte beherzt nach seinem Arm. „Ben?“, fragte ich mit zitternder Stimme. Verdutzt drehte sich der Mann im dunklen Mantel zu mir um. „Kennen wir uns?“, fragte er leicht belustigt, doch die junge Frau neben ihm wirkte weniger erfreut. „N-nein“, stotterte ich verlegen und ließ meine Hand ernüchtert von seinem Ärmel sinken. „Tut mir leid.“

      Ich hatte ihn verloren. Oder war es doch nur ein Trugbild gewesen? So sehr hatte ich mich in den vergangenen Jahren nach einem Lebenszeichen von Ben gesehnt, dass ich manchmal schon anfing Dinge zu sehen, die gar nicht existierten.

      „Sofia, da bist du ja!“ Noah, der mich inzwischen eingeholt hatte, sah mich mit verwirrter Miene an und legte mir beruhigend seine Hand auf die Schulter. „Ähm, die Kugel hab´ ich bezahlt, keine Sorge.“

      Als ob ich mich um die blöde Weihnachtsbaumkugel sorgen würde!

      „Was war denn los?“

      „Ach, nichts. Ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen, den ich von früher kannte. Nicht so wichtig.“ Niedergeschlagen blickte ich zu Boden.

      „Dein Gesicht sagt mir aber etwas anderes“, bemerkte Noah. „Komm her.“ Er zog mich liebevoll in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch.“

      Alles erzählen! Was sollte ich ihm denn sagen? Dass ich mich nach dem Tod meines Vaters zusammen mit Ben auf die Suche nach einem Jahrhunderte alten Piratenschatz begeben und mich während dieser Zeit in ihn verliebt hatte? Dass wir miteinander geschlafen hatten? Dass wir auf den Seychellen ein verborgenes Schiff entdeckt hatten, auf dem wir zwar keinen Schatz, dafür aber die Überreste dutzender Leichen aus vergangenen Zeiten entdeckt hatten? Dass Ben nach diesem Abenteuer spurlos verschwunden war und ich seit diesem Tag an nichts anderes denken konnte als daran, ihn zu finden?

      Nichts davon konnte ich meinem neuen Freund erzählen.

      „Komm, wir fahren erst einmal zu mir und ich mach´ dir eine heiße Schokolade mit einem Schuss Rum. Es ist sowieso viel zu kalt für den Weihnachtsmarkt.“

      Mit einem Seufzen nickte ich Noah zu und ließ mich von ihm mitziehen. Im Vorbeigehen flog mein Blick über die Gesichter der vielen Leute, die uns entgegenkamen, doch niemand von ihnen sah aus wie Ben.

      In der Seitenstraße, in der Noah seinen nagelneuen Audi geparkt hatte, wurde es langsam leerer. Nur wenige Menschen schlenderten mit tief in die Taschen vergrabenen Händen über den verschneiten Fußgängerweg. Die Gesichter bis zur Nasenspitze in ihren Schals versteckt, die Mützen bis über die Stirn gezogen, huschten sie an uns vorbei in die Richtung, aus der das Licht und die СКАЧАТЬ