Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 116

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ der skan­da­lö­sen Kon­kur­se, durch die die Pa­ri­ser Han­dels­welt täg­lich ge­schä­digt wird, be­geg­net ist. Die Gläu­bi­ger Bi­rot­te­aus fan­den auch die ge­rings­te Habe des Un­glück­li­chen zu ih­rer Ver­fü­gung vor: sei­ne Klei­der, mei­ne Her­ren Rich­ter, sei­ne Schmuck­sa­chen, Din­ge des täg­li­chen Ge­brauchs, und zwar nicht nur die sei­ni­gen, son­dern auch die sei­ner Frau, die auch auf alle ihre Rech­te zu­guns­ten der Kon­kurs­mas­se ver­zich­te­te. Da­mit hat sich Bi­rot­teau des An­se­hens, das ihm sein städ­ti­sches Ehren­amt ein­ge­tra­gen hat­te, wür­dig er­wie­sen; er war da­mals Bei­ge­ord­ne­ter des Bür­ger­meis­ters im zwei­ten Be­zirk und hat­te eben das Kreuz der Ehren­le­gi­on er­hal­ten, das ihm eben­so­sehr we­gen sei­ner roya­lis­ti­schen Hin­ge­bung, mit der er im Ven­dé­mi­aire auf den Stu­fen von Saint-Roch ge­kämpft hat­te, die mit sei­nem Blu­te ge­rötet wur­den, wie für sei­ne Tä­tig­keit als Han­dels­rich­ter, in der er we­gen sei­nes kla­ren Ur­teils ge­schätzt und we­gen sei­ner ver­mit­teln­den Hilfs­be­reit­schaft ver­ehrt wur­de, und sei­ner Stel­lung als be­schei­de­ner städ­ti­scher Be­am­ter, der die Ehre, Bür­ger­meis­ter zu wer­den, ab­ge­lehnt und hier­für auf einen Wür­di­ge­ren, den ver­ehr­ten Herrn von Bil­lar­diè­re, einen der edels­ten Ven­déer, hin­ge­wie­sen hat, den er in den schlim­men Ta­gen schät­zen ge­lernt hat­te.«

      »Die­se Wen­dung ist schö­ner als mei­ne«, sag­te Cäsar lei­se zu sei­nem On­kel.

      »Da die Gläu­bi­ger in­fol­ge des loya­len Ver­hal­tens die­ses Kauf­manns, sei­ner Frau und sei­ner Toch­ter, die ihre gan­ze Habe her­ge­ge­ben hat­ten, eine Di­vi­den­de von sech­zig Pro­zent auf ihre For­de­run­gen er­hiel­ten, un­ter­zeich­ne­ten sie den Ver­gleich un­ter Be­to­nung ih­rer Hochach­tung für den Schuld­ner und ver­zich­te­ten auf den Rest ih­rer An­sprü­che. Ich len­ke die Auf­merk­sam­keit des Ge­richts­hofs auf den Text die­ses Ver­gleichs hin.«

      Hier ver­las der Ge­ne­ral­staats­an­walt die be­tref­fen­de Stel­le des Ver­gleichs.

      »An­ge­sichts ei­ner so wohl­wol­len­den Stel­lung­nah­me, mei­ne Her­ren Rich­ter, wür­den vie­le Kauf­leu­te sich ih­rer Ver­pflich­tun­gen für ent­ho­ben an­ge­se­hen ha­ben und stol­zen Haup­tes wie­der in der Öf­fent­lich­keit er­schie­nen sein. Weit ent­fernt hier­von, be­schloß Bi­rot­teau, ohne sich ent­mu­ti­gen zu las­sen, sich den glor­rei­chen Tag, der heu­te zu sei­nem Ruh­me er­schie­nen ist, zu er­obern. Und da­von hat er sich durch nichts ab­schre­cken las­sen. Von un­serm viel­ge­lieb­ten Mon­ar­chen wur­de ihm eine Stel­lung ge­ge­ben, da­mit der bei Saint Roch Ver­wun­de­te sein Brot hät­te; die­ser aber be­wahr­te sein Ge­halt für sei­ne Gläu­bi­ger auf und ver­brauch­te nichts da­von für sei­nen Un­ter­halt, denn die hin­ge­ben­de Für­sor­ge sei­ner Fa­mi­lie stand ihm zur Sei­te …«

      Hier drück­te Bi­rot­teau wei­nend sei­nem On­kel die Hand.

      »Auch sei­ne Frau und sei­ne Toch­ter leg­ten den Er­trag ih­rer Ar­beit in die ge­mein­sa­me Spar­büch­se, denn sie teil­ten Bi­rot­te­aus edle Grund­sät­ze. Bei­de ent­sag­ten ih­rer Stel­lung, um eine nied­ri­ge­re an­zu­neh­men. Sol­che Op­fer, mei­ne Her­ren Rich­ter, ver­die­nen laut ge­rühmt zu wer­den, denn sie sind am schwers­ten von al­len zu brin­gen. Fol­gen­de Auf­ga­be hat­te sich Bi­rot­teau ge­stellt.«

      Der Ge­ne­ral­staats­an­walt ver­las nun die Kon­kur­sta­bel­le und be­nann­te die noch ge­schul­de­ten Be­trä­ge und die Na­men der Gläu­bi­ger.

      »Ein je­der die­ser Schuld­be­trä­ge ist be­zahlt wor­den und zwar mit Zin­sen, mei­ne Her­ren Rich­ter, und nicht etwa ge­gen ein­fa­che Quit­tun­gen, die eine stren­ge Nach­prü­fung er­for­dern, son­dern ge­gen au­then­ti­sche Quit­tun­gen, die der ge­wis­sen­haf­tes­ten rich­ter­li­chen Prü­fung stand­hal­ten, und die amt­lich in der ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­nen Form als rich­tig be­fun­den wor­den sind. Sie wer­den Bi­rot­teau nicht sei­ne Ehre, aber die Rech­te, de­ren er sich be­raubt sah, wie­der zu­spre­chen und Sie wer­den da­mit ein ge­rech­tes Ur­teil fäl­len. Ein sol­cher Fall un­ter­liegt so sel­ten Ih­rer Prü­fung, daß wir nicht un­ter­las­sen kön­nen, dem An­trag­stel­ler aus­zu­spre­chen, wie freu­dig wir ein sol­ches Ver­hal­ten be­grü­ßen, das schon durch al­ler­höchs­te Gunst er­mu­tigt wor­den ist.« Dann stell­te er sei­ne for­mel­len An­trä­ge im üb­li­chen Ge­richts­s­til.

      Der Ge­richts­hof faß­te sei­nen Be­schluß, ohne sich zur Be­ra­tung zu­rück­zu­zie­hen, und der Prä­si­dent er­hob sich, um das Ur­teil zu ver­kün­den. »Der Ge­richts­hof«, sag­te er zum Schlus­se, »hat mich be­auf­tragt, Bi­rot­teau sei­ne Ge­nug­tu­ung dar­über aus­zu­spre­chen, daß er ein sol­ches Ur­teil fäl­len konn­te. Ge­richts­die­ner, die nächs­te Sa­che.«

      Bi­rot­teau, den die Re­de­wen­dun­gen des be­rühm­ten Ge­ne­ral­staats­an­walts wie mit ei­nem Ehren­klei­de um­hüllt hat­ten, war vor Freu­de wie zer­bro­chen, als er den fei­er­li­chen Ur­teilss­pruch aus dem Mun­de des ers­ten Prä­si­den­ten des höchs­ten fran­zö­si­schen Ge­richts­ho­fes ver­nahm, der zeig­te, daß auch die un­er­schüt­ter­li­che Recht­spre­chung ein mensch­li­ches Emp­fin­den kann­te. Er ver­moch­te sei­nen Platz an den Schran­ken nicht zu ver­las­sen, er stand wie an­ge­na­gelt da und starr­te be­we­gungs­los die Rich­ter an, als sei­en es En­gel, die ihm die Tore zu der mensch­li­chen Ge­sell­schaft wie­der ge­öff­net hat­ten; der On­kel nahm ihn beim Arm und zog ihn mit sich fort in die Vor­hal­le. Jetzt steck­te sich Cäsar, der der Wei­sung Lud­wigs XVIII. nicht Fol­ge ge­leis­tet hat­te, me­cha­nisch das Band der Ehren­le­gi­on ins Knopf­loch und wur­de so­gleich von sei­nen Freun­den um­ringt und im Tri­umph in den Wa­gen ge­tra­gen.

      »Wo­hin wollt ihr mich denn brin­gen, lie­be Freun­de?« sag­te er zu Jo­seph Le­bas, Pil­ler­ault und Ra­gon.

      »Nach Hau­se.«

      »Nein, es ist drei Uhr, ich will von mei­nen Rech­ten wie­der Ge­brauch ma­chen und zur Bör­se ge­hen.«

      »Zur Bör­se«, rief Pil­ler­ault dem Kut­scher zu und gab Le­bas einen deut­li­chen Wink, denn er hat­te bei dem Re­ha­bi­li­tier­ten be­un­ru­hi­gen­de Sym­pto­me wahr­ge­nom­men und fürch­te­te, daß er von Sin­nen kom­men könn­te.

      Der ehe­ma­li­ge Par­füm­händ­ler be­trat nun den Bör­sen­saal am Arme sei­nes On­kels und Le­bas’, der bei­den an­ge­se­he­nen Kauf­leu­te. Sei­ne Re­ha­bi­li­tie­rung war schon be­kannt ge­wor­den. Die ers­te Per­son, die die drei Kauf­leu­te, de­nen Ra­gon folg­te, be­merk­te, war du Til­let.

      »Ah, mein ver­ehr­ter Prin­zi­pal, ich bin ent­zückt, zu se­hen, daß Sie sich her­aus­ge­zo­gen ha­ben. Und ich habe wohl durch die Be­reit­wil­lig­keit, mit der ich mich von dem klei­nen Po­pi­not habe rup­fen las­sen, zu die­sem er­freu­li­chen Ende Ih­rer Sor­gen bei­ge­tra­gen. Ich freue mich über die­se glück­li­che Lö­sung eben­so, als ob sie mich selbst be­trä­fe.«

      »Das kann auch nicht gut an­ders sein,« СКАЧАТЬ