Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 114

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ wer­den das nie­mals be­zah­len kön­nen« sag­te du Til­let hart.

      »Er hat recht«, dach­te Bi­rot­teau.

      Als der arme Mann heim­kehr­te, ging er aus Ver­se­hen durch die Rue Saint-Ho­noré, denn er mach­te sonst im­mer einen Um­weg, um nicht sei­nen La­den und die Fens­ter sei­ner frü­he­ren Woh­nung se­hen zu müs­sen. Zum ers­ten­mal seit sei­nem Stur­ze er­blick­te er jetzt die­ses Haus wie­der, in dem acht­zehn glück­li­che Jah­re durch die Nöte drei­er Mo­na­te weg­ge­wischt wor­den wa­ren.

      »Dort mei­ne Tage be­schlie­ßen zu kön­nen, hat­te ich so si­cher ge­glaubt«, sag­te er sich. Und er be­schleu­nig­te sei­ne Schrit­te, denn er hat­te das neue Schild ge­le­sen:

      Cöles­tin Cre­vel,

       Cäsar Bi­rot­te­aus Nach­fol­ger.

      »Ich sehe nicht mehr rich­tig, war das nicht Cäsa­ri­ne?« rief er aus, da er einen blon­den Kopf am Fens­ter be­merkt hat­te.

      Er hat­te in der Tat sei­ne Toch­ter, sei­ne Frau und Po­pi­not er­blickt. Die Lie­ben­den wuß­ten, daß Bi­rot­teau nie­mals an sei­nem al­ten Hau­se vor­bei­ging. Ah­nungs­los, daß das doch ge­sche­hen kön­ne, wa­ren sie her­ge­kom­men, um ei­ni­ge Vor­be­rei­tun­gen für das Fest, das Cäsar zu­ge­dacht war, zu tref­fen. Die­ser merk­wür­di­ge An­blick setz­te Bi­rot­teau der­ma­ßen in Er­stau­nen, daß er wie an­ge­wur­zelt ste­hen blieb.

      »Da sieht sich Herr Bi­rot­teau sein frü­he­res Haus an«, sag­te Herr Mo­li­neux zu dem Kauf­mann, der sein Ge­schäft ge­gen­über der Ro­sen­kö­ni­gin hat­te.

      »Der arme Mann«, sag­te der frü­he­re Nach­bar des Par­füm­händ­lers; »da­mals hat er einen der groß­ar­tigs­ten Bäl­le ge­ge­ben … Zwei­hun­dert Wa­gen wa­ren da.«

      »Ich war auch da, und drei Mo­na­te spä­ter hat er Kon­kurs ge­macht,« sag­te Mo­li­neux, »ich war ei­ner der Syn­di­ci.«

      Bi­rot­teau eil­te mit zit­tern­den Bei­nen wei­ter zu sei­nem On­kel Pil­ler­ault.

      Pil­ler­ault, der von dem, was sich in der Rue des Cinq-Dia­mants er­eig­net hat­te, be­nach­rich­tigt war, fürch­te­te, daß sein Nef­fe schwer­lich die Auf­re­gung, die ihm eine sol­che Freu­de wie die sei­ner Re­ha­bi­li­tie­rung ver­ur­sa­chen wür­de, aus­hal­ten könn­te, denn er war täg­lich Zeu­ge des See­len­jam­mers die­ses ar­men Men­schen, der im­mer noch an sei­nen un­beug­sa­men An­schau­un­gen über die Kri­da­re fest­hielt, und an des­sen Kräf­ten je­der Tag zehr­te. Für Cäsar war sei­ne kauf­män­ni­sche Ehre wie eine Lei­che, für die es den Tag ih­rer Au­fer­ste­hung ge­ben konn­te. Die­se Hoff­nung ließ sei­nen Kum­mer nie ein­schla­fen. Pil­ler­ault be­schloß, sei­nen Nef­fen auf die gu­ten Nach­rich­ten lang­sam vor­zu­be­rei­ten. Als Bi­rot­teau bei ihm ein­trat, über­leg­te er ge­ra­de, wie er das be­werk­stel­li­gen könn­te. Es er­schi­en ihm da­her die Freu­de, mit der der An­ge­stell­te von dem In­ter­es­se, das ihm der Kö­nig be­zeugt hat­te, er­zähl­te, ein gu­tes Vor­zei­chen, und das Er­stau­nen über den An­blick Cäsa­ri­nes in der Ro­sen­kö­ni­gin ein vor­treff­li­cher An­laß zu sein, die Sa­che zur Spra­che zu brin­gen.

      »Weißt du, wes­halb du sie dort ge­se­hen hast, Cäsar? Weil Po­pi­not mit der Hoch­zeit nicht län­ger war­ten will. Du hast nicht das Recht, um dei­ner über­trie­be­nen An­sich­ten über kauf­män­ni­sche Red­lich­keit wil­len die Ju­gend dei­ner Toch­ter hin­schwin­den zu las­sen bei tro­ckenem Brot mit dem Duft ei­nes gu­ten Di­ners in der Nase. Po­pi­not will dir das Geld zur völ­li­gen Be­zah­lung dei­ner Gläu­bi­ger ge­ben.«

      »Er will sich also sei­ne Frau kau­fen«, sag­te Bi­rot­teau.

      »Ist das etwa nicht eh­ren­haft ge­han­delt, wenn er sei­nen Schwie­ger­va­ter re­ha­bi­li­tiert se­hen will?«

      »Au­ßer­dem wür­de das An­laß zu Dif­fe­ren­zen ge­ben. Üb­ri­gens …«

      »Üb­ri­gens«, sag­te der On­kel und stell­te sich zor­nig, »hast du wohl das Recht, dich auf­zu­op­fern, aber nicht dei­ne Toch­ter.«

      Es ent­spann sich eine leb­haf­te Dis­kus­si­on, die Pil­ler­ault ab­sicht­lich noch hef­ti­ger ge­stal­te­te.

      »So,« rief Pil­ler­ault, »und wenn Po­pi­not dir nichts leiht, son­dern dich als sei­nen So­zi­us an­sieht, wenn er das Geld für dei­ne Gläu­bi­ger als einen Vor­schuß auf dei­nen Ge­winnan­teil be­trach­tet, um dich nicht zu schä­di­gen …«

      »So wür­de es aus­se­hen, als ob ich im Ein­ver­ständ­nis mit ihm mei­ne Gläu­bi­ger be­tro­gen hät­te.«

      Pil­ler­ault tat jetzt so, als ob er sich durch die­ses Be­den­ken für ge­schla­gen hielt. Er kann­te das mensch­li­che Herz ge­nü­gend, um zu wis­sen, daß der eh­ren­haf­te Mann bei Nacht in be­zug auf die­sen Punkt mit sich selbst kämp­fen, und daß die­ser in­ne­re Streit ihn an den Ge­dan­ken der Re­ha­bi­li­tie­rung ge­wöh­nen wür­de.

      »Aber wie­so«, sag­te er, als sie bei Tisch wa­ren, »sind mei­ne Frau und mei­ne Toch­ter in mei­ner al­ten Woh­nung ge­we­sen?«

      »An­selm will sie für sich und Cäsa­ri­ne mie­ten. Dei­ne Frau stimmt ihm zu. Sie ha­ben, ohne es dir zu sa­gen, ihr Auf­ge­bot be­stellt, um dei­ne Ein­wil­li­gung zu er­zwin­gen. Po­pi­not be­haup­tet, es wäre sei­ner we­ni­ger wür­dig, wenn er Cäsa­ri­ne erst nach dei­ner Re­ha­bi­li­tie­rung hei­ra­te­te. Die sechs­tau­send Fran­ken vom Kö­ni­ge nimmst du an, aber von dei­ner Fa­mi­lie willst du nichts an­neh­men! Wenn ich dir nun eine Quit­tung ge­ben woll­te, daß ich al­les er­hal­ten habe, wür­dest du das auch ab­leh­nen?«

      »Nein,« sag­te Cäsar, »aber das wür­de mich nicht ab­hal­ten, wei­ter zu spa­ren, um Sie, trotz der Quit­tung, zu be­zah­len.«

      »Al­les das sind Spitz­fin­dig­kei­ten,« sag­te Pil­ler­ault, »im Punk­te der Ehren­haf­tig­keit den­ke ich doch wohl sel­ber stren­ge ge­nug. Was hast du eben für eine Dumm­heit ge­sagt? Du wür­dest dei­ne Gläu­bi­ger be­trü­gen, wenn du sie voll­stän­dig be­zahl­test?«

      Cäsar sah Pil­ler­ault prü­fend an, und Pil­ler­ault war ge­rührt, da er zum ers­ten­mal seit drei Jah­ren ein vol­les Lä­cheln das be­küm­mer­te Ant­litz sei­nes ar­men Nef­fen be­le­ben sah.

      »Es ist wahr,« sag­te er, »sie wür­den be­zahlt sein. Aber das heißt doch, mei­ne Toch­ter ver­kau­fen!«

      »Und ich will auch er­kauft sein«, rief Cäsa­ri­ne, die mit Po­pi­not her­ein­ge­tre­ten war.

      Die bei­den Lie­ben­den hat­ten die letz­ten Wor­te des Ge­sprächs mit an­ge­hört, als sie lei­se, ge­folgt von Frau Bi­rot­teau, durch das Vor­zim­mer der klei­nen Woh­nung des On­kels ge­kom­men wa­ren. Alle drei wa­ren bei den СКАЧАТЬ