Tagebücher 1818 - 1832. Johann Wolfgang von Goethe
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Название: Tagebücher 1818 - 1832

Автор: Johann Wolfgang von Goethe

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783849616786

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СКАЧАТЬ eingeführt, dann in dem 3. Akt, der Helena-Tragödie, mit der Welt der Schönheit und des klassischen Geistes vermählt, um schließlich in den letzten Akten zu rastloser, gemeinnütziger Tätigkeit glorreich fortzuschreiten. In hier und da schwer verständlichen Symbolen und Allegorien, häufig aber auch in unmittelbar tiefergreifender Darstellung führte der Dichter sein vor 60 Jahren begonnenes Meisterwerk zu glücklichstem Abschluss. Wenige Monate darauf, 22. März 1832, schied er sanft und schmerzlos aus dem Leben.

      Goethes Gesamtbild.

      Ausgestattet mit dem ungewöhnlichsten anschaulich gegenständlichen Denken und lebendigster Regsamkeit des Gefühls, gelangte G. zu der Größe und Neuheit seines Schaffens, insbes. durch den mit Inbrunst erfassten Gedanken von der in allen Erscheinungen der Welt lebendig wirkenden Kraft der Natur oder Gottes. Frühzeitig, durch Rousseau, mehr aber noch durch Spinoza, dessen »Ethik« er 1773 kennen lernte, angeregt, suchte er die Natur als ein Ganzes zu begreifen und nicht nur das einzelne Erschaffene, sondern die in allem wirkende Kraft, die lebendige Bewegung, das rastlose Werden und Wachsen zu würdigen. Von früher Jugend an tiefbewegt durch die Geheimnisse des religiösen Glaubens, mit denen er bis an sein Ende immer weiter gerungen hat, gelangte er doch schon in jungen Jahren zu der Erkenntnis von der Überlegenheit der pantheistischen Anschauungsweise. Gott und die Welt sind ihm eins; mit poetischer Andacht erkennt er in den einzelnen Erscheinungen Manifestationen »jenes Urlichts droben, das unsichtbar alle Welt erleuchtet«. Selten ist daher ein so törichtes Wort ausgesprochen, wie das von dem »großen Heiden« G. Er war in Wahrheit ein tief religiöser Mann, wenn freilich dem orthodoxen Bekenntnis beider christlicher Konfessionen oft grollend abgeneigt (vgl. Filtsch, Goethes religiöse Entwickelung, Gotha 1894; Keuchel, Goethes Religion u. Goethes »Faust«, Riga 1899; Vogel, Goethes Selbstzeugnisse über seine Stellung zur Religion, 3. Aufl., Leipz. 1903).

      Im inneren Zusammenhang mit diesen Grundanschauungen steht Goethes Beschäftigung mit den Naturwissenschaften (vgl. Steiner, Goethes Weltanschauung, Weim. 1897); sein Streben ging dahin, das Geheimnis der wirkenden göttlichen Kraft allseitig zu erschließen. Das zeigen schon seine hymnenartig begeisterten Aufsätze »Die Natur« und »Der Granit«; mehr aber kommt es zum Ausdruck in den Arbeiten zur Naturwissenschaft im allgemeinen und in den Spezialuntersuchungen auf dem Gebiete der Botanik, der Morphologie, Mineralogie, Meteorologie und insbes. der Farbenlehre. In den Arbeiten zur Naturwissenschaft überhaupt hat G. als ein Vorläufer Darwins den Gedanken einer organischen Entwickelung der Natur von einfachen zu immer vollkommeneren Gebilden mit Klarheit ausgesprochen und verteidigt. Ihm ist der einheitliche Zusammenhang alles Erschaffenen deutlich geworden, wenn freilich er die Darwinschen Erklärungsgründe und Gesetze von der Zuchtwahl, Anpassung und dem Kampf ums Dasein nicht herangezogen und erschlossen hat. Von diesem Standpunkt aus erblickte er in dem Blatte das ursprünglichste Organ der Gewächse und entwickelte die durchaus anschauliche Idee einer Urpflanze (vgl. Bliedner, G. und die Urpflanze, Frankf a. M. 1901); von diesem Standpunkt aus machte er die Entdeckung, dass der Schädel als Fortbildung der Wirbelsäule aufzufassen sei, und indem er die regelmäßig sich fortsetzende Entwickelung von den niederen Tieren zum Menschen im Auge behielt, erkannte er, dass der Zwischenknochen (os intermaxillare), den man bisher beim Menschen nicht beobachtet hatte, auch bei diesem in Resten sich erhalten habe, und dass also die von früheren Anatomen aufgestellte Behauptung, in dem Fehlen dieses Knochens zeige sich der Unterschied zwischen Mensch und Tier, zu Unrecht gemacht worden sei. Wenig Anerkennung hat Goethes umfangreiches Werk über die Farbenlehre (1810) erfahren, in dem er die von Newton aufgestellte Theorie bekämpfte. Dagegen zeugen die geologischen und auch die, namentlich von G. in seinem Greisenalter gepflegten, meteorologischen Studien wiederum von der Lebendigkeit seiner fruchtbringend selbständigen Betrachtung.

      Wie Goethes naturwissenschaftliches Denken mit seinem religiös-philosophischen zusammenhängt, so hat es auch auf sein poetisches Schaffen ebenso stark wie bedeutsam zurückgewirkt. Ihm schien es die höchste Aufgabe, die menschliche Seele in ihren mannigfaltigen Typen nach den in der Wirklichkeit geltenden Gesetzen, gleichsam im Sinne der schaffenden Natur, von innen heraus neu erstehen zu lassen; er will dem Erdgeist das Gesetz seines Schaffens ablauschen und im Sinn und Auftrag der natura naturans eine neue Welt bilden, gleich seinem Prometheus. Aber nicht das Gewordene, sondern das Werdende ist ihm immer der vorzüglichste Gegenstand seines Interesses. Indem er die treibenden Kräfte erkennt und erfasst, hält er sich frei von aller Unsicherheit der die Natur bloß nachahmenden Künstler; er baut eine neue Welt auf, aber nach dem Gesetz der wirklichen. Hiermit ist auch bereits angedeutet, dass G. mit innerer Notwendigkeit sich von der naturalistischen und realistischen Darstellungsweise schließlich abwenden und der idealistischen Kunst zuwenden musste, die nicht die zufälligen Einzelheiten des Gewordenen, sondern die wesentlichen, treibenden Ideen in ihren Darstellungen festzuhalten sich bemüht.

      Und mit diesen ästhetischen Anschauungen sind weiterhin auch die ethischen Überzeugungen Goethes eng verknüpft. Wenn in dem Werden, in der lebendigen Betätigung der Kräfte, der göttliche Kern zu suchen ist, so ist es auch des Menschen höchste Aufgabe, die in ihm wirkende Kraft zu höchster Betätigung zu entfesseln. Alles dasjenige ist daher von Übel, was die Triebkräfte einschränken und hemmen kann; man soll sie nicht hindern, sondern anregen, beleben und nur auf den rechten Weg weisen. Dasjenige, was die Gottheit als Keim in uns angelegt hat, soll zur höchsten Entwickelung gelangen: nur so bildet sich der Einzelne zu einer Persönlichkeit aus, und darin, eine Persönlichkeit zu werden, liegt das »höchste Glück der Erdenkinder«. In diesem Sinne durfte sich G. mit Recht als den Befreier der Deutschen bezeichnen. Nichts war ihm so zuwider wie stockende Untätigkeit und zweckloses Treiben; er war der Überzeugung, dass der Mensch göttlicher werde, je lebendiger die Tätigkeit in ihm angeregt sei, aber diese Tätigkeit dürfe sich nicht im Zerstören und Verneinen offenbaren, sondern nur in positiver Förderung, im Aufbauen und Erschaffen. Goethes gesamtes Wirken besteht in einem Kampf gegen die Hemmnisse, die von innen und außen an uns heranstürmen; er ergreift dankbar alles, was die innere Bewegung fordert, und er weist alles zurück, was uns niederdrückt und erschlafft. Und so wird er, der der größte moderne Dichter nicht nur Deutschlands, sondern aller Völker genannt werden darf, zugleich ein leben weckender Heros eines neuen Weltideals, dessen Durchführung in der Wirklichkeit vielleicht erst im Laufe von Generationen erwartet werden darf. Da aber das Neue seiner Lebensanschauung so groß und mannigfaltig ist, war es zu begreifen, dass manche der Zeitgenossen (z. B. Börne und Menzel), aber auch der späteren Geschlechter die Hoheit seines Strebens und die fruchtbringende Kraft seiner Weltanschauung gröblich verkannt haben; unter den neuern hat der Jesuit A. Baumgartner in seiner Schrift »G., sein Leben und seine Werke« (2. Aufl., Freiburg 1885–86, 3 Bde.) die verhängnisvollsten Irrtümer über den Dichter verbreitet.

      Goethes äußere Erscheinung, Bildnisse, Statuen.

      (Hierzu Tafel »Goethe-Bildnisse«.)

      Die Zeugnisse der Zeitgenossen sind einstimmig in der Bewunderung von Goethes stattlicher, eindrucksvoller Erscheinung, namentlich seines großen, leuchtenden und sprechenden Auges. Malerei und Plastik haben denn auch gewetteifert, sein Äußeres in Gemälden, Kupferstichen, Lithographien, Medaillen, Büsten und Statuen darzustellen. Über die Bildnisse hat vor allen Fr. Zarncke eingehende Forschungen angestellt, der in seiner Schrift »Kurzgefaßtes Verzeichnis der Originalaufnahmen von Goethes Bildnis« (Leipz. 1888) 124 hierher gehörige Kunstwerke aufzählt. Als die bedeutendsten sind zu nennen: das Brustbild von Kraus (1776), das Ölgemälde von May (1779, s. Tafel), die Büste von Trippel (Rom 1787, s. Tafel), das große Ölgemälde Tischbeins (G. unter antiken Steintrümmern, Rom 1787), der große Stich von Lips (nach einer Zeichnung, 1791), das Aquarell von Heinr. Meyer (G. im Reisekleid, 1797), die Büsten von Fr. Tieck (1801 u. 1820), die Bildnisse von Jagemann (1806 u. 1817, s. Tafel), das Ölgemälde von G. Kügelgen (1808), die Büste und das Medaillon von Schadow (1816 u. 1817), die Büste und Statuette von Rauch (1820, s. Tafel, u. 1825), die Zeichnungen von Schwerdtgeburth (1822 u. 1832), die Bildnisse von Kolbe (1822, s. Tafel) und Vogel v. Vogelstein (1824 u. 1826), das Porzellangemälde von Sebbers (1826), das Ölgemälde von Stieler (1828, СКАЧАТЬ