Tagebücher 1818 - 1832. Johann Wolfgang von Goethe
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Название: Tagebücher 1818 - 1832

Автор: Johann Wolfgang von Goethe

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783849616786

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СКАЧАТЬ – Außer einigen tiefgefühlten Gedichten schrieb G. in dieser Periode nur kleine Dramen, die zumeist für die Ausführung auf dem von ihm selbst geleiteten Liebhabertheater bestimmt waren: die entzückenden »Geschwister« (1776), »Lila« (1777), mit Anspielung auf das Verhältnis des Herzogs und der Herzogin, den »Triumph der Empfindsamkeit« (1778), mit starker Satire gegen die herrschende Gefühlsseligkeit, »Jeri und Bätely«, »Die Fischerin«, »Scherz, List und Rache«, vor allem aber »Iphigenie auf Tauris« (1779), welches Stück, damals in Prosa abgefasst, bei der Ausführung sogleich tiefen Eindruck machte. Daneben gelangen dem Dichter die Anfänge des »Wilhelm Meister« und des »Torquato Tasso«, während »Elpenor« und »Die Geheimnisse« leider immer Fragment blieben. Schon seit der zweiten Schweizerreise, die G. in Gemeinschaft mit dem Herzog in den Monaten September 1779 bis Januar 1780 unternahm, war eine Wandlung seines Innern unverkennbar geworden. Der Dreißigjährige befestigte sich mehr und mehr in idealer Lebensauffassung und in dem Vorsatz zu rastloser Tätigkeit. Als dann 1781 das Noviziat seines Verhältnisses zu Frau v. Stein mit einer endgültigen Festsetzung der einzuhaltenden Grenzen abgeschlossen war, steigerte sich sein leidenschaftlicher Bildungseifer, sein tiefes Verlangen nach Veredlung seines gesamten Seins. Indessen fühlte er mehr und mehr die Hindernisse, die ihm die weimarischen Verhältnisse hierbei entgegenstellten; es war eine gewisse Ernüchterung eingetreten, die anfangs empfundene Anregung der Geschäfte war verflogen, das Verhältnis zum Herzog des öfteren getrübt, vor allem aber empfand es der Dichter als schweren Druck, dass ihm die Vollendung seiner poetischen Arbeiten erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wurde. Alles dies bewog ihn, sich für längere Zeit von den Fesseln des Amtes zu befreien: mit Zustimmung des Herzogs, aber ohne Wissen andrer Personen trat er 3. Sept. 1786 von Karlsbad aus die lang erwünschte Reise nach Italien an.

      Während dieser in Italien verbrachten Zeit vollendete sich die innere Wandlung des Dichters (vgl. »Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau v. Stein und Herder« in den »Schriften der Goethe-Gesellschaft«, Bd. 2, Weim. 1886; R. Haarhaus, Auf Goethes Spuren in Italien, Leipz. 1896 bis 1897, 3 Bde.). Es war eine ernst aufgefasste Bildungsreise, während deren die Kunstbetrachtungen im Vordergrund standen, eine Reise, die des Dichters ästhetische Weltanschauung zur Reise brachte. Über München und den Brenner fuhr er nach Verona und Venedig, der durch Palladios Meisterwerke geschmückten Stadt, in der er über 14 Tage verweilte; nach kurzem Aufenthalt in Ferrara und Bologna eilte er nach Rom, wo er 29. Okt. 1786 durch die Porta del popolo einzog. Im Verkehr mit deutschen Künstlern, Bury, Schütz, Dannecker, Lips, Trippel, Reiffenstein, Heinrich Meyer, mit Angelika Kauffmann und dem Dichter Karl Philipp Moritz, unter historischen wie kunsthistorischen Studien, die Schätze des Vatikans emsig würdigend und vor allem Michelangelos Größe tief erfassend, verbrachte er hier bedeutungsvolle Monate. Am 22. Febr. 1787 reiste er nach Neapel weiter, wo statt der Kunst nunmehr das bunte, südlich-bewegte Volkstreiben mit Bewunderung verfolgt wurde. Mit dem Maler Heinrich Kniep, der ihm außer Philipp Hackert hier in Neapel Anregungen bot, fuhr G. 29. März nach Sizilien weiter, dessen Naturwunder, Kunstschätze und Altertümer ihm Eindrücke gaben, die er als »unzerstörlichen Schatz seines Lebens« betrachtete. Auf der Rückkehr verbrachte er die zweite Hälfte des Mai wieder in Neapel, dann die Zeit vom Juni 1787 bis zum April 1788 abermals in Rom, wo Angelika Kauffmann ein Ölbild, Trippel die berühmte Apollobüste des Dichters schuf. Hier in Rom, wo er seine Kräfte wiederum den mit tiefstem Ernst betriebenen Bildungsinteressen widmete, gewann er in Maddalena Riggi, der »schönen Mailänderin«, eine bewundernd zu ihm ausschauende Freundin, in der jugendlichen Faostina Antonini die Geliebte, die neben Christiane Vulpius in den »Römischen Elegien« verewigt wurde (vgl. Carletta, G. a Roma, Rom 1899). Der Gewinn der Reise bestand in einer Vertiefung seiner Kunstanschauungen und in allseitiger Bereicherung seines inneren Lebens; er hatte die Umarbeitung der »Iphigenie«, des »Egmont« und mehrerer Singspiele der früheren Zeit vollendet, die des »Tasso« wesentlich gefördert, die Arbeit am »Faust« fortgeführt und daneben neue bedeutende Pläne, wie den der »Nausikaa«, entworfen.

      Von der Rückkehr aus Italien bis zu Schillers Tod (1788–1805).

      Nach diesen reichen Jahren der italienischen Reise folgte eine schmerzliche Reaktion. Namentlich Frau v. Stein hatte dem Dichter die heimliche Flucht verübelt; nur spärliche und z. T. heftig grollende Briefe hatte sie ihm nach Italien gesandt; auch den am 18. Juni 1788 Heimkehrenden empfing sie mit Zurückhaltung, ja Kälte, und wenn er mit Begeisterung von den herrlichen Eindrücken Italiens erzählte, fühlte sie sich hierdurch verletzt. Dazu kam, dass G. bald nach seiner Rückkehr den Liebesbund mit Christiane Vulpius einging, die ihm als Bittstellerin für ihren Bruder, den Verfasser des »Rinaldo Rinaldini«, im Park zu Weimar begegnet war und seine sinnliche Natur durch ihre Jugendfrische und Schönheit entzückte. Frau v. Stein konnte dem Dichter den Verstoß gegen die Sitte nicht verzeihen, und so kam es im Sommer 1789 zu dem Goethes Seele tief erschütternden Bruch mit der Frau, die ihm für seine geistige Entwickelung mehr geboten hatte als irgend eine andre. Auch der Misserfolg der ersten Sammlung seiner »Schriften«, die 1787–90 bei Göschen in Leipzig erschienen und den Himburgschen Nachdruck beseitigen sollten, verstimmte ihn; vollends aber war ihm die große Erscheinung der französischen Revolution, da er weiter schaute als die andern, von Anfang an peinlich und bedrückend. G., dessen höchstes Streben auf die Steigerung und Vertiefung des individuellen Lebens gerichtet war, besaß geringeres Verständnis für die Bewegungen des Gesamtbewußtseins, die Erhebung der Massen. Im Frühjahr 1790 war er, dem Christiane 25. Dez. 1789 den ersten Sohn geschenkt hatte, zur Begrüßung der Herzogin Anna Amalia abermals nach Italien und zwar nach Venedig gereist, wo er 31. März eintraf. Aber der Zauber der Lagunenstadt und des südlichen Volkes waren für ihn diesmal entschwunden; seine Liebe für Italien hatte einen tödlichen Stoß erfahren. »Ich bin«, so schrieb er, »ein wenig intoleranter gegen das Sauleben dieser Nation als das vorige Mal.« Die »Venezianischen Epigramme« legen Zeugnis von dieser verbitterten Stimmung ab. Im Juli 1790 folgte G. seinem Herzog in das schlesische Lager, wo König Friedrich Wilhelm II eine diplomatisch-militärische Intervention zu unrühmlichem Abschluss brachte. Zwei Jahre später beteiligte sich G., wiederum im Gefolge seines Herzogs, an dem Feldzug nach Frankreich, der freilich noch viel jämmerlicher endete und z. T. von dem Dichter eindrucksvoll beschrieben wurde. Auch 1793 war er bei der Belagerung von Mainz, die er ebenfalls beschrieb, zugegen. In dieser Zeit waren ihm außer den unvergleichlichen »Römischen Elegien« der »Reineke Fuchs« und der Abschluss des »Tasso« gelungen. Im »Reineke Fuchs« lieferte er eine durch den Hexameter besonders glücklich gehobene Neubearbeitung des niederdeutschen Werkes; im »Tasso« schuf er ein Meisterwerk, in dem er die Psychologie des Dichters, das Schwanken zwischen Traum und Wirklichkeit, mit unvergleichlich tiefer Divination erschloss. Daneben suchte er in dem dramatisch wirksamen, aber peinlichen »Groß-Cophta«, dem »Bürgergeneral«, den unvollendeten »Aufgeregten« und der »Reise der Sohne Megaprazons« die Eindrücke des ihm unheimlichen Zeitlebens ohne Erfolg poetisch zu ergründen.

      Neuen Inhalt und unerwartet reiche Anregungen erfuhr G. durch die freundschaftliche Verbindung mit Schiller. Am 13. Juni 1794 richtete dieser an G. die Aufforderung, sich an der neuen Zeitschrift »Die Horen« zu beteiligen; am 24. sprach G. seine Zustimmung aus. Im Juli und August kam es zu einer Annäherung, und vollends nach Empfang von Schillers tiefdringendem Briefe vom 22. Aug. 1794 erkannte G., welch unerwarteter Gewinn ihm durch die neue Freundschaft erwuchs. Hatten doch beide zuvor teils abwartend, teils ablehnend einander aus der Ferne beobachtet; jetzt war ihre Entwickelung zu dem Punkte gelangt, wo sie einander ganz nahe gerückt waren und im Innersten verstanden. Der Freundschaftsbund, der allen Intrigen unedler Neider, wie z. B. Kotzebues, zum Trotz ungetrübt fortbestand, ward beiden Männern zum Segen. G. erfuhr von Schiller vielfältigste Anregung zu poetischer Arbeit: soz. B. war es Schillers Verdienst, dass der immer noch fragmentarische »Faust« wieder aufgenommen und zum Abschluss gebracht wurde. Dagegen endete das schon früher mehrmals getrübte Verhältnis zu Herder 1796 durch Herders Schuld mit einer dauernden Entfremdung der einstigen Freunde. Neue Aufgaben waren dem Dichter seit 1791 durch die Begründung des ständigen Hoftheaters, dessen Leitung ihm oblag, erwachsen. Jetzt, unter Schillers Anteil, besonders seit dessen Übersiedelung nach Weimar (1799), gelang es unserm Dichter, den idealistischen Stil des Théâtre Français mit einigen Umbildungen und Vertiefungen СКАЧАТЬ