Tagebücher 1818 - 1832. Johann Wolfgang von Goethe
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Название: Tagebücher 1818 - 1832

Автор: Johann Wolfgang von Goethe

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783849616786

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СКАЧАТЬ die Universität Jena, die Begründung der »Neuen Jenaer allgemeinen Literaturzeitung«, die immer reger betriebenen tiefdringenden naturwissenschaftlichen Studien und anderes in Anspruch. Unter seinen poetischen Arbeiten ist die Vollendung von »Wilhelm Meisters Lehrjahren« (1794–96, 4 Bde.) in erster Linie zu nennen. In diesem Werke schuf G. den ersten epochemachenden Bildungsroman der deutschen Literatur; ursprünglich beabsichtigte er nur eine Schilderung des Theaterwesens jener Zeit zu geben, später führte er jedoch seinen Helden aus dieser Sphäre in die mit immer wärmerem Anteil geschilderte adlige Welt empor und ließ ihn, von einem Milieu zum andern fortschreitend, eine immer reichere und klarere Bildung des Geistes und Herzens gewinnen. Inhalt wie Darstellung des Werkes wurden von entscheidendem Einfluss auf die Produktion der romantischen Schule. Noch weit höher erhob sich G. in »Hermann und Dorothea« (1797), dem Muster des idyllischen Epos, das durch Plastik der Darstellung, Lebenswahrheit, Tiefe des Gefühls und Vollendung des poetischen Stils unerreicht dasteht und, wie Schiller schrieb, den Gipfel der gesamten neuern Kunst bezeichnet (vgl. W. v. Humboldts »Ästhetische Versuche«, s. Humboldt 1); Cholevius, Ästhetische und historische Einleitung nebst fortlaufender Erläuterung zu »Hermann und Dorothea«, 3. Aufl., Leipz. 1897; V. Hehn, Über Goethes »Hermann und Dorothea«, 2. Aufl., Stuttg. 1898). Ihm gegenüber fällt der Versuch einer engeren Anlehnung an Homer, den G. in der »Achilleis« machte, ab, und die »Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten« sind des Dichters zum großen Teil kaum würdig; nur das entzückende »Märchen«, das den Schluss bildet, verrät die große Fülle seiner Kraft. Während weiterhin eine Reihe vortrefflicher Balladen, die er im Wettkampf mit Schiller, namentlich 1797, schrieb, in weitesten Kreisen beliebt geworden sind, ist dagegen die allzu stark stilisierte »Natürliche Tochter« (1803), in der G. noch einmal die Erscheinungen der französischen Revolution widerspiegelte, wohl wegen der unklaren und unabgeschlossenen Handlung dem Verständnis des Publikums niemals nahe gerückt, obwohl G. in der Heldin Eugenie einen besonders anziehenden und eigenartigen Frauencharakter schilderte. Mit Schiller gemeinsam schrieb er 1796 die ungeheures Aufsehen erregenden »Xenien«, in denen sich beide mit Überlegenheit, Witz und heiligem Ernst gegen die Schäden und Rückständigkeiten des literarischen und wissenschaftlichen Lebens der Zeit wandten (vgl. Boas, Schiller und G. im Xenienkampf, Stuttg. 1851, 2 Tle.; »Xenien 1796«, hrsg. von Erich Schmidt u. Bernh. Suphan, in den »Schriften der Goethe-Gesellschaft«, Bd. 8, Weim. 1893). Mit Eifer förderte G. in dieser Zeit seine kunsttheoretischen und kunsthistorischen Studien: er bearbeitete »Benvenuto Cellinis Leben«, schrieb eine größere Anzahl bedeutender Aufsätze für die Zeitschrift »Propyläen«, die er 1798 bis 1800 herausgab, wandte sich in den Anmerkungen zu Diderots »Versuch über die Malerei« (1799) gegen den Naturalismus in der Kunst und schrieb ein biographisch-kritisches Meisterwerk in seinem »Winckelmann und sein Jahrhundert« (1805). Dabei befestigte er sich ebenso wie in seinen poetischen Werken mehr und mehr in den Tendenzen des klassizistischen Stils.

      Goethes Leben und Schaffen seit Schillers Tod (1805–32).

      Nach Schillers frühem Tod, der G. auf das tiefste erschütterte, vereinsamte er mehr und mehr. Unter den Kriegsunruhen, die nach der Schlacht bei Jena (14. Okt. 1806) auch die Stadt Weimar bedrückten, litt G. schwer. Christiane Vulpius, die sich in den Tagen schwerster Not und Aufregung tapfer bewährt hatte, führte er 19. Okt. 1806 vor den Traualtar. In eben diesem Jahre begann die erste Cottaische Ausgabe seiner Werke zu erscheinen, in die auch der vollendete erste Teil des »Faust« aufgenommen war, den der Dichter unter Schillers regem Anteil in den Jahren 1797–1800 abgeschlossen hatte, und der nunmehr von einer neuen, nach nationaler Erhebung sich sehnenden Zeit als ein Wunderwerk deutscher Geisteskraft gepriesen wurde, während die fragmentarische Veröffentlichung vom Jahre 1790 fast unbeachtet vorübergegangen war. Im Winter 1807/08, den G. größtenteils in Jena verbrachte, gewann er einen tiefen Eindruck von der jungfräulichen Anmut Minna Herzliebs, der Pflegetochter des Buchhändlers Frommann (vgl. Gaedertz, Goethes Minchen, 2. Aufl., Brem. 1889), und er hielt ihr Charakterbild in der Ottilie der »Wahlverwandtschaften« fest, dem tiefsinnigen, kunstvoll komponierten Roman, den er 1809 niederschrieb und 1810 veröffentlichte. Das große Problem der Ehescheidung wird hier von G. in gedankenreicher Darstellung an vier von vielseitigem und tiefstem Innenleben erfüllten Personen geistvoll und durchaus mit der Forderung sittlicher Entsagung behandelt. In der Zeit der Napoleonischen Vorherrschaft zeigte sich G. in nationalen Dingen kleingläubig und als ein entschiedener Bewunderer des französischen Kaisers, der im Oktober 1808 auf der Erfurter Konferenz den Dichter mit großer Auszeichnung behandelte (vgl. Andreas Fischer, G. und Napoleon, 2. Aufl., Frauens. 1900). Auch 1813 war G. von der großen Volksbewegung nur schwach berührt, 1814 durch neue Erfolge Napoleons, 1815 durch seine Rückkehr von Elba peinlich bewegt. Den individuellen Bildungsinteressen ganz und gar sich hingebend, suchte er mit erstaunlicher Kraft immer weitere Bildungskreise zu eröffnen, immer höhere Ideale auszubilden. Sein Streben, auch das geistige Leben in seiner organischen Entwickelung wie einen Naturprozeß aufzufassen, bewährte sich glänzend in »Dichtung und Wahrheit«, der ungemein gedankenreichen, anschaulichen und ansprechenden Lebensgeschichte, deren erste drei Bände 1811–14 erschienen und vor allem die Entwickelung von Goethes Weltanschauung und seinem künstlerischen Vermögen deutlich vergegenwärtigen; der vierte, schwächere Band kam erst 1832, nach Goethes Tode, heraus (vgl. Alt, Studien zur Entstehungsgeschichte von Goethes »Dichtung und Wahrheit«, Berl. 1898). Das »Vorspiel 1807« verrät den gleichen Eifer nach Vertiefung der individuellen Bildung, die »Pandora« in mächtig antikisierender Darstellung die Hoffnung auf die Wiederkehr der Schönheit und des Glücks.

      Eine neue Wendung wurde dem Schaffen des Dichters gegeben, nachdem ihm durch die Hafis-Übersetzung J. v. Hammers die Poesie des Orients eröffnet worden war; das Erlernte unmittelbar zu bedeutsamster Produktion verwertend, schrieb G. die wunderbar tiefgedachten und tiefgefühlten Gedichte des »Westöstlichen Diwan« (1819), in denen eine resolute Lebensauffassung, poetische Hingabe an Liebe und Wein, insbes. aber tiefsinnige Religiosität zum Ausdruck gelangt sind. Wichtigste Lebensanregungen boten ihm zu den wundervollen Liebesliedern des Suleika-Zyklus die glücklichen Stunden, die er in Frankfurt 1814 und 1815 mit der anmutigen und talentvollen Marianne v. Willemer und ihrem Gatten verbrachte (vgl. »Briefwechsel zwischen G. und Marianne v. Willemer«, Stuttg. 1877, 2. Aufl. 1878). 1816 wurde der Dichter durch den Tod seiner Frau tief ergriffen. 1817 legte er die Leitung des weimarischen Hoftheaters, die ihm schon lange keine Freude mehr bereitet hatte, nieder, da er unter den Intrigen der Jagemann (Frau v. Heygendorf), der Geliebten des Herzogs, viel zu leiden gehabt hatte; schließlich gab eine Äußerlichkeit den Ausschlag: der Großherzog hatte gegen Goethes Anordnung befohlen, dass ein Effektstück, »Der Hund des Aubry«, in dem ein dressierter Pudel mitwirken sollte, gespielt werde. Hierauf nahm G. grollend seine Entlassung und schied aus einer Stellung, in der er mit großem Erfolg 26 Jahre lang gewirkt hatte. Noch einmal wurde er von tiefer Liebesleidenschaft ergriffen zu der jugendlichen Ulrike v. Levetzow, mit der er 1822 und 1823 in Marienbad und Karlsbad glückliche Stunden verbrachte, und der er in seiner berühmten »Trilogie der Leidenschaft« ergreifende Verse voll jugendlicher Glut widmete. Doch mehr und mehr machte sich nun das Alter bemerklich. Die fünfzigste Wiederkehr des Tages, an dem er zuerst Weimar betreten hatte, der 7. Nov. 1825, wurde feierlich begangen, wie denn der greise Dichter vom Inland und Ausland wie ein Fürst verehrt und als der größte Mann seiner Zeit anerkannt wurde. Schwere Schicksalsschläge bewegten seine letzten Jahre: 1828 starb sein fürstlicher Freund Karl August, 1829 die edle Großherzogin Luise, 1830 Goethes Sohn August, der ihm freilich infolge seines ungeregelten Lebens viel Kummer bereitet hatte. In rastloser, immer mehr sich ausbreitender Tätigkeit suchte er der niederdrückenden Schmerzen Herr zu werden. Viel beschäftigte ihn der Gedanke der Weltliteratur, d.h. eines internationalen Austausches literarischer Meisterwerke, und wie er selbst alles Gute aus der Fremde mit Dank und Gewinn aufnahm, so übten seine Dichtungen immer gewaltigere Nachwirkung in allen Kulturländern. Die letzten Lebensjahre waren der Vollendung von »Wilhelm Meisters Wanderjahren« und des zweiten Teiles vom »Faust« gewidmet: in den ersteren bot G. ein Werk von zumeist nur wenig ansprechender Darstellung, aber außerordentlich tiefem Gehalt; einige der eingestreuten Novellen, namentlich »Der Mann von fünfzig Jahren«, sind zwar auch durch die poetische Form anziehend, aber mehr als die konkrete Darstellung wirken die gewaltigen theoretischen Erörterungen über Erziehung, Wirtschafts- und Staatsleben. СКАЧАТЬ