Название: ZwölfUhrTermin
Автор: Nora Adams
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Termin-Reihe
isbn: 9783947115136
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Marius half ihr die Küche aufzuräumen und lief daraufhin wortlos in sein Zimmer, nur um kurz darauf wieder die Musik anzustellen, die man im ganzen Haus hörte.
Müde. Anni war erschöpft, sie fühlte sich schlapp und doch wusste sie, dass sie sich eine Auszeit nicht gönnen konnte, denn dann würde Familie Weishaupt sang- und klanglos untergehen. Einen kurzen Moment gönnte sie sich jedoch, indem sie sich einfach an den Tisch setzte, die Füße auf dem gegenüberliegenden Stuhl ablegte und mit den Händen die Ohren zuhielt, sodass sie wenigstens ein paar Minuten Ruhe finden konnte.
Nachdem Anni später das Essen für alle vorbereitet hatte, machte sie sich auf den Weg zum Sport. Sie mochte es, dass es ein derartiges Angebot in der Gemeinde gab und sie nicht erst nach Köln fahren musste, um das nächste Fitnessstudio nutzen zu können. Wenn man in solch einem kleinen Kaff wohnte, lernte man, genau die Angebote anzunehmen, die man auch mal ohne Auto erreichen konnte.
»Hi, Anni, spät dran heute!«, wurde sie von der Trainerin begrüßt, die ihr mit ausgestreckter Hand eine bereitliegende Gymnastikmatte zuwies.
»Ging nicht eher«, antwortete sie knapp und begann, ihre Muskeln zu dehnen und sich aufzuwärmen. Der Altersdurchschnitt in dieser Gruppe lag definitiv über fünfzig, weil Bodengymnastik bei der jüngeren Generation scheinbar nicht mehr so angesehen war. Annis Rücken dankte es ihr jedoch jede Woche, dass sie sich um ihren Körper kümmerte.
Einige Sportübungen später räumten sie gemeinsam die Matten in den Geräteraum und fanden sich in der Umkleidekabine, wo das Geschnatter der älteren Damen längst volle Fahrt aufgenommen hatte, wieder.
»Nein, und sie hat ihn wirklich verlassen?«, hinterfragte Hiltrud geschockt. Anni wusste sogleich, um wen es sich handelte, denn, dass die Eheleute Rommelfangen sich getrennt hatten, war am Sonntag schon das Top-Thema nach der Kirche.
»Ja. Das muss man sich mal vorstellen. Da gehen die mit großem Tamtam heiraten, bauen einen Luxusbunker …«
»Es ist ein normales Haus«, warf Anni ein. Nicht dass man sie wahrgenommen hätte, die Faszination alles zu dramatisieren, ließ die Dorfgemeinde über Leichen gehen.
»… setzen drei Kinder in die Welt – Gott hab sie selig – und dann trennen sie sich, weil der Mann eine andere hat«, endete sie mit ihrem Vortrag und kassierte zustimmendes Nicken aller Anwesenden.
»Die Kinder sind nicht tot, sie haben jetzt lediglich getrennte Eltern«, versuchte Anni auf das unfassbar übertriebene ›Gott hab sie selig‹ einzugehen. Im Aufplustern waren diese Damen unschlagbar.
»Lediglich?«, echauffierte sich Brunhilde augenblicklich. Ganz toll, Anni. Sonst hört dir hier keine Sau zu und wenn du dich mal unglücklich ausdrückst, wird direkt darauf hingewiesen.
»Ich wollte das keineswegs verharmlosen, sondern einfach darauf hinweisen, dass die Kinder heute viel stärker sind, gewisse Situationen meistern können. Sicher ist das schwer für sie und ich wünsche es keinem, aber …«
»Kindchen, man heiratet nicht, um sich dann zu trennen, nur weil der Mann sich mal nach einer anderen umgeguckt hat«, fuhr ihr Brunhilde abermals über den Mund.
Wie bitte? »Frau Rommelfangen wird von ihrem Mann hintergangen und ihr nehmt ihn in Schutz?« Was war das denn für eine haarsträubende Logik?
»Früher hat man solche Krisen überstanden. Die Leute haben heute kein Durchhaltevermögen mehr.«
»Also jetzt schlägt es ja Dreizehn!« Anni stemmte ihre Faust in die Hüfte und sah in die Runde, die ihre volle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hatte. »Sie wurde verdammt nochmal betrogen und hat alles Recht der Welt sich von ihm zu trennen. Zumal uns das überhaupt nichts angeht. Wenn die beiden denken, dass ihre Ehe beendet ist, haben wir das stillschweigend zu akzeptieren. Warum sollten sie sich durch ihr Leben quälen, wenn sie beide glücklich sein können? Man lebt nur einmal!«
Vereinzelt senkten sich die Köpfe, was Anni als ein Schuldeingeständnis auffasste. Nicht so Brunhilde, die sich gerade vor ihr aufbäumte.
»Pass mal auf, Kindchen. Komm du erst in unser Alter. Erlebe du das, was wir erlebt haben, dann reden wir weiter. Du hast doch keine Ahnung, wie das Leben funktioniert.« Sie griff sich ihre Sporttasche und verließ die Halle.
Als Anni ihre Sachen ebenfalls zusammengepackt hatte und auf dem Heimweg war, fragte sie sich, warum sie das eigentlich mitmachte? Klar, der Sport war wichtig, aber jede Woche dieses gleiche stupide Gerede und Geläster über die Dorfbewohner? Anni wollte gar nicht wissen, was sie über ihre Familie sprachen. Ihr Mann war oft unterwegs, weil er für manche Gespräche zu den Kunden reisen musste. Ihre Kinder wurden recht locker erzogen, gingen beide nicht auf die hiesige Schule, sondern auf ein privates Gymnasium in Köln. Familie Weishaupt fügte sich ins Dorfleben ein, ja. Dennoch waren sie speziell, wenn man das aus der Sicht der Gymnastikdamen sah.
Start-up
»Morgen, Sina. Gibt’s was Akutes?«, fragte Marc, während er an ihr vorbeiging und sein Büro betrat. Denn wenn es nichts Brennendes gab, würde er nach dem Acht-Uhr-Termin erst mal die Investitionsmöglichkeiten studieren, die ihm dieser Weishaupt gestern mitgegeben hatte.
Traf er doch tatsächlich den heißen Rotschopf in dessen Büro. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Diese Frau hatte СКАЧАТЬ