ZwölfUhrTermin. Nora Adams
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Название: ZwölfUhrTermin

Автор: Nora Adams

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Termin-Reihe

isbn: 9783947115136

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СКАЧАТЬ aus dem Augen­win­kel, wie er ih­rem Wort stumm folg­te. Of­fen­sicht­lich hat­te Ma­ri­us ein schlech­tes Ge­wis­sen und ver­such­te es sich mit Haus­ar­beit rein­zu­wa­schen. Um das Ge­spräch wür­de er den­noch nicht drum­he­rum kom­men. Drei­zehn Jah­re war er alt. Ja, ist es denn zu fas­sen? An­nis Mutter war wirk­lich lieb, den­noch hät­te sie sich ei­ne zwei­mona­ti­ge Aus­gangs­sper­re ein­ge­han­delt, wä­re sie in dem Al­ter beim Knut­schen er­wischt wor­den. Wo­mög­lich hät­te sie auf ein Mäd­chen­in­ter­nat wech­seln müs­sen. Ih­ren Kin­dern muss­te man nicht er­klä­ren, wo die Ba­bys her­ka­men, sie wuss­ten, was Sex war. Außer­dem waren sie heu­te de­fi­ni­tiv auf­ge­klär­ter, als sie es selbst da­mals war und doch be­schlich sie ein un­gu­tes Ge­fühl da­bei, dass ihr Sohn sich schein­bar alt ge­nug fühl­te, um sich dem an­de­ren Ge­schlecht auf die­ser Ebe­ne zu nä­hern.

      Ma­ri­us half ihr die Kü­che auf­zu­räu­men und lief da­rauf­hin wort­los in sein Zim­mer, nur um kurz da­rauf wie­der die Musik an­zu­stel­len, die man im gan­zen Haus hör­te.

      Mü­de. An­ni war er­schöpft, sie fühl­te sich schlapp und doch wuss­te sie, dass sie sich ei­ne Aus­zeit nicht gön­nen konn­te, denn dann wür­de Fa­mi­lie Weis­haupt sang- und klang­los un­ter­ge­hen. Ei­nen kur­zen Mo­ment gönn­te sie sich je­doch, in­dem sie sich ein­fach an den Tisch setz­te, die Fü­ße auf dem ge­gen­über­lie­gen­den Stuhl ab­leg­te und mit den Hän­den die Oh­ren zu­hielt, so­dass sie we­nigs­tens ein paar Mi­nu­ten Ru­he fin­den konn­te.

      Nach­dem An­ni spä­ter das Es­sen für alle vor­be­rei­tet hat­te, mach­te sie sich auf den Weg zum Sport. Sie moch­te es, dass es ein der­ar­ti­ges An­ge­bot in der Ge­mein­de gab und sie nicht erst nach Köln fah­ren muss­te, um das näch­ste Fit­nesss­tu­dio nut­zen zu kön­nen. Wenn man in solch ei­nem klei­nen Kaff wohn­te, lern­te man, ge­nau die An­ge­bo­te an­zu­neh­men, die man auch mal oh­ne Auto er­rei­chen konn­te.

      »Hi, An­ni, spät dran heu­te!«, wur­de sie von der Trai­ne­rin be­grüßt, die ihr mit aus­ge­streck­ter Hand ei­ne be­reit­lie­gen­de Gym­nas­tik­mat­te zu­wies.

      »Ging nicht eher«, ant­wort­ete sie knapp und be­gann, ih­re Mus­keln zu deh­nen und sich auf­zu­wär­men. Der Alters­durch­schnitt in die­ser Grup­pe lag de­fi­ni­tiv über fünf­zig, weil Boden­gym­nas­tik bei der jün­ge­ren Ge­ne­ra­tion schein­bar nicht mehr so an­ge­se­hen war. An­nis Rü­cken dank­te es ihr je­doch je­de Wo­che, dass sie sich um ih­ren Körper küm­mer­te.

      Ei­ni­ge Sport­übun­gen spä­ter räum­ten sie ge­mein­sam die Mat­ten in den Ge­rä­te­raum und fan­den sich in der Um­klei­de­ka­bi­ne, wo das Ge­schnat­ter der äl­te­ren Damen längst vol­le Fahrt auf­ge­nom­men hat­te, wie­der.

      »Nein, und sie hat ihn wirk­lich ver­las­sen?«, hin­ter­frag­te Hil­trud ge­schockt. An­ni wuss­te sog­leich, um wen es sich han­del­te, denn, dass die Ehe­leu­te Rom­mel­fan­gen sich ge­trennt hat­ten, war am Sonn­tag schon das Top-The­ma nach der Kir­che.

      »Ja. Das muss man sich mal vor­stel­len. Da ge­hen die mit gro­ßem Tam­tam hei­ra­ten, bauen ei­nen Luxus­bun­ker …«

      »Es ist ein nor­ma­les Haus«, warf An­ni ein. Nicht dass man sie wahr­ge­nom­men hät­te, die Fas­zi­na­tion alles zu dra­ma­ti­sie­ren, ließ die Dorf­ge­mein­de über Lei­chen ge­hen.

      »… set­zen drei Kin­der in die Welt – Gott hab sie se­lig – und dann tren­nen sie sich, weil der Mann ei­ne an­de­re hat«, en­de­te sie mit ih­rem Vor­trag und kas­sier­te zu­stim­men­des Ni­cken aller An­we­sen­den.

      »Die Kin­der sind nicht tot, sie ha­ben jetzt le­dig­lich ge­trenn­te Eltern«, ver­such­te An­ni auf das un­fass­bar über­trieb­ene ›Gott hab sie se­lig‹ ein­zu­ge­hen. Im Auf­plus­tern waren die­se Damen un­schlag­bar.

      »Le­dig­lich?«, echauf­fier­te sich Brun­hil­de augen­bli­cklich. Ganz toll, An­ni. Sonst hört dir hier kei­ne Sau zu und wenn du dich mal un­glü­cklich aus­drückst, wird direkt da­rauf hin­ge­wie­sen.

      »Ich woll­te das kei­nes­wegs ver­harm­lo­sen, son­dern ein­fach da­rauf hin­wei­sen, dass die Kin­der heu­te viel stär­ker sind, ge­wis­se Si­tua­tio­nen meis­tern kön­nen. Si­cher ist das schwer für sie und ich wün­sche es kei­nem, aber …«

      »Kind­chen, man hei­ra­tet nicht, um sich dann zu tren­nen, nur weil der Mann sich mal nach ei­ner an­de­ren um­ge­guckt hat«, fuhr ihr Brun­hil­de aber­mals über den Mund.

      Wie bit­te? »Frau Rom­mel­fan­gen wird von ih­rem Mann hin­ter­gan­gen und ihr nehmt ihn in Schutz?« Was war das denn für ei­ne haar­sträu­ben­de Lo­gik?

      »Frü­her hat man sol­che Kri­sen über­stan­den. Die Leu­te ha­ben heu­te kein Durch­hal­te­ver­mö­gen mehr.«

      »Al­so jetzt schlägt es ja Drei­zehn!« An­ni stemm­te ih­re Faust in die Hüf­te und sah in die Run­de, die ih­re vol­le Auf­merk­sam­keit auf sie ge­rich­tet hat­te. »Sie wur­de ver­dammt noch­mal be­tro­gen und hat alles Recht der Welt sich von ihm zu tren­nen. Zu­mal uns das über­haupt nichts an­geht. Wenn die bei­den den­ken, dass ih­re Ehe be­en­det ist, ha­ben wir das still­schwei­gend zu ak­zep­tie­ren. Wa­rum soll­ten sie sich durch ihr Le­ben quä­len, wenn sie bei­de glü­cklich sein kön­nen? Man lebt nur ein­mal!«

      Ver­ein­zelt senk­ten sich die Köp­fe, was An­ni als ein Schuld­ein­ge­ständ­nis auf­fass­te. Nicht so Brun­hil­de, die sich ge­ra­de vor ihr auf­bäum­te.

      »Pass mal auf, Kind­chen. Komm du erst in un­ser Al­ter. Er­le­be du das, was wir er­lebt ha­ben, dann re­den wir weiter. Du hast doch kei­ne Ah­nung, wie das Le­ben funk­tio­niert.« Sie griff sich ih­re Sport­ta­sche und ver­ließ die Hal­le.

      Als An­ni ih­re Sa­chen eben­falls zu­sam­men­ge­packt hat­te und auf dem Heim­weg war, frag­te sie sich, wa­rum sie das eigent­lich mit­mach­te? Klar, der Sport war wich­tig, aber je­de Wo­che die­ses glei­che stu­pi­de Ge­re­de und Ge­läs­ter über die Dorf­be­woh­ner? An­ni woll­te gar nicht wis­sen, was sie über ih­re Fa­mi­lie spra­chen. Ihr Mann war oft un­ter­wegs, weil er für man­che Ge­sprä­che zu den Kun­den rei­sen muss­te. Ih­re Kin­der wur­den recht lo­cker er­zo­gen, gin­gen bei­de nicht auf die hie­si­ge Schu­le, son­dern auf ein pri­va­tes Gym­na­si­um in Köln. Fa­mi­lie Weis­haupt füg­te sich ins Dorf­le­ben ein, ja. Den­noch waren sie spe­ziell, wenn man das aus der Sicht der Gym­nas­tik­damen sah.

      Start-up

      »Mor­gen, Si­na. Gibt’s was Aku­tes?«, frag­te Marc, wäh­rend er an ihr vor­bei­ging und sein Büro be­trat. Denn wenn es nichts Bren­nen­des gab, wür­de er nach dem Acht-Uhr-Termin erst mal die In­ves­ti­tions­mög­lich­kei­ten stu­die­ren, die ihm die­ser Weis­haupt ge­stern mit­ge­ge­ben hat­te.

      Traf er doch tat­säch­lich den hei­ßen Rot­schopf in des­sen Büro. Ein Grin­sen schlich sich auf sei­ne Lip­pen. Die­se Frau hat­te СКАЧАТЬ