Название: ZwölfUhrTermin
Автор: Nora Adams
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Termin-Reihe
isbn: 9783947115136
isbn:
Ein klein wenig Wärme, verursacht durch den Rückhalt, den er durch Finn und die Jungs erfahren durfte, legte sich schützend um sein Herz. Dass die Tür seines Seelenverwandten für ihn offenstand, war ihm bewusst, ohne dass Finn ihm das sagen musste. Das galt auch für die anderen, dennoch war es unerklärlicherweise meistens Finn, zu dem es ihn hinzog, wenn es ihm schlecht ging. Marc wusste, dass er ein Spaßvogel war und als diesen gemocht wurde. Aber es gab tief in seinem inneren eine Wunde, die immer wieder aufriss und ihn überfordert und schmerzerfüllt zurückließ. In diesen Momenten war er einfach froh, die Jungs zu haben. Schnell schob er den Gedanken beiseite, denn heute hatte er genug ungelöste Rätsel im Kopf, sodass er sich nicht mit seinen Dämonen auseinandersetzen konnte.
Alexander musste raus, das hatte Prio! Vielleicht hatte Berger tatsächlich einen entscheidenden Hinweis parat, sodass das Ganze endlich ins Rollen kam.
Er nahm den letzten Schluck aus der Flasche, stellte diese in die Küche und ging auf direktem Weg ins Bad. Achtlos warf er seine Klamotten neben den Wäschekorb und drehte schon mal das Wasser der Dusche an. Zwischenzeitlich stellte er sich vor den Spiegel, entfernte den Haargummi, und putzte sich die Zähne, während das prasselnde Geräusch des Wassers wie immer eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte.
Frisch geduscht, lag Marc nur Minuten später in seinem Bett, schaltete den Bildschirm neben ihm ein, aktivierte den Timer und streamte über Netflix eine amerikanische Lawyer-Serie, die er ganz unterhaltsam fand und ihm beim Einschlafen half, weil er seine Gedanken auf etwas anderes als die aktuellen Probleme lenkte.
Schnell drückte Marc seinen Wecker aus. Er schlug die Decke zur Seite und schlurfte in die Küche. Während ihm schon der Duft des frisch aufgebrühten Kaffees in die Nase stieg, den sein getimter Vollautomat ihm jeden Morgen zuverlässig in eine Tasse einlaufen ließ, checkte er die E-Mails auf seinem Handy. Wenn heute nichts Großes anstand, würde er von Zuhause arbeiten. Marc war einfach müde. Keine Nachrichten, die nicht Sina für ihn beantworten konnte, der Kalender gab nur einen wichtigen Termin am Nachmittag vor, den er auch vor Ort wahrnehmen würde, aber bis dahin blieb er im Homeoffice.
Er schrieb Sina eine Mail, dass er von zuhause arbeitete und setzte sich erst mal mit seinem Kaffee an den Tisch, um online die Tageszeitung zu lesen.
Er fühlte sich krank, nachdem er wieder so unruhig geschlafen hatte. Marc war kein Typ, der viel litt. Er gehörte eher zu der Kategorie ›Augen zu und durch‹, war stets zum Scherzen aufgelegt und liebte es, in Gesellschaft zu sein. Doch wenn es ihn erwischte, dann richtig!
Nachdem er sogar einen zweiten Kaffee getrunken hatte, und auf dem neuesten Stand des weltlichen Geschehens war, hörte er, wie sich die Tür öffnete. Ein Schrei, der direkt darauf folgte, ließ ihn zusammenzucken. Er hatte ganz vergessen, dass seine Reinigungskraft heute bei ihm sauber machte.
»Guten Morgen, Monsieur Eden. Sie sind daheim!«, stellte sie erschrocken fest und sah ihn irritiert an, bis sie sich rasch schützend eine Hand vor die Augen hielt und nach Luft schnappte. Sie stand dort wie ein kleines Kind, das sich selbst die Sicht nahm, weil es etwas nicht sehen durfte, dachte er sich schmunzelnd.
»Hallo, Angelique«, grüßte er sie und ging erhobenen Hauptes, nur mit seiner Boxershorts bekleidet und sich am Bauch kratzend, lässig an ihr vorbei. »Sie können jetzt wieder gucken, die Luft ist rein«, sagte er amüsiert, woraufhin sie sich tatsächlich in Bewegung setzte, was er an den Geräuschen im Abstellraum hörte, wo die Putzsachen gelagert wurden. Himmel, sie war fast sein Alter und doch so verklemmt, dass sie ihn nicht mal anblicken konnte? »Bin im Büro«, rief er ihr zu, nachdem er eine Jogginghose und ein Shirt übergezogen hatte. Es dauerte nicht lange, bis es an seiner Tür klopfte.
»Pardon, Monsieur Eden. Ich will Entschuldigung sagen, ich wollte nicht gucken, aber sie waren da und ich war überrascht und …«
»Es ist nichts geschehen, Angelique. Woher hätten Sie wissen sollen, dass ich mich halbnackt in der Küche aufhalte?« Er zwinkerte ihr zu, während ihr abermals die Röte in die Wangen schoß. Okay, das war etwas unangebracht. »Es ist alles okay«, sagte er abschließend und lächelte sie beruhigend an, bevor sie zufrieden dreinblickend ging.
Sie war ein Goldstück, aus tiefstem Herzen loyal und ehrlich. Sie sabberte ihm nicht hinterher wie andere Weiber, die ihn aus irgendwelchen Zeitungen oder dem Internet kannten. Sie erledigte ihre Arbeit zuverlässig und war höflich, sorgte nicht nur für Ordnung und Sauberkeit, sondern auch dafür, dass sein Kühlschrank stets voll war und die Wohnung gemütlich aussah. Sie traute sich zudem, ab und zu etwas Dekoration aufzustellen, und war immer ziemlich nervös, ob es von ihm akzeptiert wurde. Lieber würde er sich die Zunge abbeißen, als irgendetwas zu kritisieren, was sie liebevoll arrangierte. Selbst wenn es mal nicht Marcs Geschmack entsprach, eines war es immer: Es kam aus tiefstem Herzen und das verlieh seinem Zuhause eine angenehme Wärme. Kurz um, er mochte sein Mädchen für alles und sollte sich lieber nicht allzu viele Scherze mit ihr erlauben, denn er wollte sie noch ein wenig behalten.
Wealth Management
»Macht euch eine Pizza in den Ofen, ich komm heute erst am späten Nachmittag aus dem Büro«, sagte Anni in den Hörer, den sie mit der hochgezogenen Schulter gegen ihr Ohr drückte.
»Da wird sich unsere Biotonne aber freuen, wenn es nichts Vegetarisches zum Futtern gibt«, erwiderte Marius schadenfroh und keuchte daraufhin scharf, als er sich vermutlich einen Schlag von Amalia eingefangen hatte. »Mom, deine Höllenbrut schlägt mich!«, meckerte er gleich vorwurfsvoll los und bestätigte Anni ihren vorausgegangenen und wohlwissenden Gedankengang.
»Amalia soll sich den Backfisch warm machen«, riet sie, während sie die Rechnungen von Constantins letzter Geschäftsreise abheftete.
»Mach ich!«, hörte sie sie im Hintergrund rufen.
»Wie war die Deutscharbeit?«
»Easy«, erklärte Marius kurz. »See you, Mom. Ich hab jetzt Kohldampf«, womit er das Gespräch beendete.
»Tschüss, Kinder. Eure Mutter hat euch lieb. Seid schön brav und vertragt euch. Lasst euch das Essen schmecken«, murmelte sie sarkastisch vor СКАЧАТЬ