Название: STARS AND STRIPES (Black Stiletto 3)
Автор: Raymond Benson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Black Stiletto
isbn: 9783958354470
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Später
Es ist beinahe wieder Mitternacht und ich bin gerade erst aus dem Bellevue Hospital zurückgekehrt.
Oh mein Gott, Freddie hatte heute einen Herzinfarkt! Liebes Tagebuch, ich mache mir solche Sorgen. Der Doktor sagt zwar, dass er wieder ganz gesund wird, aber ich habe Freddie noch nie so fertig gesehen. Ich schwöre, ich dachte, er würde in meinen Armen sterben.
Als ich vorhin eine Pause eingelegt habe, ging ich in die Küche, um mir ein Frühstück zu machen. Freddie saß mit einer Zeitung am Tisch und vor ihm stand ein Teller voller Rührei, das er nicht angerührt hat. Es war bereits kalt. Ich weiß nicht, wie lange es da schon stand, aber es mussten einige Stunden gewesen sein. Freddie war kreidebleich und hielt sich einen Arm vor die Brust. Seine Stirn lag in Falten und es schien ihm nicht gutzugehen.
»Freddie? Stimmt was nicht?«
Er schüttelte nur den Kopf. »Ich muss gestern wohl zu viel getrunken haben. Ich hab fürchterliches Sodbrennen.«
Freddie hatte niemals einen Kater. Er hatte die Fähigkeit, Alkohol wie Wasser in sich hineinkippen zu können und dabei noch ein paar Päckchen Zigaretten zu rauchen. Es machte ihm nie etwas aus.
»Hast du schon eine Alka-Seltzer genommen?«, fragte ich auf dem Weg zum Kühlschrank, um den Orangensaft zu holen.
»Wir haben keine.«
»Mist. Wieso hast du mich dann nicht geweckt, Freddie? Ich lauf schnell los und hol dir welche.« Ich goss mir ein Glas Saft ein und sah zu ihm zurück. Da wurde mir klar, dass er ernsthaftere Probleme als nur Sodbrennen hatte. Freddie krümmte sich vor Schmerzen und brachte keine Antwort heraus.
»Freddie!«
Dann verschlimmerte sich sein Gesichtsausdruck. Er riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Mit einer Hand klammerte er sich am Tisch fest, während er aufzustehen versuchte. Weit kam er jedoch nicht. Ich stellte meinen Saft ab und eilte zu ihm – gerade noch rechtzeitig, um ihn aufzufangen, als er in meine Arme fiel.
»Freddie!«
Vorsichtig legte ich ihn auf den Küchenboden. Er wandte sich vor Schmerzen hin und her und atmete nur noch flach. Wenn er versuchte zu sprechen, brachte er nur erstickte Laute hervor.
»Ich rufe einen Krankenwagen!«
Ich wollte ihn nicht allein zurücklassen, aber ich musste es tun. Das Telefon befand sich auf der anderen Seite der Küche. Ich rannte hinüber und wählte die Nummer der Vermittlung. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich richtig verbunden wurde und damit herausplatzen konnte, wohin sie fahren sollten. Nachdem ich aufgelegt hatte, lief ich zu Freddie zurück. Er atmete jetzt etwas besser, aber seine Augen waren wässrig, und aus seiner Haut war sämtliche Farbe gewichen. Der unmittelbare Notfall schien aber bereits vorüber zu sein.
»Versuche dich zu entspannen, Freddie, der Krankenwagen ist bereits unterwegs«, beruhigte ich ihn. Während wir warteten, betete ich darum, ihn nicht zu verlieren. Nicht Freddie – meinen Ersatzvater, meinen Trainer, meinen Freund. Ich weinte sogar ein wenig, aber so, dass er es nicht mitbekam. Ich musste darüber nachdenken, was sie in den Nachrichten über das Rauchen erzählten und wie schädlich es sein konnte. Freddie rauchte eine Menge am Tag. Konnte das die Ursache sein?
Nun, liebes Tagebuch, der Krankenwagen traf etwa zwanzig Minuten später ein, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich lief hinunter zum Vordereingang des Gym und ließ sie herein. Die Notärzte stürmten mit einer von diesen Pritschen auf Rädern nach oben. Einer von ihnen bat mich, im Nebenraum zu warten, aber ich wollte Freddie nicht allein lassen. Sie untersuchten Freddies Vitalwerte und stellten ihm ein paar Fragen, die er überraschenderweise sogar beantworten konnte. Schließlich legten sie ihn auf die Krankenbahre und trugen ihn hinunter und hinaus. Ich bestand darauf, mit ihnen im Krankenwagen zu fahren. Ich schlüpfte eilig in ein paar Turnhosen und ein Sweatshirt, zog mir meine Tennisschuhe an und schnappte meine Handtasche. Ich sah aus, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gefallen – was ja auch stimmte – aber für Eitelkeiten war keine Zeit.
Als wir im Krankenhaus ankamen, fuhren sie ihn direkt in die Notaufnahme. Eine Schwester fragte mich, ob ich eine Verwandte sei. Ich erklärte ihr, dass ich die einzige Familie sei, die Freddie noch besaß, auch wenn wir nicht wirklich verwandt waren. Sie gab mir ein Klemmbrett und wies mich an, ein paar Formulare auszufüllen. Ich beantwortete die Fragen, auf die ich eine Antwort wusste, und gab es ihr zurück. Und dann wartete ich. Und wartete. Und wartete.
Zwischendurch lief ich zu einem Münztelefon und rief Lucy an. Niemand ging ran. Sie und Peter mussten zum Neujahrstag ausgegangen sein. Draußen war es kalt, aber das Wetter war schön. Ich wollte mit irgendjemandem sprechen. Andere Telefonnummern hatte ich nicht dabei, sonst hätte ich Jimmy oder jemand anderes von den Stammgästen des Gym angerufen.
Ich wartete vier Stunden, bis der Arzt herauskam, um mit mir zu sprechen. Da war es bereits nach zehn Uhr abends. Dr. Montgomery war noch sehr jung. Ich dachte mir, dass er aussah, als hätte er gerade erst die Medizinschule hinter sich gebracht.
Natürlich war es ein Herzanfall gewesen. Dr. Montgomery meinte, dass Freddie eine Weile im Krankenhaus bleiben müsste, vielleicht sogar ein paar Wochen! Aber sein Zustand wäre stabil, und sie hatten ihm Medikamente gegeben, damit er sich besser fühlte. Ich fragte, ob ich zu ihm dürfe, aber der Doktor erwiderte, dass Freddie im Moment schlief. Dr. Montgomery schlug vor, dass ich nach Hause gehen und mich ebenfalls etwas ausruhen sollte und wahrscheinlich schon morgen den Patienten besuchen dürfte.
Also bin ich jetzt wieder zurück in meinem Apartment. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich fühle mich ziemlich elend. Ich werde mir ein paar Eier braten und dann ins Bett gehen. Ich schätze, das Gym werde ich morgen wohl schließen müssen.
Bitte, lieber Gott, wenn es dich dort oben geben sollte – mach, dass es Freddie bald wieder besser geht. Bitte, bitte, bitte!
2. Januar
Es war ein langer Tag.
Ich hängte ein Schild an die Tür des Fitnessstudios, mit der Aufschrift: Wegen Krankheit geschlossen. Dann nahm ich den Bus ins Bellevue und durfte glücklicherweise Freddie besuchen. Doch zuerst erklärte mir die Schwester auf seiner Station, dass der Doktor mit mir sprechen wollte. Also war ich wieder zur Untätigkeit verdammt, diesmal in einem kleinen Wartezimmer. Diese Station war offenbar den Herzpatienten vorbehalten, denn auf dem Tisch lagen eine Menge Flyer und Literatur über Herzerkrankungen, zusammen mit Magazinen, die bereits mehrere Monate alt waren. Aber immerhin musste ich nicht lange warten. Dieses Mal erschien ein anderer Arzt. Sein Name war Abramson. Er war älter und wirkte erfahrener als Dr. Montgomery. Er stellte sich mir vor und fragte mich, in welcher Beziehung ich zu dem Patienten stehen würde. Ich erklärte ihm, dass Freddie mein Vermieter und mein Arbeitgeber sei, und wiederholte, dass ich die einzige Familie für ihn wäre, soweit ich wüsste. Der Doktor nickte finster, was ich nicht gerade als gutes Zeichen auslegte.
»Wie geht es ihm?«, fragte ich.
Dr. Abramson antwortete nicht sofort mit: »Oh, es geht ihm gut«, oder: »Er wird wieder ganz gesund werden«. Stattdessen zuckte er ein wenig mit den Schultern und machte eine unentschlossene СКАЧАТЬ