STARS AND STRIPES (Black Stiletto 3). Raymond Benson
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Название: STARS AND STRIPES (Black Stiletto 3)

Автор: Raymond Benson

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Black Stiletto

isbn: 9783958354470

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СКАЧАТЬ Flecken regelrecht übersät und übel zugerichtet gewesen. Sie tat mir so leid. Aber sie hat sich ziemlich gut erholt. Erst kürzlich hat man die Drähte entfernt, sodass sie wieder normale Kost zu sich nehmen kann. Ich bin immer noch begeistert darüber, dass sie darauf bestand, weiterzustudieren. Ihre Mutter und ich schlugen vor, das Semester auszusetzen, um sich zu erholen, aber Gina war schon immer ein willensstarkes Mädchen gewesen. Sie war entschlossen, auf ihrer Schule als Schauspielerin und Tänzerin einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, und deshalb kam eine Pause für sie nicht infrage.

      Der psychische Schaden hingegen war etwas, dass sich noch nicht bemessen ließ. Manchmal können die Nachwirkungen eines Traumes auch erst Wochen oder Monate später urplötzlich hervorbrechen. In der Schule suchte sie regelmäßig einen Berater auf, doch das war alles, was sie ihrer Mutter und mir darüber erzählte. Aber es ist ermutigend, dass Gina jedes Mal, wenn wir uns am Telefon unterhalten, glücklich und voller Energie wirkt. Ich denke, sie wird das alles gut verarbeiten. Fürs Erste müssen wir einfach von einem Tag auf den nächsten hoffen.

      Sie hat vor, über die Weihnachtsfeiertage nach Hause zu kommen, und das ist großartig.

      Ich machte zeitig Feierabend und fuhr auf dem Weg nach Hause bei Mom vorbei. Als ich dort eintraf, schlief sie gerade. Nachmittagsnickerchen. Sie schlief derzeit wohl sehr viel. Tat ihr Körper das absichtlich, um so dem frustrierenden Nebelschleier zu entkommen, der ihren Wachzustand bestimmte? Wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre, würde ich so viel wie nur möglich schlafen wollen. Oder sterben. Ich konnte mir nicht ausmalen, was in Judy Talbots Kopf vor sich ging. Ob dort überhaupt noch irgendetwas vor sich ging. Seit die Krankheit bei ihr mit aller Härte zugeschlagen hatte, war meine Mutter immer schweigsamer und zurückgezogener geworden. Früher einmal war sie voller Energie gewesen und ungemein gesellig. Davon war nichts mehr geblieben.

      Maggie war nicht im Pflegeheim, also blieb ich nicht lange. Ich setze mich eine Weile zu meiner Mutter und sah ihr beim Atmen zu. Sie war immer noch eine gut aussehende Frau, obwohl sie zerbrechlich wirkte. Aber ich wusste, dass in diesen dünnen Armen und Beinen noch einiges an Kraft steckte. Wie sie vergangenen Sommer Roberto Ranelli in die Eier getreten hatte, musste man gesehen haben, um es glauben zu können. Hin und wieder erhaschte ich einen kurzen Blick auf die Person, die sie früher einmal gewesen war.

      Manchmal sah ich sogar die Black Stiletto in ihr, auch wenn ich den Namen in ihrer Gegenwart nicht mehr erwähnen durfte. Er löste etwas Schmerzhaftes in ihr aus. Selbst wenn ich ihr etwas über ihr Alter Ego zuflüsterte, schien es sie zu quälen.

      Es gibt noch so vieles, das ich nicht über sie weiß. Bisher habe ich nur zwei der Tagebücher gelesen, die sie mir vermacht hat. Manch einer würde annehmen, dass ich sie alle in einem Rutsch verschlungen hätte, aber das konnte ich nicht. Ich empfinde den Prozess, mich durch diese Bücher zu arbeiten, als sehr verstörend. Ich kann nicht sagen, wieso das so ist. Den ganzen Sommer über hatte ich das zweite Tagebuch nicht angerührt. Als ich mich dann endlich dazu überwunden hatte und es zu Ende las, fühlte ich mich nicht genötigt, mehr zu erfahren. Nachdem ich aus New York zurückgekehrt war, wollte ich am liebsten alles vergessen, was die Black Stiletto betraf, und mich einfach um meine Angelegenheiten kümmern, so als wäre meine Mutter einfach nur Judy Talbot gewesen, als die ich sie kannte.

      Doch dann begannen die wiederkehrenden Albträume, die Panikattacken stellten sich immer häufiger ein und ich befand mich in einem Zustand andauernder Unruhe.

      Obwohl ich es eigentlich besser wusste, dachte ich mir, dass es vielleicht an der Zeit wäre, mehr über die Vergangenheit meiner Mom in Erfahrung zu bringen. Vielleicht würde das meine Ängste mindern.

      Als ich zuhause ankam, bestellte ich mir eine Pizza und begab mich dann in mein behelfsmäßiges Heimbüro. Die Tagebücher und die Schatulle hatte ich ganz hinten in einem Aktenschrank versteckt, begraben unter Aktenordnern. Alles andere – das Kostüm, das Messer, die Pistolen, die Andenken – lagen in einem Bankschließfach. Dort, wo diese Dinge hier sich eigentlich auch besser befinden sollten. Ich behielt sie nur deshalb in meiner Nähe, falls mich meine Neugier wieder zu der Geschichte meiner Mutter zurückziehen sollte, was ich jedoch überaus beunruhigend empfand.

      Ich holte die Schatulle hervor und schloss sie mit dem Schlüssel auf, den ich in meiner Schublade aufbewahrte. Das Geheimnis einer der Andenken hatte ich bereits gelüftet – das der 8mm-Filmrolle. Damit blieben aber immer noch die Anstecknadel der Präsidentschaftswahlen, das herzförmige Medaillon und der goldene Schlüssel. Ich nahm die Anstecknadel heraus und untersuchte sie. Er stammte ganz offensichtlich aus dem Jahre 1960, denn das Gesicht des Präsidentschaftskandidaten der Demokraten und des Anwärters auf das Vizepräsidentenamt waren darauf zu sehen. »Kennedy/Johnson« lautete der Aufdruck.

      Ich griff unter die Ordner, tastete nach dem dritten Tagebuch, welches aus eben diesem Jahr stammte, und zog es heraus. Dann verschloss ich die Schatulle, verstaute sie wieder im Schrank und schob die Schublade zu. Das Tagebuch nahm ich mit ins Wohnzimmer und setzte mich in meinen gemütlichen Sessel.

      Ich atmete tief durch, kämpfte gegen das Unbehagen an, das mir den Rücken hinaufkroch. Das würde schmerzhaft werden, aber ich konnte es auch nicht länger vor mir herschieben.

      Ich öffnete das Tagebuch, begann zu lesen und tauchte erneut in die Welt der Black Stiletto hinab.

      2| Judys Tagebuch 1960

       1. Januar

      Guten Morgen, liebes Tagebuch. Oder sollte ich besser einen guten Nachmittag wünschen? Ich habe bis weit nach Mittag geschlafen und habe einen Mordskater. Mannomann. Mir geht es echt mies. Aber es war eine tolle Party, denke ich. Zumindest der Teil, an den ich mich noch erinnern kann, haha.

      Nachdem ich letzte Nacht hinuntergegangen war, floss der Champagner in Strömen. Ich machte auch den Fehler, ein paar Jack Daniels mit Cola zu trinken. Gegen Mitternacht drehte sich das Gym bereits vor mir. Aber mir wurde nicht schlecht. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich es in mein Zimmer geschafft habe, aber irgendwie muss es mir wohl gelungen sein.

      Das Einzige, woran ich mich noch erinnern kann, ist das, was Lucy mir kurz vor zwölf verraten hat. Sie und Peter haben einen Hochzeitstermin. Irgendwann im Mai, aber den exakten Tag habe ich wieder vergessen. Sie bat mich, ihre Trauzeugin zu werden, und ich bin mir ziemlich sicher, als Antwort gelallt zu haben: »Das mache isch liebend gern, Luuschie!«

      Meine Güte, und schon haben wir 1960. Ich kann es kaum glauben. Ein neues Jahrzehnt. Was wird es für uns bereithalten? Welche Veränderungen wird es mit sich bringen? Eine ganze Menge, oder gar keine? In diesem Jahr wird ein neuer Präsident gewählt werden. Das wird das erste Mal sein, dass ich wählen darf. Nun, genau genommen war ich auch schon ´56 alt genug, aber da ging ich nicht zur Wahl. Keine Ahnung, wieso. Damals war ich wohl zu jung, um mich für so was zu interessieren, schätze ich. Ein neuer Präsident bringt immer ein paar Veränderungen mit sich, oder nicht? Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, gibt es gerade eine Menge Dinge, denen eine Veränderung guttun würde. Auf der ganzen Welt gibt es einige Probleme. Die Kommunisten in Russland machen uns große Sorgen. Sie haben Bomben, und wir haben Bomben. Jetzt, wo Kuba ebenfalls von Kommunisten regiert wird, machen sich die Leute natürlich Sorgen, weil die Gefahr so nah ist. Wird es zu einem Krieg kommen? Gott, ich hoffe nicht. Und sie trainieren Astronauten für einen Flug in den Weltraum. Ob wir zum Mond fliegen werden oder sogar zum Mars? Wäre das nicht toll? Und hier in Amerika wird auch bald die Bombe platzen. Die Schwarzen fordern gleiche Rechte ein. Ob Dr. King diese Menschen zum Sieg führen kann? Ich hoffe, dass es nicht gewaltsam endet.

      Nun, mein Magen sagt mir, dass ich mir darüber erst einmal keine Sorgen machen soll. Ich muss in die Küche und etwas essen, bevor mir doch noch schlecht wird. Vielleicht etwas Toast und Orangensaft. СКАЧАТЬ