KHAOS. Lin Rina
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Название: KHAOS

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959914208

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СКАЧАТЬ er und der tiefe Bass seiner Stimme erzeugte eine warme Gänsehaut auf meinen Schultern, die sich über den ganzen Rücken nach unten zog. Ich unterdrückte den Impuls, mich zu schütteln, und sah ihn weiter unverwandt an.

      »Mein Leben ist mir sehr viel wert«, versuchte ich mich zu erklären, damit er nichts Falsches über mich dachte. »Doch ich kann es nicht mehr lang festhalten. Also muss ich versuchen, dem Leben anderer zu helfen, solange ich kann.« Jetzt schaffte ich es nicht mehr länger, dem Blick aus seinen Augen standzuhalten, und starrte auf meine Hände.

      Khaos blieb still, beobachtete mich, und ich schloss für einen Moment die Augen, um mich seiner Seele zu nähern. In ihm kämpften zwei Gedanken, die um den vorrangigen Platz in seinem Kopf zankten. Rettung und Krieg. Liebe und Hass.

      Liebe zu seiner Familie, Menschen, die immer noch eingefroren waren, um die er sich sorgte und die er in Sicherheit wissen wollte.

      Und Hass gegen die ganze Welt, gegen jeden, der ihm und seiner Familie im Weg stand. Die ihnen die Freiheit, die Einigkeit oder das Leben nehmen wollten. Der Drang, aktiv gegen diese in den Krieg zu ziehen und sie zu vernichten, um seiner Familie so zum Frieden zu verhelfen.

      Es war ein Moment, in dem man etwas Großem gegenüberstand und sich selbst plötzlich über die Maßen klein fühlte. Wie wenn ich mich nachts zu einer Luke im oberen Teil des Wärtertraktes schlich, den Riegel aufdrehte, um die Sterne zu beobachten, und von der Unendlichkeit des Universums überwältigt wurde.

      Nur dass es diesmal nicht die Sterne waren, die mich so in ihren Bann zogen, sondern nur eine einzelne Seele, an der ich so festhing, dass ich fürchtete, mich selbst früher oder später an sie zu verlieren.

      Doch ich machte mir viel zu viele Gedanken über mich selbst.

      Ich blinzelte und hob den Blick. Es gab so viel Wichtigeres zu tun.

      Khaos wurde von meiner Bewegung ebenfalls aus seinen Gedanken gerissen und schnaubte. »Zwei Tage also?«, meinte er und ich nickte. »Dann würde ich vorschlagen, du sagst mir, wo wir hier sind, und ich sage dir, wie der Plan aussieht.«

      Er war so sehr davon überzeugt einen Plan entwickeln zu können, der funktionieren würde, dass ich beinahe gewillt war ihm bedenkenlos zu glauben. Aber meine Erfahrung sagte mir, dass es wahrscheinlich schwieriger werden würde, als er dachte.

      Ich seufzte, schob die Kiste mit dem Verbandszeug beiseite und stützte meine Handflächen auf die Platte des Arbeitstisches. An meinen Händen war die Haut trocken und rissig, und ich zog unauffällig die Ärmel meiner Strickjacke darüber. »Dieser Planet heißt Veko Beta VI«, begann ich und lehnte mein Gewicht mehr auf die Arme, um meinen Rücken zu entlasten. Gerne wollte ich mich setzen, doch ich hatte keinen Stuhl mehr und der Eimer stand so weit weg, dass es mir peinlich war, ihn von dort zu holen. »Es ist ein Gefängnisplanet, der vor etwa fünfzehn zentralen Standardjahren von den Insassen übernommen wurde. Seitdem ist kein einziges Schiff mehr hier gelandet.«

      Äußerlich reagierte er auf meine Informationen überhaupt nicht. Innerlich begann allerdings alles aufzuwallen und ein Gedanke jagte den anderen. Es war so faszinierend zu sehen, wie schnell er zu denken fähig war, dass ich beinahe vergaß weiterzusprechen.

      Verhalten räusperte ich mich. »Dieser Raum ist die ehemalige Kranken­station. Zu ihren guten Zeiten sah sie auch nicht wesentlich besser aus«, erklärte ich und fügte leise hinzu: »Sagte man mir zumindest.«

      Meine Mutter war damals, nach dem Mord an einem Patienten, verurteilt worden. Ihr Opfer war der Schänder und Mörder ihrer Schwester gewesen, ein boshafter Mann, der sein Schicksal vielleicht sogar verdient hatte.

      Doch für meine Mutter war es ein zu hartes Los gewesen, hierhergebracht zu werden.

      Doch natürlich mangelte es den vereinigten Systemen auf solchen Gefängnisplaneten immer an Personal. Welcher ordentliche Arzt erklärte sich auch dazu bereit, sein Leben in einem trostlosen Gefängniskomplex zu verbringen, wenn er nicht gezwungen wurde, dort zu bleiben?

      Meine Mutter hatte den Posten bekommen und sich so ihr Überleben in diesem Loch gesichert. Für einige Zeit jedenfalls. Denn dann hatte eine Verletzung am Rücken sie dahingerafft.

      Ich hatte nichts tun können, um sie zu retten. Die schlimmsten Tage meines Lebens.

      »Die Männer und Frauen, die hier leben, sind fast alle als Verbrecher hierhergekommen, oder hier zu welchen geworden. Nach dem Fall der Station haben sich die meisten von uns auf Boz’ Seite geschlagen. Die, die ihn nicht als Anführer akzeptiert haben, wurden weggejagt und leben in mehreren Clans draußen in der Wüste.«

      Ich war mir unsicher, ob ich erwähnen sollte, dass Boz glaubte, sie hätten ein nicht funktionstüchtiges Schiff. Oder zumindest Teile davon. Doch ich glaubte nicht daran und ich wollte keine Hoffnung schüren, wo eigentlich keine war.

      »Ich kann es sehen, wenn du mir etwas verheimlichst«, sagte Khaos plötzlich und ich zuckte erschrocken zusammen. Ich fühlte mich ertappt und war gleichzeitig verwirrt. »Dein Gesicht verrät dich. Du bist nicht sehr gut darin, Emotionen zu verstecken«, behauptete er.

      Ich verdrehte die Augen. Wenn er wüsste, was ich noch so alles versteckte, dann würde er das nicht sagen.

      »Manche schon, andere nicht«, antwortete ich also, um weiterhin uneindeutig zu bleiben, und fuhr mit meinem Bericht fort. Diesmal ohne irgendwelche Details auszulassen, ob nun wichtig oder nicht. »Es heißt, die Wüstenclans hätten Teile eines Raumschiffes, die man zu einem zusammensetzen könnte, wenn man wüsste wie«, eröffnete ich mit unsicherer Stimme und Khaos hob die Augenbrauen.

      »Aber du glaubst das nicht«, stellte er fest und ich nickte. Ich glaubte es nicht.

      Khaos’ Blick schweifte ab, ging an den Wänden entlang, begutachtete den Raum, bis er die Kapseln entdeckte, die an der Wand standen. »Wenn es keinen anderen Anhaltspunkt gibt, werde ich mich erst einmal versichern müssen, wer von euch beiden recht hat. Boz oder du.« Er wollte also da raus und sehen, was die anderen Clans hatten. Genau wie Boz es wollte.

      Es bereitete mir Unbehagen, dass die beiden scheinbar in die gleiche Richtung strebten, doch es war die einzige Möglichkeit, Gewissheit darüber zu erlangen.

      »Doch bis dahin müssen wir die anderen finden!«, sagte Khaos mit Bestimmtheit und ich sah ihn irritiert an.

      »Welche anderen?«, erkundigte ich mich vorsichtig und blinzelte ein paarmal. Meine Augen wurden trocken, ein sicheres Zeichen, dass meine Medikamente angefangen hatten zu wirken. Bald würde es mir besser gehen.

      Die Muskeln in meinen Beinen schmerzten immer noch und ich zog mich mühsam auf den Tisch, um mich zu setzen. Jetzt war es mir auch egal, was Khaos in diesem Moment darüber dachte, denn seine Seele war mit ganz anderen Sachen beschäftigt als mit mir.

      »Dreiundzwanzig, sagtest du«, wiederholte er meine Worte und ich drehte mich halb zu ihm, um ihm nicht nur meinen Rücken zu zeigen. »Wir waren aber zweiundvierzig!«

      Zweiundvierzig. Ich rieb mir die Augen und verbarg so die Bestürzung, die mich befiel, als ich die Zahl hörte. Neunzehn gefrorene Personen, die er vermisste.

      Doch ich war mir sicher, dass ich dort unten nicht noch mehr gesehen hatte. Ich hatte dreiundzwanzig gezählt, Boz hatte dreiundzwanzig gebracht.

      »Es waren nicht mehr da«, versuchte ich ihm beizubringen und prallte sogleich gegen eine Flutwelle СКАЧАТЬ