KHAOS. Lin Rina
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Название: KHAOS

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959914208

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СКАЧАТЬ nicht zufrieden. Sein Grinsen hatte sich gänzlich aufgelöst, sein Inneres war verstimmt. »Und wann wäre es deiner Meinung nach so weit?«, wollte er wissen und Spott verzerrte seine Stimme, als wäre meine Sicht der Dinge nicht entscheidend für seine Handlungsfreiheit. Schließlich musste er vor seinen Männern zeigen, dass er hier die Befehle gab, und nicht ich.

      »Zwei Tage«, behauptete ich dermaßen überzeugt, dass ich es beinahe selbst geglaubt hätte, und bereute dennoch sofort, nicht drei gesagt zu haben. Doch vielleicht wäre das dann doch zu lang gewesen für Boz’ dünnen Geduldsfaden. Und ich wollte auf keinen Fall, dass dieser riss.

      Aber würde ich mir in so kurzer Zeit eine gute Strategie ausgedacht haben, um das Dilemma, in dem ich und die Menschen aus den Kryokapseln steckten, zu beseitigen? Ich musste wohl.

      »Gut. Ich gebe dir die Zeit. Aber sei dir sicher, dass ich in zwei Tagen wieder hier stehen werde und wenn du dann nicht ein paar willenlose Soldaten für mich hast, dann werde ich deinem sinnlosen kurzen Leben ein Ende setzen!«, drohte er mir. Mit jedem Wort wurde seine Seele finsterer.

      Ich zuckte zusammen und klammerte mich mit der Hand an das Gestell der Liege, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten. Boz war kein Mann von leeren Worten. Er hatte bisher alles, was er angedroht hatte, auch wahr gemacht.

      Doch ich konnte nicht verstehen, wieso ihn die Aussicht, diese genetisch hochgezüchteten Männer nicht als seine Soldaten einzusetzen, so rasend machte, dass er mir mit dem Tod drohte. Das hatte er früher nicht getan. Er musste sich Großes davon versprechen, diese Kampfmaschinen auf seiner Seite zu haben.

      Zittrig atmete ich ein, als sich hinter Boz und Vento die Tür schloss, und strich mir angespannt eine Locke aus der Stirn.

      »Du hast ihn angelogen«, kam es von neben mir und ich zuckte zusammen. Ruckartig zog ich die Hand vom Gestell der Liege weg, drehte mich dem Mann hinter mir halb zu und biss mir auf die Unterlippe. Er lag noch immer, sah mich durch halb geschlossene Augen an, der Blick kritisch, abschätzig. »Warum?«, verlangte er zu wissen und ich wusste schon jetzt, dass ich seinen Augen wahrscheinlich niemals etwas abschlagen könnte.

      »Damit er euch nicht umbringt«, antwortete ich ihm also wahrheitsgetreu und wandte mich verlegen ab.

      Ich sah die Kiste mit dem Verbandszeug und anderen Dingen, die ich immer noch nicht wieder in Ordnung gebracht hatte, und trat an den Tisch neben der Liege, um mich ans Aufräumen zu machen. Die Gegenwart dieses Mannes machte mich fahrig und ich musste meine Finger beschäftigen, damit ich nicht dumm in der Gegend herumstand und nervös meine Hände knetete, während mein Herz zu hüpfen begann.

      »Es klang eher, als wollte er uns für seine Zwecke einsetzen.« Obwohl seine Stimme weiterhin neutral klang, hatten seine Gefühle sich verändert. Wut und Hass strömten an die Oberfläche und richteten sich auf eine Erinnerung, die ich nicht sehen konnte, weil ich nur an der Oberfläche kratzte und mich im Moment nicht tiefer hineinwagte.

      »Ja. Er will euch Hirnsaft saugende Egel in den Nacken setzen. Sie schwächen den freien Willen und machen einen für Befehle zugänglich. Und dann vergiften sie dich, machen dich wahnsinnig und führen zum Tod«, erklärte ich und versuchte, dies gelassen zu tun. Doch meine eigenen Erinnerungen machten mir einen Strich durch die Rechnung, sodass meine Stimme zum Ende hin immer dünner wurde.

      Er nahm die Erklärung einfach hin und lenkte seine Fragen auf einen anderen Punkt. »Warum zwei Tage?«

      Mir begann die Hitze den Rücken hochzusteigen. Es machte mich völlig verrückt, dass er mich die ganze Zeit zu beobachten schien. Jede meiner Bewegungen verfolgte er mit den Augen, jede kleinste Mimik wurde von seiner Seele aufgefangen und bewertet.

      »Es ist kurz genug, dass Boz nicht die Geduld verliert und hoffentlich trotzdem so lange, dass mir was Gutes einfällt, um euch das nicht antun zu müssen«, gab ich zu und steckte steril verpackte Braunülen in eine schmale Metallbox.

      Ein tiefes Lachen erklang und ich hob erschrocken den Kopf. Der Mann mit dem dunklen Haar und den raubtierhaften Augen richtete sich auf der Liege auf, sodass sich seine Bauchmuskeln unter dem schwarzen Oberteil wölbten. Dabei lachte er so laut, dass ich fürchtete, es könnte jemand außerhalb dieses Raumes hören.

      Ganz automatisch streckte ich meinen Sinn in alle Richtungen aus und vergewisserte mich, dass wir in näherer Umgebung allein waren.

      Mir fiel jedoch schreckartig auf, dass die Seele des blonden Hünen viel zu gleichmäßige Wellen schlug. Alarmiert lief ich um den Tisch herum und sah nach ihm. Doch es schien, als ob er bloß eingeschlafen wäre. Wunderlich, fand ich, aber gut. Jeder brauchte seinen Schlaf, vor allem dann, wenn man dehydriert viel zu früh aus einem Koma erwachte.

      »Er ist nur eingeschlafen«, sagte der Dunkelhaarige und beruhigte sich langsam wieder. »Das ist bei Ares so. Der schläft, wo er sitzt und steht.«

      Ich sah ihn verstohlen an. »Ares«, murmelte ich und schob die Hände in die Taschen meiner übergroßen Strickjacke. Jetzt wusste ich wenigstens einen von zwei Namen, auch wenn mir der andere lieber gewesen wäre. Doch er schien es in dem Blick zu sehen, den ich ihm zuwarf, denn er reagierte sofort.

      »Mein Name ist Khaos«, stellte er sich vor und meine Lippen lächelten verlegen, obwohl ich es zu verhindern versuchte. Aber ich konnte nicht. Seinen Namen zu wissen, machte mich unglaublich kribbelig, als würde eine Art Euphorie in mir überkochen.

      »Es war ein Fehler, uns aufzuwecken«, fügte er plötzlich hinzu und sein Gesicht wurde schlagartig ernst. »Und wahrscheinlich auch, mir zu sagen, was dieser Boz mit uns vorhat.«

      »Weil ihr wach seid und uns alle töten werdet, bevor wir euch so was antun können?«, stellte ich die Frage und meinte es eigentlich als Aussage. Ich konnte es in ihm spüren. Er war stark und er wusste, wie er den Hass in sich einsetzen musste, um zu überleben. Er würde sich niemals einfach so ergeben, schon gar nicht, wenn er das Leben seiner Familie gefährdet wusste.

      »Du weißt das und trotzdem hast du dich dazu entschieden, uns zu wecken und mich in den Plan einzuweihen?« Das war eine Frage, doch ich wusste keine Antwort darauf und zuckte nur mit den Schultern.

      »Wie hast du dir das vorgestellt? Zwei Tage, um uns alle ins Leben zurückzuholen, wir fliehen und dein Boz bringt dich um, wenn wir es nicht vorher tun?«, zählte er mir die logischen Schritte auf, die jetzt wohl unweigerlich folgen würden.

      Natürlich wünschte ich mir nicht, dass es so lief. Doch wenn ich es nicht ändern konnte, dann war das wohl der Weg, den ich mit meinem Gewissen hatte vereinbaren können.

      Freudlos schnaubend zog ich die Hände wieder aus den Taschen, die Handflächen nach vorn gerichtet. »Ich bin eine schwache, kranke Frau in einer Höhle voller Ungeheuer. Ich lebe auch so nicht mehr lange. Wieso sollte mein Leben mehr wert sein als das von dreiundzwanzig Menschen?«, eröffnete ich ihm die traurige Wahrheit und wusste selbst nicht, warum ich den Drang verspürte, vor diesem Mann absolut nichts zu verheimlichen.

      8

      Pläne

      Khaos sah mich an, sein Blick gar nicht mehr so abschätzig und misstrauisch wie gerade eben noch. Seine Seele zeigte gemischte Gefühle, von Erstaunen bis Unglauben. Ich hatte ihn beeindruckt und das überraschte mich.

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