KHAOS. Lin Rina
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Название: KHAOS

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959914208

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СКАЧАТЬ hatte ich bei ihm solche Gefühlsausbrüche noch nie gesehen. Im Großen und Ganzen schien Nefrot zu den Männern zu gehören, die noch idealisierte Vorstellungen vom Leben hatten; die etwas durch Können erreichen wollten, nicht durch Gewalt.

      Doch ich hatte schon einige Male gesehen, wie schnell sich Meinungen ändern konnten, wie schnell Prinzipien zerbröckelten.

      In die Seelen der Leute sehen zu können, zeigte mir, wer sie wirklich waren, die hellen und die dunklen Seiten. Man konnte mich nicht belügen. Und auch wenn ich es benutzte, um mich selbst zu schützen, wünschte ich mir manchmal, einfach wie alle anderen zu sein und in Unwissenheit einen gewissen Frieden zu finden.

      Wir liefen an der Balustrade entlang, die einmal um den See führte, den Nefrot mit erschrockenen Empfindungen betrachtete. Als eines der größeren Tiere sich aus dem Wasser hob und uns die spitzen, stachelartigen Schuppen auf seinem Rücken zeigte, zuckte er sogar zusammen.

      »Sind die gefährlich?«, fragte er leise, weil er es nicht wagte, mehr Krach zu machen als nötig, um die Tiere unter uns nicht aufzuschrecken.

      »Ja«, antwortete ich ihm schlicht und lächelte leicht. »Aber sie sind im Wasser. Und sie kommen da auch nicht raus.«

      Nefrot nickte und ich zeigte ihm das Terminal am Ende der Runde, die in einer steil nach oben verlaufenden Wand endete. Etwa vierzig Fuß über uns mündete sie in einer Kuppel, die den See und den restlichen Zellentrakt überspannte. Es war beeindruckend und beängstigend zugleich. Und Nefrot empfand es genauso.

      Er öffnete seine Tasche und zog verschiedene Werkzeuge heraus, um das Terminal zu öffnen. Ich setzte mich ans Geländer, steckte die Füße zwischen den Stäben hindurch und ließ sie über dem See baumeln, auf dessen schwarzer Oberfläche ich mich ölig spiegelte.

      Nefrots Empfindungen waren ganz auf seine Arbeit konzentriert und ich schweifte mit den Gedanken ab. Erschöpft legte ich meine Stirn an die kühlen Stäbe und merkte erst jetzt, dass ich wieder Kopfschmerzen hatte. Ich trank einen Schluck Wasser aus einer Flasche, die ich in meiner Tasche hatte, und bot Nefrot auch welches an, selbst wenn ich schon vorher wusste, dass er es ablehnen würde.

      Aber so ging das Spiel nun mal. Ich musste so handeln, wie ich es tun würde, wenn ich nicht wüsste, was in den Köpfen der Leute passierte. Das fiel mir schwer und nicht immer gelang es mir. Vor allem dann nicht, wenn ich in Gefahr war. Doch da ich allgemein von den meisten für ein bisschen verrückt gehalten wurde, machte ein weiteres seltsames Verhalten auch nichts mehr aus.

      Triumphgefühle wehten zu mir herüber und Nefrot stieß ein »JA!« aus. Ich wandte mich ihm zu und sah, dass das Display sanft zu leuchten begann.

      »Du hast es hingekriegt!«, rief ich freudig aus und kämpfte mich auf die Füße, darum bemüht, mir meine Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Doch Nefrot war sowieso gerade viel zu stolz auf sich selbst, als dass er Augen für mich gehabt hätte.

      »Mal schauen, wie weit wir kommen«, verkündete er mir und begann auf dem Display herumzudrücken. »So, wir haben hier eine Verbrecherkartei, Zellenbelegung, Rationen …« Sein Mut sank ein wenig. »Für alles andere brauchen wir wahrscheinlich ein Passwort oder dergleichen«, gab er niedergeschlagen zu und sah mich ein wenig enttäuscht an. Er hatte gehofft, allein die große Leistung zu vollbringen, mit der er sich rühmen konnte. Doch stattdessen scheiterte er an einem Passwort.

      Es kostete mich große Überwindung, doch ich legte ihm zögerlich die Hand auf den Arm. »Du hast es zum Laufen gebracht. Das ist eine große Leistung«, sagte ich ihm genau das, was er hören wollte und er seufzte, gefangen zwischen gegensätzlichen Gefühlen von Stolz und Versagen.

      »Ich glaube, wir brauchen einen Transponderschlüssel«, erklärte er mir bereitwillig und zeigte auf ein Symbol auf dem Display. Es kam mir augenblicklich bekannt vor. Genau so ein Ding baumelte in meinem Loch von der Decke. Ich hatte es mal aus dem Schutt gezogen und mich am glänzenden Metall erfreut, das mit seinen Verzierungen, die sich für mich später als Schriftzeichen herausgestellt hatten, in verschiedenen Farben glänzte, sobald das Licht darauf fiel.

      »Ich … ich hab so was«, gab ich Nefrot meine Information preis und das Lächeln, das sich diesmal auf meine Lippen stahl, war ein echtes.

      Da sprühten plötzlich Funken aus dem Terminal und für einen Moment ging auf der ganzen Station das Licht aus.

      Na toll.

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