Das Zeitalter der Extreme. Eric Hobsbawm
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Название: Das Zeitalter der Extreme

Автор: Eric Hobsbawm

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806239669

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СКАЧАТЬ auch 1941 gegen Rußland heraushielten. Im Gegensatz zu allen anderen kannte Japan diesen Gegner bereits, da der Staat 1939 in einem nie erklärten, aber entscheidenden Konflikt an der sibirisch-chinesischen Grenze gegen die Rote Armee zu Felde gezogen und schwer zugerichtet worden war. Nur in den Krieg gegen Großbritannien und die USA, nicht gegen die Sowjetunion, trat Japan im Dezember 1941 ein. Es war Japans Pech, daß die USA die einzige Macht waren, gegen die es tatsächlich antreten mußte; denn die amerikanischen Ressourcen waren den japanischen derart überlegen, daß die USA einfach siegen mußten.

      Für eine Weile schien es, als habe Deutschland mehr Glück. In den dreißiger Jahren, als der Krieg in immer greifbarere Nähe rückte, versäumten Großbritannien und Frankreich eine Allianz mit Sowjetrußland. Sowjetrußland zog es schließlich vor, sich mit Hitler zu verständigen, und Präsident Roosevelt wurde aus innenpolitischen Gründen davon abgehalten, sich mehr als nur auf dem Papier auf die Seite zu stellen, die er so leidenschaftlich unterstützte. So begann der Krieg 1939, nachdem Deutschland in Polen einmarschiert war und das Land innerhalb von drei Wochen besiegt und gemeinsam mit der mittlerweile neutralen Sowjetunion aufgeteilt hatte, als ein rein europäischer und in der Tat sogar rein westeuropäischer Krieg Deutschlands gegen Großbritannien und Frankreich. Im Frühjahr 1940 fiel Deutschland in Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Belgien und Frankreich mit geradezu lächerlicher Leichtigkeit ein. Es besetzte die vier erstgenannten Länder und teilte Frankreich in eine direkt von seinen siegreichen Truppen besetzte und verwaltete Zone und einen französischen Satelliten-»Staat« auf (dessen Führer sich aus den verschiedenen Strömungen der französischen Reaktion rekrutierten und den Begriff »Republik« ablehnten), dessen Hauptstadt Vichy in einem provinziellen Kurgebiet lag. Nur noch Großbritannien befand sich mit Deutschland im Krieg. Unter der Führung von Winston Churchill, der sich standhaft weigerte, Geschäfte irgendwelcher Art mit Hitler zu machen, schlossen sich seine gesamten nationalen Kräfte zu einer einzigen Front zusammen. Genau zu diesem Zeitpunkt beschloß das faschistische Italien zu seinem eigenen Nachteil, seine Neutralität, auf die sich seine Regierung vorsichtig zurückgezogen hatte, aufzugeben und zur deutschen Seite überzuwechseln.

      Der Krieg in Europa war praktisch zu Ende. Das Meer und die Royal Air Force verhinderten den Einmarsch der Deutschen in Großbritannien, aber umgekehrt hatte Großbritannien keine Möglichkeit, auf den Kontinent zurückzukehren, geschweige denn Deutschland zu besiegen. Die Monate in den Jahren 1940–41, in denen Großbritannien völlig alleine stand, waren ein wunderbarer Augenblick in der Geschichte des britischen Volkes, oder vielmehr jener, die das Glück hatten, diese Zeit zu durchleben. Doch die Chancen des Landes waren gering. Im Hemispheric-Defense-Rüstungsprogramm der USA, vom Juni 1940, wurde tatsächlich davon ausgegangen, daß jede weitere Waffenlieferung an Großbritannien nutzlos sei; und selbst nachdem die USA Großbritanniens Überleben als gesichert ansahen, war das Vereinigte Königreich nach amerikanischem Verständnis noch immer nicht viel mehr als ein transatlantischer Stützpunkt für die amerikanische Verteidigung. Mittlerweile war die Landkarte Europas neu gezeichnet worden.

      Die Sowjetunion besetzte vertraglich vereinbart jene Teile Europas, die das Zarenreich 1918 verloren hatte, abgesehen von den polnischen Gebieten, die von Deutschland übernommen worden waren, sowie Finnland, gegen das Stalin im Winter 1939–40 einen ungeschickten Krieg geführt hatte, der schließlich die russischen Grenzen ein wenig weiter von Leningrad wegrücken sollte. Hitler leitete eine Revision der Versailler Verträge bezüglich der ehemaligen habsburgischen Territorien ein, die sich aber nur als kurzlebig erweisen sollte. Und die britischen Versuche, den Krieg auf dem Balkan auszuweiten, führten erwartungsgemäß zur Eroberung der gesamten Halbinsel zuzüglich der griechischen Inseln durch die Deutschen.

      Deutschland überquerte schließlich das Mittelmeer hinüber nach Afrika, als es so aussah, als würde sein Verbündeter Italien (dessen militärische Leistungen im Zweiten Weltkrieg noch enttäuschender waren als die von Österreich-Ungarn im Ersten) von den Briten, die von ihrem Hauptstützpunkt in Ägypten aus operierten, vollständig aus seinem afrikanischen Imperium vertrieben werden. Doch das deutsche Afrikakorps unter einem der talentiertesten Generäle, Erwin Rommel, bedrohte schnell die gesamte britische Position im Nahen Osten.

      Durch Hitlers Einmarsch in die Sowjetunion am 22. Juni 1941 lebte der Krieg wieder auf. Dies war das entscheidende Datum des Zweiten Weltkriegs: eine derart sinnlose Invasion – denn sie zwang Deutschland zu einem Zweifrontenkrieg –, daß Stalin einfach nicht geglaubt hatte, Hitler würde auch nur daran denken. Doch für Hitler war die Eroberung eines ausgedehnten Landimperiums im Osten, das reich an Bodenschätzen und Sklavenarbeitern war, nur der logische nächste Schritt. Aber genauso wie alle Militärexperten, abgesehen von den japanischen, hatte er die sowjetische Widerstandsfähigkeit katastrophal unterschätzt – obwohl er in der Tat Anlaß dazu gehabt hatte, denkt man an die Desorganisation der Roten Armee nach den Säuberungen der dreißiger Jahre (siehe Dreizehntes Kapitel), an den offenkundig gewordenen Zustand des gesamten Landes, an die Auswirkungen des Terrors und an Stalins ungewöhnlich unvernünftige Eingriffe in die Militärstrategie. Doch tatsächlich schien das erste Vorrücken der deutschen Truppen ebenso rapid und entscheidend wie im Vorjahr im Westen. Anfang Oktober stand die Wehrmacht vor den Toren Moskaus, und es gibt Hinweise, daß Stalin ein paar Tage lang völlig demoralisiert war und tatsächlich an Friedensverhandlungen dachte. Doch dieser Augenblick ging vorüber; und das schiere Flächenausmaß, das Potential an Menschen, die physische Ausdauer, der Patriotismus und der rücksichtslose Kampfeswille der Russen konnten die Deutschen besiegen und der Sowjetunion genügend Zeit geben, sich wirkungsvoll zu reorganisieren – nicht zuletzt, indem man den höchst talentierten Militärführern (von denen einige erst jüngst aus den Gulags entlassen wurden) die Erlaubnis erteilte, alles zu tun, was sie für richtig hielten. 1942–45 war die einzige Zeit, in der Stalin eine Pause in seinem Terrorregime einlegte.

      Als klar wurde, daß der Krieg gegen Rußland nicht, wie von Hitler erwartet, innerhalb von drei Monaten entschieden werden konnte, war Deutschland verloren. Denn für einen langen Kampf und entsprechenden Widerstand war es nicht gerüstet. Trotz all seiner Siege hatte es weit weniger Flugzeuge und Panzer produziert als Großbritannien und Rußland (ohne die USA mitzuzählen). Doch eine neue deutsche Offensive nach einem grauenvollen Winter im Jahr 1942 schien dennoch wieder einmal ein ebenso glänzender Erfolg zu sein wie all die anderen zuvor und ermöglichte es den deutschen Truppen, bis tief in den Kaukasus und zur unteren Wolga vorzudringen. Nur, den Krieg konnte sie nicht mehr entscheiden. Die deutsche 6. Armee saß vor Stalingrad fest und wurde schließlich umzingelt und zur Kapitulation gezwungen (Ende August 1942 bis Januar/Februar 1943). Danach begannen die Russen ihren Vormarsch. Doch erst am Ende des Krieges sollten sie Berlin, Prag und Wien erreichen. Seit Stalingrad hatte jeder gewußt, daß die Niederlage Deutschlands nur noch eine Frage der Zeit war.

      Aber mittlerweile war der im Grunde immer noch europäische Krieg wahrlich zum Weltkrieg geworden, was nicht zuletzt an den anti-imperialistischen Aufständen unter den Untertanen und Vasallen von Großbritannien lag, das noch immer das größte aller weltweiten Imperien besaß. Sie konnten jedoch noch ohne große Schwierigkeiten niedergeschlagen werden. Die Sympathisanten Hitlers unter den Buren in Südafrika wurden interniert (sie tauchten nach dem Krieg wieder als Architekten des Apartheidregimes von 1948 auf), und Iraks Raschid Ali wurde nach seiner Machtübernahme im Frühjahr 1941 schnell wieder gestürzt. Viel wichtiger war, daß die Siege Hitlers in Europa ein Machtvakuum in Teilen Südostasiens hinterlassen hatten, in die nun Japan vordringen konnte, um über die hilflosen Relikte der Franzosen in Indochina schließlich ein Protektorat zu verhängen. Die USA, die diese Ausdehnung der Achsenmächte nach Südostasien nicht tolerieren konnten, begannen nun, Japan – dessen Handel und Versorgung vollständig auf dem Seeweg stattfanden – unter heftigen wirtschaftlichen Druck zu setzen. Genau dieser Konflikt sollte zum Krieg zwischen den beiden Staaten führen. Der japanische Angriff am 7. Dezember 1941 auf Pearl Harbor machte den Krieg endgültig zum Weltkrieg. Innerhalb weniger Monate waren die Japaner in das gesamte kontinentale und insulare Südostasien eingefallen und drohten nun, Indien von Birma im Westen aus und den einsamen Norden Australiens von Neuguinea aus zu überfallen.

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