Название: Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745208139
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Lane war stehen geblieben. Er war sich sicher, dass Reed ihn im Mondlicht ausmachen konnte. »Nicht schießen, Clay. Ich bin es, Lane Turpin. Ich bin verletzt und brauche deine Hilfe!«
»Lane Turpin?«, kam es fragend und misstrauisch zurück. »Wieso gehst du nicht nach Hause, wenn du Probleme hast? Warum kommst du mitten in der Nacht zu mir?«
Lane humpelte ein Stück weiter. In der Dunkelheit winselte Rex und scharrte mit den Pfoten.
»Lass mich in dein Haus, Clay, dann werde ich dir alles erklären.«
»Hattest du Ärger mit …«
Clay Reed wurde unterbrochen, als sich die Haustür knarrend öffnete. Lichtschein fiel ins Freie, die Gestalt einer Frau erschien im Türrechteck, und eine weibliche Stimme rief: »Lane, du lieber Himmel, was ist geschehen? Komm herein.« Sie lief ihm entgegen. Die Laterne schaukelte, das Licht warf ihren Schatten riesengroß und verzerrt auf den Boden.
»Zum Teufel damit!«, grunzte Clay Reed und zog das Gewehr zurück.
Lisa erschrak, als sie Lane aus der Nähe sah. Ihre dunklen Augen weiteten sich. Bestürzt musterte sie ihn, tausend Fragen stürmten auf sie ein.
»Es war Big Jim«, murmelte Lane und machte einen unbeholfenen Schritt auf sie zu. In seinem verzerrten Gesicht zuckten die Muskeln. Tief lagen seine Augen in den Höhlen. Innerhalb weniger Stunden schien er um Jahre gealtert zu sein. Tiefe Linien zogen sich von seinen Nasenflügeln bis zu den Mundwinkeln. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er sprach weiter — leise, losgelöst, hastig, als müsste er sich beeilen, alles loszuwerden: »Mein Vater und Dave sind tot. Ob Cole noch lebt, weiß ich nicht. Die Ranch ist …« Seine Knie wurden weich wie Butter. Die Betäubung kam wie eine graue, alles verschlingende Flut. Er schwankte. Lisa stützte ihn. Im Licht funkelten seine Augen wie Glas.
Lisa hatte begriffen. Schwer spürte sie Lanes Körper. »Drinnen, Lane«, flüsterte sie herb, mit vibrierender Stimme. »Du kannst uns alles im Haus erzählen. Komm.« Sie drehte den Kopf. Ihre Stimme hob sich, als sie hervorstieß: »Dad, schnell, Lane kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Du musst mir helfen!«
Clay Reed stapfte aus dem Haus. Er schaute ebenso betroffen wie seine Tochter, als er Lane aus der Nähe sah, dann aber kehrte der finstere Ausdruck in sein lederhäutiges Antlitz zurück. Er legte sich Lanes linken Arm um die Schultern, hielt ihn am Handgelenk fest und grollte: »Du siehst elend aus, Turpin, und ich habe das Gefühl, dass ich dich eigentlich zum Teufel jagen müsste. Wahrscheinlich reite ich mich bis zum Hals in den Verdruss hinein, wenn ich es nicht tue. Nun, wir werden es ja sehen.«
Sie schleppten Lane ins Haus. Schließlich hockte er auf einem Stuhl am rohen, grobgezimmerten Tisch. Zu seinen Füßen bildete sich eine Wasserlache. Sein Kinn war auf die Brust gesunken. Er hielt die Augen geschlossen.
Clay zog den Blendladen zu und schloss das Fenster. Die Lampe stand auf dem Tisch. Ihr Licht riss den karg und ärmlich eingerichteten Raum aus der Finsternis.
Lisa schnitt Lanes Hosenbein auf. Die Wunde war vom Wasser aufgequollen, die Wundränder sahen weißlich und teigig aus. Ein feiner Blutfaden, der sich mit dem Wasser auf Lanes Haut vermischte, rann heraus. Das Mädchen hatte sich noch immer nicht ganz von seinem Schrecken erholt. Immer wieder streifte sein besorgter Blick Lanes Gesicht.
Clay beugte sich über die Wunde. »Die Kugel ist hinten wieder ausgetreten«, murmelte er und seine Stirn war nachdenklich gefurcht. »Ein glatter Durchschuss. Hol das Zeug zum Desinfizieren, Lisa, und Verbandszeug. Er ist jung, stark und zäh. In einer Woche kann er wieder rennen wie ein Hase.«
Er ging um den Tisch herum und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Weit streckte er die Beine von sich.
Und während Lisa in ein angrenzendes Zimmer lief, schnappte Clay: »Dann spuck mal aus, Lane, was es gegeben hat. Ich ahne zwar, dass der Krieg zwischen euch und der Great Sand Ranch zum Ausbruch gekommen ist, aber ich will Einzelheiten hören.« Seinem Ton fehlten Frische und Wärme, er war sachlich und fordernd.
Lane hob das Gesicht und öffnete die Augen. Seine blutleeren Lippen bewegten sich: »Es gibt nicht viel zu berichten«, murmelte er. »Bill Forsyth hat meinen Vater erschossen und ich habe Bill Forsyth getötet. Heute Nacht kam Big Jim mit seinem Rudel auf die Bar-T. Dave starb, Cole fiel Big Jim in die Hände, die Ranch ging in Flammen auf. Ich entkam den Wölfen. Das ist die Geschichte, Clay.«
Lisa kam zurück. Sie kniete sich neben Lane auf den Fußboden und begann, seine Wunde zu versorgen. Sie arbeitete stumm und sorgfältig.
»Es ist eine verdammt üble Geschichte, Turpin«, stieg es dumpf aus Clay Reeds Kehle. »Weshalb kommst du ausgerechnet zu mir damit?« Fast feindselig schaute er Lane dabei an.
»Vater!«, rief Lisa vorwurfsvoll und zurechtweisend und schoss Clay Reed einen vernichtenden Blick zu. »Wohin hätte er sich sonst wenden sollen?« Sie hatte die Wunde mit Peroxyd desinfiziert und verband ihn nun. Lane spürte pochenden Schmerz.
Reed zuckte nichts sagend mit den Achseln. »Er hätte wissen müssen, dass ich mich niemals einmischen werde. Ich arbeite öfter mal für Big Jim.« Seine Brauen schoben sich zusammen wie dunkle Raupen. Eine steile Falte stand plötzlich über seiner Nasenwurzel. »Und ich bin sehr dankbar dafür, dass Big Jim mich in Ruhe lässt. Darum hätte er nie herkommen dürfen.«
»Ich bin nicht hier, um mich bei dir zu verkriechen, Clay.« Lanes Tonfall gewann an Festigkeit. »Aber ich wäre dir für einige Dinge sehr dankbar …«
»Ich glaube nicht, dass ich auch nur einen Finger für dich krumm mache, Turpin!«, unterbrach ihn Reed eisig und unbarmherzig. Er nahm die Beine zurück, beugte sich weit über den Tisch. In seinem Blick erschien eine zornige Flamme, »Ich lasse mich von dir in nichts hineinziehen, was mich Kopf und Kragen kosten kann!«, fauchte er bissig. »Euer Krieg interessiert mich nicht. Soll Big Jim auch mir und Lisa das Haus über dem Kopf anzünden?«
Abrupt richtete Lisa sich auf. Ihre roten, sinnig geschnittenen Lippen verzogen sich angeekelt. »Soll das etwa heißen, Vater, dass du Lane in diesem Zustand wieder in die Nacht hinausjagen willst? Hast du denn kein Gewissen? Sind dir Ruhe und Sicherheit mehr wert als ein Menschenleben?« Die Leidenschaft in ihrer Stimme erschütterte Lane.
»Natürlich, das ist mir schon klar!«, giftete Reed und funkelte seine Tochter an. »Du ergreifst seine Partei, weil dir der Kerl etwas bedeutet. Denkst du denn, ich habe es nicht bemerkt, dass er immer wieder nur deinetwegen zu uns gekommen ist? Die Blicke, die ihr gewechselt habt, waren deutlich genug.« Sein Kopf schnellte herum zu Lane. »Denke nur nicht, Turpin, dass ich persönlich etwas gegen dich habe. Ganz und gar nicht.« Seine Stimme hatte wieder den sachlichen Tonfall angenommen. »Aber wie ich Big Jim kenne, kreuzt er in spätestens einer Stunde bei mir auf, weil er nicht dumm ist und sich an fünf Fingern abzählen kann, wohin du dich gewandt hast. Und er wird mich an den Ohren aufhängen, wenn er dahinter kommt, dass ich dir geholfen habe. Du hast nichts mehr zu verlieren. Aber ich! Und ich werde alles verlieren, wenn …«
Lisas entrüstetes Zischen schnitt ihm das Wort ab. Es glich dem wütenden Zischen einer Schlange. Der Anflug von Wildheit in ihren ebenmäßigen Zügen ließ erkennen, dass sie kurz vor der Explosion stand. »Ich schäme mich für dich, Vater!«, sprudelte es aus ihr heraus. »Ja, es stimmt: Lane bedeutet mir etwas — er bedeutet mir eine ganze Menge. Und ich werde ihm helfen. Versuch nur nicht, mich davon abzuhalten. Ich fürchte Big Jim nicht. Wenn Lane СКАЧАТЬ